FIFA Fußball WM '06 - Kommerz über alles


elend

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ASB-Nihilist

leider gibt es noch keinen eigenen channel oder thread, in dem über die fußball wm in deutschland zum thema gemacht werden könnte. ich poste es daher mal hier rein - falls es wäre: bitte einfach wo hin schieben wo es passt. aber das thema scheint mir auf alle fälle ein wichtiges zu sein, betrifft es doch unmittelbar unseren lieblingssport.

gestern in der sendung "quer" (BR) ist ein ganz grausliger auswuchs an kommerzialisierung und medienknebelung im rahmen der WM '06 in deutschland thematisiert worden:

- münchner taxler dürfen ihre passagiere nur außerhalb eines bannkreises von mehreren hundert metern vom stadion entfernt ein- und aussteigen lassen. außer sie fahren einen hyundai!!! alles was nicht hauptsponsor der wm ist darf nicht in die nähe der stadien (also auch kein paulaner bier. coca-cola schon)...

- bäcker oder andere unternehmer dürfen keine WM-angebote machen (also zum beispiel produkte als weltmeister-semmerl verkaufen)

- journalisten werden angehalten, die veranstaltung nicht als weltmeisterschaft oder fußball-wm zu bezeichnen, sondern als: FIFA-Fußball-WM.

es wird zwar bei einigen sachen bezweifelt, ob die fifa rechtlich überhaupt die möglichkeit hat, solche dinge zu veranlassen. aber allein schon die ansage ist genug. sche langsam reicht's ma echt mit diesen scheiß kapitalistischen FIFA-monopol-bürokraten

(wenn wer einen channel weiß, wo das besser hinpasst, dann möge er das dorthin verschieben, ich musste es einfach los werden)

infotext zur sendung auf der homepage des BR:

Putschversuch:

Wie die FIFA Deutschland regieren will

Zensur für Bäcker, Fahrverbot für Taxen, Sprachdiktat für Sportreporter - das sind keine Notstandsgesetze eines totalitären Regimes, sondern die Pläne des Weltfußballverbands FIFA zur Weltmeisterschaft in diesem Jahr. Und mehr als uns lieb ist wird der Verband davon auch durchsetzen. Schon jetzt begibt sich jeder auf Glatteis, der Produkte mit der Vorsilbe "WM" anpreist. Und während Taxen ihre Gäste zur WM außerhalb der Werbebannmeilen weit vor den Stadien absetzen müssen, lässt die FIFA für ihren Präsidenten in den WM-Stadien einen eigenen Sitz einbauen - nur weil der genau auf Höhe der Mittellinie sitzen will.

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held der schweinsbratenrevolution

irgendwie würde das ja eher zum villacher fasching passen. beides ist lächerlich und mir ist weniger zum lachen, denn eher zum weinen zu mute... x/

wohin fließt denn eigentlich all das geld? wenn wenigstens die tickets billiger werden würden, würde ich diese kommerzialisierung irgendwie verstehen. aber im endeffekt ist ja die ganze wm eine reine abzocke...

die wm ist organisatorisch bereits so unglaublich aufgeblasen und seelenlos, dass mir das grausen kommt. echte fußballfans scheinen mir eh nicht mehr erwünscht zu sein. da wird doch viel lieber auf saturierte zuschauer gesetzt, die nur bloß keine krawalle machen, dafür aber das geld da lassen sollen.

naja, ich verfolg das ganze ohnehin nur aus der distanz (sprich tv-gerät...), da muss ich wenigstens nur durch massenhaft werbesendungen durch... :kotz:

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bring back my Bonnie to me to me ...
wohin fließt denn eigentlich all das geld? wenn wenigstens die tickets billiger werden würden, würde ich diese kommerzialisierung irgendwie verstehen. aber im endeffekt ist ja die ganze wm eine reine abzocke...

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entweder das oder eine entlohnung der volunteers. ich meine wie pervers ist so eine wm-organisation, die riesige gewinne einfährt und leute für sich arbeiten lässt, ihnen soooo tolle chancen verspricht und ihnen praktisch nix zahlt? komplett irr diese ganzen vorgänge.

fürchterlicherweise machen tausende mit, weil sie halt gerne einmal nah am geschehen wären. bauernfängerei in reinkultur.

bearbeitet von Pepi die Ratte von Hirt

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es triple del chacho!

die wirkliche wm findet ja eigentlich vor den fernsehgeräten statt. das "spektakel" rund um die stadien, die diktatur des sponsorentums und alle anderen schikanen sind mittlerweile so weit ausgeartet, dass es fast schon pervers wäre, sich die wm, entschuldigung, die fifa fußball weltmeisterschaft, vor ort anzusehen. das, was die wm ausmacht, wird einzig vor den fernsehgeräten weitergelebt. man trifft sich bei freunden, haut haufenweise würschtl auf den grill, trinkt sein lieblingsdosenbier und hofft darauf, dass sigi bergmann und heinz prüller, unterstützt von einem sturzbetrunkenen hans krankl die spiele so zelebrieren, wie man sich es nicht schöner vorstellen könnte. und selbst wenn das nicht passiert, ist man trotzdem voller euphorie dabei, hat man doch schon einiges getrunken und auch noch auf sieg von angola gewettet. das ist die eigentliche wm. was in den stadien wirklich passiert, ist zum glück großteils ziemlich irrelevant fürs vergnügen vor dem fernseher.

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held der schweinsbratenrevolution
die wirkliche wm findet ja eigentlich vor den fernsehgeräten statt. das "spektakel" rund um die stadien, die diktatur des sponsorentums und alle anderen schikanen sind mittlerweile so weit ausgeartet, dass es fast schon pervers wäre, sich die wm, entschuldigung, die fifa fußball weltmeisterschaft, vor ort anzusehen. das, was die wm ausmacht, wird einzig vor den fernsehgeräten weitergelebt. man trifft sich bei freunden, haut haufenweise würschtl auf den grill, trinkt sein lieblingsdosenbier und hofft darauf, dass sigi bergmann und heinz prüller, unterstützt von einem sturzbetrunkenen hans krankl die spiele so zelebrieren, wie man sich es nicht schöner vorstellen könnte. und selbst wenn das nicht passiert, ist man trotzdem voller euphorie dabei, hat man doch schon einiges getrunken und auch noch auf sieg von angola gewettet. das ist die eigentliche wm. was in den stadien wirklich passiert, ist zum glück großteils ziemlich irrelevant fürs vergnügen vor dem fernseher.

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mal dir bloß keine zu rosa illusionen aus! wenn du ab juni den fernseher einschaltest, erscheinen die agb, ohne deren unterzeichnung du keine sekunde wm siehst. damit verpflichtest du dich, vor dem tv gerät ausschließlich gut gillette-rasiert mcdonald's-burger zu futtern, welche du dir mit deinem continentalreifen-bestückten hyundai besorgt hast. den fastfood-fraß hast du mit budweiser und coca-cola runterzuspülen. das wird alles schärfstens kontrolliert. verstößt du gegen diese regeln, darfst du die aufgebrummte strafe ausschließlich mit mastercard bezahlen.

aber all das würde ich gar nicht zu negativ sehen. endlich hat man einen wegweiser fürs leben. stellt euch mal vor, wir wüssten nicht, was wir zu konsumieren hätten? anarchie und chaos wären die folge... :nervoes:

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ASB-Nihilist
aber all das würde ich gar nicht zu negativ sehen. endlich hat man einen wegweiser fürs leben. stellt euch mal vor, wir wüssten nicht, was wir zu konsumieren hätten? anarchie und chaos wären die folge...  :nervoes:

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die fifa macht ja noch die sozialarbeiter arbeitslos, wenn ich mir das recht überlege :)

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Tell him he's dreaming

Ich weiss nicht ob ichs bei quer gehört hab, aber ich finds witzig, dass sich die fifa das Recht vorbehält Zuschauer nicht ins Stadion zu lassen, die mit ihrer Kleidung Werbung für Firmen machen, die sich die Frechheit erlauben keine offiziellen Sponsoren zu sein.

Angenommen ich hätte eines der Tickets irgendwie in die Hände bekommen würden glaub ich auf den Versuch ein Stadion mit einem Sturm-Trikot zu betreten bis zu 3 Jahre Haft stehen. Sollts dazu noch ein bisserl kühler sein und ich hab mein altes Raika-Sturm Westerl drüber, dann spielt sich natürlich nix mehr mit der Hoffnung auf bedingte Strafe.

Grauenhaft das Ganze und ich muss sagen, im Vergleich zu dem was uns in der Piefkei erwartet war das Ringespiel bei den Katzlmachern eine Wohltat.

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Zeuge Yeboahs

FIFA-REGELUNGSWUT

Fußballfans als WM-Dekoration

Von René Martens, Holger Gertz und Matthias Greulich

Für die Fußballfans ist die WM 2006 der Höhepunkt des Jahres. Manchen ist die gute Laune jedoch bereits jetzt vergangen. Das liegt nicht nur an der Ticketknappheit. Die Fifa sorgt mit ihren zuweilen absurden Vorschriften für Verdruss.

Das Grünwalder Stadion in München ist längst ein Symbol für eine Zeit, die man sich in schwarz-weiß denken könnte. Es ist eine Erinnerung ans Damals, als die Fans, um Fußball zu sehen, noch nicht vor die Tore der Stadt reisen und eine Chipkarte bereithalten mussten. Das Grünwalder Stadion, ewiges Wohnzimmer der Münchner Löwen, liegt mitten in Giesing. Die Trambahn, die zum Stadion ruckelt, bimmelt noch richtig mechanisch, und von den Balkonen drum herum hat man eine wunderbare Sicht. Das Grünwalder Stadion, ständig vom Abriss bedroht, aber durch Initiativen wehrhafter Fans auf wunderbare Weise am Leben erhalten, ist die Heimat des alten Fußballs, der für alle war. Zur WM soll der neue, der durchkommerzialisierte Fußball hierher kommen. Die Fifa kommt nach Giesing. Klar, dass es Probleme geben würde.

Das Grünwalder Stadion - Fans nennen es "das Sechzger" - soll der Trainingsplatz sein für die Teams, die ihre Spiele in der schlauchbootartigen Allianz-Arena austragen. Brasilien zum Beispiel. Die Fifa ist es gewohnt, dass Städte Trainingsanlagen kostenlos zur Verfügung stellen; die Städte wollen ein paar Streusel vom großen Kuchen, dafür sollen sie sich der Weltmacht Fußball unterwerfen. In München sieht das etwas anders aus, da haben sie genug echte Spiele und müssen den Fifa-Leuten nicht auch noch ein Stadion umsonst überlassen.

Die Stadt München ist ziemlich arm, der Unterhalt des Stadions verschlingt eine Menge Geld. Die Fifa ist ziemlich reich. Wer im Grünwalder eine Sportveranstaltung ausrichten möchte, muss bezahlen. Gemeinnützige Veranstaltungen wie Behindertensportfeste kosten laut Gebührenordnung 330 Euro pro Tag, kommerzielle das Doppelte. Die Behinderten haben immer gezahlt, die Fifa dagegen will das Stadion 30 Tage gratis. "Wir haben uns darüber sehr gewundert", sagt Diana Stachowitz. Die SPD-Frau ist im Stadtrat für den Sport zuständig, sie hat Erzieherin gelernt, mit Heimkindern gearbeitet. Sie weiß, was der Fußball für die Leute bedeutet: "Aus der Begeisterung an der Basis schöpft doch die Fifa ihren Wert."

Münchens Oberbürgermeister Christian Ude ist im Zwiespalt. Brüskieren und aussperren kann er die gierige Fifa nicht, dazu ist deren Angebot zu spektakulär, gerade für die Fans, die keine WM-Spiele live werden sehen können. Für die ist Ronaldo im Sechzger natürlich das Highlight - auch wenn der dort nur Dehnübungen machen wird. "Aber zum Nulltarif wird es das Grünwalder nicht geben", sagt Ude. Der Kern der Schwierigkeiten zwischen der Fifa und den Sponsoren, die glauben, ihnen gehöre die Stadt, weil sie die WM bezahlt haben, auf der einen und alt gedienten Beamten auf der anderen Seite ist das so genannte Pflichtenheft der Fifa, das die Ausrichterstädte schon in der Bewerbungsphase akzeptieren mussten.

Zu den Verpflichtungen gehört, dass die Städte um die Stadien eine Fläche von rund zwei Kilometern Durchmesser frei halten, damit dort Platz ist für "Hospitality- und Medieneinrichtungen", wie Organisationskomitee-Vize Wolfgang Niersbach erklärt. Vor allem aber sollen sich hier die Werbepartner der Fifa ausbreiten dürfen. Die 15 Hauptsponsoren wie Philips oder Gillette haben jeweils ungefähr 40 Millionen Euro bezahlt, die nationalen Förderer wie die Postbank oder Obi etwa 13 Millionen Euro. Dafür verlangen sie Exklusivität. Die Zone ist durch einen rund zwei Meter hohen Zaun von der freien Welt abgegrenzt; wer ein Ticket hat oder Standdienst bei einem Reklametreibenden schiebt, kommt rein, der Rest bleibt außen vor.

Diese "Sicherheitszonen" genannten Bannmeilen haben die Städte, teilweise zähneknirschend, akzeptiert - obwohl hier mal eben öffentlicher Raum für ein paar Wochen in private Hand übergeht. Dass den Herren des Fußballs darüber hinaus eine "erweiterte werbefreie Zone" vorschwebt, wollen einige Behördenvertreter indes nicht hinnehmen. "Außerhalb der Sicherheitszone gelten die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland", sagt Robert Kilp, der Leiter des Ordnungsamts Köln. Das heißt: Niemand wird von einem Fifa-Schergen gestoppt, wenn er in Puma-Klamotten am Zaun entlang joggt oder dort Handzettel verteilt. Denn mobile Werbung ist in den meisten Bundesländern nicht genehmigungspflichtig. Und Werbung auf "privatem Grund und Boden" könne die Fifa "ebenfalls nicht unterbinden", sagt der Hamburger Rechtsanwalt Mirko Wittneben von der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek.

Er warnt aber davor, dass der Verband, wenn er einen Verstoß gegen das Markenrecht ausgemacht zu haben glaubt, sofort abmahnt. Gibt der vermeintliche Übeltäter dann eine Unterlassungserklärung ab, muss er die Anwaltskosten tragen - aufgrund des hohen Streitwerts rund 2600 Euro. Darüber lacht jeder Konzern, aber nicht der Imbissbesitzer, der vor seiner Bude eine Pepsi-Fahne hängen hatte. Die Grundsatzposition der Fifa lässt sich am besten mit einem Statement Gregor Lentzes umreißen. Er führt die Geschäfte der verbandseigenen Marketing GmbH. "Die Weltmeisterschaft", sagt Lenze, "ist kein Allgemeingut, sondern eine Privatveranstaltung der 207 Fußballverbände." Klingt plausibel.

Seit 1974, als João Havelange, der Vorgänger des jetzigen Bosses Joseph Blatter, zum Präsidenten gekürt wurde, versteht sich die Fifa als global operierende Monarchie. Ein Volk hat es demnach als Ehre zu empfinden, wenn die Fifa in seinem Land gastiert, Forderungen jedweder Art sind nicht standesgemäß. Es lassen sich aber auch Argumente gegen Lentzes Interpretation finden. Denn in den zwölf WM-Arenen stecken 600 Millionen Euro öffentliche Gelder, von den Milliarden für die Infrastruktur nicht zu reden. "Die Öffentlichkeit" sei bei dem WM-Spektakel doch "nur noch Ornament", sagt der Frankfurter Publizist Klaus Ronneberger, der viele Texte über die Privatisierung des öffentlichen Raumes verfasst hat.

Quelle: Spiegel

Ich hab immer weniger Lust auf die WM.

Nieder mit der Fifa !

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Knows how to post...
Ich weiss nicht ob ichs bei quer gehört hab, aber ich finds witzig, dass sich die fifa das Recht vorbehält Zuschauer nicht ins Stadion zu lassen, die mit ihrer Kleidung Werbung für Firmen machen, die sich die Frechheit erlauben keine offiziellen Sponsoren zu sein.

das ist leider pure realität. wobei ich mir schon die frage stelle wie die ordner reagieren wenn ein ordentlicher mob vorm eingang steht. da sollen sie einen sagen ... "nein, du nicht"

aber mir wird das gott sei dank nicht passieren, hab ja keine karte bekommen..

@FIFA :finger4: , ich wünsche euch KEINE friedliche WM!

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Valdi am Weg ins Stadion
@FIFA  :finger4: , ich wünsche euch KEINE friedliche WM!

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das muss ja nun auch wieder nicht sein oder?

ich wünsche mir auf jeden fall eine friedliche WM, denn es geht eh schon so schlimm zu auf dieser welt. da wäre eine friedliche und gute WM eindeutig ein angenehmes kontrastprogramm, aber jedem das seine...

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Zeuge Yeboahs

GÄNGELUNG DURCH FIFA

Funktionäre sorgen für Frust

Von René Martens, Holger Gertz und Matthias Greulich

Einfallsreich sind die Herren von der Fifa ja. Bei der WM ist alles geregelt. Viele Fußballfans fühlen sich aber dadurch eingeschränkt. Sie hegen großes Misstrauen. Anderswo ist die Genervtheit ebenfalls groß.

Andreas Kroll ist ein auf Harmonie ausgerichteter Mensch und freut sich auf die WM. Auf die Fifa ist der Chef der Verwaltungsgesellschaft "In Stuttgart" trotzdem nicht gut zu sprechen. Die Porsche-Arena, die bis zum Mai fertig gestellt werden soll und für die er zuständig ist, steht in der "erweiterten werbefreien Zone" des Gottlieb-Daimler-Stadions. Deshalb besteht die Fifa darauf, dass der Schriftzug mit dem Auto-Namen während des Turniers abmontiert oder abgedeckt wird, einer der Hauptsponsoren ist schließlich der Porsche-Konkurrent Hyundai. Dagegen wehrt sich Kroll: "Wir lassen uns nicht von der Fifa demontieren."

Der Nike-Konzern, populärster Anlieger des Frankfurter WM-Stadions, kennt solche Probleme. Während des Confederations Cups musste das Unternehmen auf einem Bauschild ein Foto austauschen, weil es Ronaldo mit dem WM-Pokal zeigte. "Der Pokal ist Eigentum des Weltverbandes, der sich auf sein Eigentumsrecht berief", sagt Nike-Sprecher Olaf Markhoff. Für die WM habe man, "auf Veranlassung der Fifa", mit der Stadion GmbH "vereinbart, kein Firmenlogo am Gebäude anzubringen". Olaf Markhoff geht aber davon aus, "dass wir Nike-Schuhe tragen dürfen, wenn wir ins Büro kommen".

Der Nike-Mann spielt damit auf die Gerüchte an, Stadienbesucher dürften während der WM keine Clubtrikots tragen, deren Embleme Markenrechte der Fifa-Sponsoren verletzen. Ein Horrorszenario: erst das unwürdige Ticket-Vergabesystem überstehen und dann nur wenige Meter vor dem Ziel wegen des verkehrten Hemds scheitern. OK-Vizepräsident Wolfgang Niersbach betont aber: "Diese Meldungen sind falsch. In Köln kommt man mit dem FC-Trikot inklusive Sponsor-Logo genauso ins Stadion wie mit dem HSV-Trikot in Hamburg." Man werde jedoch "einschreiten, wenn Nicht-WM-Partner mithilfe von Besucheroutfits Choreographien inszenieren, durch die plötzlich ein Firmenlogo entsteht".

Unter der allgemeinen Regulierungswut haben auch soziale Projekte zu leiden, wie zum Beispiel das von der Behörde für Arbeit, Jugend und Soziales getragene Fan-Office in Hamburg, das einen kostenlosen "Fan-Guide" in einer Auflage von 400.000 Stück herausbringt und ein Turnier für sozial benachteiligte Jugendliche organisiert. In beiden Fällen gab sich die Fifa bisher hartherzig: Als Sponsoren dürfen nur ihre Partner in Erscheinung treten - oder Firmen aus Nicht-Wettbewerber-Branchen. Doch ein Sponsor, der bei der WM schon mit 40 Millionen Euro dabei ist, macht die Kaffeekasse nicht mehr auf, um ein lokales Jugendturnier zu unterstützen.

Der "Fan-Guide" der Hamburger soll zudem nach Willen der Fifa keine Spielpläne enthalten - die Order begründen die Autokraten aus Zürich damit, dass man sonst einen Exklusivvertrag mit einer Bertelsmann-Firma verletzen würde. Die Fan-Officer suchten sich deshalb juristischen Rat. Es sei "bezeichnend, dass jemand, der Aktionen für Kinder und Jugendliche, für die wirklich WM-Begeisterten, organisiert, sich für den Umgang mit der Fifa einen Anwalt nehmen muss", sagt Mitarbeiter Michael Thomsen.

Serviceangebote sind für die Office-Leute zentraler Bestandteil ihrer gesamten WM-Arbeit. Denn: "Service und Atmosphäre generieren Sicherheit", sagt Thomsens Kollege Frank Steiner. Die Zahl der WM-Besucher, die mit der Intention, Krawall zu machen, anreisten, liege unter einem Prozent, "den anderen mehr als 99 Prozent muss man das Gefühl geben, dass sie willkommen sind" - dann bestehe keine Gefahr, dass sich Teile der Mehrheit von Hooligans "mitziehen" ließen. Das friedliebende Spektrum ist breit, sogar WM-OK-Vize Horst R. Schmidt sagt: "In einer freundschaftlichen, friedlichen Atmosphäre verhalten sich auch gewaltbereite Fans friedlich."

Doch in diesem Sommer wird das Bild auf den Straßen nicht nur von bunt bemalten Fans bestimmt, sondern auch von uniform Gekleideten. Ob der öffentliche Raum dann so friedlich wahrgenommen werden wird, ist fraglich. Politiker debattieren darüber, die Bundeswehr während der WM einzusetzen, die Polizeibeamten haben Urlaubssperre und der Bundesverband Deutscher Wach- und Sicherheitsunternehmen jubiliert schon jetzt. Allein die Firmen, die mit dem OK Verträge abgeschlossen haben, würden während der WM "10.000 bis 12.000 Sicherheitskräfte" einsetzen, um Stadien und Team-Unterkünfte zu sichern, heißt es.

Amtliche Riesenfeiern in den zwölf WM-Städten

In dieser Kalkulation sind jedoch die Aufträge für Public-Viewing-Events noch nicht mitgerechnet, weil ihre Zahl noch nicht zu überblicken ist. Sicher ist: An jedem der zwölf Austragungsorte finden quasi amtliche Riesenfeiern statt, die möglicherweise mehr WM-Flair versprühen als die Atmosphäre in den Stadien, bei denen es aufgrund der Ticketpolitik eher ruhig zugehen dürfte. Dennoch: Ums Fußballgucken geht es bei diesem Methadonprogramm für WM-Pilger wohl nur am Rande. Auf dem Hamburger Heiligengeistfeld steht beispielsweise eine 70-Quadratmeter-Leinwand - wie in einem Multiplex-Saal. Mit dem Unterschied, dass dort nicht 55.000 Fans etwas sehen wollen.

Wer sich auf dem Oktoberfest in München oder dem Hafengeburtstag in Hamburg pudelwohl fühlt, darf sich auf die Feten freuen. Für feinfühlige Gemüter sind sie indes nicht konzipiert. Jenseits der Fifa-Fanfeste gibt es noch andere Public-Viewing-Konzepte: Die Südkurve Deutschland GmbH baut in 16 Nichtaustragungsstädten Retortenstadien auf, die zwischen 1200 und 4500 Fans fassen. Die Machtverhältnisse im Stadion werden auf niedrigerem Level kopiert - auch hier gibt es VIP-Zonen, nur sind die Gäste nicht ganz so wichtig. Der Kurierdienst DHL hat bereits 8000 "Incentive-Pakte" für Kunden und Mitarbeiter gekauft. Zum Rahmenprogramm gehören "Video-Live-Schaltungen" an andere Standorte - damit der Paketbote aus Halle dem Paketboten aus Erlangen zuwinken kann.

Quelle: Spiegel

bearbeitet von Interisti

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  • 2 weeks later...
The Pezident of Bäristan

Unglaublich. Ich wollte etwas produktives dazuschreiben, aber ich bin nur noch sprachlos und von Tag zu Tag reckts mich mehr, wenn ich solche Beiträge in Zeitungen oder in Internetforen lese.

Wie lange dauert es noch, bis wieder einmal die Reichen vom weniger privelegierten Volk erschlagen werden?

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Oasch

Irgendwo hab ich vor kurzer Zeit gelesen, dass die Geschäfte/Wirtshäuser doch nicht ihre Schilder verdecken müssen. Find den Artikel aber nicht mehr. War auf der Spiegel Homepage glaub ich.

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das muss ja nun auch wieder nicht sein oder?

ich wünsche mir auf jeden fall eine friedliche WM, denn es geht eh schon so schlimm zu auf dieser welt. da wäre eine friedliche und gute WM eindeutig ein angenehmes kontrastprogramm, aber jedem das seine...

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stell dir vor du stehst vorm stadion mit der rapiddress und der ordner sagt zu dir: "du darfst das stadion nicht betreten da auf deinem shirt eine fa. erwähnt ist die sich nicht am sponsoring der wm beteiligt". ich würd ihm, sollte ich wirklich deswegen nicht reinkommen können, vermutlich die zähne einschlagen... aber wie gesagt, in diesen genuss komm ich ja ohne karte nicht...

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