Aus sportlicher Sicht wirkt die gesamte Entscheidungskette rund um die Trainerfrage bei Rapid schwer nachvollziehbar. Robert Klauß wurde entlassen, nachdem er mit der Mannschaft knapp das Halbfinale der Europa Conference League verpasst hatte. Das Ausscheiden beruhte im Wesentlichen auf einem individuellen Fehler in einem entscheidenden Moment und nicht auf strukturellen Problemen oder einer grundsätzlich negativen Entwicklung. Insgesamt war die Leistung international mehr als solide und hätte als Basis für die kommende Saison dienen können. Ich bin mir bewusst, dass die Entwicklung in der Liga nicht mit den internationalen Erfolgen mithalten konnte, aber immerhin hat man die wichtigen großen Spiele oft dominant absolviert und beachtliche Siege gefeiert. Es waren Emotionen im Spiel, beispielsweise die Pressekonferenz nach dem "Derby-Skandal" und vieles mehr.
Vor diesem Hintergrund erscheint der anschließende Wechsel zu Stöger umso fragwürdiger. In der aktuellen Saison ist Rapid in der Gruppenphase des objektiv schwächsten europäischen Bewerbs auf dem letzten Platz. Das soll die Erfolge des letzten Jahres nicht schmälern, aber die Bandbreite ist absurd (1/4 Finale vs. 36. Platz). Das sportliche Ergebnis steht in keinem sinnvollen Verhältnis zu der Entscheidung, einen jungen, entwicklungsfähigen Trainer wie Klauß vorzeitig zu ersetzen. Gerade wenn ein Verein langfristig planen möchte, sind Kontinuität und eine klare Entwicklungslinie entscheidend.
Klauß hätte diese Perspektive bieten können: Ein Trainer, der innerhalb des Klubs gewachsen ist, die Strukturen kennt und aus der vorigen Saison sicher seine Lehren gezogen hätte. Solche Trainer formen über Zeit eine sportliche Identität, die nachhaltiger wirkt als kurzfristige personelle Wechsel.
Stattdessen entschied man sich für einen Trainer, der zwar über Erfahrung verfügt, aber in den letzten Stationen nicht mehr konstant erfolgreiche Arbeit vorweisen konnte. Ob dieser Zugang tatsächlich geeignet war, die sportliche Entwicklung zu stabilisieren oder zu verbessern, darf daher schwer hinterfragt werden.
Im größeren Kontext zeigt sich ein strukturelles Problem, das nicht nur Rapid betrifft: zu wenig Vertrauen in junge Trainer & Spieler, fehlende Geduld und ein sehr kurzfristiges Denken, das sofortige Ergebnisse über nachhaltige Entwicklung stellt. Das führt zu instabilen Situationen, häufigen Trainerwechseln und zu einer insgesamt stagnierenden sportlichen Entwicklung in der Liga.
Sachlich betrachtet wäre es absolut plausibel gewesen, Klauß weiterarbeiten zu lassen und auf Kontinuität zu setzen. Die Entscheidung dagegen hat weder kurzfristig noch langfristig die gewünschten sportlichen Effekte gebracht.
Zusammengefasst: Man will andauernd keine Zeit verlieren, weil Zeit ist Geld, und verliert in Wahrheit andauernd Zeit. Jahr für Jahr.