Aktuelles aus den Stadien


Dannyo

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ENANDERSKALIBER!
ich möchte auch mal festhalten, dass mir "bunte" kurven, in denen es viele verschiedene gruppen gibt (die nicht mal unbedingt organisiert sein müssen), viel besser gefallen als so "diktatorisch" organisierte, wo halt jeder auf den ober-capo hören muss...

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du meinst also so ala england. unorganisierte kurven gehen im modernen fussball kaputt und die kurve ist nicht mehr unterscheidbar von den anderen tribünen.

bei uns gibts auch dutzende verschiedene fangruppierungen die auch optisch als einzelne gruppen auftreten, dennoch ist das ganze als kurve organisiert. keiner muss auf den capo hören, keiner muss in der kurve stehen, überhaupt muss niemand irgendwas...

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Wien nur du allein!
was haben die ultras gegen fosters?

906366[/snapback]

Die haben nichts gegen Fosters, ist auch das Bier was in den UR-Bussen verkauft wird. Und da hatte dann einer mal die Idee einen Banner mit "Fuck You" mit dem F im Forsters-Style zu machen. Sieht ja optisch viel besser aus als einfaches Fuck You.

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Wien nur du allein!

Wegen der Bilder:

Ich hab eine englische Übersetzungen gefunden, dürfte in etwa stimmen:

naro127mm.jpg

"A real ultra does it without help of the club

you are only interessed in the cheque you got

our bill is paid and " sud " is coloured"

naro178sy.jpg

"Tell all of Italy that you hate us

but you charge on us or delegate ?

Who makes you to this courtesy the police officers or the police force"

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:laugh:  :laugh:  :laugh:

Viele Erwachsene können ja nicht in der Muttenzerkurve stehen.

Hach, wie ich solche militaristisch organisierten Kurven liebe!

Mongo mit dem Megaphon befiehl, wir folgen!  :laugh:

Hirn ausschalten, nachmachen und gusch!

Naja, anders sind so lustige Aktionen, wie die 11. September 2001 - Pyroshow wohl nicht durchführbar, was mich zu einem anderen Punkt bringt:

Einerseits macht man sich über tausende Tote am 11. September lustig, bzw. findets "cool" das zu feiern, macht man in deutschen Stadien der Welt klar, dass man stolz darauf ist, auf Nazigold zu sitzen und verhöhnt somit Millionen von enteigneten und vergasten Menschen, und andererseits heult man dann peinlich herum, wenn ein paar hundert der superharten Muttenzerwappler in Zürich über Nacht im Häfen sitzen, schreit A.C.A.B und fühlt sich schlecht und ungerecht behandelt.

Irgendwie geschmacklos, tief und noch dazu feig und jämmerlich, findest du nicht?

905355[/snapback]

YES!

Danke.

Noch jämmerlicher die kommentare damals, die Choreo zum 11. September als Kritik an "Globalisierung" und der "hegemonialmacht USA" zu verkaufen.

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ENANDERSKALIBER!

Young Boys Bern vs. FC Basel vor 27'500 Zuschauern.

Davon waren 10'000-12'000 aus Basel! Die gesamte Kurve hinter dem Tor war besetzt und auch im ganzen Stadion verteilt waren Basler.

(hier sieht man nur den Gästesektor):

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IMG_1321.jpg

IMG_1325.jpg

IMG_1409.jpg

IMG_1442.jpg

IMG_1532.jpg

....und heute abend gehts ab nach ROMA! :clap:

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ENANDERSKALIBER!
warum hängen einige transparente verkehrt?

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ich kenne den grund nicht, aber normalerweise hängt man die zaunfahnen immer verkehrt rum hin wenn man mit etwas nicht zufrieden ist oder gegen etwas protestiert.

so gesehen könnte es damit zu tun haben dass wir vor dem eingang mit pefferspray und tränengas besprüht wurden. die haben nur 1 schmalen eingang aufgemacht und dabei kam ein extrazug mit einer masse basler auf einmal an.... es gab gedrucke und dann drehten security und polizei durch.

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Stammspieler

Schade das du den Grund nicht weisst.

Die Transparente hängen ja immer verkehrt. Bei Szene Basel(DVD) sieht man es Auswärts immer schön das sie verkehrt hängen.

Aber wieder mal tolle Fotos.

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Commando Suff '05

Gegen den modernen Fußball

Sie nennen sich Brigade oder Inferno, fahren quer durch Deutschland und Europa. Ob Olmütz, Hamburg oder Wien – Entfernungen spielen dabei keine Rolle. Sie lieben ihren Verein und leben für ihn: sie sind „Ultras“.

Was sich im ersten Augenblick verrückt anhört, ist mittlerweile zu einem festen Bestandteil der deutschen Fußballkultur geworden. Es sind die Ultras, die mit ihren Choreografien, Bannern und Flaggen für Staunen sorgen und mit ihren Gesängen die Atmosphäre maßgeblich prägen. Ohne sie wäre die Bundesliga ein ganzes Stück farbloser und ein Stadionbesuch kaum interessanter als eine Partie Halma bei einem Glas lauwarmer Milch.

Doch was macht einen Fußballfan zum Ultra?

„Es ist eine Lebenseinstellung, die ihren Ursprung in Italien hat. Es gibt unterschiedliche Ausprägungen, aber eines ist immer gleich: Ultra ist man ganz oder gar nicht, und das sein Leben lang“, erklärt der Würzburger Manuel Möhring. Seit fünf Jahren ist der Jurastudent bei den Ultras Nürnberg (UN) aktiv, der 1. FC Nürnberg ist für ihn weit mehr als nur ein Hobby. „Der Glubb ist mein Leben. Bei den UN sind meine Freunde, meine Leidenschaft und meine Liebe, genauso wie meine Trauer und mein Leiden.“

Jens Volke kennt diese Gefühle. Der Versicherungsfachwirt ist eines von rund 400 Mitgliedern von The Unity, einer Ultra-Gruppierung von Borussia Dortmund, und hat alle Höhen und Tiefen der jüngeren Vereinsgeschichte miterlebt – vom Höhenflug der Neunziger Jahre bis hin zum Beinahebankrott im Frühjahr 2005. „Der BVB begleitet mich seit über zwanzig Jahren, seit fünf Jahren habe ich kein Bundesligaspiel mehr verpasst. Mein Freundeskreis besteht praktisch nur noch aus Gleichgesinnten, selbst meine Freundin habe ich beim Champions-League-Finale 1997 in München kennengelernt“.

Obwohl Möhring und Volke schon seit vielen Jahren ihren Vereinen die Treue halten, reicht die Geschichte der deutschen Ultras noch nicht sehr weit zurück. Zwar hatte die Bewegung bereits vor über vierzig Jahren ihren Ursprung in Italien, doch nur zögerlich schwappte sie über die Grenzen in Richtung Nordeuropa. Die Entwicklung in Deutschland steckt noch in ihren Kinderschuhen, ist für Volke aber kaum verwunderlich. „In einer Zeit, in der sich jeder, der mal einen Schal im Onlineshop eines Bundesligavereins bestellt hat, 'Fan' nennt, war es abzusehen, dass es irgendwann eine Gegenbewegung geben würde.“

Dabei ist es gar nicht so einfach, die eigene Szene aus der Entfernung mitzugestalten, so Möhring: „Für uns Würzburger ist es schwer, am täglichen Leben der UN teilzuhaben, da wir nicht ständig in Nürnberg sein können. Die Sektion Unterfranken hat rund 45 Mitglieder, die über den ganzen Bezirk verteilt leben. Wir haben einen Raum in Würzburg angemietet, in dem wir uns beinahe jeden Tag treffen, feiern und selbstständige Aktionen planen.“ Am Spieltag selbst geht es dann in den frühen Morgenstunden mit dem Zug nach Nürnberg, um beim Aufbau der Choreografien im Stadion mitzuhelfen. Spielt der FCN auswärts, erfolgt die Anreise mit Bussen aus Nürnberg. „Es sind unbeschreibliche Gefühle, wenn man mit all seinen Kumpels früh morgens zu einem Auswärtsspiel aufbricht, in einer

anderen Stadt seine Farben präsentiert und in der Kurve lautstark seine Mannschaft anfeuert. Gemeinschaftsgefühl, Verbundenheit und völlige Hingabe – das sind die Dinge, die mich immer wieder aufs Neue packen“.

In der Kurve selbst wird dann die eigentliche Arbeit erledigt – Flugzettel werden verteilt und die Fans über Aktionen informiert. „Noch mehr Wert als auf optische Effekte legen wir auf die Akustik. Lang anhaltende, melodische Gesänge, möglichst am Spielgeschehen orientiert, sind uns sehr wichtig.“ Ein Vorsinger – der Capo – sitzt auf dem Zaun zwischen Tribüne und Spielfeld und gibt per Megaphon Takt und Lied vor. Das stachelt die Fans dazu an, alles aus sich rauszuholen und noch viel wichtiger, das gleiche Liedgut anzustimmen – schließlich will das Anfeuern der eigenen Mannschaft und das Einschüchtern

des Gegners gut organisiert sein.

„Wir können viel von den Ultras aus anderen Ländern lernen. In Frankreich haben Ultras einen ganz anderen Stellenwert in den Kurven und bei den Vereinen. Oder in Österreich: Wir haben gute Kontakte zu den Ultras von Rapid Wien, die uns um Längen voraus sind, vor allem, was den Zusammenhalt in der Gruppe angeht.“ Regelmäßig statten die Nürnberger den Wienern Besuche ab, um neue Erfahrungen zu sammeln und die dortige Gastfreundschaft zu genießen. Das Verhältnis untereinander ist von großem Respekt geprägt, was sogar dazu führte, dass die Österreicher in der letzten Saison fast immer im Frankenstadion zu Gast waren, wenn Rapid nicht gerade selbst ein Spiel zu bestreiten hatte. Auch zu Ultras aus Göteborg, Marseille und Brescia pflegen die Franken freundschaftliche

Kontakte, wenngleich diese aufgrund sprachlicher Probleme und der sehr

großen Entfernungen nicht ganz so stark ausgeprägt sind.

Dafür scheinen sich Medien und Politiker jedoch nicht zu interessieren. Von diesen werden Ultras immer wieder mit Hooligans oder Neonazis in einen Topf geworfen, stehen mittlerweile ganz oben auf der Gefahrenliste der Sicherheitskräfte. Das ist für Möhring nicht nachzuvollziehen: „Klar gibt es mal Prügeleien, aber die gibt es doch überall. Auf Weinfesten oder in Diskos werden solche Vorfälle kaum beachtet und polizeilich verfolgt, weil von vornherein klar ist, dass es sich hierbei um Nichtigkeiten handelt. Sobald es aber um Fußballfans geht, ist das anders. Seit dem Zurückdrängen der Hooligans konzentrieren sich die Behörden immer mehr auf uns Ultras.“

Der Ablauf eines normalen Auswärtsspiels gleicht dabei eher einem Krimi, denn einer Sportveranstaltung. „Am Spielort angekommen, werden wir in Busse gesteckt, aus den Bussen geht’s in den Gästeblock, nach Spielende das gleiche andersherum. Dabei wird man von Anfang an ganz offen gefilmt und von der Polizei eskortiert. Die Innenstädte sind meistens abgesperrt, die Bewegungsfreiheit stark beschränkt. Die Gästeblöcke werden immer schlimmer – die Sicht bescheiden, komplett verglaste Blöcke inklusive Fangnetz sind die Regel. Wir werden behandelt wie Schwerverbrecher“, bringt Volke die Kritik auf den Punkt.

Für viele Fans liegt die Vermutung nahe, dass diese „Repressionen“ bewusst im Hinblick auf die WM im nächsten Jahr erfolgen. Der Slogan „Bei Freunden zu Gast – Fühl dich wie im Knast“ hat in den meisten Fankurven des Landes Einzug gehalten, die Entwicklungen der letzten Jahre haben jede Vorfreude auf das Großereignis verfliegen lassen. „Man kann sagen was man will, die meisten Aussagen sind Vorwände. Es geht wohl hauptsächlich darum, möglichst viele unbequeme Fans aus den Stadien zu drängen, und dazu ist jedes Mittel Recht. Ich bin heilfroh, wenn diese WM endlich vorbei ist. Denn was hat sie uns gebracht?

Die Ticketpreise steigen ins Unermessliche, es gibt immer weniger Stehplätze,

man sieht nur noch Werbebanden. Dafür werden die VIP-Bereiche ausgebaut und die

traditionsreichen Stadionnamen weichen austauschbaren Werbearenen“.

Wehrt man sich aber gegen die fortschreitende Entfremdung des Fußballs von seinen Wurzeln, steht man sehr schnell den Vereinen und deren Sponsoren im Weg. „Es ist für uns wichtig, zu unserer Tradition zu stehen und Kritik üben zu dürfen. Wir wollen uns nicht mundtot machen lassen, doch genau das beabsichtigt der DFB. Der will liebe Fans und Kunden, die brav klatschen und hurra schreien, es dann aber auch dabei belassen.“

Seit einigen Jahren wird die zentrale Datei Gewalttäter Sport geführt, die ursprünglich dabei helfen sollte, Ausschreitungen und Gewalttaten im Zusammenhang mit Sportveranstaltungen zu verhindern, sich aber zu einem wirksamen Druckmittel entwickelt hat. So kann ein Eintrag in dieser Datei drastische Folgen haben: von Stadionverboten über Meldepflichten bis hin zum Ausreiseverbot oder einer Gewahrsamnahme ist alles möglich. Die rechtliche Regelung ist vage und lässt viel Spielraum: „Wer glaubt, es trifft schon

immer die Richtigen, irrt sich gewaltig – es kann jeden treffen“, so Möhring.

„Immer wieder hat man das Gefühl, Stadionverbote und Einträge in die Datei erfolgen nur, um die eigenen Arbeitsplätze zu sichern. Viele Beamte denken gar nicht an die Folgen, sie verbauen Jugendlichen einfach die Zukunft.“ Eine Chance, gegen eine ungerechtfertigte Eintragung vorzugehen, hat man nur in den seltensten Fällen. Volke: „Man muss über einen Eintrag in der Datei nicht informiert werden. So kann man in den meisten Fällen nicht einmal von seinem Recht der Stellungnahme Gebrauch machen. Das sind Zustände wie in einer Bananenrepublik – vom Rechtsstaat muss mir keiner mehr was erzählen, für

Fußballfans existiert der leider nicht.“

Gilt normalerweise die Unschuldsvermutung, so werden in den Stadien unter Verweis auf das Hausrecht Stadionverbote ausgesprochen, die durch einen Vertrag der Deutschen Fußballliga auf alle Spielstätten der Bundes- und Regionalligen ausgeweitet werden können. Dies geschieht häufig ohne konkrete Beweise, und kann vor Gericht nicht revidiert werden – schließlich kann kein Richter einem Veranstalter vorschreiben, wen er ins Stadion lassen soll und wen nicht.

Diese „skandalösen“ Praktiken wollen sich die Fans nicht mehr gefallen lassen. Am Wochenende fand deshalb eine gemeinsame Protestaktion der deutschen Fangruppen statt. Bundesweit sollte in den ersten 15 Spielminuten geschwiegen werden, um auf die Bedeutung der Fans für den Fußball aufmerksam zu machen – doch die Nürnberger entschieden sich gegen eine Teilnahme. Möhring: „Wir wollen erst den eigenen Fans klar machen, worum es geht. Von überregionalen Aktionen halten wir noch nichts, da wir den zweiten Schritt nicht vor dem ersten machen wollen. Eines steht aber fest: wir werden unsere Ideale nicht verkaufen und unserer Linie treu bleiben. Wir werden nicht aufgeben!“

Quelle: http://www.f23.parsimony.net/forum50498/messages/221547.htm

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Commando Suff '05

Fußball-Fans in edelstem Zwirn beeinflussten das modische Selbstver ständnis von Generationen britischer Jugendlicher

In den Pubs des Gastronomiekonzerns Barracuda in Leicester sind Karos seit Sommer 2004 unerwünscht. »Diese Maßnahme zielt auf eine bestimmte Gruppe junger Männer, die uns in dieser Gegend Sorgen machen«, begründet Pressesprecherin Caroline Nodder das vorbeugende Lokalverbot. Träger von Burberry-Outfit erscheinen offenbar als potenzielle Unruhestifter, vor denen man die friedliebende Mehrheit der Gäste schützen muss. Die Nobelmarke, die in der österreichischen Wahrnehmung in etwa das Gewaltpotenzial eines Lodenmantels symbolisiert, ist in Großbritannien zum Kennzeichen für Troublemaker verkommen. Ihr Träger, der »Chav«, ist die neueste Ausformung des jungen, gewaltbereiten, doch gut gekleideten Mannes aus der Unterschicht, vor dessen Manieren das Vereinigte Königreich in periodischen Abständen erzittert.

Es begann in Liverpool

1977 hieß der »Chav« noch »Scally« und bevölkerte die Gegend um die Scotland Road, eines der übleren Viertel von Liverpool. Sein Markenzeichen war der »Wedge«, jene keilförmige Frisur, die erst perfekt saß, wenn ein Auge hinter den Stirnfransen verschwand. Mit Mohair-Pullovern und Duffel-Coats aus Kamelhaar stellten die jungen Männer ihren fragwürdigen Wohlstand stolz zur Schau.

Zu dieser Zeit war der Liverpool FC die dominierende Mannschaft in England. Bob Paisleys Team fuhr die reiche Ernte der Saat ein, die von dem unvergessenen Bill Shankly gelegt worden war. Regelmäßig durften die Reds ihr Können in den europäischen Cup-Bewerben unter Beweis stellen. Die jugendlichen Auswärtsfahrer kamen so in Kontakt mit in England schwer erhältlicher Markenware und importierten diese in ihre damals modisch trostlose Heimat. Das Meisterpokalfinale 1977 war eine der ersten großen Völkerwanderungen im Fußball. 30.000 Fans begleiteten ihre Mannschaft nach Rom, darunter einige Jungs von der Scotland Road, die an Mode mindestens genau so interessiert waren wie am Fußball (Liverpool gewann 2:1 gegen Mönchengladbach und sicherte sich damit seinen ersten Europacupsieg). Bei diesen Reisen deckten sich die Scallys mit ihren ersten Adidas- oder Puma-Sportschuhen und Trainingsanzügen von Fila ein, bezahlt wurde nicht immer. Die exotischen Marken waren sichtbare Trophäen, die zu Hause entsprechend stolz gezeigt wurden.

Der Markenfetischismus trieb auch seltsame Blüten. Beim Europapokal-Endspiel 1981 in Paris verbreitete sich unter den mitgereisten Fans das Nachricht, ein so genanntes »Adidas Centre« in der französischen Metropole verkaufe hier exklusiv Modelle, die nirgendwo sonst erhältlich seien. Die französische Hauptstadt sah daraufhin eine Horde junger Briten suchend durch ihre Straßen irren, letztendlich erfolglos. Der Exklusivverkauf erwies sich als ein Gerücht. Trotzdem fuhren die Fans zufrieden nach Hause, Liverpool hatte erneut das Finale gewonnen.

In der heimischen Liga lösten die ersten Auftritte des frisch eingekleideten LFC-Mobs einige Irritation bei den gegnerischen Fans aus. In London beherrschten noch Stoppelglatze, Harrington-Jackets und Dr. Martens die Tribünen. Zum ersten Spiel der Saison 1977/78 ging es auswärts nach Middlesbrough. Hunderte der einheimischen Fans warteten mit eindeutigen Absichten am Bahnhof auf ihre Gegner. »Ich hab sie nie so verwirrt gesehen wie damals. 40 unserer Jungs stiegen aus dem Zug, mit etwas, das aussah wie eine Mädchenfrisur. Sie waren zu erstaunt um anzugreifen. Und sie waren nicht die einzigen, die wir überrumpeln sollten«, erinnert sich Kevin Sampson, der spätere Autor des Buchs »Auswärtsspiele« an diese Szene.

Stadien als Modelabor

Den Überraschungseffekt konnten die Pioniere von der Merseyside jedoch nicht auf Dauer ausspielen. Halb England warf sich in Schale für den Stadionbesuch. Die Londoner nutzten ihre weltstädtische Überlegenheit gnadenlos aus und trieben in den 80ern den Kult auf die Spitze. Sie griffen nur zum Besten: Lacoste-Shirts, Cashmere-Schals und -Pullover sowie Burberry-Mäntel gegen das feuchtkalte Wetter. So etwas hatte man auf Fußballplätzen nie zuvor gesehen. Damals wurde der Grundstein für die Liebe zum absoluten Hochpreissegment gelegt, das ab den 90er-Jahren das Aussehen der englischen Fans prägen sollte. Marken wie Aquascutum, Prada oder Stone Island sollten zum Erkennungszeichen der verbliebenen Hooligans werden.

Bevorzugte Marken wechselten im Monatsrhythmus, einige verschwanden, einige blieben. Immer im Trend lagen Turnschuhe (Adidas und dann lange nichts), Polos (Fred Perry – gab es zwar schon vorher, aber Qualität setzt sich durch – und dann lange nichts) und Trainingsjacken (Sergio Tacchini und dann lange nichts). Die Stadien wurden zu einem Modelabor, in dem sich der Kreislauf von Ausprobieren – Annehmen – Verwerfen ständig drehte.

Der »Football Casual«

Nach der stilistischen Hochblüte der Sixties war England in Stagnation verfallen. Die Zeit war reif für etwas Neues. Während die zeitgleiche Punkrevolution von den Medien mit großem Eifer begleitet wurde, geschah die modische Revolution in den Stadien weitgehend unbeobachtet, obwohl ihre massenkulturelle Auswirkung mindestens gleich groß war. Über Fußballfans wurde höchstens im Zusammenhang des Hooliganproblems berichtet, das damals seinen Höhepunkt erreichte. Die alltagskulturellen Äußerungen dieser Bewegung schienen nicht interessant.

Erst sechs Jahre nach den Anfängen berichtete 1983 das Lifestylemagazin »FACE« über den neuen Jugendkult und gab ihm einen Namen: Der »Football Casual« war endlich getauft. In einem Artikel für »FACE« beschrieb Sampson den Reiz des Phänomens so: »Es gibt kaum bessere Momente im Leben, als in Massen in einer fremden Stadt aufzutauchen, alle tadellos gekleidet, und alle Leute starren dich an.«

Die Auswirkungen der Casual Revolution halten bis heute an und sind auch abseits der englischen Spielstätten omnipräsent. Eine ganze Generation findet den Gedanken, etwas anderes als Sportschuhe zu tragen, unerträglich. Die Marken der Trainingshosen, die in den englischen Stadtzentren beinahe zur Uniform geworden sind, sind im Wesentlichen dieselben, die die Casuals schon vor 25 Jahren trugen. Wenn auch die modernen Chavs die Geschmackssicherheit ihrer Vorbilder nicht immer erreichen, da ihnen die Wahl der richtigen Marke den Zwang zu einer eingehenden stilistischen Beurteilung der Kleidungstücke erspart. Besonders die schicken Baseballkappen mit dem Burberry-Muster haben es den englischen Jugendlichen angetan. In Liverpool hingegen dürfte das Karo schon wieder völlig out sein. »Ich würde mich nicht einmal tot in Burberry sehen lassen«, erklärte Kevin Sampson dem ballesterer fm. An der Merseyside können die Wirte also ruhig bleiben, wenn sich karierte Gestalten der Theke nähern. (Hans Georg Egerer und Andreas Hagenauer)

Kevin Sampson über...

…die Abneigung der »Casuals« gegenüber Vereinsfarben: »Entgegen vielen Gerüchten ging es uns eher nicht darum, möglichst unerkannt den Augen der staatlichen Ordnungshütern zu entgehen. Vereinstrikot, Schal oder Kappe passten einfach nicht in unser modisches Konzept. Natürlich stellte dieses Novum für manche Fans anderer Vereine ein rotes Tuch dar. In Wolverhampton, zum Beispiel, wurden wir von den »locals« mit »Scousers, scousers where´s your scarves?!« empfangen.«

…die Kommerzialisierung des »Casual Looks«: »Für mich definiert sich eine Jugendbewegung über den Individualitätsstatus, den sie mit sich bringt. Sie bleibt interessant, solange sie sich selbst reguliert und sich unabhängig entwickelt. Ab dem Zeitpunkt, ab dem der kommerzielle Markt sie für sich entdeckt, ist es vorbei. Es geht vor allem darum seinen Stil zu entdecken, und nicht als potentieller Kunde entdeckt zu werden.«

…die aktuelle Situation in »Casual Liverpool«: »Das stereotypische Casual-Outfit mit »Stone Island«, »Aquascutum « und »Prada« ist mittlerweile komplett überholt. Üblicherweise erkennt man einen Liverpool-Fan, im Gegensatz zum typischen England-Fan, an der Absenz von Logos. Ich persönlich bin meinen früheren Markenfavoriten, wie »Paul Smith« oder »Nigel Hall« treu geblieben und es spricht auch grundsätzlich nichts gegen eine edle »Barbour«-Jacke.«

© http://derstandard.at/?url=/?id=2272183

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