Theater/Oper/Konzerte/Musicals


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Marcel Prawy in Ausbildung

27.12.19 - HÄNSEL UND GRETEL - staatsoper

der weihnachtsklassiker von engelbert humperdinck nach dem bekannten volksmärchen wird, wie jedes jahr, an der staatsoper gespielt, heute war die erste vorstellung der serie und es gab ein sehr gutes, ein gutes und ein holpriges rollendebüt. geleitet wurde die aufführung von tomàs hanus, der eine gefühlvolle oper spielen ließ, aber auch ihm fehlte das fingerspitzengefühl für den kinderchor, der im zweiten teil akustisch ungünstig mitten in der bühne platziert ist. insgesamt aber paßte die interpretation des tschechischen dirigenten sehr gut, jedenfalls besser als jene von axel kober im vorjahr. 

auf der suche nach den richtigen tönen waren jeweils boaz daniel als peter besenbinder und die erste rollendebütantin des abends, stephanie houtzeel als gertrude, was natürlich gerade im ersten akt zu bemerken war. im dritten gingen die misstöne zum teil im gesang des ensembles unter. ileana tonca debütierte als sand-, sowie taumännchen und kam als letzteres nach der pause besser zur geltung als als sandmännchen im ersten teil, wo sie ihre stimme kaum übers orchester brachte und zu allem überfluß auch noch in die ecke der rampe ging statt in die mitte, wo sie ihre stimme besser zur geltung hätte bringen können. fehlerfrei blieb sie bei beiden auftritten, einem vergleich mit maria nazarova hält sie jedoch nicht stand.

eine enttäuschung war die knusperhexe von monika bohinec. die slowenin, wie alle auftretenden sänger_innen aus dem ensemble der staatsoper, schien angeschlagen und erwischte auch viele töne nicht. von ihr ist man wesentlich besseres gewohnt, weswegen ich davon ausgehe, dass es sich um die reste einer verkühlung handelt. der hänsel von margaret plummer war heuer besser als im vorjahr, was aber eher nicht an der australierin selbst liegen dürfte, sondern wohl am unterschied zwischen den beiden dirigaten. fehlerlos war sie schon letzte saison, diesmal war sie auch sehr gut zu hören.

der glanzpunkt des abends war das rollendebüt als gretel von andrea carroll. die us-amerikanerin ist eine jener besonderen perlen im ensemble des hauses, die man auch unter dem neuen direktor hegen und pflegen und vor allem behalten sollte. klar und treffsicher sang sie sich durch die vorstellung, hatte niemals den hauch einer mühe, sich über das orchester hinwegzusetzen und war auch in den letzten szenen jene, die beinahe allein das ensemble über die musik aus dem graben hob, als die kinder ein wenig unterzugehen drohten. den chor der opernschule darf man natürlich nicht vergessen. wie immer machte der nachwuchs seine sache gut und tat er dies nicht, war es der musikalischen leitung anzukreiden. wie gesagt, der einzige teil, in dem das orchester eine spur zu laut erklang. 

die inszenierung dieser märchenoper der deutschen romantik wäre umwerfend schön, wäre da nicht dieser dritte akt mit der unsäglichen mikl-leitner-hexe und dem lächerlich winzigen knusperhäuschen, das mich immer unweigerlich an die stonehengeszene aus "this is spinal tap" denken läßt. (wers kennt) nichts desto trotz ist die oper schön anzusehen und die musik derselben wunderbar. die meisten kinderreime kennt man ohnehin. in den nächsten wochen wird "hänsel und gretel" noch drei mal gespielt, bei der letzten vorstellung am 5. jänner gibt es sogar eine tatsächlich kindgerechte beginnzeit, nämlich um 16 uhr.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Marcel Prawy in Ausbildung

29.12.19 - PERSINETTE - staatsoper

die wiener staatsoper hat erneut eine oper für kinder in auftrag gegeben, die im haupthaus aufgeführt wurde und aus deren premierenserie heute die vierte und letzte vorstellung stattfand. albin fries komponierte das werk rund um die bekannte geschichte von rapunzel, welche aus gründen der besseren singbarkeit "persinette" genannt wurde. die musik ist einerseits klassisch-geschmeidig, andererseits durchaus merklich neu und, vor allem, kurzweilig. die inszenierung ist äusserst gefällig und besticht durch ausserordentlich gute video- und lichttechnik. 

als dirigenten konnte man wohl kaum einen besseren als guillermo garcia calvo bekommen. der spanier ist bekannt für seine zurückhaltenden und sängerfreundlichen interpretationen und so diente er auch heute sowohl dem publikum, als auch dem ensemble. das bühnenorchester der wiener staatsoper, das heute anstelle des großen staatsopernorchesters eingesetzt wurde, zeigte eine der tageszeit entsprechend gute leistung, nur so mancher hornist hatte mühe mit dem einen oder anderen legato. die fehler hielten sich jedoch vornehm zurück. 

als vater war orhan yildiz, wie alle sänger_innen mitglied des staatsopernensembles, aufgeboten. der türke blieb nicht gänzlich fehlerlos, bestach aber natürlich durch sein schauspiel. besser fand sich regina hangler als mutter zurecht. monika bohinec sang die alse und konnte ebenso durch ihr spiel bestechen. ihre stimme bekommt zunehmend den silbernen beiklang und wirkte erneut müde. vom glanz der letzten monate und jahre ist von der slowenin im moment eher wenig zu merken, sie ist als prädestinierte bösewichtin in der weihnachtszeit sehr gefordert, was sich leider das eine oder andere mal in ihrer performance bemerkbar macht. aber natürlich reichte es für das heute kleinere orchester und so sang sie eine solide partie, deren unzulänglichkeiten den meisten zuhörern ohnehin verborgen blieben.

sorin coliban durfte sich als rabe als der gute schauspieler austoben, der er ist. gesanglich konnte er sich zurückhalten und mit halber kraft immer noch eine souveräne vorstellung absolvieren. lukhanyo moyake profitierte als prinz ebenso vom verkleinerten orchester und konnte seinen an sich kleinen tenor gut in szene setzen. besonders auffallend war sein praktisch akzentfreies deutsch. nicht nur aufgrund der partie der persinette im zentrum der oper stand heute bryony dwyer. die australierin bestach durch kraftvolle stimme und klaren, gänzlich vibrato- und fehlerfreien gesang. ein wirklich gelungener auftritt der jungen sopranistin. 

"persinette" von albin fries hätte sowohl musikalisch, als auch in der szenischen umsetzung von matthias von stegmann gute chancen, auch an anderen häusern gespielt zu werden. zu wünschen wäre es. der einzige kritikpunkt ist, dass die kinder der opernschule für eine kinderoper eher unterrepräsentiert sind und mehr als bühnenarbeiter als als chor eingesetzt werden.

zu ende geht das jahr am dienstag so, wie es sollte, nämlich mit der silvesterfledermaus, bei der, da lehne ich mich gerne aus dem fenster, wohl das eine oder andere mal das wort "ibiza" fallen wird und frosch könnte heuer eine zelle für herrn strache bereithalten, mal sehen.

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Halka, Stanislaw Moniuszko

Das als polnische Nationaloper geltende Werk ist aktuell im Theater an der Wien zu bewundern. Viele Vorschusslorbeeren erzeugten eine hohe Erwartungshaltung. Großartige Musik, tolle Stimmen, eine stimmige Inszenierung, was wurde da nicht alles versprochen und vorhergesagt, für dieses in unseren Breiten weitgehend unbekannte Werk?
Und was soll man sagen? Alles wurde erfüllt, mit Bravour!

Am umstrittensten ist dabei wohl die Inszenierung. Moniuszkos Werk aus dem Jahr 1858 ist aber ein völlig zeitloses, und auch das Libretto von Wlodzimierz Wolski lässt eine Verlegung des Stückes in eine völlig andere Zeit durchaus zu.
Ob es nicht besser wäre, ein Stück welches das Publikum absolut nicht kennt, in einer traditionellen Inszenierung zu zeigen? Mit Sicherheit! Aber man darf dabei nicht übersehen, dass diese Inszenierung eine Koproduktion mit dem Teatr Wielki Opera Narodowa Warschau ist. Und in Warschau ist das Werk selbstredend ausreichend bekannt und eine verstaubte Inszenierung würde dort wohl kaum einen großen Erfolg versprechen.
Die Handlung könnte zeitloser nicht sein. Das arme Bauernmädchen Halka liebt den reichen Edelmann Janusz. Der aber will sich, trotz ehrlicher Gefühle für das arme Mädchen, standesgemäß mit Sophie, der Tochter des Schlossherrn verheiraten. Halka platzt in die Verlobungsfeier und erinnert ihren Herrn an seinen Treueschwur, dieser vertröstet das Mädel auf ein späteres Treffen und die Feier kann munter weitergehen. Im Schlossgarten beschwört Halkas Jugendfreund Jontek, der Halka auf der Reise begleitet hat, das Mädchen von dem Rendezvous mit Janusz abzusehen, da dieser sie sicher betrügen würde. Halka negiert die Warnungen, erklärt, dass sie ein Kind von ihrem Geliebten erwartet und will wieder ins Schloss. Janusz und einige Gäste sind genervt von der neuerlichen Störung, er macht sich über Halka lustig, erklärt sie für verrückt, gibt Jontek Geld um sich von Verpflichtungen für das Kind freizukaufen und lässt dann sie und Jontek davonjagen.
Die beiden kehren in ihr Dorf zurück, dort feiern die Menschen gerade das Ende der Arbeitswoche. Als Jontek ihnen erzählt was vorgefallen war und wieso Halka so verändert ist, enden die Feiern, das Volk ist aufgebracht gegenüber den Herren. Die Hochzeit von Janusz und Sophie soll in der Dorfkirche des Dorfes von Halka und Janusz stattfinden. Das verzweifelte Bauernmädchen stürzt herbei und will die Hochzeit verhindern. Die Bauern halten sie zurück. Alleine mit Halka erinnert sich Jontek an die große Liebe die er einst für sie empfunden hat. Der Hochzeitszug erscheint, die Herren sind erbost weil es keine Jubelrufe des Volkes gibt. Halka hat in der Zwischenzeit ihr Kindlein zur Welt gebracht, dieses stirbt aber an Hunger. Hasserfüllt und verzweifelt will sie sich rächen und die Kirche anzünden. Die frommen Gesänge und die Angst Unschuldige zu töten lassen sie aber von dem Plan abkommen. Sie vergräbt ihr totes Kind, verzeiht dem treulosen Liebhaber, stürzt sich von einem Felsen in den Fluß und ertrinkt. Janusz wird von Gewissensbissen geplagt. Die Bauern zürnen der Hochzeitsgesellschaft, diese verlässt angsterfüllt das Dorf.

Mariusz Trelinski verlegt die Szenerie in das kommunistische Polen der 70er-Jahre. Der Schlossherr ist da der Chef eines für die Zeit typischen Hotels, die Bauern, Halka und Jontek sind Bedienstete dort. Das funktioniert ausgezeichnet. Die Schwarz-Weiss-Athmosphäre ist bedrückend, die Drehbühne ermöglicht die Sicht von allen Seiten auf die Geschehnisse. Es wird der Blickwinkel der Herrschaft ebenso dargestellt wie der Blickwinkel der armen Belegschaft, mal ist man im Tanzsaal, im schönen Garten, mal ist man in der Küche, auf der schäbigen Hinterseite oder auch in einem überschaubar romantischen Liebesnest.
Die höhere Gesellschaft wird mit schrillen aber trotzdem farblos gehaltenen Kostümen aus den 70ern dargestellt, das Volk in seiner Arbeitskleidung.

Die Musik von Moniuszko ist großartig! Schon bei der Overture wird dargeboten wo die Reise hingeht. Schwere, dramatische Klänge wechseln sich mit beschwingter Folklore ab, auch italienische Einflüsse sind deutlich zu hören.
Lukasz Borowicz führte das ORF Radiosymphonieorchester Wien gefühlvoll durch den Abend, hatte besonderen Spaß an den schwungvollen Tanz- und Feierszenen.

Der Arnold Schönberg Chor war wie immer großartig und hatte auch darstellerisch wieder sehr viel zu leisten, was bewundernswert gelang.

In den kleineren Rollen wußten Alexey Tikhomirov als Schlossherr Stolnik, Natalia Kawalek als Sophie, Lukasz Jakobski als Dziemba, Sreten Manojlovic und Konstantin Leypusals Goral zu gefallen.

Der Star des Abends war natürlich Piotr Beczala als Jontek. Und er blieb nichts schuldig. Mit viel Gefühl, außergewöhnlichem Ausdruck und auch strahlenden Höhen sang er die gar nicht so große Partie. Seine Liebeserinnerungsarie im 4. Akt war wohl das Highlight des Abends.

Viel größer war die Rolle des zweiten großen Stars, Tomasz Konieczny als Janusz. Sein Heldenbariton erfüllte mühelos das Haus, spielerisch ließ er die Stimme immer wieder erstrahlen und spielte auch darstellerisch auf dem allerhöchsten Niveau. Diese Rolle ist alles andere als einfach darzustellen, ein sehr zwiespältiger und meist höchst unsympathischer Charakter ist dieser Janusz, aber er hat auch Herz. Tomasz Konieczny bewältigte diese Herausforderung scheinbar mühelos.

In der Titelrolle glänzte heute Corinne Winters. Sie präsentierte eine feste Sopranstimme, sicher in den Höhen, absolut dramatisch in der Ausführung. Sie steigerte sich im Finale in einen wahren Spielrausch welcher sich auch auf die Ausdrucksstärke in ihrer Stimme auswirkte. Herzzerreissend und zu Tränen rührend gab sie das verzweifelte und von ihren Gefühlen absolut überwältigte Mädchen. Die Taschentücher wurden da im Publikum reihum gezückt um die Augen wieder zu trocknen.

Der Jubel des Publikums war lautstark und deutlich länger als im Theater an der Wien üblich. Besonders die 3 großen Partien wurden bejubelt.
Mit Sicherheit war diese Oper das Saisonhighlight im Theater an der Wien.
Die Oper Halka hätte es sich verdient auch außerhalb von Polen häufiger aufgeführt zu werden.

 

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Marcel Prawy in Ausbildung

31.12.19 - DIE FLEDERMAUS - staatsoper

"die balearen sagen: es freut uns auch im neuen jahr das video aus ibiza." im dritten akt der heurigen silvesterfledermaus kam es wie das amen im gebet, nachdem prinz orlofsky im ersten akt vom russischen millionär zum russischen milliardär wurde, wo so der erste bezug zum größten medienereignis des abgelaufenen jahres hergestellt wurde. den beiden damen, die auf den billigen sitzplätzen der staatsopergalerie schon seit ewigkeiten wie waldorf und statler sitzen und dabei nicht vom getratsche und vom handy lassen können, gefiel der witz gar nicht. wie dem auch sei, die heurige aufführung von johann strauß' operette "die fledermaus" war eine nette, aber keine überragende, deren höhepunkt eindeutig der auftritt des überraschungsgastes beim soupée des prinzen orlofsky war.

geleitet wurde die vorstellung vom jungen australier nicholas carter, für den es der erste auftritt in der staatsoper war. zwar ging der abend mit einem frühstart des flügelhorns los, die wiener philharmoniker waren aber schnell auf betriebstemperatur und, abgesehen von tempounstimmigkeiten im zweiten akt, folgte ein fehlerloser und ausgezeichneter abend. ebenfalls debütiert, allerdings nur in dieser partie, hat margarita gritskova als prinz orlofsky. als dieser hatte das ensemblemitglied einerseits mühe mit den sprechstellen, wo sie sich merklich anstrengen mußte, um überall im auditorium gehört zu werden. dies wiederum wirkte sich auf die gesangsstellen aus, wo ihre stimme angeschlagen klang vom sprechen davor. 

adrian eröd spielte und sang die partie des eisenstein mit großer routine und sichtlichem spaß, laura aikin war als rosalinde die englische färbung jederzeit anzuhören, was dem rollenden r der ungarischen gräfin im weg stand. als sängerin war sie jedoch ausgezeichnet und glänzte im duett mit überraschungsgast jonas kaufmann, der im zweiten akt erwartungsgemäß nicht mit zwei wienerliedern auskam und noch ein drittes anhängen mußte. 

gänzlich frei von einer bundesdeutschen färbung seiner sprechstellen war jochen schmeckenbecher. der bariton, der den gefängnisdirektor frank gab und dabei voll überzeugen konnte, klang, als wäre er in hietzing aufgewachsen. ebenso überzeugen, jedoch merklich mit etwas mehr bundesdeutsch im akzent, konnte benjamin bruns als alfred, der aber ohnehin fast nur singt und so war der tenor einer der glanzpunkte der aufführung, die heute natürlich alle hinter der aufmerksamkeit, die der überraschungsgast auf sich zog, in der zweiten reihe standen. 

clemens unterreiner ist als dr. falke gesetzt. der wiener spielt diese partie mit großer routine und freude, so hatte er auch gestern viel spaß, der dem publikum nie verborgen blieb. nicht mehr als füllstoff war peter jelosits als dr. blind, der gerade in den gesangspartien schwierigkeiten hatte, aber auch im komödiantischen spiel schwächen offenbarte. valeriia savinskaia trat zum ersten mal als ida auf, in deren interpretation sie einen starken akzent hören ließ, der sich aber nahtlos ins sprachengeflecht der k.u.k.-bevölkerung einfügte und so auf diese art sogar überzeugen konnte. gesanglich gelang ihr der abend ebenso überzeugend. den iwan spielte csaba markovits mit sichtlicher freude.

daniela fally war im letzten jahr eine phantastische adele, als die sie heute zu beginn ein wenig aufwärmzeit brauchte, doch nach der ersten gesangseinlage war sie bei der sache und so war am ende auch ihr auftritt einer der höhepunkte der heurigen fledermaus-aufführung. über den auftritt des burgschauspielers ks peter simonischek durfte man sich dann im dritten akt freuen, denn seine theatergeeichte stimme war auch in den hintersten winkeln des auditoriums perfekt zu hören. sein frosch zeugte einigermaßen von spielfreude, übermaßig ins zeug mochte er sich jedoch nicht legen und so blieb es bei ein paar anzüglichen witzen, die neu ins programm des trinkenden gefängniswärters gelangten. 

neben chor, komparserie und staatsballett waren im zweiten akt ensemble und coprs de ballet im einsatz. ihnen allen gelang ein sehr guter abend. "die fledermaus" wird in den nächsten tagen noch drei mal aufgeführt und hat man den besuch der neujahrsoperette schlechthin noch nicht in sein jährliches feiertagsprogramm aufgenommen, dann könnte man dies vielleicht in zukunft tun. das neue jahr wird bei mir mit "hänsel und gretel" morgen und "il barbiere di siviglia", sowie "könig karotte" in der volksoper in der nächsten woche eröffnet.

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Dies Irae / Tag des Zorns
Paul Wallfisch

Eine Endzeitoper, komponiert von Paul Wallfisch, dramaturgisch umgesetzt von Alexander Kerlin und inszeniert von Kay Voges im Burgtheater. Ein erstes Ausrufezeichen des designierten Direktors des Wiener Volkstheaters.

Der Mensch ist Etwas, das überwunden werden soll. Was habt ihr getan, ihn zu überwinden? Alle Wesen bisher schufen etwas über sich hinaus: Und ihr wollt die Ebbe dieser Flut sein und lieber noch zum Thiere zurückkehren, als den Menschen überwinden? Was ist der Affe für den Menschen? Ein Gelächter oder eine schmerzliche Scham. Und ebendas soll der Mensch für den Übermenschen sein: ein Gelächter, oder eine schmerzliche Scham. (Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra)

Vorweg für alle die es interessiert: Der medial angesagte Skandal blieb, wie erwartet, aus.
Ja, es gibt die Szene. Ja es gibt ein anonymes Liebespaar welches Sex in einem kleinen Hotelzimmer darstellt. Dies ist ästhetisch einwandfrei umgesetzt. Ja, man kann sehen, dass es tatsächlich echter Sex ist, das aber nur auf den drei Bildschirmen auf der Bühne, in das Zimmer selbst sieht man nur sehr vage hinein. Die Szene gehört zum Stück, wird an ihrem natürlichen Ende mit dem Tod eines anderen Darstellers gekonnt verbunden, fließt ohne großartig aufzufallen ins Gesamtbild ein und ist absolut kein Aufreger im Theater des 21. Jahrhunderts.

Chaos ist eine Leiter, sagte Petyr Baelish in Game of Thrones. Dieses ist eines von sehr zahlreichen Zitaten aus der Weltliteratur die in dem Stück dargebracht werden. Und es herrscht Chaos auf der Bühne, ein Chaos auf dessen Sprossen das Werk emporklettert. Durch Redundanz wird langsam Ordnung in das Chaos gebracht, aber es bleibt bis zum Ende ein Chaos, eines das Eindruck hinterlässt.
Surreal ist das Geschehen auf der Bühne, in epischen Bildern dargestellt, auf Emotion abzielend, prophetisch der Vortrag, mit großartiger Musik durchkomponiert, von wunderbaren SchauspielerInnen dargeboten, von einer tollen Sängerin begleitet, mit moderner Technik ausgestattet.
Gnadenlos modern ist es geworden, das Burgtheater von Martin Kusej. Das Haus ist im 21. Jahrhundert angekommen und das tut ihm gut, aller nagativer Kritik zum Trotz!
Die Drehbühne zeigt einen brennenden Turm und ein "Hotel Eden", welches auf der Rückseite, durch 2 gefallene Leuchtbuchstaben, zum "Hotel Ende" wird. Eine Treppe führt auf ein Podest, der Rumpf einer Boeing 737max der "Air Mageddon" (welches sich auf dem Flug von Sodom nach Gomorrha befindet) befindet sich da oben, darunter ein Kreißsaal, eine Waschküche, ein kleines Gartenhäuschen, eine Bar, ein Friedhof, etc. - eine Flut von Bildern - unterstützt durch einige Großbildschirme auf denen großteils Livebilder aus dem inneren der Boeing, aus dem Inneren des Hotels, des Kreißsaals und all den anderen Orten gezeigt werden, aber auch surreale Einspielungen und zeitversetzte Untertitel zum gesungengenen Text. Ein Flugzeug stürzt im Hintergrund sehr langsam (to Paradise) ab und verschwindet danach unbemerkt im Erdboden.
Ein Buch mit 7 Siegeln ist es, das Ende der Welt, diese wurden in der Menschheitsgeschichte nicht aufgebrochen und es wird wohl auch in der Zukunft ein Geheimnis bleiben. Das Ende ist nahe, das war schon immer so und so wird es immer sein. Das Ende ist nahe, vor 3000 Jahren und auch in 3000 Jahren, hoffentlich.
Ayschylos wird zitiert, die Bibel, Maurice Blanchot, Hugo von Hoffmannsthal, Friedrich Schiller, Friedrich Nietzsche, Michael Wetzel, Christoph Schlingensief, Robert Oppenheimer, Primo Levi, Lukian von Samosata, George R. R. Martin und viele andere.

Sopranistin Kaoko Amano singt sich wunderbar durch den Abend. Mavie Hörbiger und Andrea Katharina Pichler glänzen als Beckett-Figuren, Florian Teichtmeister als Pilot Roger Whitaker ist wie immer großartig, ebenso wie Markus Meyer als Fährmann und Dörte Lyssewsky als Mutter im Flugzeug. Martin Schwab und Barbara Petritsch geben ein hinreissendes altes Paar, Andrea Wenzl und Felix Rech die jüngere Ausgabe davon. Elma Stefania Agustsdottir agiert herausragend als strafender Gott des jüngsten Gerichts.
Einige kleinere Rollen wurden von Studierenden der Musik und Kunst Privatuniversität Wien umgesetzt, die Live Musik kam von Larry Mullins (alias Toby Dammit), Simon Goff und Paul Wallfisch.

“Was ist los?” ruft eine Stimme. “Das Ende kommt!” – “Das Ende?” – “Vermutlich.” Damit endet dieser “Tag des Zorns” – und mit langem und lautstarkem Applaus für alle Beteiligten.

Wenn ihr mir nicht glaubt, was tuts? Die Zukunft kommt gewiss. Nur eine kleine Weile und ihr seht es selbst. Weinend werdet ihr dann rufen: "Oh, allzu wahre Seherin, allzu Wahres hast du wahrgesagt." (Aischylos, Orestie)

 

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Marcel Prawy in Ausbildung
halbe südfront schrieb vor 55 Minuten:

Piotr Beczala ist erkrankt und fällt heute aus. Das ist jetzt schon eine Enttäuschung (auch wenn Vogt natürlich ein guter Lohengrin ist). :(

 

zum glück hab ich die sonntags- und die nächstwöchige donnerstagsvorstellung. da mir vogt bisher immmer entwischt ist, weil entweder er oder ich krank war, wenn ich ihn sehen wollt, würd mir das weniger ausmachen. 

perfekt wären natürlich beide - ein einspringer vogt am sonntag und ein wieder gesunder beczala am donnerstag.

ain anger ist ja auch noch dabei. ;)

 

 

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Marcel Prawy in Ausbildung

für dich ist das natürlich schade, aber wie du geschrieben hast, vogt ist ein guter lohengrin.

wahrscheinlich eh eine der besten zweierbesetzungen für diese partie.

wie gesagt, ich wär nicht böse, wenn ich beide kriegen würd bei meinen zwei vorstellungen.

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Baltic Cup Champion

Möglicherweise ist er sogar der bessere Lohengrin. ;)

Ich habe ihn halt schon 2x gesehen/gehört. Beczala als Lohengrin aber noch nicht, daher ist es ein bissl enttäuschend. Aber die Aufführung ist so gut, dass ich das schon verarbeitet habe. Gergiev von der 1. Reihe aus zu erleben ist auch ein einzigartiges Vergnügen. =)

 

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Lohengrin, Richard Wagner

Der Abend begann mit einer kleinen Enttäuschung, da der Superstar Piotr Beczala erkrankt abgesagt hat. Die Enttäuschung wich aber bald der Zufriedenheit darüber, dass der aktuell wohl gefragteste Lohengrin-Interpret als Ersatz zur Verfügung stand. Direktor Meyer wußte zu erzählen, dass Klaus Florian Vogt erst am Vormittag in Bayreuth von seinem Engagement in Wien erfuhr, sofort zusagte und dann nach Wien fliegen wollte. Der Flug war aber wegen Nebel nicht möglich und er setzte sich kurzerhand ins Auto und fuhr damit nach Wien, traf erst kurz vor der Vorstellung ein. Diese begann dann mit wenigen Minuten Verspätung, da sich der Dirigent Valery Gergiev noch mit ihm besprechen wollte.
Das Ärgernis bleibt diese unsägliche, billige Bergdorf-Inszenierung für diese herrliche Oper. Es gibt zwar ein paar unterhaltsame Aspekte in dieser, aber insgesamt ist sie fad, mit ihrem Einheitsbühnenbild ohne schöne Bilder, dem kleinen Plastikschwan und den hässlichen Nachthemden. Wenn bei "für das Deutsche Land, das Deutsche Schwert, so sei des Reiches Kraft bewährt" die Masskrüge gehoben werden muss ich aber immer noch herzhaft lachen, das war ein netter Einfall von Regisseur Andreas Komoki für diese doch befremdliche Szene.
Es besteht aber die Hoffnung, dass diese Inszenierung alsbald verschwindet.

Der Star des Abends war dann im Orchestergraben zu finden. Es war dieser das Orchester selbst. Der Klangkörper war in Hochform. Das Staatsopernorchester setzte das detailverliebte, anspruchsvolle Dirigat von Valery Gergiev mit bombastischer Sicherheit um. Schon das Vorspiel ließ das Ohr entzücken. Grandios auch die Blechbläser in den so schwierigen Passagen im zweiten und dritten Akt, nicht ein Kikser war zu vernehmen.
Valery Gergiev führte die Philharmoniker mit Emotion und hohem Tempo durch den Abend, spielte immer wieder mit der Lautstärke und der Intensität, bewies in den lyrischen Passagen auch viel Gefühl. Zu Beginn und einmal im zweiten Akt gab es kleine Abstimmungsprobleme mit dem Chor, begleitet von einem bösen Blick Gergievs. Die großen Chorszenen, wie etwa das Finale im ersten Akt, oder "Treulich geführt, ziehet dahin" saßen dann aber bombensicher und der Staatsopernchor glänzte wie man es von ihm erwartet. Sein "Zahnstocher" war gestern immerhin gute 15cm lang, verschwand aber ab dem zweiten Aufzug in seiner linken Hand und er dirigierte dann die meiste Zeit wieder ohne dieses Hilfsmittel. =)
Dies alles von der 1. Reihe aus zu erleben ist schon ein besonderes Vergnügen gewesen.

Die Besetzung des Abends war auch großartig. Der Einspringer Klaus Florian Vogt in der Titelrolle hat diese Partie schon oftmals gesungen und war ja auch die Besetzung in der Premierenserie dieser Inszenierung. Routiniert fügte er sich ins Ensemble ein und brachte einen großartigen Abend zustande. Sein sehr helles Timbre in der Stimme passt sehr gut zu den lyrischen Stellen, seine Stimme ist aber auch sehr kraftvoll und er kann auch an höchstdramatischen (und lauten) Stellen ohne erkennbare Anstrengung über den Graben singen. Er war der Ritter und er war der Retter des Abends.
Sehr interessant war die Besetzung der Elsa von Brabant. Die sehr hübsche, junge Schwedin, Cornelia Beskow, passte nicht nur optisch hervorragend zu Vogt. Sie bietet eine wunderbaren lyrische Sopranstimme mit samtigem Wohlklang und einem entzückenden nordischen Akzent. Bei den dramatischen Passagen stellt sie die Technik gekonnt um und kommt mit glasklaren Höhen gut zur Geltung. Noch merkt man ihr an, dass sie dazu an ihre Grenzen gehen muss, aber das schafft sie ohne zu wackeln. Darstellerisch harmoniert sie auch ohne Proben mit Vogt hervorragend, gibt die Elsa verträumt aber auch trotzig und spielt herzerfrischend. Ein sehr gutes Haudebut an der Wiener Staatsoper! Die riesige Freude nach der Vorstellung, es war ja ihre erste an einem so großen und traditionsreichen Haus, war ihr wirklich anzusehen und höchst sympathisch.
Ain Anger gab den König Heinrich. Seine wunderbare Stimme ließ erwartungsgemäß keine Wünsche offen. Darstellerisch wirkte er zurückhaltend, was man ihm angesichts dieser Inszenierung aber nicht vorwerfen muss.
Eine tolle Vorstellung lieferte Rollendebutant Egils Silins als Friedrich von Telramund ab. Auch er verfügt über eine beeindruckende Stimme und hat sich auch darstellerisch voll ins Zeug gelegt.
Auch für die routinierte Linda Watson war die Partie der Ortrud ein Rollendebut im Haus am Ring. Die Partie ist ihr quasi auf den Leib geschrieben, und auf die Stimmbänder. Ohne die geringsten Probleme lieferte sie einen Abend auf höchstem Niveau.
Auffallend gut agierte auch Daniel Boaz als Heerrufer. Er ist wohl eine Luxusbesetzung für diese doch kleine Rolle.

Am Ende gab es großen Jubel für alle Beteiligten. Am meisten natürlich für den Retter des Abends, Klaus Florian Vogt, aber auch Cornelia Beskow durfte sich über riesige Zustimmung freuen.


 


 

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Marcel Prawy in Ausbildung

10.01.20 - IL BARBIERE DI SIVIGLIA - staatsoper 

rossinis berühmteste oper, deren uraufführung beim publikum durchgefallen ist, ein running gag jeder anekdotensammlung, wurde heute an der staatsoper gespielt und das ensemble hatte eine menge spaß und insgesamt einen guten abend. dieser wurde von guillermo garcia calvo geleitet. der madrilene ist ein ausgewiesener belcantoexperte und so war die oper bei ihm in den besten händen. etliche male zog er das tempo ordentlich an, was den sängern aber keine schwierigkeiten bereitete, auch stimmte die koordination mit der bühne jederzeit und so bekam man vom spanier am pult das, was man von ihm im besten sinne gewohnt ist. 

sowohl das triester ensemblemitglied paolo rumetz als bartolo, als auch jenes aus prag, nämlich adam plachetka als figaro, hatte einen sehr guten abend und so sangen beide über ihrem durchschnitt, wobei sich rumetz naturgemäß bei den flotten parlandi hervortat, während plachetka mit gewohnt durchschlagskräftigem gesang besonders als schauspieler glänzte, beides wenig überraschend.

pavel kolgatin sang neunzig prozent der partie des conte d'almaviva mit der kopfstimme und klang so natürlich meistens trocken, zu beginn war er auch meist auf der suche nach den richtigen tönen, war aber mit fortdauer der vorstellung immer besser bei der sache und lieferte am ende einen soliden auftritt. der grosse glanzpunkt des abends war eindeutig tara erraught als rosina. die irin debütierte 2012 in dieser partie in wien und ließ sich diese woche zum ersten mal seit 2013 hier blicken, worüber man sich freuen konnte. ein runder mezzosopran mit schönen höhen und flexibilität in den koloraturen ist erraught eigen und auch als schauspielerin überzeugte sie. 

natürlich ein luxus-basilio ist jongmin park. nicht nur ist der durchschlagende bass ein besonderes erlebnis, der koreaner entwickelt sich ebenfalls merklich im piano und auch sein komödiantisches spiel wird immer ausgefeilter. und so wurde die unscheinbare partie des verhinderten klavierlehrers heute zu einer hauptrolle. auf dieses mitglied seines ensembles kann die staatsoper stolz sein. 

igor onishchenko hat weiterhin eine zu kleine stimme für die staatsoper, heute war er als fiorello kaum zu hören, was schade ist, denn so klein seine stimme ist, so schön ist sie eigentlich auch. umso dringender wäre ihm ein dieser stimme entsprechendes haus mit einigermaßen renommée zu wünschen, in dem er sich entfalten kann. dominik rieger war ein unauffälliger ambrogio, ildikó raimondi eine schrille marzellina und daniel lökös ein solider offizier. 

gespielt wird dieser repertoireklassiker in dieser saison nicht mehr und was ab sommer kommt, steht ohnehin in den sternen. umso angenehmer war es heute, eine wirklich gute, hauptsächlich aus dem ensemble besetzte aufführung zu erleben, bei der man den sängern ihren spaß ansehen konnte. am sonntag geht es in der staatsoper mit wagner weiter, danach wird die letzte aufführung von "könig karotte" in der volksoper besucht.

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Der Vorname, Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patelliere

Ein komödiantisches Feuerwerk bietet das bekannte Stück aus Frankreich in den Kammerspielen der Josefstadt.
Während eines Abendessens im Hause Garaud behauptet der Bruder der Dame des Hauses, dass er und seine Lebensgefährtin den erwarteten Sohn Adolph (selbstredend Adolf ausgesprochen) nennen werden. Daraus entwickelt sich eine heftige Diskussion, danach ein heftiger Streit und tief vergrabene Geheimnisse und Persönlichkeitsmerkmale der Familie und ihres engsten Freundes kommen ans Tageslicht.
Regisseur Folke Brabant hat das Stück einfach inszeniert und so gelassen wie es ist, ein großer Dienst am Publikum.
Die Bühne (Tom Presting) ist wie sie sein soll und die Kostüme (Nicole von Graevenitz) sind wie sie sein sollen. Alles hat Hand und Fuß. Und Witz, alles hat Witz. Man fühlt sich nie belehrt, man fühlt sich immer großartig unterhalten. Scharfzüngig, hintersinnig und pointiert geht es die ganzen 1 1/2 Stunden zur Sache.
Ich habe schon lange nicht mehr in einem Theater so oft so herzhaft gelacht. Herzlichen Dank dafür!
Großartig aufgelegt war das Ensemble auf der Bühne. Die 5 DarstellerInnen hatten Spaß bei der Arbeit und bereiteten auch dem Publikum großen Spaß. Susa Meyer, Marcus Blum, Oliver Rosskopf, Michaela Klamminger und Michael Dangl überzeugten auf allen Linien, es wäre völlig fehl am Platz hier eine Leistung hervorzuheben.
Wer gute Unterhaltung im Theater erleben will, dem sei ein Besuch dieses Stücks in den Kammerspielen ans Herz gelegt.

 

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Marcel Prawy in Ausbildung

12.01.20 - LOHENGRIN - staatsoper

wagners heldenepos vom gralsritter lohengrin wird derzeit an der staatsoper aufgeführt, gestern war die zweite von vier vorstellungen. star des abends war natürlich piotr beczala, doch das gesamte ensemble war nicht von schlechten eltern. geleitet wurde die vorstellung von valery gergiev, der sich nicht mit verschleppen des tempos abgeben wollte, sondern einen flotten takt vorgab. trotzdem ließ er das sehr gut aufgelegte orchester der wiener staatsoper nie zu laut oder grob spielen, einzig bei der abstimmung mit dem chor haperte es das eine oder andere mal. 

derzeit zu den gefragtesten sängern der branche zählt piotr beczala, der sich nach seiner überstandenen verkühlung ansagen, sich aber im ersten akt nichts davon anmerken ließ. gegen ende des zweiten akts gab es einen heiseren einsatz, doch nach der zweiten pause war der polnische startenor wieder erholt und brachte einen ausgezeichneten lohengrin auf die bühne. wo andere eindimensional laut sind oder die töne einzeln auf ihre schultern zu heben scheinen, offenbart beczala eine beeindruckende dynamik und erfüllt das auditorium selbst mit demselbem zugewandten rücken und im piano mit strahlendem gesang. zweimal erfüllte großer jubel das haus, während ich nach der vorstellung die stufen hinunter gelaufen bin. der zweite galt wohl ihm. 

der erste dürfte cornelia beskow gegolten haben, die eine glänzende elsa gegeben hat. die junge schwedin, die in dieser serie in wien debütiert, entlockte ihrem zierlichen körper töne in einer intensität, die nie einer forcierung bedurfte und sang strahlend und ohne vibrato bis zum schluß souverän. ain anger war als könig heinrich zu hören und mußte zu beginn das eine oder andere mal nachjustieren. der estnische bassist fing sich aber schnell und lieferte eine sehr gute vorstellung, einzig die höheren lagen der partie gelangen nicht glasklar. 

egils silins hatte als friedrich von telramund ebenfalls einen sehr guten abend, wenngleich man etwas phantasie oder große textsicherheit brauchte, um das eine oder andere wort zu verstehen. linda watson hielt als ortrud alles, was man sich von ihr versprochen hatte. die amerikanerin hatte keinerlei schwierigkeiten mit dem umfang der partie, ein schon etwas silberner beiklang ist ihr mittlerweile natürlich eigen. 

boaz daniel war ein solider heerrufer, oleg zalytskiy, daniel lökös, hiro ijicki und dominik rieger waren vier brabantische edle. die edelknaben wurden von secil ilker, irena krsteska, anna lach und sabine kogler gesungen. "lohengrin" wird am donnerstag und am sonntag erneut aufgeführt, wer weiß, vielleicht dann zum letzten mal in dieser inszenierung, der neue direktor soll ja mehr oder weniger aufräumen wollen. bei allen widersprüchen ist es auch eine stellenweise köstliche wager-karikatur und in dieser besetzung ohnehin einen besuch wert. 

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