Theater/Oper/Konzerte/Musicals


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Baltic Cup Champion
firewhoman schrieb vor 3 Stunden:

Das freut mich sehr, dass da so ein Talent heranwächst!


Sie ist erst 12 Jahre alt. Da muss man noch abwarten. Erstens, wie sich die Stimme entwickelt, zweitens was ihr in Zukunft Spaß macht und drittens wie sie von den entscheidenden Persönlichkeiten angenommen wird (sie kommt aus keiner Künstlerfamilie, hat keine Protektion). Wir sind da nicht zu euphorisch. Wir unterstützen sie wo es geht, machen ihr aber gar keinen Druck. Mich würde es schon freuen, wenn sie mal in einem bedeutenden Chor unterkommt. Sie selbst sieht das auch noch recht entspannt, aber sie will unbedingt Sängerin werden.

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Baltic Cup Champion
firewhoman schrieb vor 2 Minuten:

Was ihre Familie betrifft, die könnte sie ja so oder so mitnehmen. Ich meine halt, sie tut sich nichts Gutes, und ihrem Ruf auch nicht, wenn sie ihren Mann so pusht, der dem nicht gerecht werden kann. Da sollte sie als Spitzenkünstlerin schon so integer sein und sagen, dass er für seine Karriere selber verantwortlich ist.


Naja, wer ohne Fehl ist werfe den ersten Stein. Warum sollte sie das nicht so spielen, wenn es geht? Die großen Häuser sind ja nach wie vor ausverkauft, wenn sie da ist, auch mit ihm und es wird ihr nach wie vor zugejubelt (völlig zurecht). Ich kann mir auch vorstellen, dass das auch von den Intendanten zum Teil so gespielt wird. So auf die Art: "Komm sing bei uns, dafür nehmen wir auch deinen Mann in die Aufführung mit dazu."
Wien hätte das, glaube ich, gar nicht notwendig. Sie ist ja nun Kammersängerin, einmal im Jahr wird man sie auch ohne ihn bekommen. Aber man will die guten Beziehungen halt wohl nicht gefährden.
Schauen wir mal wie der Roscic das angeht.

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Marcel Prawy in Ausbildung

mir ist das ja wurscht, wie die ausschaut. als sie jung und schlank war, war sie gesanglich schlechter als man sie gemacht hat, 2015, 2016 war sie gesanglich top und beginnt jetzt langsam, in die "älteren" partien hineinzuwachsen. da die stimmen ständigen veränderungen unterworfen sind, ist es immer eine wundertüte, wie das weitergeht.

ich kann nur sagen, wie sich das beim anstellen für die stehplatzkassa geändert hat. wenn der gatte dabei ist, ist weniger los. 

ich find, sie mischt sich ungebührlich und schädlich in die besetzungen ein. wenn es das duo beczala-netrebko nicht geben kann, dann wird es halt kein grosser opernabend. 

in DIESER hinsicht bin ich sehr auf die neue direktion gespannt, denn die connections hat er ja.

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Baltic Cup Champion

Cavalleria rusticana, Pietro Mascagni
+
Pagliacci, Ruggero Leoncavallo
.
Einen wunderbaren Opernabend hat die Aufführung der beiden Verismo-Opern im Haus am Ring geboten.
Viel zu selten, nach meinem Empfinden, steht dieses Duo am Spielplan.
Die großartige Inszenierung der beiden Opern von Jean-Pierre Ponnelle bietet ein Bühnenbild und Kostüme welche zu jedem Zeitpunkt das Auge erfreuen. Man darf hoffen, dass diese wunderschöne Inszenierung dem Haus auch unter der neuen Direktion erhalten bleibt.
Graeme Jenkins am Pult führte das gut aufgelegte Staatsopernorchester mit angenehmen Tempo durch den Abend, traf stets die richtige Lautstärke und arbeitete sehr sängerfreundlich.
Die Besetzung war hervorragend. Der Chor der Wiener Staatsoper agierte auf höchstem Niveau, was besonders bei Pagliacci zur Geltung kam.
Tenor Yonghoon Lee als Turido brillierte mit strahlenden Höhen, war aber wenig überzeugend im Schauspiel.
Großartig waren Zoryana Kushpler als Mama Lucia und Svetlina Stoyanova als Lola, beide trafen mit Spiel und Gesang genau ihre Rollen.
Bei Paolo Rumetz hatte man leider das Gefühl, dass er die Partie nicht "dersingt", schon beim ersten Auftritt wurde mittendrin die Stimme rauh und leiser. Sein Spiel war zunächst noch gut, den Übergang zum verletzten, eifersüchtigen Ehemann hat er aber verschlafen. Eventuell ist er nicht ganz gesund, ich habe ihn schon besser erlebt.
Elina Garanca als Santuzza war der Star des Abends. Ihre wunderbare Stimme erklang ohne die geringsten Anzeichen von Anstrengung und begeisterte das Publikum. Strahlende Höhen, sicher in den tiefen Lagen und herrlicher Schönklang in der Wohlfühlzone. Die Kritik an ihrem Spiel hat sie sich wohl zu Herzen genommen, oder sie hat die Partie beim zweiten mal einfach besser in den Griff bekommen. Sie spielte emotional, ausdrucksstark und bewegungsfreudig. Ein rundum perfekter Abend für den Publikumsliebling. Das Publikum dankte es ihr mit lautstarkem Applaus.
Eine Steigerung zu dieser Cavalleria rusticana war nicht zu erwarten. Aber gleichwertig war der Pagliacci allemal. Dieses große Werk des Verismo, welches auf ein wahre Begebenheit beruht die der Komponist als Kind selbst erlebte, bezaubert mich schon seit Jahrzehnten und gehört zu meinen absoluten Lieblingsopern. Von daher war es für mich persönlich natürlich eine Steigerung.
Jörg Schneider als Beppo, Michael Wilder und Martin Müller als Bauern erfüllten ihren Part sehr ansprechend.
Orhan Yildiz als Silvio war die Nervosität bei seinem Rollendebut deutlich anzumerken. Sein Spiel war gut, beim Gesang musste er seinen Nerven wohl etwas Tribut zollen. Aber er war weit weg von schlecht und, dass er es besser kann weiß man ja. Ich denke, er wird schon Montag und Samstag beweisen, dass er ein guter Silvio ist.
George Petean als Tonio begeisterte die Zuschauer, erhielt am Ende mindestens gleichstarken Applaus wie die beiden Hauptpartien. Er hat wohl viele mit seinem Gesang überrascht.
Die großartige Marina Rebeka als Nedda überzeugte auch auf allen Linien. Großartig ihr Gesang, wunderbar ihr Schauspiel. Auch sie wirkte nie angestrengt und sie strahlte stets Spielfreude aus. 
Fabio Satori gab den Canio und kann sich wohl auch mit großen Vorgängern in dieser Partie messen lassen. Wunderbar in Spiel und Ausdruck, stets in der Rolle, rührend und beeindruckend sein "Recitar! .... Vesti la giubba" - für mich eine der schönsten Arien überhaupt, großartig gesungen.

Ein wenig ärgerlich war der neuerliche Ausfall des Untertitelsystems, am Beginn des Pagliacci. Das passiert schon recht oft, dauert immer rund 20 Minuten und mindert die Qualität des Angebots. Um 420€ darf ich mir erwarten, dass das Ding funktioniert. Nicht jeder kennt immer Handlung und Text der gezeigten Opern. Für mich wars ein kleines Problem, für meine Mutter war es ein großes.

Die Freude über einen wunderschönen Opernabend trübt das aber nur sehr wenig. Es war wieder wunderbar dabei gewesen zu sein.

 

Viel (Semi)Prominenz aus Politik und Kultur war heute im Haus. Was wohl ein Grund dafür war, dass der Schlußapplaus recht kurz ausfiel, dafür der Stress danach bei den Kellnern im Operncafe ausuferte.
Unfassbar für mich auch, dass mindestens 10 - 15 Leute aus dem Parkett zur Pause nach Hause gingen (ein Ticket 209€ - 239€). Völlig unverständlich, zumal danach ja eine völlig andere Oper mit völlig anderer Besetzung folgte.

bearbeitet von halbe südfront

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Marcel Prawy in Ausbildung

17.03.19 - staatsoper - DON GIOVANNI

ein oft gespielter klassiker ging heute erneut über die bühne der wiener staatsoper, es war dies mozarts geschichte von der höllenfahrt des don juan und sie wartete mit zwei grösseren namen auf, was jedoch leider keine merklichen auswirkungen auf die qualität der vorstellung hatte. 

nominell der star des abends war wahrscheinlich olga peretyatko. die ukrainerin scheint das versprechen, das sie zwischen den puritanern von 2015 und dem liebestrank von 2017 abgegeben hat, nicht einzulösen. die stimme scheint beansprucht und für diese partie fast zu reif. das sogenannte trillern, ein merkmal zum beispiel des belcanto und, wie hier, der klassik und da speziell mozarts, ist nicht nur mir zu langsam und schwerfällig, besonders die tiefe ist hier ein problem und so konnte die donna anna der olga peretyatko heute nicht sehr viele vom hocker reissen, wiewohl sie die-hard-fans unter den stehplatzbesuchern zu haben scheint, die grosszügig über diese schwächen hinwegsehen dürften. keine frage - wir jammern hier auf hohem niveau, jedoch der neue weltstar der oper scheint doch nicht in ihr zu finden sein.

der zweite, den man durchaus schon als star bezeichnen kann, war der heutige don giovanni, der von peter mattei gesungen und durchaus witzig gespielt wurde. der schwede jedenfalls konnte seine stärken heute ganz ausspielen und sang einen formschönen und durchschlagskräftigen, wiewohl in den piani zeitweise rührenden don giovanni und war leider der einzige, der die vorstellung über den durchschnitt heben zu wollen schien. 

adam plachetka war wieder durchaus lustig, ist mittlerweile ein routinierter leporello und weiss seine stärken, die eher im spiel als im gesang liegen, sehr gut einzusetzen. er schafft es trotz rauer und für viele partien schlicht zu unflexibler stimme immer wieder, beim publikum aussergewöhnlich gut anzukommen. dan paul dumitrescu war leider ein sehr dünnstimmiger komtur, von einem brüllenden bass war jedenfalls nicht viel zu hören, wobei man aber schon dazusagen muss, dass die partie des komtur am allermeisten unter den schwächen der regie und des bühnenbilds zu leiden hat. 

daniela fally hat ihre stärken in anderen partien als in jener der zerlina, die ihr zu tief sein dürfte. sie gefällt mir, wenn sie ihren koloratursopran ausspielen kann, hat ihre stärken im operetten- und deutschen fach, die zerlina gehört leider nicht dazu. peter kellner war dafür ein sehr guter masetto. seine stimme passt zu der partie und der orchestergrösse, die man bei mozart findet. die herausforderungen von dramatischeren partien nimmt kellner ebenso an, strahlt bei mozart aber heller als in jenen.

ein durchaus guter don ottavio war jinxu xiahou. der tenor war vor der pause noch ein wenig schlechter drauf, war dafür im zweiten teil hellwach und legte eine gute arie hin. sein spiel vertrüge noch die eine oder andere extravaganz. der schwachpunkt des heutigen abends war allerdings veronique gens als donna elvira. die französin schwankte zwischen fortissimo und lautlosigkeit, quietschte und schien generell schon zu reif für mozart. nachdem sie im barock und in der klassik ihre glanzpunke setzen konnte, scheint die zeit gekommen zu sein für den nächsten schritt. 

antonello manacorda debütierte mit dieser serie als dirigent an der staatsoper. das spiel der wiener philharmoniker geriet unter der leitung des italieners leider eher uninspiriert und ohne würze. der mozartdirigent numero uno des hauses, adam fischer, der mit der einsergarnitur des orchesters auf tour sein dürfte (hab das nicht nachgeschlagen, aber eine tour ist oder war gerade) und erst wieder am donnerstag beim rosenkavalier im haus ist, wurde heute jedenfalls vermisst. die don-giovanni-serie ist damit für diese saison auch schon geschichte und es dürften sich nur wenige hähne finden, die nach ihr krähen würden. das ging schon mal besser (aber auch schon ein paar mal schlechter). morgen steht das theater an der wien auf dem programm, bis es am samstag ein zweites mal zu der dann letzten vorstellung des verismo-doppels cavalleria/pagliacci geht.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Marcel Prawy in Ausbildung

18.03.19 - theater an der wien - DIE JUNGFRAU VON ORLÉANS

die kritiken von der premiere dieser oper von peter iljitsch tschaikowski waren eher schlecht und damit meinten sie auch die oper an sich. weit gefehlt. das im theater an der wien etwas gekürzte stück über jeanne d'arc nach friedrich schiller ist von wunderschöner musik geprägt, die von vielen chorstücken durchzogen ist. der arnold-schönberg-chor unter erwin ortner war heute wie immer eine bank. 

in der titelrolle war lena belkina zu hören, die hier in dieser saison schon in einer anderen titelrolle, nämlich in jener des teseo, zu erleben war. die barockoper liegt ihrer eher kleinen stimme mehr als diese dramatik, die tschaikowski vorlegt und so mühte sie sich ein wenig durch den abend. keine frage, es passten alle noten, ihre stimme aber klingt durch das forcieren blechern und dies kommt ihr nicht entgegen. trotzdem machte sie ihre sache ordentlich und wurde entsprechend mit applaus belohnt. ihr vater wurde von willard white gesungen. sein dunkler bass war im ersten teil noch etwas eingerostet und lange töne von heftigem vibrato geprägt, nach der pause war er aber voll da und war unterm strich gut. 

die kleine rolle des verlobten von johanna sang raymond very anfangs zittrig und mit fortdauer des stücks immer besser, ebenso klein war die partie der königin, die jedoch schön von simona mihai gesungen wurde. martin winkler macht in seinem spiel jeden auftritt zu einer komödie, darf sich bei dieser regie aber austoben, dazu später. sein durchschlagender bariton war jedenfalls einer der pluspunkte der aufführung. kristján johannessón, ensemblemitglied der heurigen kammeropernsaison überzeugte als lionel, ebenso volksopernensemblemitglied daniel schmutzhard als dunois. der vollständigkeit halber seien florian köfler, und ivan zinoviev erwähnt, die kleine partien sangen und dabei keine hörbaren fehler machten. helena sturm und sebastijan gec waren die doubles von johanna und lionel. 

kommen wir also zu den glanzpunkten der aufführung. einer davon war ganz sicher dmitry golovnin als könig karl VII. der russe verfügt über einen kräftigen tenor, der sich jederzeit zu behaupten weiss und sang einen fehlerlosen und sehr guten abend. der star aber war heute das dirigat von oksana lyniv, die die wiener symphoniker zu einem grandiosen spiel anleitete. hörbar auch der grösste applaus nach der oper für die dirigentin und das orchester. 

minuspunkt ist die regie. die ausstattung an sich ist zwar etwas durcheinander, so werden mittelalter, gegenwart, das frühe zwanzigste jahrhundert wild durcheinandergewirbelt, treten pussy riot, madonna, suffragetten, frida kahlo, maggie thatcher, elizabeth I und weitere frauen der geschichte auf, am meisten aber hat mich das übertriebene spiel gestört, das die sänger zeigen mussten. leider wieder einmal eine regiearbeit im theater an der wien, die halbherzig und hingeschmiert scheint. klischees werden bedient, der holzhammer wird geschwungen, man kennt das. regisseurin der überzeichnung war lotte de beer, für das ikea-kinderzimmer, die einbauküche und die nitsch-schüttbilder waren clement & sanôu, wer auch immer die sein mögen, verantwortlich. 

"die jungfrau von orléans" wird noch bis nächste woche gespielt, die musik lohnt einen besuch auf jeden fall, die regie mag anderen gefallen, sie tut jedenfalls nicht sonderlich weh. man wird während der aufführung das gefühl nicht los, dass der zensurstift sehr viel verwendet wurde, was aber auch ein halbwegs geordnetes nachhausekommen an werktagen möglich macht, knapp drei stunden dauert die aufführung. 

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Marcel Prawy in Ausbildung

23.03.19 - staatsoper - CAVALLERIA RUSTICANA / PAGLIACCI

die letzte aufführung der serie ging heute über die bühne der wiener staatsoper und es gab geringfügige verbesserungen im vergleich zur ersten. graeme jenkins leitete das orchester der wiener staatsoper ebenso souverän und präzise wie zuletzt, kleinere ungereimtheiten bei den blechbläsern gehören dabei fast schon zum guten ton. 

in der cavalleria präsentierte sich yonghoon lee etwas verbessert zum montag vor einer woche, trotzdem überwog in seinem gesang das knödeln und das forcieren und so gelang ihm eine zwar solide vorstellung, mehr jedoch keinesfalls. ebenso tat sich paolo rumetz mit dieser serie keinen gefallen. durchschlagskraft vor allem in der tiefe fehlanzeige, die hohen töne klangen heiser und trocken, zu sehr musste sich der triestiner anstrengen, um das orchester übertönen zu können. 

zoryana kushpler klang anfangs blechern und angestrengt, ihre vorstellung wurde aber mit laufe der ersten oper etwas besser. svetlina stoyanova sang die erste aufführung noch etwas besser, heute war ihre lola nur zu beginn schön, danach klang es eher so, als müsste sich die junge bulgarin erheblich anstrengen. souverän im gesang und ein wenig verbessert im spiel zeigte sich elina garanca. der star des abends lieferte, was sie zu liefern hatte, wie gesagt, die temperamentvolle süditalienerin nimmt man ihr jedoch nie ganz ab.

im zweiten teil des abends präsentierte sich george petean im vergleich zur ersten aufführung verbessert, sang sehr geschmeidig und musste nie forcieren. sein tonio war diesmal das highlight des zweiten teils. wie schon zuletzt war aber auch marina rebeka heute eine bank, sie sang die nedda klar und kräftig und erntete sehr grossen applaus. 

jörg schneider war wieder ein etwas zu österreichischer beppo, sein gesang ist aber schön und sein tenor ein treffsicherer, vor allem in der höhe. fabio sartori als canio zeigte sich ebenfalls ein wenig verbessert, zu beginn brauchte er, um in die partie zu finden, aber spätestens ab "vesti la giubba" saßen die töne und so durfte er sich danach überraschend den grössten applaus von allen abholen. 

in den nebenrollen der bauern waren ein polternder wataru sano und ein etwas heiserer wolfram igor derntl zu hören, während orhan yildiz, der sich bei der ersten aufführung vertreten lassen musste, schwierigkeiten hatte, die richtigen töne zu finden, wobei ihm vor allem die hohen nur selten gelangen. 

die serie der beiden kurzen verismo-opern ist damit auch schon vorbei, derzeit weilt das alte schlachtross placido domingo mit einer seiner besseren bariton-partien in wien, am montag findet bereits die zweite aufführung von "simon boccanegra" mit ihm statt. die bohéme und turandot stehen ebenfalls vor der tür, aber zuvor gibt es noch die wiener erstaufführung der modernen oper "orest" von manfred trojahn, die ich am kommenden samstag hören und hier besprechen werde.

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Baltic Cup Champion

Die Jungfrau von Orleans, Peter Iljtsch Tschaikowski

Gestern Abend ging die Derniere von Tschaikowskis Interpretation der Geschichte rund um Jean d'Arc über die Bühne des Theater an der Wien. Eine Oper welche ich bisher noch nicht kannte.
Tschaikowskis Musik ist beeindruckend, sein Libretto ist an Schillers gleichnamiges Drama angelehnt. Ihm ist damit eine wunderbare Oper gelungen. Wunderbare lyrische Phasen wechseln sich mit mächtigen Chorpassagen ab. Von der Ouvertüre bis zum Finale ist das Werk wunderbar durchkomponiert. Es ist rätselhaft warum es so selten aufgeführt wird.
Eine große Meisterin ihres Fachs ist Oksana Lyniv welche die musikalische Leitung über hatte. Sie führte die Wiener Symphoniker zielsicher durch den Abend. Nuanciert und gefühlvoll in den lyrischen Teilen, mit Schwung und gewaltigen Tönen wenn es die Partitur verlangte.
Die Inszenierung stammt von Lotte de Beer. Ihre Inszenierungsidee scheint zunächst durchaus nachvollziehbar, letztendlich wirkt sie dann aber doch eher wie nicht zu Ende gedacht. Eine Johanna aus den 1980er oder 1990er-Jahren macht hier so etwas wie einen Zeitsprung ins 15. Jahrhundert. Die heftige Auseinandersetzung mit ihrem Vater gibt das Libretto her, die feministische Rahmenhandlung aber nicht wirklich und eine Steinigung am Scheiterhaufen, sowie die Befreiung von eben diesem ganz und gar nicht. Aber die Inszenierung hat durchaus auch ihre Vorzüge. Sie ist die meiste Zeit wirklich schön anzusehen und gibt in den historischen Teilen die Handlung teils bildgewaltig wieder. Die Kostüme und vor allem die Beleuchtung kann man als sehr gelungen bezeichnen.
Der Komponist stellte zum Einen die Titelpartie und zum Anderen den Chor ins Rampenlicht. Und beide überzeugten auf voller Linie.
Der großartige Arnold Schönberg Chor überzeugte in gewohnter Manier. Stimmgewaltig und darstellerisch überzeugend wie immer agierte der Chor und erfüllte den Abend stets mit Leben. Eine gute Leistung des Chores ist ein Muss für eine gelungene Aufführung dieser Oper. Und die Leistung war nicht gut, sie war großartig.
Großartig besetzt war auch die Titelpartie. Die ebenso junge wie attraktive Mezzosopranistin Lena Belkina aus Usbekistan konnte die Johanna im historischen Handlungsstrang ebenso überzeugend darstellen wie in der von der Regie vorgegebenen Rahmenhandlung. Unbändig war ihr Einsatz im Spiel, ständig in Bewegung, gestenreich und ausdrucksstark spielte sie das junge Mädchen welches das Wunder zu vollbringen hatte, an diese Aufgabe glaubte und doch völlig damit überfordert war, letztendlich an der falschen Moralität ihrer Zeit zerbrach. Die Partie war ursprünglich für Sopran komponiert und später für Mezzo adaptiert worden. Ein Umstand der die Sängerin vor eine besondere Herausforderung stellt, denn es ist teilweise noch deutlich zu bemerken, dass ein heller, jugendlicher Sopran gefragt ist, oft geht es dann aber auch sehr weit in die tieferen Bereiche hinunter. Lena Belkina besitzt eine wunderschöne Stimme mit Wiedererkennungswert. Die Stimme ist noch jung und die Sängerin versteht es diese in den Höhen mit jugendlicher Leichtigkeit erklingen zu lassen, in den Mittellagen ist die Stimme kraftvoll strahlend und ausdauernd, auch in tiefen Lagen lässt sie keine Probleme erkennen. Es war ein ein großer Abend für die junge Sängerin.
Das Mitglied des jungen Ensembles des Theater an der Wien, Kristjan Johannesson, musste sich zur Pause aufgrund einer Erkrankung "ansagen" lassen. Wirklich bemerkt hat seine "Schwäche" wohl nur jemand der die bereits vorhandene Größe seiner Stimme schon erlebt hat. In Wahrheit wirkte er völlig gesund und überzeugte als Lionel sowohl im Spiel wie auch im Gesang.
Eine Bank und als Erzbischof von Reims auch völlig richtig besetzt war natürlich auch Martin Winkler. Sein unterhaltsames Schauspiel und seine markante Stimme machen immer wieder Freude.
Willard White als Thibaut, Johannas Vater, begann etwas heiser, konnte aber nach und nach die Gewalt seines Basses entfalten und hatte insgesamt auch einen sehr guten Abend.
Der Tenor Raymond Very überzeugte mit wunderschönen lyrischen Klängen als Raimond, der unglückliche Verlobte von Johanna.
Dmitry Golovnin als König Karl VII. war ein Tenor mit strahlenden Höhen und ist ein ebenso guter Schauspieler wie Sänger.
Auch Simona Mihai als Agnes Sorel, Daniel Schmutzhard als Dunois, Igor Bakan als Bertrand, Florian Köfler als Lore und Ivan Zinoviev als Soldat konnten stets mit dem gebotenen hohen Niveau mithalten.
Ein wunderbarer Abend, eine sehr gelungene Derniere! Am Ende gab es knapp 15 Minuten Jubel und Applaus für die Künstler. Lena Belkina und Oksana Lyniv erhielten die längsten und lautesten Ovationen.

 

 

bearbeitet von halbe südfront

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Baltic Cup Champion

Der fliegende Holländer, Richard Wagner

Eine recht umstrittene Inszenierung der frühen Wagner Oper wird in der Wiener Volksoper aufgeführt.
Deshalb zunächst zur Inszenierung von Aron Stiehl. Die Bühne ist durch Mauern verbaut, ein Schiff ist nicht zu sehen, Kisten als Ladegut, ein Tisch und ein Sessel ergänzen das Bühnenbild, im Hintergrund wird ab und an der Ozean sichtbar. Durch Lichteffekte werden Stimmungen erzeugt. Seelenräume nennt der Regisseur das. Das Ganze hat etwas von einer kozertanten Aufführung, ist aber dennoch viel mehr.
Diese eher minimalistisch angelegte Inszenierung gefällt vielen nicht und auch ich bin grundsätzlich eher ein Freund von üppigeren oder traditionellen Inszenierungen. Aber wenn man sich mit dem Werk auseinandersetzt, dann ist der Zugang von Aron Stiehl durchaus nachvollziehbar. Letztendlich geht es in dieser Oper nicht um die Geschichte des Holländers an sich, sondern primär um den Wunsch die bedingungslose Liebe und Treue einer Frau zu erhalten, um den fehlenden Glauben daran, dass dies möglich wäre. Es geht um seelische Qualen, um Hoffnung, um Verlustangst - es geht um Seelenzustände. Und dem Regisseur ist es hier von Anfang bis Ende sehr gut gelungen Stimmungen darzustellen, was diese Inszenierung für mich zu einer durchaus gelungenen Arbeit macht (es ginge aber natürlich wesentlich schöner). Die "Schätze" des Holländers sind Papiere in einem Aktenkoffer, was wohl auf heutige Weise Kapitalismuskritik darstellen soll (nicht sehr gelungen). Die Kostüme sind in der Mitte des vorigen Jahrhunderts angesiedelt (warum auch immer), die Lichteffekte ausgezeichnet gestaltet.
Der Star des Abends war Marc Piollet am Pult. Mit Leidenschaft führte er das Orchester durch den Abend, entfachte bereits bei der Ouvertüre ein Klangfeuerwerk, spielte mit der Lautstärke und der Intensität, setzte Pausen als dramaturgisches Mittel ein, war stets im Einklang mit den Sängerinnen und Sängern. Das Orchester war konzentriert und atmete stets im Rhythmus mit dem Meister am Pult. Ein wunderbares Musikerlebnis.
Auch die gesanglichen Leistungen waren auf sehr hohem Niveau. Man erwartet in der Volksoper nicht die ganz großen Stimmen, teilweise wurde man da durchaus überrascht.
Der Chor war zweigeteilt. Einerseits der männliche Part, die Matrosen, andererseits der weibliche Part, die Mädchen. Es gab großartige Chorszenen beider Teile und "Steuermann, lass die Wacht" gipfelte in ein wahres Klangfeuerwerk mit einem überraschenden Effekt, als die Geistermannschaft des Holländers von "hinten" eingespielt wurde. Eine wunderbare Leistung des Chores den ganzen Abend über.
Andreas Mitschke sang den Daland routiniert aber unauffällig.
Martina Mikelic sang die Mary. Sie überzeugte sowohl stimmlich als auch durch ihr pointiertes Schauspiel.
JunHo You glänzte als Steuermann mit strahlenden Mozarthöhen. Eine gelungene Talentprobe.
Tomislav Muzek feierte als Erik einen schönen Erfolg. Sein engagiertes Spiel war mitreissend und sein gut geführter Tenor war wunderbar anzuhören. Der Bayreutherprobte Sänger hatte einen großartigen Abend und erhielt am Ende lautstarke Beifallskundgebungen.
Kristiane Kaiser war die Senta an diesem Abend. Ihr jugendlich klingender Sopran ist sehr angenehm anzuhören. Sie begann sehr zurückhaltend und man hatte das Gefühl, dass die Stimme zu klein sein könnte, für diese Partie. Aber sie bewies das Gegenteil. Nach und nach steigerte sie sich und war voll da als es das Orchester forderte. Im Finale war sie furios und sicher. Auch ihr Spiel wußte zu gefallen. Auch sie erhielt lautstarke Bravos und kann diesen Abend als Erfolg verbuchen.
Markus Marquardt sang die Titelpartie. Er war ein sehr depressiv wirkender Holländer, sowohl in der Darstellung wie auch im Gesang - wohl eine Regievorgabe. Er hatte die Partie jederzeit im Griff und seine Stimme klingt wunderschön. Insbesondere das Finale ist ihm gut gelungen.

Wagner in der Volksoper? Warum nicht? Mir und offensichtlich auch den anderen Besuchern hat es jedenfalls gefallen.

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Baltic Cup Champion
Marco Lecco-Mio schrieb Gerade eben:

ich überlege, am dienstag zur letzten vorstellung zu gehen. 

da ist dann auch nochmal eine einsergarnitur am werk rund um stefan cerny.

 

Was man so gehört hat, soll die "Zweiergarnitur", abgesehen von Cerny/Mitschke, deutlich besser gewesen sein (vor allem Kaiser, aber auch Mikelic und You). Aber ja, Cerny als Daland hat schon gefehlt, Mitschke konnte da nicht punkten. Die Inszenierung wird dir ziemlich sicher nicht gefallen, traue ich mich vorherzusagen. Akustisch soll es übrigens auf der Galerie problematisch gewesen sein (falls du da hin willst). Ich bin in der 1. Reihe Mitte Parkett gesessen (Abo), da war es natugemäß wunderbar. 

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Marcel Prawy in Ausbildung
halbe südfront schrieb vor 4 Stunden:

 

Was man so gehört hat, soll die "Zweiergarnitur", abgesehen von Cerny/Mitschke, deutlich besser gewesen sein (vor allem Kaiser, aber auch Mikelic und You). Aber ja, Cerny als Daland hat schon gefehlt, Mitschke konnte da nicht punkten. Die Inszenierung wird dir ziemlich sicher nicht gefallen, traue ich mich vorherzusagen. Akustisch soll es übrigens auf der Galerie problematisch gewesen sein (falls du da hin willst). Ich bin in der 1. Reihe Mitte Parkett gesessen (Abo), da war es natugemäß wunderbar. 

wir sitzen in einer parterreloge, haben vorhin die karten gekauft.

inszenierungen in der volksoper sind zuletzt suboptimal. "la wally" war/ist ja ganz schlecht. mal sehen, dafür sind die traviata und die zauberflöte dort wesentlich besser inszeniert als in der staatsoper.

cerny war in der premierenbesetzung, deshalb wärs mir wichtiger, wenn ich wahrscheinlich ohnehin nur einmal geh, dass der wieder dabei ist. 

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