Fanszene Hütteldorf


Dexta

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Fr33sp4m3r

:lol:

so kann man sichs auch drehen.

na was sonst? "bleib bei uns, hackl weiter als installateur wennst überhaupt a hackn findest (...)"?

btw. wers noch nicht gelesen hat:

(q: tr96)

Ein Versuch, der leider schon sehr früh zum Scheitern verurteilt war….

Hiermit kehren wir als aktive Gruppe offiziell unserem österreichischen Nationalteam den Rücken. Was am 18.08.2004 mit dem Heimspiel gegen Deutschland begann, hört mit dem 01.06.2007, nach fast genau drei Jahren, wieder auf. Nachdem wir auch in den Jahren davor relativ regelmäßig bei Heim- und Auswärtsspielen der Nationalmannschaft vertreten waren, wurde es uns mit der Zeit zum Anliegen, die total eingeschlafene Österreich-Kurve zu beleben, was auch vom Start weg nicht schlecht gelang.

Mit Hilfe von diversen Choreographiematerialien zauberte man immer wieder schöne (wenn natürlich auch nie ganz perfekte) Aktionen auf die diversen Tribünen. Deren Ablauf muss man sich natürlich anders vorzustellen, als auf der West des Hanappistadions, wo jeder genau weiß, „wie der Hase läuft“. Sehr viel mühsame Überzeugungsarbeit und anfänglich auch einigermaßen ausreichende Unterstützung von Verbandsseite sorgten letztendlich dafür, dass sich relativ schnell kleine aber feine Erfolge auf diesem Gebiet einstellten.

Man konnte und wollte es natürlich nie allen recht machen, aber es sollte einfach gezeigt werden, dass es trotz aller kritischen Stimmen (innerhalb der eigenen Szene und im restlichen Fußball begeisterten Österreich) möglich ist, gruppen- und vereinsübergreifend für die 90 Minuten der Länderspiele gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Nur drei Jahre später nehmen wir den Hut und können nun nicht mehr tun, als abschließend resümieren. Als Fanklub eines Bundesligavereins und daher natürlich nicht zu 100% neutraler Gruppe ist so eine Umsetzung definitiv NICHT möglich. Schon gar nicht ohne wirklichen Ansprechpartner beim österreichischen Fußballverband.

Eigentlich begann die Talfahrt schon mit der drei Stunden vor Anpfiff abgesagten Wales-Heimspielchoreographie am 30. März 2005, mit der ein 4-stelliger Eurobetrag - nie wurde auch nur ein angebotener Cent vom ÖFB für Aktionen angenommen und verwendet - auf gut Deutsch in den Sand gesetzt wurde, da die Verantwortlichen nicht in der Lage waren, schon Wochen vorher (bei der Anmeldung der Choreographie) auf etwaige Brandschutzprobleme und Vorschriften hinzuweisen. Die Geschichte dürfte hinlänglich bekannt sein, die Choreo wurde verboten und das Verhältnis zwischen uns und dem Verband war dadurch erheblich gestört. Man wartete auf Reaktionen von offizieller Seite, welche aber bis zum heutigen Tage ausblieben. Etliche eigentlich einfache und verständliche Wünsche und Anregungen unsererseits wurden eiskalt und ohne auch nur ansatzweise Versuche, Lösungen zu finden, abgelehnt, oder schlicht ignoriert. Dennoch gab man die Hoffnung nicht auf. Bis auf das Match in Aserbaidschan war man als Gruppe bei sämtlichen Auswärtsspielen in Europa und dies mit einer durchwegs beachtlichen Anzahl von Mitgliedern und Freunden. Man versuchte auch auswärts etwas auf die Beine zu stellen. Hier ist vor allem das Spiel in Cardiff gegen Wales zu erwähnen – ein wahrer Meilenstein in den Anfangszeiten. Genau dieser Auftritt im Millennium Stadium gab soviel Kraft für lange, lange Zeit. Ein starker und kompakter Österreichblock, der wirklich für 90 Minuten hindurch sang und klatschte und so für Stimmung sorgte! Dies sollte aber zugleich auch leider der letzte wirkliche Höhepunkt bleiben, obwohl auch im Ernst Happel Stadion supporttechnisch ein absoluter Aufwind zu verzeichnen war.

Auf Heimspiele in anderen Bundesländern verzichtete man nach dem „Versuchsprojekt“ am 17.08.2005 in Graz, da es augenscheinlich nicht möglich ist, mit etwa zwei dutzend Personen in ein „fremdes Heimstadion“ zu fahren und dort die unterschiedlichsten anderen Vereinsfans für sich und seine Aktivitäten zu gewinnen. Hier prallten einfach zu unterschiedliche Ansichten aufeinander. Trotz allem war man aber auch hier bei sämtlichen Spielen (allerdings eher passiv) mit einer Handvoll Personen vertreten und wollte sich einfach ansehen, ob sich nicht doch nach und nach ein kleiner Stimmungskern entwickelt. Diese Hoffnung musste man allerdings schnell wieder ad acta legen - zu unregelmäßig die Spiele und zu verschieden die Grundeinstellungen…

Es folgten viele weitere Enttäuschungen, vor allem auswärts erhielt fast gar keine Unterstützung, musste vieles in der Organisation auf gut Glück versuchen und so einen Rückschlag nach dem anderen einstecken.

Für vieles wurde man verantwortlich gemacht, doch nur selten war jemand bereit für klärende Dialoge. Die Krise des österreichischen Fußballs tat danach ihr übriges. Niederlagen oder Katastrophenspiele, vor allem im letzten Jahr, ließ natürlich eine negative Grundstimmung aufkommen. Den Mund und die eigene Meinung ließ man sich natürlich trotz allem nie verbieten, was uns abermals kalten Wind entgegen blasen ließ!

Und nun als krönender Abschluss die beiden Länderspieltermine im Gerhard Hanappi Stadion. Sofort nach dem bekannt werden der ersten Gerüchte über diesen Irrsinn wurde ausdrücklich auf etwaige Probleme hingewiesen und auch versucht, hier noch etwas zu verhindern. Doch alle Argumente wurden als Schwachsinn und Schwarzseherei abgetan oder wieder einmal gänzlich ignoriert.

Für uns als Gruppe natürlich keine einfache Situation. Die Thematik Rapid Wien und das Nationalteam, die teils doch sehr krass gegen Länderspiele eingestellte Fraktion in der Hütteldorfer Szene und die Rückkehr des ehemaligen Rapidkapitäns, der mit seinem Wechsel zu RB Salzburg und den damit einhergehenden Aussagen sämtliche Sympathien in der grün weißen Fangemeinde verspielt hat, ins Hanappistadion. Hier ist einfach zuviel passiert, um darüber hinwegsehen zu können, zumal er sich damals der direkten Konfrontation ja feige entzogen hat.

Unser Verhalten wurde lange intern diskutiert und man einigte sich auf einen passiven Pro-Österreich Auftritt und versuchte, keine Anti-Österreich-Gesänge zuzulassen, was auch durchwegs gelang. Um ein Zeichen zu setzen, dass im Hanappi-Stadion nur Rapid zählt, wurde auch der Banner an den ÖFB adressiert, welcher während den ersten 45 Minuten des Schottlandspiels präsentiert wurde!

Die Emotionen gegen Andi Ivanschitz sind für viele Außenstehenden ganz sicher nicht verständlich, doch innerhalb der Hütteldorfer Fanszene durchaus nachvollziehbar. Für die Medienlandschaft ist die ganze Geschichte natürlich wieder ein gefundenes Fressen! Auch wird uns von einigen Seiten eine zuvorkommende Nachgiebigkeit gegenüber den Ultras Rapid unterstellt. Wahr ist vielmehr, dass die komplette Vorgehensweise ausgiebig und in vielen Gesprächen über Wochen zwischen den beiden Gruppen und mit allen anderen Gruppen des Block West abgestimmt wurde, bis eben diese dann stattgefundene Einigkeit erzielt wurde. Von Unterdrückung also kein Wort.

Für uns als Gruppe natürlich nur noch viel schlimmer, dass uns als Erstes am Tag danach von offizieller Seite ein Angriff auf die im Stadion anwesende „Musikkapelle“ angedichtet wurde. Von diesem Märchen können wir uns nur abermals aufs energischste distanzieren! Und natürlich wurde man auch für viele andere Dinge sofort wieder alleinig verantwortlich gemacht. Auch dass man ein Spruchband im Block West ohne Einwände als antisemitisch bezeichnen ließ und meinte, und der Vorwurf, dass unserem Sektor keine Fans seien und wir den Fußball nicht lieben würden, zeugt nicht gerade von in Übermaß vorhandenem Fachwissen. Diese Aussagen entbehren jeder Grundlage und können von uns wiederum nur aufs energischste zurückgewiesen werden. Vielleicht sollte sich ein gewisser Herr künftig darauf beschränken, seine Finger in die diversen Lostöpfe der europäischen Bewerbe zu stecken und selbige vom Österreichischen Fußball lassen.

Insgesamt waren diese Vorkommnisse aber nur mehr der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte. Eine Kooperation zwischen den Fans und dem Verband sind mit diesen Personen an der Spitze einfach nicht möglich. Das Verständnis für eine positive und aktive Fankultur ist nicht einmal ansatzweise vorhanden und einzig der Kommerz und die „Very Important People“ sind ein wirkliches Anliegen. Personenkreise die nicht in das vorgezeichnete Schema hineinpassen, sind nicht erwünscht und andere Meinungen natürlich schon gar nicht.

Als Einzelpersonen werden wir sicherlich auch weiterhin zu Spielen des Teams fahren, aber mit Sicherheit nicht mehr als Gruppe, alleine schon deshalb um nicht in den Verdacht zu geraten, man springe auf den ohnehin nur dahinzuckelnden Euphoriezug der EURO 2008 auf!

Drei Jahre in denen man viel schönes erleben durfte, die aber von zu vielen Rückschlägen geprägt waren, gehen hiermit zu Ende. Diskutiert wurde dieser Schritt schon wochenlang, doch gerade jetzt nach den jüngsten Ereignissen finden wir es angebracht, dem Team Lebewohl zu sagen! Die frei so gewordenen Ressourcen in zeitlicher und wegen der Choreographiematerialien und teils aufwendigen Auslandsreisen nicht zuletzt auch finanzieller Hinsicht, werden wir nicht brach liegen lassen, sondern in vermehrt und konzentriert in unsere aller wahre Liebe, den SK Rapid Wien und dessen in jeder Hinsicht einzigartige Fanszene, „investieren“. Im Gegensatz zum ÖFB wird dort nämlich Engagement und Kreativität geschätzt und unterstützt.

Unsere Liebe zu Rapid geht über alles andere – also auch über das Nationalteam!

Tornados Rapid 1996 „Sektion Nationalteamsupport“

Wien, am 01.06.2007

bearbeitet von k3nny

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Stammspieler

Also in punkto Kommerz hast du ja vollkommen recht. Aber der Unterschied liegt wohl darin, dass die EM über Wochen in einem Land ausgetragen wird und die dortige Fanszene doch sehr darunter zu leiden hat. Das ist bei CL-Spielen anders.

dümmster satz ever ! :lol:

erklär mir bitte wie die österreichische fanszene unter der EM leidet. :aaarrrggghhh:

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Wichtiger Spieler

Hab das schon irgendwo gelesen, warum. Aber wieder vergessen, war damals diese Aktion ("Die Kurve gehört uns"). Aber wenns irgendwer noch mal erläutern könnte, wärs nett. Danke im Voraus.

PS: Verstehe nämlich auch nicht wie die Fanszene drunter zu leiden hat. Also ich jedenfalls nicht. Hoffe ja immer noch, dass die Engländer nach Wien kommen. Ich war gemeinsam mit 5 Briten in Deutschland 2006, war einfach ein Hammer.

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Im ASB-Olymp

naja da darf sich der block west aber auch bissi selbst an die nase greifen und ned nur alles auf das böse kommerz event schieben...

bist sicher auch son A.C.A.B schreier ;)

Natürlich müssen sich einige Leute in den Kurven auch selber an der Nase nehmen, aber das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Polizeiwillkür keine Erfindung von irgendwelchen Ultras ist.

Und nein, unter normal nüchternem Zustand bin ich eigentlich keiner "dieser A.C.A.B. Schreier" ;)

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Fr33sp4m3r

Da kein Moderator mehr hier ist, möchte ich sagen, dass dieser Artikel schon im ÖFB Channel diskutiert wird. :)

und? TR96 sind ein BW fc. und da es auch rapid bezug gibt, kann es auch hier diskutiert werden.

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Mein Gott, Adamski! Bitte!

Natürlich müssen sich einige Leute in den Kurven auch selber an der Nase nehmen, aber das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Polizeiwillkür keine Erfindung von irgendwelchen Ultras ist.

Muß ich leider zustimmen. Hatte auch schon ein sehr unangenehmes Erlebnis mit der hiesigen Polizei. Und das konnte man einzig und allein mit Willkür beschreiben. Seitdem ist mein Verhältnis zu den Uniformierten sehr gespalten.

Und nein, unter normal nüchternem Zustand bin ich eigentlich keiner "dieser A.C.A.B. Schreier" ;)

Trotz allem gehör ich da auch nicht dazu.

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Postinho

dümmster satz ever ! :lol:

erklär mir bitte wie die österreichische fanszene unter der EM leidet. :aaarrrggghhh:

in österreich passiert im vergleich zum mit-gastgeberland schweiz eh relativ wenig da die landsweite szene(bezogen auf die bundesliga) doch eher bescheiden ist.

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Fr33sp4m3r

hrhr...

q: http://www.sozialismus.net/

Ein Kommentar zu den Protesten der Rapid-Fanklubs beim Länderspiel gegen Schottland

Beim Testspiel gegen Schottland am 30. Mai kassierte die österreichische Fußball-Nationalmannschaft wieder einmal eine verdiente Niederlage. Da der Österreichische Fußballbund (ÖFB) wusste, dass er das große Happel-Stadion in Wien-Leopoldstadt niemals voll bekommt, fand das Spiel im kleineren Hanappi-Stadion in Wien-Hütteldorf statt, der Heimstätte von Rapid Wien. Auch dort kamen zum Länderspiel mit etwas über 12.000 weniger ZuschauerInnen als zu einem durchschnittlichen Rapid-Heimspiel ...

Vor Allem aber erlebte der Fußballbund eine unangenehme Überraschung. Die Rapid-AnhängerInnen rund um den größten Fanclub, die Rapid-Ultras, zogen eine Botschaft an den Fußballbund auf: "@ ÖFB: Im Hanappi nur Rapid!" Der Teamkapitän, Andreas Ivanschitz, der eineinhalb Jahre zuvor zum reichen Konkurrenten Red Bull Salzburg gewechselt war, wurde das ganze Spiel hindurch ausgepfiffen und beschimpft. Nach der Pause machten die Rapid-Fans dann mit einem neuen Transparent klar, was sie von der Europameisterschaft, die in einem Jahr in Österreich/Schweiz stattfinden wird, halten: "Kommerz und Repression für ein Event, das uns nicht interessiert und bei dem Österreich gegen jeden Gegner verliert".

Danach überschlugen sich die österreichischen Medien tagelang vor Empörung über das unpatriotische Verhalten der Rapid-Fans. Sämtliche Zeitungen, vom rechten Boulevard ("Kronenzeitung") über "Kurier" und "Österreich" bis hin zum liberalen "Standard" geiferten über die "Schande von Hütteldorf". Die Rapid-Fans hätten sich gegenüber Ivanschitz unfair und gemein verhalten, sich gegen das Nationalteam gestellt, würden Österreich schaden und seien überhaupt "Verrückte". Und was das hiesige liberale "Bildungsbürgertum" vom Anhang aus Hütteldorf hält, konnte beispielsweise im Forum des Online-Standards nachgelesen werden. Von "Dreck", "Affen" oder "primitiven Proleten", die man für ihre Aktionen "ins Arbeitslager stecken" solle, war da unter Anderem die Rede. Obwohl selbst der Wiener Polizeichef Mahrer sagte, dass es eigentlich ein ruhiger Abend war und es keine nennenswerte Gewalt gab (lediglich das Werfen von ein paar Feuerzeugen, als Ivanschitz Eckbälle trat), forderte die patriotisch erregte Journaille "Maßnahmen", etwa die Sperre der Westtribüne des Hanappi-Stadions. Bezeichnenderweise gibt es niemals auch nur annähernd eine solche Aufregung im bürgerlichen Blätterwald, wenn von Fans verschiedenster Vereine etwa schwarze Spieler rassistisch beschimpft werden.

Der Rapid-Präsident (und ehemalige SPÖ-Politiker Edlinger) distanzierte sich brav von den eigenen Fans. Nationaltrainer Hickersberger zeigte sich "schockiert" und bedauerte es, früher Rapid-Trainer gewesen zu sein. Und der unvermeidliche ÖFB-Präsident Stickler tat sich wieder mal als Scharfmacher hervor und kündigte inhaltliche Kontrollen von Transparenten an. Angesichts der jämmerlichen sportlichen Leistungen des österreichischen Teams hat er natürlich jedes Interesse daran, die Rapid-Fans als Sündenböcke aufzubauen und die patriotische Karte zu spielen.

Gegen diese nationalistische Hetzkampagne und das aggressive Einfordern eines nationalen Schulterschlusses in Bezug auf die Europameisterschaft müssen linke Fußballfans (aller Vereine) und die Linke insgesamt die Rapid-Fanklubs verteidigen. Ihre Aktion beim Länderspiel gegen Schottland war in der Stoßrichtung gegen die von Kommerz und Repression dominierte EM gut und unterstützenswert. Die Kosten für dieses Projekt werden aus Steuergeldern getragen, während einige große Konzerne voll abkassieren werden. Es handelt sich dabei also um eine Umverteilung von Unten nach Oben. Die Kommerzialisierung des Fußballs wird vorangetrieben werden. Und auch außerhalb des Sports dürfen wir uns von der EM negative Begleiterscheinungen erwarten. So kündigte die Wiener Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner (SPÖ) in einem Interview mit der "Presse" die Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten samt Sonntagsöffnung für den Zeitraum des Events an.

Die Rapid-Fans haben außerdem Recht, dass unter dem Deckmantel der Sicherheit bei der EM die Repression gegen Fußballfans vorangetrieben wird. Seit Monaten diskutieren ÖFB, Polizei und Politik über die Einführung einer Präventivhaft und ähnliche Einschränkungen grundlegender BürgerInnenrechte. Wie auch schon bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland werden voraussichtlich auch hierzulande Stadien sowie deren Umfelder, "Fanmeilen" und öffentliche Plätze mit Videokameras überzogen werden - die dann selbstverständlich auch nach der EM bestehen bleiben. Und die Polizei bereitet sich unter Anderem dadurch auf die EM vor, dass sie Situationen in den Stadien mutwillig eskaliert. Beim vorletzten Wiener Derby (Austria gegen Rapid) wurde beispielsweise ein Rapid-Fansektor gestürmt, nur weil zwei Betrunkene mit Bier geschüttet hatten; die Folge war eine gewalttätige Auseinandersetzung, die dann natürlich den Fans angelastet wurde und nach der "härtere Maßnahmen" gefordert wurden.

Was die Pfiffe und Beschimpfungen gegen Ivanschitz betrifft, so ist er einerseits ein "Arbeitnehmer", der seine Ware Arbeitskraft an denjenigen verkauft, der ihm am meisten dafür zahlt, in diesem Fall eben Red Bull Salzburg. Andererseits ist Ivanschitz nicht irgendein "Arbeitnehmer", sondern ein Spitzenverdiener mit Millionenvermögen, der die Fans, die ihn groß gemacht haben, mitten in der Meisterschaft zum völlig kommerzialisierten Retortenklub Red Bull (der gerade zu diesem Zeitpunkt die dortige eigenständige Fankultur zerschlagen hat - die Fans begannen dann in einer unteren Spielklasse eine neue Austria Salzburg aufzubauen) verlassen hat, um noch mehr Geld zu scheffeln. Das kann man/frau natürlich kritisch sehen. Kategorien wie "Ehrgefühl" und "Vereinstreue", wie sie die Rapid-Ultras verwenden, können dabei aber auch leicht eine sektiererische und sogar reaktionäre Schlagseite haben.

Wovon wird uns völlig distanzieren, sind die sexistischen Aspekte in den Beschimpfungen von Ivanschitz. Wenn Ivanschitz als "Sohn einer Hure", früher als "Hure von Mateschitz" (dem stinkreichen Besitzer des Red-Bull-Konzerns und von Red Bull Salzburg) oder die Austria-Spieler als "Huren von Frank Stronach" (dem Besitzer des Magna-Konzerns und Austria-Hauptsponsor) tituliert wurden, so ist das letztklassig - weil es frauenfeindlich im Allgemeinen und geringschätzig gegenüber Prostituierten im speziellen ist. Wenn sich Kronenzeitung, die in jeder Ausgabe Pin-ups und Prostitutionsinserate hat, und das Fußball-Establishment nun über die Beleidigung von Ivanschitz´ Mutter erregen und ihr der ÖFB medienwirksam Blumen schickt, ist das freilich widerliche Heuchelei, die den Sexismus der Fans nur reproduziert. Es sei daran erinnert, dass das Rapid-Management vor kurzem auf der Suche nach neuen Sponsoren unter anderem mit dem Betreiber der Nobel-Bordell-Kette "Goldentime" verhandelt hat - und die ganzen Honoratioren des ÖFB da nichts dabei fanden.

Einige liberale Medien, die ihre Beteiligung an der fußballnationalistischen Empörung mit einer elitären Klassenkritik am "Proletenklub" Rapid kombinieren, bezeichneten das gegen Ivanschitz gerichtete Transparent der Rapid-Fans "Judasschitz raus aus Hütteldorf" als antisemitisch. Das ist sicherlich eine gezielte Missinterpretation. Von den Rapid-Ultras war das wohl keineswegs die Intention; sie haben "Judas" schlicht als Synonym für Verräter benutzt. Wahr ist aber sehr wohl, dass es unter den Rapid-Fans, wie in vielen Fußballklubs und in der gesamten Gesellschaft, zahlreiche rassistische und antisemitische Elemente gibt. Wahr ist auch, dass es von Rapid-Fans immer wieder antisemitische Beschimpfungen gegen den Stadtrivalen Austria Wien gegeben hat. Das geht darauf zurück, dass Austria traditionell der Verein der jüdischen Bourgeoisie in Wien war. Gegen Austria-Spieler und -Fans wurde von Rapid-AnhängerInnen immer wieder "Judenschweine" skandiert, insbesondere in der 1980er Jahren, als Rechtsextreme gezielt in den Stadien intervenierten. Umgekehrt wurde Rapid von Austria-Fans immer wieder als "FC Jugo" beschimpft (weil Rapid traditionell viele Spieler aus dem ehemaligen Jugoslawien hatte und hat).

In den letzten Jahren allerdings wurden rassistische Ausfälle in Rapid-Sektoren weitgehend bekämpft - und zwar von genau den Fanklubs, die jetzt die Aktionen gegen die Europameisterschaft und gegen Ivanschitz organisiert haben. Wenn von einigen Fans rassistische Parolen kommen, wird von den Ultras und anderen sofort und so laut etwas Anderes darüber gesungen oder skandiert, dass diese Sprüche nicht mehr zu hören sind. Die Ultras beteiligten sich zuletzt auch bei internationalen antirassistischen Fanturnieren; ihre Teilnahme wurde von wirklich linken Fans und Fanklubs freilich auch kritisiert, weil die Ultras nicht konsequent und explizit links auftreten.

Die Ultras versuchen sich selbst stets als unpolitisch darzustellen und beanspruchen, Politik aus dem Sektor draußen halten zu wollen. Das ist natürlich lächerlich. Wenn sie den Rassismus auf der Westtribüne zurückgedrängt haben, ist das politisch (und gut so). Wenn sie sexistische und homophobe Parolen rufen, ist das politisch (und schlecht so). Wenn sie bei Spielen gegen Red Bull Salzburg mit Spruchbändern wie "Working Class Football against Red Bull" auftreten, ist das politisch und zeigt - wenn auch diffus ausgeprägtes - Klassenbewusstsein gegen den Großkapitalistenverein aus Salzburg, dem die selbstorganisierten Fans davongelaufen sind und der sich unkritische Jubelfans einkauft. Wenn die Ultras Kommerz und Repression kritisieren und sich gegen die EM und den patriotischen Konsens stellen, dann ist das politisch im positivsten Sinn; den Mut zu einer antinationalistischen Initiative haben schließlich nicht viele Fanklubs.

Angesichts der massiven öffentlichen Hetzkampagne gegen die Aktion beim Länderspiel sind die Rapid-Fanklubs allerdings in die Defensive geraten. Die geschlossene nationalistische Front aus Teamchef, Polizei, PolitikerInnen, ÖFB und Medien hat es geschafft, die Stimmung bei den meisten Fußballinteressierten in Österreich (und wohl auch bei der Mehrheit der nicht-organisierten Rapid-Fans) gegen die Rapid-Fanklubs zu richten. Angesichts angekündigter massiver Repressalien erklärten die Ultras schließlich in einem Communiqué, dass sich die Aktion nicht gegen das gesamte Team gerichtet hätte, und ersuchten die anderen Fans um Verständnis für die Aktionen gegen Ivanschitz, die "ein Ventil für die aufgestaute Enttäuschung, die er als vermeintlicher Erz-Rapidler durch seinen Wechsel zum Klassenfeind aus Salzburg" ausgelöst hätte, gewesen seien. Sie verwehren sich "mit aller Entschiedenheit" gegen die erwähnten Antisemitismus-Vorwürfe und weisen "alle Journalisten, ÖFB-Oberen und Fußballfans" darauf hin, "dass uns die anstehende Europameisterschaft im eigenen Land aufgrund negativer Begleiterscheinungen wie Kommerz und Repression stört, von uns aber keinerlei Störversuche oder dergleichen zu erwarten sind. Dazu ist uns die über Jahre aufgebaute Fankultur beim SK Rapid zu wichtig und die EM letztendlich doch zu unwichtig."

Angesichts der gewaltigen Medienkampagne, der drohenden Repression und der Tatsache, dass die Mehrheit der Fanklubs und Fußballfans in Österreich zu einer konfrontativen Linie gegenüber der EM nicht bereit ist, ist der von den Rapid-Ultras angetretene geordnete Rückzug sicherlich eine richtige und sinnvolle Entscheidung. Dass der ÖFB trotzdem auf Repressalien setzt, ist freilich auch klar. Stickler kündigte an, er werde mit den "Gestörten" unter den Rapid-Fans so und so "aufräumen". Beim Testspiel des Nationalteams am 2. Juni gegen Paraguay (wieder im Hanappi-Stadion) wurden Spruchbänder erstmals auf ihre "inhaltliche und sicherheitstechnische Unbedenklichkeit" überprüft. Meinungszensur und nationalistische Domestizierung der Fans in Hinblick auf die EM haben also begonnen. Immerhin kann darauf vertraut werden, dass das österreichische Nationalteam dem Fußballestablishment um Stickler auf sportliche Weise eine sehr unangenehme EM bereiten wird.

Eine positive Begleiterscheinung der Aktionen während des Schottland-Spieles ist jedenfalls, dass der Fanklub der Rapid-Tornados, der bei den Aktionen beteiligt war und der bisher (anders als die Ultras) das Nationalteam unterstützt hatte, diese Unterstützung für die patriotische Stickler-Truppe nun zurückgezogen hat. Wichtig wäre freilich, dass die Opposition gegen EM, Kommerz und den ganzen patriotischen Zirkus von Fans über Vereinsgrenzen hinweg getragen wird. Dazu müssten sektiererische Feindseligkeiten zwischen den Fanklubs der verschiedenen Vereine zurückgedrängt werden.

Stefan Horvath und Eric Wegner

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Die Ultras beteiligten sich zuletzt auch bei internationalen antirassistischen Fanturnieren; ihre Teilnahme wurde von wirklich linken Fans und Fanklubs freilich auch kritisiert, weil die Ultras nicht konsequent und explizit links auftreten.

So irr, was sich manche Hirne zusammenspinnen.... 8P

"Heast oida, seid's gfölligst linker, sunst g'heart's ned dazu!" :lol:

Aber tw. durchaus interessant, der Artikel..

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