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Marcel Prawy in Ausbildung

06.02.20 - ELEKTRA - staatsoper

richard strauss' zusammenarbeit mit hugo von hofmannsthal wurde heute zum ersten mal in dieser serie aufgeführt, es gab ein hausdebüt und drei rollendebüts zu erleben. dirigiert wurde das orchester der wiener staatsoper von semyon bychkow, der es zu einem macht- und würdevollem spiel anleitete. großer applaus für die musiker und ihren leiter.

waltraud meier sang eine sehr gute klytämnestra und zeigte zu keiner zeit schwierigkeiten. der aegisth wurde von norbert ernst gesungen, der seinen charaktertenor heute in für ihn fast tiefe gefilde führen mußte, dies aber zur vollen überzeugung der zahlreich anwesenden kritischen zuhörer tat und heftig akklamiert wurde. ein weiteres debüt feierte ensemblemitglied marcus pelz als pfleger des orest, michael volle glänzte in seinem rollendebüt als orest wie auch zuletzt schon als jochanaan. sein durchschlagender bariton ist ein glücksfall für das deutsche fach. 

ein ganz ausgezeichnetes rollendebüt als chrysothemis feierte simone schneider und wurde mit großem applaus dafür belohnt. strahlender höhepunkt des abends aber war das hausdebüt von christine goerke als elektra. die us-amerikanerin verfügt über einen beeindruckenden stimmumfang, der sie bis in baritonale tiefen führt, die sie mit großer durchschlagskraft und treffsicherheit absolviert. ein selten gutes debüt im haus am ring, das zurecht gefeiert wurde. die weiteren sänger_innen und tänzer_innen aufzuzählen, erspare ich mir, kurz sei gesagt, dass heute alle überzeugten.

"elektra" wird in dieser besetzung noch an drei weiteren tagen aufgeführt, es sind dies jeweils der kommende sonntag, mittwoch und samstag. ein besuch ist opernfreunden, die nicht unbeleckt in aufführungen von werken der klassischen moderne gehen, dringend angeraten, die zusammensetzung ist von vorne bis hinten ein selten gehörter glücksfall.

 

ps: gerüchte aus erfahrungsgemäß sehr gut unterrichteter quelle besagen nicht nur, dass die spielpläne künftig auf zwei jahre im voraus bekanntgegeben werden, sondern auch, dass das ensemble radikal um 38 personen auf 40 verkleinert wird, dass jongmin park das ensemble auf eigenen wunsch verläßt, was extrem schade ist, aber aufgrund seines talents auch absehbar war, und dass ryan speedo green nach new york geht, ist hinlänglich bekannt.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Marcel Prawy in Ausbildung

31.01.20 & 07.02.20 - OTELLO - staatsoper

verdis oper nach shakespeares meisterwerk über den dumm-eifersüchtigen otello und den mord an seiner frau wurde in den letzten tagen in wien aufgeführt und versprach die zweite vorstellung am letzten freitag noch einiges, konnte die letzte vorstellung der serie am heutigen freitag nur wenig davon halten. dirigiert wurde der abend von jonathan darlington, der, anders als bei seinen letzten dirigaten im haus, sänger- und zuhörerfreundlich agierte und eine sehr schöne vorstellung spielen ließ. theoretisch zumindest, praktisch vergeigten die hornisten so manchen heiklen einsatz, was das gesamtbild dann doch etwas trübte.

als jago war carlos alvarez aufgeboten. der spanier sang solide vorstellungen, glänzte dabei am beginn der serie mehr als am heutigen ende. nichts desto trotz auch heute ein passabler auftritt von ihm. ein ausgezeichneter cassio war jinxu xiahou. das ensemblemitglied mausert sich zu einem vielschichtigen tenor und es ist zu hoffen, dass er nicht dem sparstift der neuen direktion zum opfer fällt. ebenfalls ist dies bei leonardo navarro zu hoffen, der einen vornehmen roderigo gesungen hat. ryan speedo green absolvierte den lodovico gewohnt rau, clemens unterreiner war ein sängerisch solider, schauspielerisch aber doch zu lächerlicher montano. 

die partie der desdemona wurde von krassimira stoyanova gesungen. die bulgarin ist eine mezzo-bank, die nun doch in die stimmlichen jahre kommt. in der otello-serie war sie definitiv einer der glanzpunkte, auch heute gelang ihr ein überzeugender auftritt. man darf sich auf ihre amelia im juni freuen. ihre kammerzofe emilia wurde von bongiwe nakani gesungen. die südafrikanerin sang eine anständige serie, kann aber, das wissen fleißige operngeher, noch etwas mehr. katharina billerhart war die bianca und alejandro pizarro-enriquez der herold.

in der titelpartie war stephen gould aufgeboten. der heldentenor ist wagner- und strausserprobt, im italienischen fach scheint er dann doch etwas zu unflexibel. in den höhen hatte er am letzten freitag erst gegen ende der vorstellung mühen, heute lagen die schwierigkeiten eher im ersten teil, was wenige kritische stammgäste dazu veranlaßte, in der pause das weite zu suchen. der otello ist eine extrem schwierige partie, die ohnehin nur eine erlesene handvoll tenöre ansprechend singen kann. gould scheint nicht zu jenen zu gehören, was kein großer vorwurf ist, überhaupt fällt mir adhoc kein tenor ein, dem ich aktuell einen einwandfreien verdi-otello zutrauen würde.

diese oper ist für heuer geschichte, bis zur opernballpause werden die grusel-leonore, eine sehr gute elektra, ab montag die tosca und jeweils vor und nach der pause der schenk-klassiker liebestrank gespielt. ich werde die tosca zweimal und den liebestrank hören.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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V.I.P.

Ich war ja vorvorige Woche im Landestheater Salzburg bei der Rocky Horror Show. 

Was soll ich sagen? Es war saugeil. Das Schauspiel, der Gesang. Einfach alles. Kurzweilig unterhaltend. Kein Wunder, dass es hier Sondervorstellungen bis nach Ostern gibt. 

Ich habe ja die Karten über meinen lieben Freund, einem Licht-Meister (mia san de Liachtla!) bekommen. Er sagte Anja Clementi vor der Vorstellung, sie soll sich anfangs in der Reihe 19... zu mir setzen. Sie hat sich um eine Reihe vertan und landete leider nicht auf meinem Schoß, sondern auf dem von dem Typen genau vor mir. Was für eine hübsche und erotische Frau. :fuckthat: 

Dennoch. Super. Einfach nur super. Grande! 

 

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Marcel Prawy in Ausbildung

13.02.20 - TOSCA - staatsoper

am montag habe ich die erste aufführung dieser miniserie verpaßt, was mich geärgert hat. nach der heutigen aufführung und der versicherung einiger stehplatzler, dass die erste vorstellung schlechter war, war ich froh, den montagabend anders verbracht zu haben. die serie ist mit der zweiten vorstellung zu ende gegangen, was nicht schade ist.

geleitet wurde der abend von marco armiliato und gleich vorweg: das orchester samt leiter war das beste an diesem abend, konnte den selbigen aber nicht wirklich retten. schon mit dem auftritt des mesners in der person von alexandru moisiuc begann es holprig, der rumäne sang die nebenrolle nicht nur fehlerhaft, sondern wirkte dabei auch noch lustlos. er hat diese partie in der vergangenheit jedenfalls wesentlich besser gesungen. spoletta und sciarrone waren die ensemblemitglieder und kammersänger kobel und kammerer, beide sangen mit deutlichem akzent und ließen die sogenannte italianità völlig vermissen, letzterer übrigens immerhin als italienischer staatsbürger. im dritten akt verlässlich: ayk martirossian als schließer und maryam tahon als hirtenjunge.

jongmin park sang die partie des angelotti, ließ dabei ein leichtes vibrato hören, war aber definitiv einer der glanzpunkte dieser aufführung. in der titelpartie war martina serafin aufgeboten. die tochter von herrn wunderbar zeigte in den höhen ihre bereits bekannte schärfe, hielt sich im spiel ein wenig zurück und war auch in der mordszene des zweiten akts nur mäßig furchteinflößend. und trotzdem war auch sie auf der habenseite des abends anzusiedeln. der scarpia, den sie dabei um die ecke brachte, war zeljko lucic, der in der vergangenheit, besonders als jochanaan, überzeugen konnte. doch der scarpia ist nun mal der scarpia und als solcher keine "normale" baritonpartie, was nicht nur er heute, sondern auch schon deutlich schwerere kaliber anerkennen mußten. lucic war keineswegs ein schlechter scarpia, im ersten akt jedoch, da besonders beim "te deum" war er kaum zu hören. im zweiten, "seinem" akt kam er besser zur geltung, von der rohen gewalt, wie sie ein bryn terfel oder der teuflischen hinterfotzigkeit, wie sie ein erwin schrott auf die bühne bringt, war bei ihm jedoch nichts zu sehen, ein zu braver, zu vornehm zurückhaltender scarpia, der dort, wo er gut zu hören war, allerdings mit schöner stimme überzeugen konnte.

womit wir beim großen minuspunkt der aufführung wären und dieselbe fiel heute mit der partie des mario cavaradossi. aleksandrs antonenko sang den ritter und maler, dem die grundlose eifersucht seiner geliebten zum verhängnis wird. der lette, der schon im letzten jahr an der partie des otello scheiterte, lieferte heute einen erbarmungswürdigen auftritt. von beginn weg schienen die falschen töne in der überzahl und schien er sich im laufe des ersten akts ein wenig zu fangen, so war spätestens beim "vittoria!" im zweiten akt der spärlich gute eindruck dahin. den letzten, "seinen" akt, setzte er völlig in den sand. ein krächzendes "e lucevan le stelle" wurde vom heute sehr gnädigen publikum mit spärlichem applaus belohnt und so konnte er wohl froh sein, dass sich die scharfrichter auf den galerieplätzen vom besuch der heutigen vorstellung von der schlechten kritik der vorangegangenen aufführung abhalten haben lassen. die gründe für die schlechten auftritte der letzten jahre waren in den pausengesprächen schnell gefunden: zu jung zu schwierige partien angegangen, stimme ruiniert. ein leider häufiges schicksal in dieser branche, das zeigt, dass man sich bei der auswahl seiner rollen tunlichst nicht von euphorischen einflüsterern beschwatzen lassen, sondern von erfahrenen gesangslehrern leiten lassen sollte. dass herrn antonenkos stimme in den letzten monaten und jahren hörbar wackeliger wurde, spricht jedenfalls für diese these.

dass "tosca" die schönste oper von giacomo puccini ist, ließ das orchester der wiener staatsoper heute deutlich spüren. auf der bühne war davon wenig zu merken und so ist es erfreulich, dass dies nicht die letzte tosca-serie des jahres war und eine andere besetzung schon im märz zeigen kann, wie schön diese oper tatsächlich ist, wenn mehr als nur das instrumentale paßt. "l'elisir d'amore" beschließt die prä-opernball-saison und eröffnet die post-opernball-saison, beide aufführungen werde ich besuchen.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Baltic Cup Champion

Um Antonenkos Stimme wäre wirklich schade, die hatte schon was. Hoffentlich kann er sich nochmal erfangen.
Die Gesangslehrerin meiner Nichte ist auch der Meinung, dass viele SängerInnen zu wenig auf "ihr Instrument" acht geben. Sie empfiehlt ihr immer wieder, bei jeder gesundheitlichen Beeinträchtigung, ohne Rücksicht auf die Bedeutung der Veranstaltung abzusagen. Es geht dabei einfach um zu viel. Eine kaputte Stimme ist kaum mehr wiederherzustellen.

Serafin als Tosca ist eigentlich eine Bank - nichts außergewöhnliches aber stets verlässlich. Wundert mich doch ein wenig, dass es heute nicht so war. Vielleicht lags ja am "braven" Scarpia und einem schwachen Mario? Ist ja auch schwierig, da ohne starke Partner zu performen.

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Marcel Prawy in Ausbildung
halbe südfront schrieb vor 10 Minuten:

Serafin als Tosca ist eigentlich eine Bank - nichts außergewöhnliches aber stets verlässlich.

so ist es auch. sie war eh die beste der drei hauptrollen. gesanglich war sie auch überhaupt nicht schlecht.

Zitat

Wundert mich doch ein wenig, dass es heute nicht so war. Vielleicht lags ja am "braven" Scarpia und einem schwachen Mario? Ist ja auch schwierig, da ohne starke Partner zu performen.

was heute zu merken war, war eine ziemliche lustlosigkeit. bei moisiuc und bei serafin. nach dem mord, beim "mori! mori!" - das war einfach nur gesagt. wenn man da an das wütende tiefe brummen der gheorghiu denkt, dann war das eine andere welt.

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Baltic Cup Champion
Marco Lecco-Mio schrieb vor 1 Minute:

... beim "mori! mori!" - das war einfach nur gesagt. wenn man da an das wütende tiefe brummen der gheorghiu denkt, dann war das eine andere welt.

 

Gerade das kann die Serafin ja auch. Ich erinnere mich noch an das legendäre "mori, mooriii" in St. Margarethen zurück, das war großartig. =)

Aber sind ja auch nur Menschen, manchmal hat man halt einen schwachen Arbeitstag, geht mir ja auch so.

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Marcel Prawy in Ausbildung

repertoire am donnerstag halt.

leid konnte einem der antonenko aber wirklich tun. die arie im dritten und überhaupt der dritte akt waren gruselig. so viele falsche töne, so viel forcieren müssen. 

irgendwas muss da in den letzten jahren gewesen sein. sein letzter cavaradossi vor ein paar jahren war ganz gut, dann wäre er für den otello gebucht gewesen, den mußte er absagen (edit: glaub 2017), danach war er stimmlich ein anderer. die premierenserie vom neuen otello war ja schon nicht gut, aber heute war übel. 

die kritik vom schmid von der ersten vorstellung klingt auch gruselig.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Baltic Cup Champion

Leonore (Fidelio Urfassung), Ludwig van Beethoven


Ob es schlau ist ein Stück welches zum allerersten mal in dieser Fassung im Haus aufgeführt wird derart modern zu inszenieren? Fraglich!
Ob ein völlig neu verfasster Sprechtext bei einer angekündigten "Urfassung" das ist was sich das Publikum erwarten darf/soll? Noch fragwürdiger!
Seis drum, die Regieidee an sich ist schlüssig und funktioniert grundsätzlich schon. Leonore verliert ihren Gatten unvermutet durch eine Entführung aus dem Badezimmer (?) eines Hotelzimmers. Diesen Verlust kann sie nicht hinnehmen und sie beschließt als Mann verkleidet ihren Florestan aus dem Gefängnis zu befreien. Sie ist sich aber mit sich selbst nicht einig und hinterfragt ihr Vorgehen, dazu braucht es eine zweite Persönlichkeit mit der sie in ständiger Kommunikation steht (dargestellt durch eine Schauspielerin). Als sie ihrem Ziel nahe ist wird sie selbst Opfer des bösen Gegenspielers ihres Mannes, Pizarro. Im Todeskampf verfällt sie in eine glückseelige Traumsequenz mit Happy End. Kann man schon machen, passender wäre das halt bei einem verstaubten Repertoirstück. 
Die Umsetzung war dann halt wiederum eher halbherzig. Das Einheitsbühnenbild gibt nichts für das Auge her. Warum ist das Verlies des Florestan im 3. Akt ebenso in einer nichts zuzuordnenden hässlichen Halle wie die Räumlichkeiten des Rocco, das Gefängnis, die Speiseausgabe und der Gefängnishof in den ersten beiden Akten? Warum trägt Florestan die ganze Zeit Fesseln, aber ausgerechnet dann nicht, wenn er von diesen befreit werden soll? Warum sticht der böse Pizarro zwar die Leonore ab, vergisst dann aber auf seinen ultimativen Feind Florestan? Wie um Himmels Willen kommen die Gefangenen völlig unvermutet in den Hof (also in diese komische Halle) um den Genuss der frischen Luft zu besingen? Die szenische Darstellung hinterlässt hier deutlich mehr Fragen als Antworten und man darf sich wahrlich nicht wundern, dass diese Regiearbeit bei Publikum und Kritik durchgefallen ist. Ein bisschen mehr Fantasie das Bühnenbild betreffend, zumindest nach der Pause, und das Ganze wäre wohl schon wesentlich besser angekommen.

Musikalisch war die Urfassung des Fidelio dann schon wesentlich interessanter. Großartig war die Overture, ein Meisterwerk! Eine gewisse Langatmigkeit konnte man nicht überhören, die Abstimmung zwischen den einzelnen Passagen waren noch nicht wirklich ausgefeilt, manch Arie hängt regelrecht in der Luft (kann auch am fehlenden, ursprünglichen Sprechtext gelegen sein). Man konnte deutlich erkennen, dass Beethoven mit der Überarbeitung eine bemekenswerte Verbesserung gelungen ist. Thomas Nepotil am Pult und das ziemlich abgespeckte Staatsopernorchester im halbleeren Orchestergraben spielten einen engagierten, teils euphorischen Abend.
Großartig auch der Staatsopernchor mit den beiden Gefangenen (Solostimmen Oleg Zalytskiy und Panajotis Pratsos). Ein absolutes Highlight an diesem Abend!

Katrin Rover als Leonore (die Schauspielerin) spielte was ihr die Regie vorgab, das passte schon gut so. Sie war stets präsent, selbst dann wenn sie nur als Zuseherin auf der Bühne stand.
Jennifer Davis hat eine interessante Stimme, im laufe des Abends konnte sie sich immer besser mit der Größe des Hauses anfreunden. Beim Duett über die "Namenlose Freude" war sie in Hochform, das bleibt in Erinnerung.
Samuel Hasselhorn blieb in der kleinen Partie des Don Fernando fehlerlos.
Chen Reiss überzeugte als Marzelline, nicht nur gesanglich.
Thomas Johannes Meyer schien mit der Regie auch nicht sehr glücklich. Ein wirklich böser Pizarro war er nur selten. Diesen Typen muss man hassen, man muss das "bestrafet sei der Bösewicht" (in der Urfassung: "noch zu wenig ist er bestraft") im Finale mitsingen wollen. Dieses leidenschaftlich Böse fehlte, was aber an der verwirrenden Personenführung gelegen haben könnte.
Falk Struckmann gab einen wunderbaren Rocco. Routiniert sang er die Partie und war auch darstellerisch auf höchstem Niveau.
Einen traumhaften Abend erwischte Jörg Schneider als Jaquino. Eine wunderschöne Stimme, wunderbarer Legato-Gesang, leidenschaftliches Spiel. Da passte alles.
Den größten Zuspruch des Publikums erhielt Benjamin Bruns als Florestan. Darstellerisch wurde er von der Regie absolut im Stich gelassen, da gab es nichts zu punkten für ihn. Dies machte er mit sehr schönem Gesang wieder wett. "Gott, welch Dunkel hier" (während ein Suchscheinwerfer rund um ihn kreist!) und "Namenlose Freude" waren neben den großen Chorpassagen die Highlights des Abends.

Fazit: Ein durchaus interessanter Abend in der Wiener Staatsoper. In Zukunft wird die Urfassung wohl wieder im Archiv verschwinden und diese Inszenierung in Vergessenheit geraten. Auch kein Fehler ...

bearbeitet von halbe südfront

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Baltic Cup Champion
Marco Lecco-Mio schrieb vor 3 Stunden:

:lol:

wenigstens dürften sich die sänger seit der wirklich schwachen premiere verbessert haben.

 

Gesanglich war das schon sehr schön. Zur Pause habe ich noch gar nicht verstanden, warum das alles gar so negativ dargestellt wurde. Aber der 3. Akt hat das dann deutlich gemacht.

 

Jetzt freu ich mich auf die Elektra. =)

 

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Baltic Cup Champion

Elektra, Richard Strauss

Vorweg: Es war meine erste Elektra und ich habe mich bisher wohl mit dem Stück von Hugo von Hofmannsthal jedoch nicht mit der musikalischen Umsetzung durch Richard Strauss auseinandergesetzt.
Das hat sich nun grundlegend geändert. Welch mächtige Komposition ist Richard Strauss da gelungen? Gewaltig! Eine Naturgewalt ist diese Oper.
Und der Dirigent Semyon Bychkov setzte diese Naturgewalt mit Hilfe des Staatsopernorchester frei, in ihrer ganzen Kraft. Welch ein Kontrast zur Leonore am Vortag, wo der Orchestergraben leer wirkte. Fast übereinander drängen sich die Musiker im Graben, ein gewaltiger Klangkörper kommt da zur Entfaltung. Wahrhaft explosiv beginnt dieses Werk und ebenso beeindruckend gestaltet sich der ganze Abend. Die Philharmoniker waren jedenfalls in Hochform und folgten dem großen Meister am Pult mit Leidenschaft.
Habe ich gestern noch die Modernität der Inszenierung von Leonore bejammert, so bejuble ich heute die symbolträchtige Inszenierung der Elektra von Uwe Eric Laufenberg. Das Bühnenbild (Rolf Glittenberg) besteht aus dem Kohlenkeller eines Wiener Palais um 1910, ein Paternoster-Aufzug führt in unsichtbare höhere Gefielde, dorthin wo sich das Leben abspielt von dem man nichts genaues weiß. Szenerie und Personenführung sind beeindruckend detailreich. Schon bei der ersten Szene bekommt man Gänsehaut. Der Einsatz des Paternoster ist in seiner Symbolhaftigkeit nicht zu überbieten. So kann sich ein Regisseur entfalten und den Kern eines Stückes wahrhaftig treffen. Da können sich einige Regietheater-Fetischisten gehörig etwas abschauen.
Bis in die kleinsten Partien war die Aufführung großartig, teils luxuriös besetzt und wirklich alle machten ihre Sache sehr gut. Ob Aegisth, Orests Pfleger, Vertraute, Schleppträgerin, Aufseherin, junger Diener, alter Diener, die 5 Mägde oder die 6 Dienerinnen - ganz egal, alle passten sich dem hohen Niveau der Aufführung an, in Gesang und Spiel.
Eine wahre Freude war es die Grande Dame Waltraud Meier als Klytämnestra zu erleben. Sie zeigte, dass sie noch immer eine Grande Dame ist und dass sie noch immer großartig ist.
Michael Volle als Orest sang mit sattem Bariton und warmer Stimmfärbung, spielte mit Leidenschaft. Eine große Leistung!
Absolut sensationell Simone Schneider als Chrysothemis. Eine unglaublich herausfordernde Partie. Ständig hat sie das gewaltige Orchester mit all seiner lautstarken Gewalt als Partner. Mühelos sang sie über jenes hinweg, kraftvoll aber ohne merkbare Anstrengung, mit einer wundervollen Stimme.
Eine Offenbarung war Christine Goerke in der Titelpartie der Elektra. Strahlende Höhen, Tiefen bis ganz weit hinein in die Altlage, alles in einer fast unverschämten Deutlichkeit und mit elektrisierendem Ausdruck. Emotional spielte sie auch die Rolle der gnadenlosen Rächerin und besorgten Schwester. Fast spielerisch sang auch sie über die lautstärksten Orchesterpassagen hinweg. Eine überwältigende Leistung.

Großer Jubel, insbesondere für diese 4 Partien, den Dirigenten und das Orchester. Deutlich länger als 10 Minuten hielt der Jubel an und wurde nur durch den fallenden Vorhang beendet.

Ein überwältigender, grandioser Opernabend in der Wiener Staatsoper!

bearbeitet von halbe südfront

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