Welche Bücher lest Ihr?

[rahzel]

gidi schrieb vor einer Stunde:

Ja eh... furchtbar peinlich sich andere Meinungen (noch dazu von professionellen Schreibern) anzuhören. Lieber einfach mal gleich vom "Meisterwerk" reden. 

Furchtbar peinlich zu denken, man könnte über ein Buch urteilen und andere darüber belehren, weil man die Meinung eines professionellen Schreibers (!) gelesen hat.  Da merkt man schnell, es ist alles gesagt. Passt schon. 

bearbeitet 1. Februar 2017 von rahzel

[gidi]

Belehren? Nein, aber darauf aufmerksam machen, dass man nicht jedes Marketingwort vom nächsten Meisterwerk usw. glauben sollte... ja das sollte eigentlich möglich sen. Wie viele Rezensionen braucht's dazu denn, um in deiner Welt sowas tun zu dürfen?

P.S. Im übrigen ist die verlinkte Rezension keineswegs total negativ... aber lesen müsste man sie natürlich schon. 

bearbeitet 1. Februar 2017 von gidi

[schmechi]

Die ostpreussischen Landadeligen von Globig bewohnen Gut Georgenhof. Auch im letzten Kriegswinter 1944/45 geht das Leben zunächst seinen gewohnten Lauf, vom Krieg und von Entbehrungen ist zunächst noch wenig zu spüren. Doch allmählich rückt die Front näher und das Leben der von Globigs gerät aus den Fugen. Letztlich entscheidet man sich zur Flucht aus der Heimat.

Kempowski baut langsam Spannung auf und entwickelt die Charaktere, um die Handlung letztlich mitten in der Tragödie der Flucht Abertausender Deutscher aus Ostpreussen kulminieren zu lassen. Die Vertreibung eines ganzen Volkes wird anhand den Erlebnissen der Familie von Globig greifbar und gelingt es Kempowski meisterhaft, anhand seiner Hauptprotagonisten darzustellen, wie sich verschiedene Charaktere in Ausnahmesituationen verhalten. Virtuos setzt Kempowski in diesem Zusammenhang das Stilmittel der erlebten Rede ein und erreicht so eine hohe Identifikation des Lesers mit seinen Protagonisten.

Wenngleich Kempowskis Roman problembehaftete Themen wie Krieg, Nazigreuel, Vertreibung und Revanchegelüste nicht ausspart, kommt sein Roman ohne erhobenem Zeigefinger aus: Verurteilende Anklagen oder Rechtfertigungen bleiben aus, die Wertung bleibt dem Leser überlassen. Der Autor bestätigt somit in seinem letzten Roman seinen Ruf als Chronist der deutschen Zeitgeschichte und schildert trotz drastischer Bilder in unaufgeregter Sprache den Ablauf der Ereignisse, ohne selbst Werturteile vorzunehmen.

 

 

 

[MILANISTA]

Falls sich wer für Bitcoin bzw DLT interesssiert, dann kann ich gerne das Buch empfehlen:

Paul Vigna & Michael Casey: Cryptocurrency - The Future of Money

Hat btw. schon jemand Ian McDonald's LUNA gelesen?

Wird vielerorts als Game of Thrones am Mond beschrieben...

[kerozene]

 

[schmechi]

"Les Étoiles de Sidi Moumen" - so auch der Originaltitel - ist eine Fußballmannschaft verwahrloster Jugendlicher in der von einer Mülldeponie geprägten Barackensiedlung Sidi Moumen, einem Vorort Casablancas. Muh, genannt Jaschin, erzählt die Geschichte ihrer Adoleszenz zwischen Armut, Gewalt und Hoffnungslosigkeit. Einen scheinbaren Ausweg bietet den Jugendlichen der radikale Islamist Abu Subair, der sie zu einem Selbstmordanschlag überredet.

Mahi Binebine bewegt sich auf einem schmalen Grat: Durch die realistische Schilderung der trostlosen Lebensumstände in Sidi Moumen und die Strahlkraft der vermeintlichen Rettung durch die Zuwendung zum Islam, schafft er Verblüffendes, nämlich so etwas wie Verständnis für das Unfassbare des Selbstmordterrorismus zu wecken. Trotzdem gerät er nicht in den Verdacht, religiös motivierte Gewalt gutzuheißen oder zu entschuldigen. Ganz im Gegenteil, es gelingt ihm ein einleuchtender und bewegender Erklärungsversuch durch einen authentischen Blick auf die marokkanische Gesellschaft.

Auch stilistisch überzeugt Binebines Roman: Jaschin erzählt die Geschichte als allwissender Ich-Erzähler aus der Distanz des Jenseits. Er tut dies, mittlerweile das Geschehene bereuend und die falschen Versprechen Abu Subairs entlarvnd, aber dennoch mit heiterem Unterton. Mahi Binebine hat zu einem Thema, wie es aktueller und bedeutender kaum sein könnte, ein Meisterwerk der arabischen Literatur geschaffen.

 

 

[Homer_Simpson]

 

[FoikiOÖ]

[Imperator]

Gerade fertig geworden mit:

Bevor ich mit dem zweiten Teil weiter mache, aber als Abwechslung dazu, was völlig anderes:

 

[schmechi]

In der futuristischen Megacity Metropolis vergnügen sich die Reichen und Schönen, während die Arbeiterschaft im Akkord schuften und ein trauriges Leben im unterirdischen Bereich der Stadt fristen muss. Der Reichtum der Stadt fußt auf der Ausbeutung der Arbeiter und auf intelligenten, den Alltag beherrschenden Maschinen. Freder, Sohn des allmächtigen Gebieters über diese Maschinen und sohin Herrschers der Stadt, verliebt sich in Maria, Bewohnerin der Unterstadt. Die Liebe der beiden setzt Ereignisse in Gang, die die Ordnung von Metropolis ins Schwanken bringt.

Von Harbous expressionistische Romanvorlage für Fritz Langs monumentalen Science-Fiction-Stummfilm-Klassiker überzeugt mit einer dystopischen Darstellung einer Zweiklassengesellschaft. Der Roman ist zugleich eine Warnung vor kritiklosem Fortschrittsglauben. Die maschinengesteuerte Stadt Metropolis weckt bewusst Assoziationen mit dem Turmbau zu Babel.

Die Autorin erwirkt durch rasche Handlungsabläufe, kurze Sätze und stakkatohafte Einschübe ein rasantes, dem futuristischen Thema angepasstes Tempo, vermag sprachlich aber nicht zu überzeugen: Ihre Sprachbilder wirken unpassend, sperrig und gekünstelt. Von Harbou verwendet zahlreiche beschreibende Adjektive und Metaphern, deren Stimmigkeit nur selten gegeben ist. Hinzu kommen willkürliche Bezüge zu religiösen und historischen Figuren und Legenden, die im Kontext nur oberflächlich zur Erzählung passen. Von Harbou schafft so ungewollt Disharmonien, die sich auf die Lesefreue auswirken.

Summa summarum ist van Harbous eigentliches Meisterwerk nicht dieser Roman, sondern das parallel für Fritz Lang geschaffene Drehbuch, welches dieser wiederum genial umsetzte. Es handelt sich um einen der wenigen Fälle, bei denen die Romanvorlage deutlich hinter der filmischen Umsetzung hinterherhinkt.

 

 

[FoikiOÖ]

[FoikiOÖ]

[kingofkings92]

Gerade fertig geworden, hat mir sehr gefallen und kann ich nur weiter empfehlen. ;-)

" Es ist seltsam mit der Demokratie. Jeder ist dafür, aber keiner glaubt mehr so recht daran, dass sie funktioniert, jedenfalls nicht durch Wahlen. Wenn die Ergebnisse anders lauten als gewünscht, ist rasch der Vorwurf des Populismus im Raum. Immer weniger Menschen gehen wählen, die Mitgliederzahlen der politischen Parteien gehen dramatisch zurück. Wie kann überhaupt eine Demokratie effizient arbeiten und langfristig tragfähige Entscheidungen treffen, wenn die Politiker ihr Handeln vor allem an einem ausrichten müssen: Bei der nächsten Wahl wollen sie wiedergewählt werden.
David Van Reybrouck beschreibt diesen Mechanismus mit bestechend klaren Argumenten als 'demokratisches Ermüdungssyndrom'. Wie kommen wir davon weg? Vielleicht sind ganz neue Wege nötig, auch wenn sie auf den ersten Blick ganz weltfremd erscheinen? David Van Reybroucks Vorschläge nehmen ein sehr altes demokratisches Prinzip auf, das schon im antiken Athen praktiziert wurde: Das Los. Bis hin zur Französischen Revolution wurde dieses demokratische Mittel oft angewendet, etwa auch in blühenden Republiken wie Venedig oder Florenz zu Zeiten der Renaissance. David Van Reybrouck zeigt, wie das auch heute ganz praktisch unsere machtlos gewordene Demokratie lebendiger machen kann. "

[Hafiz_1970]

Vor kurzem verschlungen innerhalb kurzer Zeit. Artjom muss sich durch die Metroschächte des durch Atombomben zerstörten Moskau kämpfen, da er einen sehr wichtige Auftrag erhält. Bin schon gespannt auf den zweiten, auch wenn ich stark davon ausgehen muss, dass der nicht so gut sein wird, wenn man die Rezensionen so liest. 

 

Aktuell: 

Das Haus an der Moschee steht schon seit Jahrhunderten dort, doch während der Regierungszeit des Schahs ist die Geschichte auf einem besonderen Höhepunkt. Würde ich nicht so viel zum Lernen haben, dann hätte ich es an einem Tag ausgelesen... Ist ziemlich fesselnd. 

[Vöslauer]

Hafiz_1970 schrieb vor 29 Minuten:

Vor kurzem verschlungen innerhalb kurzer Zeit. Artjom muss sich durch die Metroschächte des durch Atombomben zerstörten Moskau kämpfen, da er einen sehr wichtige Auftrag erhält. Bin schon gespannt auf den zweiten, auch wenn ich stark davon ausgehen muss, dass der nicht so gut sein wird, wenn man die Rezensionen so liest. 

Das Buch hat mir erst unlängst jemand empfohlen, liest sich spannend.