Theater/Oper/Konzerte/Musicals


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Marcel Prawy in Ausbildung

20.01.20 - SALOME - staatsoper

so interessant die derzeit im theater an der wien gespielte version für reduziertes orchester auch ist, so geht doch nichts über die vollversion in der staatsoper, wo auch auf der bühne nicht nur dieselbe paßt, sondern auch kostüme und choreographie passen. als krönung einer guten aufführung gab es auch einen richtig guten jochanaan, was leider eine seltenheit ist.

gleich zu beginn stellte sich heraus, dass wieder einmal ein dirigent absagen mußte. nachdem mikko franck nicht nur die salome, sondern auch den otello ende des monats abgesagt hat, meldete sich auch sein ersatz für heute, michael boder, krank, weswegen am ende dennis russell davies die vorstellung leitete und sein dirigat war einer der höhepunkte des abends. das haus wackelte an den richtigen stellen und die sänger waren stets, so sie über genug große stimmen verfügten, zu hören. 

als herodes war wie schon oft herwig pecoraro aufgeboten, der kammersänger hatte jedoch von beginn weg schwierigkeiten, klang heiser und rettete sich gerade noch über die ziellinie. waltraud meier, die heute ihr wiener rollendebüt als herodias feierte, war stellenweise kaum zu hören, was, wie gesagt, nicht an der musikalischen leitung lag, während sie, wenn sie zu vernehmen war, metallisch und etwas schrill klang. 

carlos osuna hat schon einige male in einer kleineren partie aufgezeigt, jene des narraboth lag ihm heute jedoch weniger. ulrike helzel war ein ausgezeichneter page. thomas ebenstein führte einen souveränen judenchor an, der neben ihm aus peter jelosits, pavel kolgatin, benedikt kobel und sorin coliban bestand. bei den nazarenern alexandru moisiuc und hans peter kammerer paßte auch alles, während sich marcus pelz als erster soldat eher mühte und dan paul dumitrescu unauffällig blieb. johannes gisser war ein cappadocier und daniel lökös der sklave. 

highlights der aufführung waren die auftritte von michael volle und lise lindstrom, die in der titelpartie voll überzeugen konnte und eine durchdringend kräftig singende salome gab, die ebenso durch ihr spiel überzeugen konnte. am meisten aber durfte man sich endlich über einen richtig guten jochanaan freuen, der in michael volle gefunden wurde. der deutsche, der sein wiener rollendebüt gab, überzeugte mit durchschlagender stimme und klar verständlichen worten. "salome" mag noch so gut besetzt sein, so steht und fällt diese oper jedoch mit der figur des jochanaans und wo sie oft schon fiel, dort stand sie heute strahlend aufrecht. ein markerschütterndes "du bist verflucht!" krönte seinen ausgezeichneten auftritt.

"salome" wird an der staatsoper in dieser serie nur noch ein weiteres mal gespielt und zwar am freitag. dann soll auch wieder michael boder am pult stehen. ein besuch dieser aussergewöhnlichen oper von richard strauss ist zu empfehlen, jedoch eignet sich dieses etwas schwierige werk nicht für jedermann, zumindest nicht für jene, die meinen, alle opern klängen nach verdi. offenheit und konzentration sind jedenfalls unabdinglich, jedoch wird man dafür mit strauss' bester oper belohnt.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Marcel Prawy in Ausbildung

22.01.20 - LA CENERENTOLA - staatsoper

rossinis version des aschenbrödelmärchens wird derzeit an der staatsoper aufgeführt. wurde es einem am anfang dabei noch angst und bange, gab es im weiteren verlauf aber doch eine überdurchschnittliche vorstellung. geleitet wurde diese vom belcantoexperten evelino pido und wie gewohnt entwickelte sich unter seiner führung ein beschwingter und kurzweiliger abend, an dessen ende man sich wunderte, wo denn die zeit geblieben ist.

als don ramiro war heute antonio siragusa besetzt. der italiener verfügt über einen hohen, trockenen tenor, der bestens für rossini geeignet ist und dementsprechend gab es auch viel schönes zu vernehmen. hat man die arie im zweiten akt schon mal als wesentlich unauffälliger wahrgenommen, so schmetterte siragusa sie mit voller kraft ins auditorium, das ihn dafür mit dem größten zwischenapplaus der vorstellung bedachte. orhan yildiz war ein grandioser dandini. das türkische ensemblemitglied entwickelt sich im belcantofach immer besser und so konnte er seinen sehr guten auftritten als belcore und malatesta nunmehr einen prachtvollen dandini hinzufügen. es ist zu hoffen, dass er auch unter dem neuen direktor zum haus gehört. 

don magnifico wurde von alessandro corbelli gesungen. ein wenig erinnert der italiener in seinem komödiantischen spiel an luis de funes, sein gesang präsentierte sich in der vergangenheit schon kräftiger. überhaupt zu beginn brauchte er ein wenig zeit, um auf betriebstemperatur zu kommen, doch je länger der abend dauerte, desto besser kam er in die gänge. 

erneut als cenerentola war margarita gritskova aufgeboten und diese partie kristallisiert sich als ihre führende heraus. sie überzeugte mit teils ehrerbietenden tiefen und flexiblen und strahlenden koloraturen. besonders in der letzten szene, wo sie noch einmal groß auftrumpfen darf, legte sie sich mächtig ins zeug und war natürlich das highlight des abends. adrian sampetrean wurde in den kritiken zur ersten vorstellung immens gelobt, was wiederum die erwartung derart hochgeschraubt hat, dass er sie nicht zur gänze erfüllen konnte. trotzdem war er immer noch ein glücksfall für diese partie, die allzu oft eher halbherzig aus dem ensemble besetzt wird. 

fürchten mußte man zu beginn um ileana tonca, die sich überhaupt nicht gegen ein maximal mezzoforte aufspielendes orchester durchsetzen konnte, doch auch sie kam später besser in die vorstellung, was wohl auch herrn pido zu danken ist, der sich zu ihren gunsten sehr zurückgenommen hat. wesentlich selbstbewußter ging svetlina stoyanova als ihre schwester ans werk. im spiel könnten beide ruhig noch mehr aus sich hinausgehen, die partien der tisbe und der clorinda sind bei schauspielerisch aufgeweckteren sängerinnen wie etwa maria nazarova noch besser aufgehoben. 

"la cenerentola" wird in dieser serie noch einmal, nämlich am samstag, gespielt und dann wieder zweimal im märz, dann aber in anderer besetzung. in der derzeitigen ist diese kurzweilige und in wien bunt und gefällig inszenierte oper absolut einen besuch wert. für mich geht es freitag mit der zweiten salome-vorstellung weiter, danach zeichnet sich schon die vorfreude auf eine sehr gut besetzte "rusalka" ab.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Baltic Cup Champion
Marco Lecco-Mio schrieb vor 9 Stunden:

:facepalm: wennst glaubst, es ist erst sechs, dabei ist es schon sieben. 

no salome for you...

 

Oje. Das tut mir leid für dich. :(

Aber wenigstens hast als Stehplatzbesucher keinen finanziellen Verlust. ;)

 

bearbeitet von halbe südfront

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Carmen, Georges Bizet

Die wunderbare Oper von Georges Bizet um eine starke Frau, welche am Ende ihrer Stärke und ihres Freiheitsdranges wegen ihr Leben verliert, ist aktuell in einer Wiederaufnahme einer 25 Jahre alten Inszenierung von Guy Joosten in deutscher Sprache zu erleben.
Die Inszenierung ist natürlich nicht mit der pompösen Zeffirelli-Inszenierung der Staatsoper zu vergleichen, hat aber ihren Reiz. Das praktische Bühnenbild konzentriert sich auf das Wesentliche, die Kostüme sind im 70er-Style und schön anzusehen. Die Personenführung ist sehr sänger- und publikumsfreundlich, was man heutzutage gar nicht mehr so oft erlebt.

Großartig war das Dirigat von Anja Bihlmaier am Pult. Mit Begeisterung ließ sie das Orchester der Volksoper Wien in die Overture starten, emotional und mit viel Tempo interpretierte sie die bekanntesten Melodien der Oper, zügelte an den richtigen Stellen Tempo und Lautstärke, nahm immer Rücksicht auf die SängerInnen, ließ es aber auch so richtig krachen wo man es gerne hört. Präzise und mit viel Gefühl steuerte sie die Einsätze der Instrumentensolis. Immer ein Lächeln im Gesicht für ihre Musiker im Graben, die Freude an der Arbeit war ihr stets anzusehen. Dies färbte auch auf das Orchester ab, welches einen guten Abend hatte (abgesehen vielleicht von dem Mann mit dem Schnupfen welcher sich tatsächlich während eines Zwischenspiels lautstark schneuzte). Interessant auch der völlig kaputte Kontrabass mit einer durchgebrochenen Decke im Zentrum des Grabens. Das gutaufgelegte Orchester und seine Dirigentin von der ersten Reihe aus zu beobachten machte jedenfalls Freude und lenkte ab und an vom Geschen auf der Bühne ab.

Der Chor, Zusatzchor, Jugendchor und der Kinderchor der Volksoper Wien machten einen großartigen Job. Sie waren toll ins Spiel eingebunden und erklangen in schönsten Tönen.
Das Ensemble bot darstellerisch wie gesanglich bis zu den kleinsten Partien eine sehr schöne Vorstellung.

Luke Stoker war ein wunderbar arroganter Escamillo welcher beim berühmten Torerolied zu glänzen verstand.
Vincent Schirrmacher war ein sehr gefühlsbetonter Don Jose. Sehr passend zu seiner wunderschönen, lyrischen Tenorstimme legte er die Rolle sehr schüchtern und weich an, spielte dann die durchbrechende Eifersucht und Verzweiflung mit Leidenschaft aber auch großem Selbstzweifel. Eine hervorragende darstellerische Leistung!

Sehr großen Applaus erhielt Anita Götz in der Partie der Micaela. Die junge Wienerin begann eher zurückhaltend, ging dann aber im dritten Akt aufs Ganze. Ihre große Arie "Ich sprach, dass ich furchtlos mich fühle" ("Je dis que rien ne m'épouvante") gelang ihr großartig. Sie verfügt über eine wunderschöne Stimme, große Sicherheit in den Höhen und wunderbaren Ausdruck in den lyrisch - dramatischen Passagen.

In der Titelpartie sprang Martina Mikelic für die erkrankte Stepanka Pucalkova ein.Das ist aber, wie in der Volksoper üblich, kein großes Problem, da die Partien alle doppelt besetzt sind und Martina Mikelic planmäßig schon die erste Vorstellung der Serie gesungen hat.
Martina Mikelic verfügt über eine große Stimme mit riesigem Volumen. Sie singt herrliche Tiefen, weit in die Altlage hinein, ist in höheren Lagen ebenso sicher wie in den ganz tiefen. Schon bei der "Habanera" begeisterte sie das Publikum, war dann aber bei den dramatischen Passagen noch viel besser. Im Spiel legte sie ihre Figur als eiskalt, streng und hochmütig an. Das Zusammenspiel der großen Martina Mikelic mit dem kleineren Vincent Schirrmacher war großartig, ihre Interpretation der Rollen griffen symbiotisch ineinander.

Am Ende gab es großen Jubel für alle Beteilgten, insbesondere für die 2 Hauptpartien und jene der Micaela. 

 

bearbeitet von halbe südfront

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Marcel Prawy in Ausbildung
halbe südfront schrieb am 25.1.2020 um 02:09 :

 

Oje. Das tut mir leid für dich. :(

Aber wenigstens hast als Stehplatzbesucher keinen finanziellen Verlust. ;)

 

die drei euro sind egal. ich hoffe nur, dass die inszenierung erhalten bleibt. wenn nicht, wär das die letzte vorstellung in dieser gewesen. 

was weiß man schon...?

ich bin dann froh, wenn der neue spielplan kommt und alle gerüchte und spekulationen ein ende haben.

ausserdem muss man so gute jochanaans ausnutzen, die sind selten.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Salome, Richard Strauss

Ein wirklich großartiges Opernerlebnis wird aktuell mit Salome im Theater an der Wien geboten.
Der zur Zeit so angesagte Regisseur und "Puppenspieler" Nikolaus Habjan inszenierte die Strauss-Oper nach der bekannten Bibelgeschichte um Johannes den Täufer und Königstochter Salome im Haus an der Wien. Und es ist eine sehr gute, feinfühlige Inszenierung geworden. Ästhetisch hochstehend, bildgewaltig, grausam, poetisch und beklemmend. Ein sehr effektvolles Bühnenbild (Julius Theodor Semmelmann), bestehend aus schlichten Treppen einer Festung, mit dem Bankettsaal der Festung im Hintergrund des hochgelegenen Bühnenteils und einer großen Zisterne im Zentrum des unten gelegenen Bühnenteils, mit Blütenblättern übersäht und später durch einen überdimensionalen, poetisch anmutenden Mond ergänzt, zaubert die Athmosphäre ins Haus. Die bei Habjan obligaten Puppen beschränken sich auf das Doppeln der beiden Hauptfiguren Salome und Jochanaan. Was bei Jochanaan genial funktioniert bringt bei Salome keinen ersichtlichen Mehrwert (zu stark ist die Darstellerin selbst, keine Puppe kann ihr das Wasser reichen). Die Kostüme sind modern gestaltet, hier hätte man sich ursprünglichere Kostüme gewünscht, was sich insbesondere beim "Tanz der 7 Schleier" bemerkbar macht. Aber auch die Kostüme stören die gute Regiearbeit nicht entscheidend, welche vor allem durch hervorragende Personenregie glänzt.
Salome mit dem Kopf des Jochanaan auf einem überdimensionalen Silbertablett im Zentrum der Zisterne, im blutgetränkten Unterkleid - ein eindringliches, grausames und trotzdem überaus ästhetisches Bild im Finale, welches unter die Haut geht.
Dafür sorgt nicht nur die Regiearbeit, dafür sorgt auch die Musik und dafür sorgt vor allem die Darstellerin - die grandiose Marlis Petersen.
Leo Hussain am Pult dirigiert das großartige ORF Radio Symphonieorchester mit Exzellenz. Zu hören ist eine reduzierte Orchesterfassung welche das Orchester auf ungefähr die halbe Größe reduziert und optimal an die Größe des Hauses angepasst ist. In vielen Bereichen nuancierter, mit fein ausgearbeiteten Solostimmen einzelner Instrumente, aufgewerteten Blasinstrumenten, schlanker, aber an den richtigen Stellen trotzdem farbenprächtig und üppig kommt diese Fassung daher. Sehr schön fürs Ohr.
Neben Marlis Petersen nicht unterzugehen, oder gar zu glänzen, ist an einem solchen Abend nicht einfach.
Dem Sängerensemble ist das aber sehr gut gelungen.
Sowohl der Judenchor, bestehend aus Paul Schweinester, Johannes Bamberger, Quentin Desgeorges, Andrew Owens und Dumitru Madarasan, wie auch Tatiana Kuryatnikova als Page der Herodias und Ivan Zivoniev als Soldat und Zweiter Nazarener boten gute Leistungen.
Martin Mitterrutzner als Narraboth, das erste Opfer der Salome, hätte man gerne noch länger zugehört. Er verfügt über eine sehr schöne Stimme welche von der Größe her gut in das Haus passt.
Eine tolle Performance brachte Kristjan Johannesson als Erster Nazarener und Kappadozier. Der junge Isländer steigert sich von Rolle zu Rolle und verfügt mittlerweile über eine wahrlich große Stimme.
Michaela Schuster überzeugte als eingebildete Herodias stimmlich wie darstellerisch.
John Daszak gab den Herodes als nervösen Exzentriker, spielte brillant und verfügt über eine sehr passende Stimmfärbung für diese Partie.
Großartig war die Darbietung von Johan Reuter als Jochanaan. Sein Bariton sorgte für große Präsenz der Figur, obwohl er selbst grau in grau gefärbt war und durch eine Puppe gedoppelt wurde. Der Kniff, dass diese (die lebendige) Schattenfigur auf der Bühne singen konnte, während die echte (also die Puppe) Figur in den Tiefen der Zisterne ausharrte, erwies sich hier als Geniestreich. Teils fanatisch, teils lyrisch und schönstimmig erklang der voluminöse Bariton und war so ein mehr als würdiger und sehr wichtiger Partner für die Titelpartie.
Wie oben bereits erwähnt hat Marlis Petersen in der Titelpartie aber alles überstrahlt. Eine grandiose Schauspielerin - sie spielt das trotzige Mädchen, sie spielt die Unberührbare, sie spielt die Verführerin, sie spielt die soziopathische Psychopathin und sie spielt alles auf höchstem Niveau. Packend, mitreissend, berührend! Auch tanzen kann sie hervorragend, wie man weiss. Das hätte man in der Szene mit dem Tanz der 7 Schleier noch viel besser nutzen können. Den trotzigen, arroganten und selbstverliebten Charakter eines verwöhnten, kleinen Mädchens vermittelt sie beim Aufeinandertreffen mit Jochanaan. Ein verschmitztes Lächeln zaubert sie einem ins Gesicht, wenn sie mit "Ich bin nicht durstig, Tetrarch" ihem Stiefvater die Stirn bietet. Kalt rennt es einem den Rücken hinunter, wenn sie den Kopf des Jochanaan immer wieder und unerbittlich fordert. Sehnsucht strahlt sie aus bei "du hättest mich geliebt". Resigniert bringt sie die Partie mit "ich habe ihn geküsst, deinen Mund" in ihrem längst blutgetränktem Unterkleid zu Ende.
Sie glänzt natürlich auch mit ihrer wunderschönen Stimme, herrlichen schwebenden Piani, perfekt getimten schrillen Schreien, bemerkenswerten Tiefen, ebenmäßigen Höhen.
Ein Abend auf Weltklasseniveau!

Am Ende gab es großen Jubel für alle Beteiligten, welcher so lange anhielt, dass er durch den fallenden Vorhang ziemlich brutal gestoppt wurde.

 

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Marcel Prawy in Ausbildung

30.01.20 - RUSALKA - staatsoper

antonin dvoraks oper von der nixe, die ein mensch sein möchte, wird wieder an der staatsoper gespielt und das auch noch in einer ausgezeichneten besetzung. tomas hanusz leitete das orchester der wiener philharmoniker und von mancher tempounstimmigkeit abgesehen, war seine leitung durchaus stimmig, einzig einzelne register aus dem orchester mochten heute nicht beim guten eindruck mitmachen. so schmissen die hörner einige einsätze und auch so manch anderer bläser war nicht ganz bei der sache. angesichts der tatsache, dass es die erste vorstellung der kurzen serie war, scheint besserung in sicht.

keine wünsche bleiben bei der sängerriege offen. der prinz wird vom derzeit besten allroundtenor der branche, dem polen piotr beczala gesungen. der kammersänger lieferte einen fehlerfreien ersten teil, ließ jedoch am ende des zweiten teils verschleißerscheinungen hören, doch seien ihm diese nachgesehen, denn davor ging er das eine oder andere mal an seine grenzen und schonte sich nicht. großer applaus natürlich für den (nicht nur in wien, aber hier besonders) beliebten sänger. 

die rusalka wurde von olga bezsmertna gesungen und auch das ensemblemitglied der staatsoper lieferte eine ausgezeichnete vorstellung, sang sicher und jederzeit schön, ging nie in schrille gefilde und überzeugte auf voller länge. die fremde fürstin wurde von elena zhidkova gesungen, die in beeindruckende tiefen gehen kann und großen applaus für ihre darbietung erntete. monika bohinec war eine routinierte jezibaba, dabei ließ sie die unzulänglichkeiten der letzten wochen meilenweit hinter sich und war wieder ganz die alte.

was muß man froh sein, im ensemble der staatsoper einen weltklassebass wie jongmin park zu haben. der immer noch sehr junge koreaner überzeugte mit mächtiger stimme, die sowohl in den dröhnenden tiefen, als auch in den lichten höhen überzeugen konnte. gabriel bermudez wächst mehr und mehr in die partie des hegers, rachel frenkel gab ein solides debüt als küchenjunge und rafael fingerlos war ein fehlerfreier jäger. die elfen wurden von diana nurmukhametova, szilvia vörös und margaret plummer gesungen.

"rusalka" ist ein wunderbares werk, das jeder opernliebhaber einmal gehört haben muß. die neben "libussa" zweite tschechische nationaloper bietet zarte töne ebenso wie flotte anklänge aus volkstänzen und ist in wien modern inszeniert, was ein wenig phantasie voraussetzt, aber im grunde sehr schön anzusehen ist. besonders nett finde ich das ballett im zweiten akt, das noch immer so manchem herrn das metaphorische monokel vom auge fallen und so manche dame in ebensolche ohnmacht sinken läßt. gelegenheit, dies zu erleben, gibt es noch am sonntag und am dienstag. 

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Marcel Prawy in Ausbildung

01.02.20 - FIDELIO URFASSUNG (LEONORE) - staatsoper

in der staatsoper gab es heute nicht nur eine premiere, sondern auch eine erstaufführung. zum ersten mal wurde die "urfassung" (leider mit zeitgenössischem sprechtext) des fidelio, die unter dem titel "leonore" zur uraufführung gekommen war, an der staatsoper gespielt und dabei wurde eine große chance vergeben. die regie wurde amelie niermeyer anvertraut, die deutlich machte, dass sie keine zeile des librettos gelesen haben dürfte. dass florestan im anzug bittet, ihm die nicht vorhandenen fesseln abzunehmen, ist die krönung einer einigermaßen in den sand gesetzten inszenierung, die mit einem sehr deutlichen eindruck des alten südbahnhofs, der wohl das gefängnis sein soll, und zwei leonores aufwartet, wovon die eine, die sängerin, jennifer davis, heute zum ersten mal im haus am ring auftrat. die meisterschaft dieser sängerin liegt vor allem darin, ihre vernehmbaren unzulänglichkeiten in den höhen durch lauten gesang zu überspielen. auch die sprechstellen waren ziemlich undeutlich absolviert und so gab es am ende "nur" recht freundlichen applaus. einen wahrer orkan von buhs hingegen ging an das regieteam. 

die schauspielerin, die die paranoid-schizophrene stimme in leonores kopf ist, ist katrin röver, deren begabung zwar eher enden wollend scheint, doch gab es für sie naturgemäß weniger schwierigkeiten. als florestan war benjamin bruns aufgeboten. der deutsche tenor sang eine ansprechende partie, wuchs dabei aber nicht sonderlich über sich hinaus. als rocco war falk struckmann aufgeboten, der seinem ruf entsprechend eine souveräne vorstellung ablieferte und im spiel ebenfalls an den tücken der regie scheiterte. chen reiss war eine zwar wortundeutliche, jedoch sängerisch ausgezeichnete marzelline. 

eine enttäuschung war thomas johannes mayer als pizarro. der deutsche füllte die partie des bösewichts zu keiner sekunde aus, verfiel in unverständliches gebell und erntete dementsprechend nur sehr zurückhaltenden applaus. auch hier hätte mich ein zeichen der ablehnung nicht verwundert. samuel hasselhorn sang einen soliden, aber ebenfalls keineswegs überragenden don fernando, jörg schneider war als jaquino der höhepunkt des abends. sein tenor saß jederzeit bombensicher und er erlaubte sich keine schwächen. oleg zalytskiy war ein guter erster gefangener, panajotis pratsos ein unauffälliger zweiter. 

geleitet wurde die vorstellung von tomas netopil, der erneut unter beweis stellte, dass er vor allem eines kann, nämlich laut, laut und laut spielen zu lassen. der donnernde chor im dritten akt war der höhepunkt einer flotten und kräftigen gangart, was hier keineswegs als minuspunkt rüberkommen soll, im gegenteil war das dirigat einer der raren lichtblicke dieser eher durchwachsenen premiere, die, wie erwähnt, in deutlicher ablehnung für die regisseurin mündete. "leonore" wird in dieser premierenserie noch vier mal gespielt und es erwartet einen ein durchaus interessantes musikstück in einer eigenwilligen inszenierung. 

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Carmina Burana, Carl Orff
Nachmittag eines Fauns, Claude Debussy
Bolero, Maurice Ravel

 

Die meisterhafte Produktion dieses Ballettabends wurde an der Volksoper wiederaufgenommen, war gestern Abend und ist im Februar mehrmals zu bewundern.
Die Vorstellung begann mit wunderschöner, sanfter Musik und einer großartigen Darbietung der Solisten Taina Ferreira Luiz und Felipe Vieira, welche akrobatisch und gefühlvoll das verliebte Spiel der Faune nach einer Choeographie von Boris Nebyla darstellen.
Gleich danach steigerte Guido Mancusi am Pult das Orchester der Volksoper und sich selbst zur Hochform. Der wunderbare Bolero von Ravel erklang in herrlichen, perfekten, nuancierten Tönen. Der emotionale Mancusi tanzte am Pult sein eigenes Ballett, spielte die Soloinstrumente in Bewegungen mit und holte aus dem Orchester die schönsten Töne heraus. Eine wunderbare Choreographie (von Andreas Lukacs) zum spanischen Tanz bot das Ensemble des Wiener Staatsballetts.
Derart aufgewärmt ging der Abend in die Pause.
Im zweiten Teil steigerten sich Mancusi und das Orchester zur Ekstase, großartig unterstützt von Chor, Zusatzchor und Kinderchor der Volksoper Wien. Gewaltig ertönte das "O Fortuna" zur Eröffnung von Orffs Carmina Burana. Die Geschichte um drei unterschiedliche Liebespaare deren Schicksal von Göttin Fortuna gelenkt wird, wurde nach einer grandiosen, ästhetisch hochstehenden, mit großen Gefühlen und auch mit Humor durchsetzten Choreographie von Vesna Orlic vom Wiener Staatsballett szenisch dargestellt. In den Solo-Partien überzeugte Manuel Winter dabei als Fortuna ebenso wie Mila Schmidt und Keisuke Nejime als junges Liebespaar, Taina Ferreira Luiz und Felipe Vieira als Ehepaar mit Kristina Ermolenok als Rivalin, sowie Gloria Maass und Kurt Fuckenrieder als altes Ehepaar. Herrlich die Darstellung des gebratenen Schwan durch Samuel Colombet in Symbiose mit dem Tenor Alexander Pinderak, welcher sich "graziös" im Ballettkleidchen vor den hungrigen Geistlichen in Sicherheit zu bringen suchte. =)
Als Gesangssolisten waren, neben dem großartigen Pinderak, der Bariton Ben Connor und Sopran Elisabeth Schwarz zu hören. Die drei machten ihre Sache sehr gut. Beeindruckend die klaren, schwer zu singenden Höhen von Schwarz vor dem Finale.

Es gab großen Jubel und langen, euphorischen Applaus für alle Beteiligten.

Diese Produktion ist ein Aushängeschild der Wiener Volksoper, ein Meisterwerk. Der Besuch ist zu empfehlen, auch wenn man kein Ballettfan und klassische Musik ansonsten nicht die erste Wahl ist. Ich selbst habe sie mittlerweile zum dritten Mal besucht und war wieder begeistert.

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Baltic Cup Champion
Marco Lecco-Mio schrieb vor 4 Minuten:

wollt ich mir in der opernballpause anschauen, besser gesagt hören. da mich nur der orff interessiert, werd ich einen stehplatz nehmen und zur pause kommen.

 

Also die halbe Stunde davor, zum aufwärmen, könntest dir ruhig gönnen. Insbesondere der Bolero ist schon ein Highlight.

Bin überrascht, dass du diese Produktion noch nicht kennst.

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Marcel Prawy in Ausbildung
halbe südfront schrieb vor 1 Stunde:

Bin überrascht, dass du diese Produktion noch nicht kennst.

hatte ich schon auf dem plan, aber wennst zu jeder oper gehst und drei euro für den stehplatz gezahlt hast, siegt gern die faulheit und man verschiebt es aufs nächste mal oder die nächste saison.

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Baltic Cup Champion

Rusalka, Antonin Dvorak

 

Eine wunderbare letzte Vorstellung gab es gestern Abend von der Rusalka-Serie in der Wiener Staatsoper zu erleben.
Beginnend mit der tollen Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf, über das Orchester und seinen Leiter hin zu der Sängerriege war das ein rundum gelungener Abend.
Diese Inszenierung ist ein Beleg dafür, dass moderne Inszenierungen gut funktionieren und viel Spaß machen können. Mancher fühlt sich gestört durch die Sexualisierung der Elfen und durch die Blutrünstigkeit von eben diesen und der Hexe Jezibaba, möchte lieber ein romantisches Märchen sehen. Aber wer den Text genauer betrachtet, der stellt schnell fest, dass das Werk viel mehr beinhaltet als nur ein altes märchen mit traurigem Ende. Bechtolf wird mit dieser Arbeit dem Werk gerecht.

Tomas Hanus am Pult machte schon bei der Overture klar, dass er gewillt ist das Spektrum welches Dvorak mit diesem Werk anbietet auch auszureizen. Schwermut, leise Töne, beschwingte Volkstanz-Klänge, Tempowechsel und brachiale Lautstärke wechseln sich munter ab. Fast immer wird auf die SängerInnen Rücksicht genommen, dort wo das nicht der Fall ist, dort sind Künstler am Werk die damit hervorragend umgehen können. Das Staatsopernorchester ließ sich von der Begeisterung des Dirigenten sofort anstecken und spielte mit viel Freude an der Arbeit einen hervorragenden Abend.

Die gesanglichen Highlights lieferten der großartige Piotr Beczala als Prinz im ersten Akt, eine sensationelle Elena Zhidkova als fremde Fürstin im zweiten Akt und schließlich Olga Bezsmerta in der Titelpartie im dritten Akt. Sie ist freilich schon im ersten Akt sehr positiv aufgefallen, insbesondere mit einer interessanten Interpretation des wunderschönen Liedes an den Mond. Samtweich, fast leise ließ sie die Arie durch den Raum gleiten, wunderbar unterstützt durch das ebenso weich und leise agierende Orchester. Andächtig lauschte man der wunderbaren Musik und der schönen Stimme, es sind nicht immer Spitzentöne und Lautstärke die einen den größten Genuß bieten, obwohl sie diese Qualitäten im letzten Akt auch darbot. Olga Bezsmerta überzeugte neben dem grandios gesungenen Finale auch darstellerisch auf ganzer Linie. Da hat eine Rusalka ja viel zu bieten. Rührend bewegte sie sich durch den zweiten Akt, in welchem sie ja fast zur Gänze stumm ist. 
Darstellerisch wie gesanglich waren auch die verlässliche Monika Bohinec als Hexe Jezibaba, Rachel Frenkel als Küchenjunge und Gabriel Bermudez als Heger voll auf der Höhe. Da blieben keine Wünsche offen.
Rafael Fingerlos als Jäger blieb fehlerlos. Diana Nurmukhametova, Szilvia Vörös sowie Margaret Plummer harmonierten gut miteinender, ald die 3 Elfen.
Alle wurden aber freilich von einem Mann überstrahlt. Jongmin Park hatte einen glanzvollen Abend als Wassermann. Wahrscheinlich war er durch einzelne Kritiker, die ihm eine Krise andichten wollen, oder gar meinen dass er stimmlich nicht mehr auf der Höhe wäre (als wäre er schon 70), so motiviert. Jedenfalls präsentierte er sich mit herrlichem Bass, großem Volumen und beherztem Spiel von der ersten Szene bis zur letzten.
Selbstverständlich gab es großen Jubel für Beczala, aber auch Park, Zhidkova, Bezsmerta und Bohinec bekamen viele und lautstarke Bravos zu hören. Fast 10 Minuten Applaus zeugten von einer hervorragenden Vorstellung, ein weiteres Highlight in der Abschiedssaison des Direktors Dominique Meyer.

 

PS: Die Rettung des Operncafes ist, trotz vieler Unterschriften für denErhalt, noch auf keinem guten Weg.

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