Der Blau-Gelbe Geschichtsthread


Fem Fan

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Beruf: ASB-Poster

Ich bin gerade auf folgende Ankündigung gestoßen, die für den Vienna-Fan insofern interessant sein könnte, als man sich Hinweise auf die exakte Lage der ersten Plätze unseres Vereins sowie generelle Informationen zur unmittelbaren Umgebung erhoffen kann:

http://www.galatour.at/unsere-angebote.html

Von den ehemaligen Rothschildgärten auf der Hohen Warte zum japanischen Garten

.Freitag, 6. Mai 2011, 16.00-18.00 Uhr .

Treffpunkt: Endstation der Straßenbahnlinie 37 (Hohe Warte), Ecke Geweygasse/Wollergasse (Ampelkreuzung). .

Mit den ehemaligen Rothschildgärten (dem jetzigen Heiligenstädterpark) besitzt Döbling einen der einst weltberühmtesten Gärten Europas. Auf einer historischen Reise begeben wird uns vom 19. Jahrhundert zum Ende des 20. Jahrhunderts, in jene Zeit der Errichtung des japanischen Gartens am Fuße der Hohen Warte. .

Es führt DI Christian Hlavac. .

Anmeldung hier .

Kostenbeitrag: 10,- EURO .

Mit der Auffindung einer Mineralquelle auf der Hohen Warte 1781 begann die Anlage als Kurgarten, nahe des heutigen Heiligenstädterbades. Wegen der 1875 erfolgten Donauregulierung versiegte allmählich die Quelle. Der Badebetrieb wurde letztendlich eingestellt.

Der an Gartengestaltung interessierte Bankier Nathaniel Mayer Anselm Freiherr von Rothschild (1836 bis 1905) erwarb alsbald große Flächen auf der Hohen Warte. Er ließ um seine neuerbaute, im Zweiten Weltkrieg zerstörte späthistorische Villa 1882 einen weitläufigen Herrschaftspark anlegen. Die Parkgestaltung fand unter der Leitung des Garteninspektors Anton Joli statt. Die Anlage enthielt botanische Raritäten und rund 90 Glashäuser. Sie enthielt mehrere Gartenbauten, wie die sogenannte "Eremitage", die allerdings nicht erhalten blieb. Übrig blieb nur das in der Geweygasse 6 stehende Pförtnerhaus. Der landschaftlich gestaltete, auch einen japanischen Garten und mehrere Parterreanlagen enthaltende Park sowie die dazugehörigen Glashäuser, standen zur Besichtigung offen. Der Erlös kam der "Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft" zugute.

Entwicklung im 20. Jahrhundert

1900 kaufte die Stadt Wien das Areal des benachbarten Kuglerparks. 1905 wurde der Heiligenstädterpark anstelle des Kuglerparks eröffnet. Eine Gedenktafel an einer Steinbankanlage erinnert noch heute daran. 1910 wurde das von Robert Oerley und von Fritz Hänlein ausgeführte marmorne Beethoven-Denkmal enthüllt.

In der NS-Zeit wurde das Rothschild-Areal "arisiert". Während des Zweiten Weltkriegs wurden große Teile der Rothschild-Gärten zerstört. Einzelne Elemente wie Formspalierbäumchen wurden im Gartenbaumuseum, die marmorne Venusfigur des Mailänder Bildhauers Antardini im Palmenhaus der Blumengärten Hirschstetten untergebracht. Auch Orchideen aus damaligen Züchtungen sind noch vorhanden. Der seinerzeitige Heizungsabgang wird im Schulgarten Kagran als Pförtnerhaus verwendet.

1950 durch Schenkung der Familie Rothschild in den Besitz der Stadt Wien gelangt, wurden die Rothschild-Gärten mit dem Heiligenstädterpark vereint und umgestaltet. Erhalten blieben Teile des bedeutsamen Laub- und Nadelbestandes, die durch zahlreiche Nachpflanzungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ergänzt wurden.

bearbeitet von Istvan Who

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Herr Blumenau "fordert" das in seiner unnachahmlichen Bestimmtheit ja auch:

http://fm4.orf.at/stories/1678061/

Was schon in Ordnung ist. Man merkt nur, dass er den Kurzschluss "Austria = Juden" und "Vienna - damals verdächtig erfolgreich" begeht und damit zu kurz greift, denn warum sollten etwa des Sportclubs oder der Admira Historien diesbezüglich weniger interessant sein?

das lese ich nicht so zwingend heraus. blumenau schreibt:

Wo bleiben Austria, Vienna, ÖFB?

Das Buch schreit übrigens nach mehr: nach einem Pendant für die Austria Wien, die weitaus stärker in die Repressions-Maschinerie des Nazi-Systems geriet, aber auch nach einem Weißbuch die Vienna betreffend. Und wenn die vereine die Kosten nicht tragen können, dann ist eindeutig die Stadt Wien oder der ÖFB in der Verantwortung.

Ich denke in unserem Falle, dass nicht viel Neues von Relevanz für den schon bisher interessierten Laien ans Tageslicht gelangen würde, aber für eine breite Öffentlichkeit eine Faktenlage zu schaffen, die auch den im Fußball so beliebten Legendenbildungen, politischen Zuordnungen und Opfer-/Täterrollen vorbeugt bzw diese revidiert, wäre schon eine lohnende Aufgabe. Aber viellicht wäre da wirklich der Verband gefragt, denn - nicht falsch verstehen - ich als Vienna-Mitglied würde lieber Geld in unsere Zukunft investieren als in die professionelle/akademische Aufarbeitung unserer Vergangenheit.

vom öfb bzw. wfv muss man das auch einfordern. passiert das nicht, wird auch nichts passieren...

bearbeitet von StopGlazer

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Die Austria sollte sich bevor sie sich mit der Vergangenheit beschäftigt mal mit ihrer Nazi-Gegenwart auseinandersetzen.

nachstehend ein vergleich der symbole ohne viele worte:

Nazidemoappenzell.jpg

rechtsrock-shirts-440x200.jpg

info dazu

"unsterblich wien", aktuell zentral auf der ost, im geänderten farbcode (ursprünglich roter rand wie bei blood & honour"):

02_austria-kapfenberg_20101113.jpg

1269466658529.jpg

trotzdem sollten wir besser vor unserer eigenen türe kehren. d.h.

1) das bei uns nicht aufkommen lassen (z.b. wird die triskele am extremen rechten rand auch gerne genutzt. deshalb ziehen wir auch die/en eine/n oder andere/n verirrte/n an. siehe das unten angefügte beispiel, wo der verein beherzt eingegriffen und somit den mißbrauch unserer symbole rasch unterbunden hat)

YouTube - KraftschlagWien88's Channel.pdf

2) uns unvoreingenommen der eigenen vergangenheit stellen. wo noch lückenhaft, würde ich eine aufarbeitung derselben begrüßen (nicht aber die damit verbundenen kosten). da man das thema ohnehin auch im gesamtzusammenhang sehen sollte, wäre eine solche aufarbeitung über wfv bzw. öfb sicherlich am besten.

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Top-Schriftsteller

Ich versteh nicht ganz warum der kalte Kaffee, der bald 70 Jahre her ist, immer wieder aufgekocht werden muß. Von den damals maßgeblichen Protagonisten ist doch keiner mehr am Leben !

Ich war zu dieser Zeit noch lange nicht geboren und so geht es auch allen anderen, die in einem Verein heute etwas zu sagen haben. Warum muß ich eine Vergangenheit aufarbeiten, die nicht meine ist ?

Versteht mich bitte nicht falsch, ich bin weißgott kein Rechter und auch kein Antisemit oder Rassist. Aber die einzige Begründung, warum diese Suppe über Generationen am köcheln gehalten wird kann doch nur sein, weil man nach wie vor Geld in Form von Entschädigungen erwartet. Entschädigungen, die Leute zahlen sollen die mit den damaligen Umständen überhaupt nichts zu tun hatten, weil sie noch gar nicht geboren waren. Damit muß irgendwann Schluß sein. Ich bin absolut gegen Sippenhaftung.

Wenn sich allerdings Rechtsextreme (oder auch Linksextreme) im Verein einschleichen wollen um das als Plattform für ihre Hirngespinste zu verwenden, dann muß man da entschieden engegentreten. Aber das ist kein Problem der Vergangenheit sondern der Gegenwart.

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Beruf: ASB-Poster

Ich sehe im speziellen Fall der Fußballvereine da keinen echten Zusammenhang mit Entschädigungszahlungen oder Sippenhaftung. Und ich finde auch statistisches Wissen à la "so viele Rapidler waren also bei der NSDAP" tatsächlich recht unnötig, da in diesen Fällen die ach so aufgeklärte Nachwelt stets ganz genau Bescheid weiß, versucht zu quantifizieren und dividieren, und vor allem Allwissensproponenten wie der Herr Blumenau ihre Standardsätze von der "österreichsichen Verdrängungskultur", der "Überfälligkeit", der "Psycho- und Moralhygiene" und das ganze restliche Blabla, das nun wirklich keinem mehr einen Gewinn welcher Art auch immer bringt, zum x-ten Mal von sich geben können. Das Urteil über diese Zeit ist gesamtgesellschaftlich weitestgehend gefällt, soll weitergegeben werden, aber einen Fußballverein da genau zu beleuchten, ergibt im Prinzip genauso viel Sinn wie jede zeitgenösssische Trachtenmusik oder Häkelrunde zu analysieren - ein nicht uneinträgliches Geschäft für sonst eher unterbeschäftigte Historiker, nebenbei bemerkt. Hier gibt es tatsächlich eine Interessensgemeinschaft, welche dieses "Süppchen" am kochen halt will, ist aber auch verständlich und bös sein sollte man ihnen darob auch nicht.

ABER ich will erklären, warum Fußballvereine doch etwas speziellere Fälle sind und in ihren Fällen eine solche Aufarbeitung sehr wohl Sinn macht (was sie von der Häkelrunde unterscheidet): Fußballvereine und ihre Anhängerschaft beziehen nämlich zu einem großen Teil ihr Identitätsgefühl und ihre Legitimation aus ihrer Geschichte und aus dem tradierten Rollenbild. Da ist der stolz-prollige Arbeiterverein Rapid; die urbanere, lange Zeit jüdisch geprägte Austria; die steinalte traditionsreiche, noble Vienna; die klassischen roten Vorstadtvereine wie Admira und Wacker - allesamt Identifikationsmerkmale innerhalb des gesellschaftlich ja doch relevanten Systems Fußball. Und wie wir wissen, dienen Identfikationsmerkmale meist eher der Abgrenzung zu den anderen und gerade im Fußball führt das über die Zeit hinweg oft zu eingefahrenen, verwaschenen oder schlicht falschen Historien und Klischees, auf welche die Fans und Vereine dann stets sehr"stolz" sind (obwohl sie oft gar nicht so viel dazu beigetragen haben).

Nehmen wir das Beispiel Vienna her: Der älteste Verein, truly british, noble Mäzene, noble Adresse, sympathischer Loser-Verein, immer eher schwarz als rot, junge tolle kreative, alternative Fans. So sieht man sich ja, oder?

Und wir, die es wissen, haben auch kein Problem mit unserem Logo, indem schon so manch Unbedarfter ein Nazisysmbol entdecken wollte - so einer Fehlinformation kann man durch bewusste Information entgegentreten.

Und wir wissen dank Herrn Reinisch (wenn wir ihm glauben) auch, dass unsere Erfolge in der Nazizeit nicht durch Arrangements mit den Mächtigen, sondern durch Intervention und Kooperation unter Widerständlern und Ungehorsamen zustande kamen. So etwas muss man kommunizieren, ansonsten bleibt man in Augen vieler der Verein der Nazi-Profiteure.

Interessant wäre aber zum Beispiel, ob die Vienna im 34er-Jahr freiwillig die Stadiontore geöffnet hat, damit der Karl-Marx-Hof von Heimwehr-Artillerie beschossen werden konnte...

Was ich damit sagen will: Solche Nachforschungen eine Zeit betreffend, bezüglich welcher sich gerne alle gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben, helfen die festgefahrenen Rollenbilder geradezurücken.

Wenn manche zB bezüglich des Sportclubs denken, dass dort die linke Welt schon immer in Ordnung war, sollten sie etwa das da lesen:

"Die Fußballmannschaft von Hakoah erkämpfte 1924/5 die österreichische Meisterschaft. Berüchtigt waren Spiele gegen den Wiener Sportclub, der als antisemitisch-deutschnationale Mannschaft galt. "Wann die g'winnen, gibt's an' Pogrom" oder "Tret'ts dem Hebräer 'n Bauch 'nein!" konnte man von den mit Stöcken und Messern bewaffneten Sportclub-Fans hören. (z.B.: Arbeiterzeitung vom 7. März 1927)."

Oder wenn ein paar Idioten die Austria als rechtes Aufmarschgebiet nutzen und sich Rapidler im natürlich immer schon sozialistischen Hort edler Hackler wohl gefühlt haben, hilft so etwas weiter:

"Berüchtigt waren auch Spiele zwischen der Austria, die wegen einiger Spieler und Sponsoren als jüdische Mannschaft galt und der Wiener Rapid, dessen Trainer seine Spieler mit folgenden Worten animierte: "Burschen paßts auf, heute gehts gegen die Juden. Ihr wißt's, hauts es eini, daun sans durt wo's hingehören." (John/ Lichtblau 1993, 437)."

Beides hier gefunden: http://www.sbg.ac.at/ges/people/lichtblau/antisem.htm

Damit das alles nicht fragmentarisch bleibt und man nicht immer nur Fehden, Schuldzuweisungen und Klischees weiterführt, ist es deshalb bei populären Fußballvereinen durchaus angebracht, solche Studien durchzuführen. Nicht um die Vergangenheit zu entgiften, sondern um in der Gegenwart mit wenigere Komplexen herumzulaufen...

bearbeitet von Istvan Who

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Im ASB-Tausenderklub

Ich versteh nicht ganz warum der kalte Kaffee, der bald 70 Jahre her ist, immer wieder aufgekocht werden muß. Von den damals maßgeblichen Protagonisten ist doch keiner mehr am Leben ! Ich war zu dieser Zeit noch lange nicht geboren und so geht es auch allen anderen, die in einem Verein heute etwas zu sagen haben. Warum muß ich eine Vergangenheit aufarbeiten, die nicht meine ist ?

ganz kurz: weil erinnerungskultur notwendig ist, siehs als psychohygiene fürs kollektive gedächtnis damit wir

nicht wieder in solch barbarische zeiten zurückfallen!

Und wir wissen dank Herrn Reinisch (wenn wir ihm glauben) auch, dass unsere Erfolge in der Nazizeit nicht durch Arrangements mit den Mächtigen, sondern durch Intervention und Kooperation unter Widerständlern und Ungehorsamen zustande kamen. So etwas muss man kommunizieren, ansonsten bleibt man in Augen vieler der Verein der Nazi-Profiteure.

warum sollten wir ihm nicht glauben?

in dem '"Grün-weiß unterm Hakenkreuz"-Buch gibts übrigens auch ein kleines kapitel über

seine tätigkeit im rahmen des wiener spitalswesen zu der zeit, also denke ich mal

dass wir hier von einer verlässlichen quelle ausgehen können!

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Weltklassekicker

ich halte es deswegen für wichtig, weil man wissen soll woher und warum man kommt/ist, und das meine ich nicht als philosophische Frage. Ich glaube auch nicht, dass die Nazizeit einen besondere Aufmerksamkeit an sich braucht, aber da sie über Jahrzehnte gar keine gehabt hat, hat man da ebene einen Nachholbedarf. Alleine in diesem Forum wird ja sichtbar was ich meine, denn die Bandbreite für uns von "waren in der Kriegszeit besonders gut weil wir gute Beziehungen zur Armee hatten (sinngemäss)" bis "...."weil wir mit dem Wiederstand kooperierten" ist doch eine zu grosse um sie als unterschiedliche Möglichkeiten der Geswchichtsschreibung einfach stehen zu lassen.

Wie hier auch schon richtig geschrieben wurde, ist ein, noch dazu Traditions-, Fussballverein eben mehr als nur der momentane Stand in der Tabelle, es ist eben auch ein Idenditfikationspunkt durch die Jahre hindurch, und so ist es zumindstens gut zu wissen mit was man sich identifiziert, und was davon wiederum man zum Anlass nimmt so einen Verein eben als Spiegel der Gesellschafrt zu sehen, und die Punkte mit denen man nicht mit kann als solche auszumachen und zu benennen, um zu sagen, "damit identifiziere ich mich persönlich nicht" aber die Zeit hat uns geprägt wie wir sind WEIL sie war wie sie war. Und das gilt eben für mehr als einen Fussballverein, der ein Teil der Ganzen Gesellschaft ist.

Zu verschachtelt und zu viele "und"? Wenn ja entschuldige ich mich, aber genasu so ist das ganze Thema..........(längst wert besprochen zu werden)

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Beruf: ASB-Poster

warum sollten wir ihm nicht glauben?

in dem '"Grün-weiß unterm Hakenkreuz"-Buch gibts übrigens auch ein kleines kapitel über

seine tätigkeit im rahmen des wiener spitalswesen zu der zeit, also denke ich mal

dass wir hier von einer verlässlichen quelle ausgehen können!

Sorry, wenn das missverständlich war: Herrn Reinisch glaube ich das alles durchaus und ich sehe in ihm eine zuverlässige Quelle. Ob er allerdings wirklich in alle Vorgänge Einblick hatte, können wir nicht wissen und insofern würde man im Zuge einer seriösen Studie sicherlich noch nach alternativen Quellen suchen um die Erkenntnisse abzusichern und zu erweitern.

Was vielleicht auch noch interessant ist und im Falle der Vienna zumindest als Indiz für eine weitgehend unbelastete Zeit 38-45 gelten könnte: Paul Hörbiger, der zu Beginn als "Angepasster" galt, nutzte seine Position während des Krieges um verfolgten Kollegen zur Ausreise zu verhelfen. Dafür wurde er des Hochverrats bezichtigt und zum (nicht vollstreckten) Tode verurteilt. Von 1947-49 war er Vienna-Präsident und mann kann darüber sinnieren, ob er dieses Amt wohl angenommen hätte, wäre die Vienna von Leuten durchsetzt gewesen, die ihn noch zwei Jahre zuvor gerne am Galgen gesehen hätten...

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Ich sehe im speziellen Fall der Fußballvereine da keinen echten Zusammenhang mit Entschädigungszahlungen oder Sippenhaftung. Und ich finde auch statistisches Wissen à la "so viele Rapidler waren also bei der NSDAP" tatsächlich recht unnötig, da in diesen Fällen die ach so aufgeklärte Nachwelt stets ganz genau Bescheid weiß, versucht zu quantifizieren und dividieren, und vor allem Allwissensproponenten wie der Herr Blumenau ihre Standardsätze von der "österreichsichen Verdrängungskultur", der "Überfälligkeit", der "Psycho- und Moralhygiene" und das ganze restliche Blabla, das nun wirklich keinem mehr einen Gewinn welcher Art auch immer bringt, zum x-ten Mal von sich geben können. Das Urteil über diese Zeit ist gesamtgesellschaftlich weitestgehend gefällt, soll weitergegeben werden, aber einen Fußballverein da genau zu beleuchten, ergibt im Prinzip genauso viel Sinn wie jede zeitgenösssische Trachtenmusik oder Häkelrunde zu analysieren - ein nicht uneinträgliches Geschäft für sonst eher unterbeschäftigte Historiker, nebenbei bemerkt. Hier gibt es tatsächlich eine Interessensgemeinschaft, welche dieses "Süppchen" am kochen halt will, ist aber auch verständlich und bös sein sollte man ihnen darob auch nicht.

ABER ich will erklären, warum Fußballvereine doch etwas speziellere Fälle sind und in ihren Fällen eine solche Aufarbeitung sehr wohl Sinn macht (was sie von der Häkelrunde unterscheidet): Fußballvereine und ihre Anhängerschaft beziehen nämlich zu einem großen Teil ihr Identitätsgefühl und ihre Legitimation aus ihrer Geschichte und aus dem tradierten Rollenbild. Da ist der stolz-prollige Arbeiterverein Rapid; die urbanere, lange Zeit jüdisch geprägte Austria; die steinalte traditionsreiche, noble Vienna; die klassischen roten Vorstadtvereine wie Admira und Wacker - allesamt Identifikationsmerkmale innerhalb des gesellschaftlich ja doch relevanten Systems Fußball. Und wie wir wissen, dienen Identfikationsmerkmale meist eher der Abgrenzung zu den anderen und gerade im Fußball führt das über die Zeit hinweg oft zu eingefahrenen, verwaschenen oder schlicht falschen Historien und Klischees, auf welche die Fans und Vereine dann stets sehr"stolz" sind (obwohl sie oft gar nicht so viel dazu beigetragen haben).

Nehmen wir das Beispiel Vienna her: Der älteste Verein, truly british, noble Mäzene, noble Adresse, sympathischer Loser-Verein, immer eher schwarz als rot, junge tolle kreative, alternative Fans. So sieht man sich ja, oder?

Und wir, die es wissen, haben auch kein Problem mit unserem Logo, indem schon so manch Unbedarfter ein Nazisysmbol entdecken wollte - so einer Fehlinformation kann man durch bewusste Information entgegentreten.

Und wir wissen dank Herrn Reinisch (wenn wir ihm glauben) auch, dass unsere Erfolge in der Nazizeit nicht durch Arrangements mit den Mächtigen, sondern durch Intervention und Kooperation unter Widerständlern und Ungehorsamen zustande kamen. So etwas muss man kommunizieren, ansonsten bleibt man in Augen vieler der Verein der Nazi-Profiteure.

Interessant wäre aber zum Beispiel, ob die Vienna im 34er-Jahr freiwillig die Stadiontore geöffnet hat, damit der Karl-Marx-Hof von Heimwehr-Artillerie beschossen werden konnte...

Was ich damit sagen will: Solche Nachforschungen eine Zeit betreffend, bezüglich welcher sich gerne alle gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben, helfen die festgefahrenen Rollenbilder geradezurücken.

Wenn manche zB bezüglich des Sportclubs denken, dass dort die linke Welt schon immer in Ordnung war, sollten sie etwa das da lesen:

"Die Fußballmannschaft von Hakoah erkämpfte 1924/5 die österreichische Meisterschaft. Berüchtigt waren Spiele gegen den Wiener Sportclub, der als antisemitisch-deutschnationale Mannschaft galt. "Wann die g'winnen, gibt's an' Pogrom" oder "Tret'ts dem Hebräer 'n Bauch 'nein!" konnte man von den mit Stöcken und Messern bewaffneten Sportclub-Fans hören. (z.B.: Arbeiterzeitung vom 7. März 1927)."

Oder wenn ein paar Idioten die Austria als rechtes Aufmarschgebiet nutzen und sich Rapidler im natürlich immer schon sozialistischen Hort edler Hackler wohl gefühlt haben, hilft so etwas weiter:

"Berüchtigt waren auch Spiele zwischen der Austria, die wegen einiger Spieler und Sponsoren als jüdische Mannschaft galt und der Wiener Rapid, dessen Trainer seine Spieler mit folgenden Worten animierte: "Burschen paßts auf, heute gehts gegen die Juden. Ihr wißt's, hauts es eini, daun sans durt wo's hingehören." (John/ Lichtblau 1993, 437)."

Beides hier gefunden: http://www.sbg.ac.at/ges/people/lichtblau/antisem.htm

Damit das alles nicht fragmentarisch bleibt und man nicht immer nur Fehden, Schuldzuweisungen und Klischees weiterführt, ist es deshalb bei populären Fußballvereinen durchaus angebracht, solche Studien durchzuführen. Nicht um die Vergangenheit zu entgiften, sondern um in der Gegenwart mit wenigere Komplexen herumzulaufen...

Sorry, wenn das missverständlich war: Herrn Reinisch glaube ich das alles durchaus und ich sehe in ihm eine zuverlässige Quelle. Ob er allerdings wirklich in alle Vorgänge Einblick hatte, können wir nicht wissen und insofern würde man im Zuge einer seriösen Studie sicherlich noch nach alternativen Quellen suchen um die Erkenntnisse abzusichern und zu erweitern.

Was vielleicht auch noch interessant ist und im Falle der Vienna zumindest als Indiz für eine weitgehend unbelastete Zeit 38-45 gelten könnte: Paul Hörbiger, der zu Beginn als "Angepasster" galt, nutzte seine Position während des Krieges um verfolgten Kollegen zur Ausreise zu verhelfen. Dafür wurde er des Hochverrats bezichtigt und zum (nicht vollstreckten) Tode verurteilt. Von 1947-49 war er Vienna-Präsident und mann kann darüber sinnieren, ob er dieses Amt wohl angenommen hätte, wäre die Vienna von Leuten durchsetzt gewesen, die ihn noch zwei Jahre zuvor gerne am Galgen gesehen hätten...

danke für diese postings. stimme dir voll und ganz zu...

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auf orf.at ist ein interview mit jakob rosenberg und georg spitaler, den autoren von "grün-weiß unterm hakenkreuz" erschienen: die vienna kommt dabei am rande ins spiel. unten findet ihr die beiden passagen. es zahlt sich aber auch aus das ganze interview zu lesen: http://science.orf.at/stories/1678035

Warum hat Rapid seine Vergangenheit nun untersucht, andere Vereine bisher nicht?

Spitaler: Zum einen hat Rapid erkannt, dass Geschichte ein wichtiges Kapital des Vereins ist. Diesen Sommer wird etwa ein Museum eröffnet. Im Zuge des 110-Jahr-Jubiläumsspiels 2009 gegen Schalke gab es Stimmen, die den positiven Bezug auf den Deutschen Meistertitel 1941 kritisierten. Präsident Rudolf Edlinger hat die Idee eines Forschungsprojekts aufgegriffen und sich dafür begeistern lassen. Zum anderen haben Vereine, die in der NS-Zeit sehr erfolgreich waren, wie Admira, Vienna und Sportclub, heute rein sportlich betrachtet andere Sorgen.

(...)

Zum Finale der Deutschen Meisterschaft, das Rapid 4:3 gegen Schalke gewonnen hat: Der Mythos besagt, dass die Rapidler nach ihrem Sieg, der vermeintlich gegen den Willen der NS-Führung geschehen ist, bestraft wurden, indem sie relativ schnell in die Armee einrücken mussten. Ist da etwas dran?

Spitaler: Dafür spricht nicht viel. Fakt ist, dass Rapid unmittelbar nach dem Meistertitel 1941 nicht mehr so erfolgreich war, in Wien wurden sie von der Vienna überflügelt. Vielleicht wurden andere Teams im "Altreich" ein wenig bevorzugt, weil mehr Spieler den Status "unabkömmlich" bekamen, aber auch dort mussten viele an die Front. Diskussionen der NS-Sportfunktionäre über Wehrmachtseinberufungen von Wiener Fußballern gab es andererseits tatsächlich schon Ende 1940.

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  • 2 weeks later...
Mamarazza i.R.

programmheft für manchester united vs. vienna am 29.10.1962 auf fanartikelfussball.net gefunden. wird dort um €6 angeboten. weiß jemand, wie das spiel ausgegangen ist?

3158_1.jpg

1:1, aber nicht dass Du glaubst, ich weiß das aus dem EffEff. :feier: Hab grad als Alternativprgramm die Viennachronik hervorgenommen, um zu schauen, ob die Vienna im Rahmen ihrer vielen Tourneen auch mal in Japan war. Hätt nichts gefunden, aber über ManU bzw. dieses Spiel bin ich grad gestolpert. :winke:

bearbeitet von Fem Fan

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  • 2 weeks later...
Weltklassekicker

Also irgendwie haben sie beim ORF die Geschichte noch immer nicht gelernt und wissen nicht wer nun wo wie "first" ist :facepalm:Guckst Du da

Ich bin froh dass der richtige FIRST FC nur Fussball spielt, weil ich glaube ich würde dieses Spiel nie verstehen. Im Übrigen frage ich mich ob in den legänderen Anfangsjahren die Vienna Criceter auch in so spezieller Kleidung gegen den FIRST Vienna Fc aufgetreten sind :betrunken:

bearbeitet von wuchtelschieber

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