ÖFB Team Retrostyle


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„ÖFB Nationalteam Retro“ oder „Warum mich Hertha BSC nachdenklich machte…“

Vorab möchte ich festhalten: Die Bestellung von Marcel Koller zum österreichischen Teamchef habe ich mit großer Freude begrüßt. Alleine durch seine taktischen Fertigkeiten kann der medienfreundliche Schweizer sicher einiges zur Weiterentwicklung unserer biederen Landesauswahl beitragen. Ich wünsche ihm naturgemäß viel Erfolg dabei.

Die besten Wünsche und „Mit-ihm-wird’s-besser“-Parolen begleiteten jedoch auch die letzten Teamchefs in ihrer Anfangszeit. Das Ergebnis ist leider jedem österreichischen Fußballfan bestens bekannt.

Egal wer’s war: Otto „Maximale“ Baric, der Goleador Hans Krankl, „Charly“ Brückner oder zuletzt der Feuerwehrmann Didi Constantini. Sie alle scheiterten an sämtlichen Qualifikations-Hürden.

Darum wird es Zeit, sich folgende Frage zu stellen: Wie entschwindet man diesem Teufelskreis des Versagens?

Die Antwort vieler lautet, der ÖFB müsse sich neuen Ideen öffnen, moderner und weltoffener denken und die verstaubten Strukturen hinter sich lassen. Naja, kein schlechter Ansatz.

Meine Idee geht jedoch in die genau andere Richtung.

Sehen wir den Fakten ins Auge: Für welches Turnier schaffte es die ÖFB-Auswahl zuletzt, sich zu qualifizieren? Richtig! Die Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich. Die Heim-EM natürlich ausgenommen.

Grund genug, das Erfolgsteam von damals genauer unter die Lupe zu nehmen und es, wenn möglich, mit Spielern von heute nachzubauen.

Der Trainer

Was hört man heutzutage nicht alles für Märchengeschichten: Kommunikativ müsse er sein, der Trainer von heute. 20% Trainer, 80% Psychologe. Wenn möglich jung und dynamisch, voller neuer Ideen zum Thema Taktik und moderner Spielführung. Er möge sprühen vor Dynamik, top geschult sein im Umgang mit den Medien, um keine unnötige Unruhe zu verbreiten.

Alles humbug!

Damals wurde das Zepter von Fußballer des Jahrhunderts, Schneckerl Prohaska höchstpersönlich, geschwungen. Wenn man will ein fast „inzestiöser“ Vorgang, kommen doch sehr häufig, aus welchem Grund auch immer, ehemalige Kicker der Nationalelf später zur zweifelhaften Teamchefehre.

Schneckerl’s Ahnung von Taktik? Pressing? Raumaufteilung? Fehlanzeige!

„Geht’s ausi und spüts eicha Spü!“ So oder so ähnlich lautete die Devise.

Auch ein geschulter Umgang mit Medien war dem Herbert damals noch Fremd (www.youtube.com/watch?v=cQaKXisx7jg).

Schneckerl praktizierte ein stabiles 3-5-2 System. Das Spiel von hinten eröffnen? Überflüssig! Die Defensive war noch dazu da, um zu verteidigen! Was sonst?

Aber wenn wir schon beim Thema sind…

Der Torwart

Im Tor der Österreicher stand mit Michael Konsel die letzte wahre Nummer 1 des ÖFB. Der Schlussmann der AS Roma genoss auch im Nationalteam höchsten Stellenwert und „putzte“ wenn notwendig auch mal seine Abwehr ordentlich zusammen. Sein Wort hatte Gewicht, so wie es sich für eine Nummer 1 gehört.

Vergleich heute:

Im kürzlich erschienen Kader der Nationalmannschaft finden sich mit Almer, Lindner und Gratzei 3 Torhüter, die sich das Prädikat „durchschnitt“ verdienen. Allesamt mehr oder weniger unauffällig solide, keiner sticht heraus. Weder nach oben, noch nach unten.

Doch welcher Tormann von heute ist am besten mit Konsel zu vergleichen?

Die zuvor erwähnten Ansprüche eines lautstarken Goalies erfüllt Hans-Peter Berger mit Sicherheit am besten.

Da wird schon mal geschrien und mit den Armen gefuchtelt, wie ein Fluglotse. Und auch, wenn der Hans-Peter dann mal an einer Flanke vorbeirauscht wie eine Boeing 747, ist er dabei wenigstens lautstark!

Die Abwehr

Wolfgang Feiersinger, Peter Schöttel, Anton Pfeffer! Ufff, das nenne ich geballte Kompromisslosigkeit hoch 3! 1998 war die Defensive noch ein Trumpf!

Diese Dreierabwehr steht für vieles, jedoch bestimmt nicht für Ballkontrolle, Technik und Spielaufbau.

Ob Ball oder Gegner getroffen wurden, war sekundär. Hauptsache war, nicht vom Konsel eine drüber zu kriegen. Da müssen wir auch heute wieder hin.

Spieler für dieses System haben wir zur Genüge. Stellen wir uns mal vor, Marcel Koller würde in einer Zeitung inserieren: „Suche Abwehrspieler für unser Nationalteam. Du bist groß, kopfballstark, langsam und du hast bis jetzt noch nicht herausgefunden, ob der Gegner oder Ball dein größter Feind sind, und darum trittst du einfach auf beides? Dann melde dich bei mir.“

Welcher Österreicher würde die Zeitung aufschlagen und mit Glitzern in den Augen feststellen, dass Koller nur noch auf seinen Anruf wartet?

Unter meinen Auserwählten findet sich tatsächlich auch ein aktueller Anwärter auf einen Kaderplatz im Nationalteam: Fränky Schiemer.

Er erfüllt die Rolle des Außendeckels mit Bravour. Gemeinsam mit Thomas Burgstaller ist dies die härteste Manndeckung, die unser Land anbieten kann. Den Rücken hält den beiden ein Libero frei, der die zuvor beschriebenen Eigenschaften wie kein Zweiter in Fleisch und Blut hat übergehen lassen: Jürgen Patocka.

Um es mit dem Worten von Hansi K. zu sagen: Um diese Abwehr würde uns ganz Europa beneiden.

Das Mittelfeld

Das Mittelfeld war das Prunkstück Österreichs im Jahre 1998, und das nicht nur deshalb, weil es aus 6 Mann bestand. Vor der Abwehr fungierten 2 Herren, die sich ihrer Position als „Abräumer“ sehr bewusst waren und diese auch bravourös praktizierten: Heimo Pfeifenberger und Arnold Wetl. Ihre Aufgabe war eindeutig: sie mussten den beiden etwas offensiver agierenden Mittelfeldspielern den Rücken freihalten. Ein Beitrag zum Spiel MIT Ball wurde nicht verlangt und war auch nicht notwendig, denn dies war die Aufgabe der zentralen bzw. des offensiven Mittelfeldspielern, Didi Kühbauer und Andi Herzog.

Unterstützt wurden die beiden in der Bewegung nach vorne von den 2 Flügelflitzern. Die Hauptaufgabe dieser beiden war klar: laufen! Vor, zurück, vor, zurück und das am besten 90 Minuten lang. Wer wäre dafür besser geeignet als Roman Mählich und Harald Cerny. Die beiden Pferdelungen spulten ihr Programm anstandslos runter.

Auch heute könnten wir in unserer Auswahl problemlos dieses System praktizieren. Die Spieler dazu hätten wir auf alle Fälle.

Im defensiven Mittelfeld bzw. als Vorstopper gibt es keinen Weg vorbei an Matthias Hattenberger. Das großgewachsene Kopfballungeheuer strotzt nur so voll Selbstvertrauen, sein Ego ähnlich groß wie er selbst und somit scheut er sich auch nicht davor, seine Mitspieler einmal ordentlich die Meinung zu sagen. An seiner Seite übernimmt Stefan Kulovits den ruhigeren, aber nicht minder wertvollen Part von Arnold Wetl.

Den Platz im zentralen Mittelfeld holt sich, vielleicht für viele überraschend, Christoph Leitgeb. Der Steirer ergattert sich somit den Platz von Didi Kühbauer. Warum das?

Kleine Anekdote aus der noch aktiven Zeit von Don Didi: In einem Match erhielt Leitgeb wegen Schiedsrichter-Kritik die rote Karte. Nach dem Spiel äußerte sich Kühbauer folgendermaßen zur Situation: „I hob keine Ahnung, wos da Christoph zum Schiri gsogt hot, aber i unterstütz es zu 100%!“

Seitdem verbindet diese beiden Kicker etwas, deswegen fällt die Wahl auf Leitgeb.

Als offensivster der sechs „Mittelfeldstrategen“ braucht es adäquaten Ersatz für Österreichs Rekordnationalspieler Andreas Herzog. Ein Linksfuß mit grandioser Übersicht, dem Auge für den Mitspieler und einem Schuss, der jedes Tornetz das Fürchten lehrt. Wer könnte diese Rolle besser einnehmen, als der Mattersburger Michi Mörz? Er bringt alles mit, was man sich von einem Spielgestalter erwartet, vor allem Erfahrung.

Unterstützt wird das österreichische Zentrum von zwei wahren Kilometerfressern: Patrick Wolf und Wolfgang Mair. Sie laufen schnell und sie laufen viel. Ballkontrolle ist auf dieser Position und in diesem System zweitrangig.

Der Stürmer

Anton Polster konnte nicht viel. Er wollte auch nicht viel. Aber wenn er etwas wollte und konnte, dann vor allem aus eineinhalb Chancen mindestens 2 Tore zu machen. Das ihm sein nicht gerade lauffreudiger Spielstil angeblich so manche Klage eines, um den unter Toni‘s Schuhen breitgetretenen Regenwurms Sorgen machenden, Tierschützers einbrachte, ist nicht wichtig. Wichtig ist seine Torquote, und die war grandios.

Wenn es in der heutigen Zeit jemanden gibt, der mit Toni zu vergleichen ist, dann kann das nur Roland Linz sein. Mit diesem Minimum an Einsatz, Laufbereitschaft und fußballerischem Können trotzdem Torschützenkönig der Bundesliga zu werden, ist einerseits erschreckend, aber andererseits auch grandios!

Ausschließlich Linz kann für das Retro-Nationalteam in Frage kommen!

Das Team

Linz

Mörz

Mair Leitgeb Wolf

Hattenberger Kulovits

Burgstaller Schiemer

Patocka

HP Berger

Für dieses Team sprechen unzählige Faktoren. Zum einen ist es defensiv unglaublich stabil. Jeder Stürmer der Welt würde sich an diesem Abwehrbollwerk die Zähne ausbeißen. Der kreativen Offensive ist durch diese geballte Ladung Zweikampfstärke eine 100%ige Rückendeckung gesichert, somit können sie sich voll und ganz auf die Entfaltung ihrer unglaublichen Qualitäten nach vorne konzentrieren.

Im Zentrum gibt’s in diesem System mit Sicherheit kein Durchkommen, und die Flanken werden von den beiden Flügelflitzern beackert.

Heißt im Klartext: Die Null steht. Und vorne wird der Roli schon irgendwie einen reinwürgen!

Jetzt bin ich gespannt auf eure Meinungen… :winke:

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Die zuvor erwähnten Ansprüche eines lautstarken Goalies erfüllt Hans-Peter Berger mit Sicherheit am besten.

Da wird schon mal geschrien und mit den Armen gefuchtelt, wie ein Fluglotse. Und auch, wenn der Hans-Peter dann mal an einer Flanke vorbeirauscht wie eine Boeing 747, ist er dabei wenigstens lautstark!

hat mich trotzdem zum schmunzeln gebracht :lol:

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