Theater/Oper/Konzerte/Musicals


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Flana schrieb vor 15 Stunden:

Solange es keine Totalschräg-Inszenierung ist wie Nabucco bei uns in Verona vor 2 Jahren ... :lol: 

 

Die Inszenierung ist wunderschön. Ein bissl verstaubt vielleicht, aber das macht nix. Wer sie noch nicht gesehen hat, der wird sie lieben. Mit der Zeit kennt man sie dann natürlich und nimmt die Schönheit kaum noch wahr.
Echt schräg (eigentlich schon blöd und ärgerlich) ist der Parsifal in der Staatsoper.
 

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Marcel Prawy in Ausbildung

25.01.19 - staatsoper - FALSTAFF

von den vielen opern, die giuseppe verdi komponiert hat, gibt es nur zwei komische. die erste, "un giorno di regno" wurde ein totaler flop, hinzu kamen private schicksalsschläge, die verdi die komischen opern vermiesten. ausserdem soll es da noch den rat von rossini gegeben haben: "sie, lieber verdi, sollten bei den tragödien bleiben". erst seine letzte ist dann wieder eine komische oper. "falstaff" nach der bekannten geschichte "the merry wives of windsor", handelt von einem nicht zur gänze würdevoll alternden herrn aus einem alten rittergeschlecht, der gern ein glas wein trinkt und vor allem gern den frauen hinterherstellt und so meint der alte ritter, er könne gleichzeitig ein verhältnis mit zwei frauen beginnen, doch blöderweise kennen die sich und so revanchieren sich die lustigen weiber von windsor genußvoll an sir john falstaff. 

heute ging die zweite aufführung der serie über die bühne der staatsoper und es war ein guter abend. das jammern im folgenden findet auf wirklich hohem niveau statt. in der titelpartie des mannes mit dem stattlichen wanst war der spanische bariton carlos álvarez zu erleben. álvarez ist einer meiner lieblingssänger im baritonfach, wenn auch seine tiefen lagen weniger durchschlagskräftig sind als beispielsweise bei ambrogio maestri, der diese partie in der premieren- und auch der folgenden serie gegeben hat, und er also für den falstaff gar nicht so geeignet erscheint. álvarez ist aber, ebenso wie der erfahrene italiener maestri, ein großartiger komödiant (wer ihn in der regimentstochter erlebt hat, weiss das nur zu gut), was ihm in dieser traditionellen und sehr gelungenen inszenierung sehr zupass kommt. er hat sich seine kräfte für diese umfangreiche partie eingeteilt, was dazu führte, dass er in der kurzen ersten szene kaum über das orchester drüberkam. nach kurzer adjustierungsphase war er aber voll bei der sache und sang und spielte sehr gut.

aber auch der zweite bariton in tragender rolle war aus der ersten reihe der sängerriege. den ford gab heute der engländer simon keenlyside, der neben einer schönen stimme ebenso über immenses schauspielerisches talent verfügt, das er heute ganz wunderbar ausleben durfte. sein gesang war präziser als der von seinem kollegen, er war das sängerische highlight des abends.

bei den damen taten sich vor allem olga bezsmertna als alice ford und hila fahima als nannetta hervor. bezsmertna gelang ein sehr guter abend und gerade im ersten teil war sie die beste der weiber von windsor, später war es fahima, die beeindrucken konnte. sie hat eine glockenhelle sopranstimme, die in der partie des jungen, verliebten mädchens besonders schön zu geltung kam. manchmal scheinen ihr konzentrationsschwächen im weg zu stehen, sie klingt dann irgendwie leidenschaftslos, geradezu beiläufig. das ist heute im ersten teil vorgekommen, aber nur sehr kurz (kein vergleich mit ihrer wenig beeindruckenden königin der nacht im dezember, aber diese partie steht auf einem anderen zettel). nach der pause war sie das highlight. strahlend klar und poetisch sang sie, dazu ist sie auch eine echte augenweide im besten sinn, eine dunkle, echte schönheit, nie billig.

gegen diese beiden damen gingen die beiden anderen fast ein wenig unter. margaret plummer hat, das fällt in der letzten zeit auf, eine doch kleine stimme. hatte sie im dezember bei "hänsel und gretel" gegen die krawallfront von axel kober wirklich keine chance, so hätte man sie ihr heute beim falstaff durchaus zugetraut, doch ihre meg page hätte ich mir schon mit etwas mehr nachdruck gewünscht. das dirigat von james conlon, wenn wir schon bei der sache sind, war im ersten teil etwas laut, aber nicht so laut, dass frau plummer die segel hätte streichen müssen. sie kam erst nach der pause etwas auf touren. monika bohinec sang eine gute mrs. quickly, von der macht ihrer dramatischen partien ist diese hier ein gutes stück entfernt, aber natürlich war sie absolut solide und verlässlich. dass es bessere komödiantinnen gibt als sie, ist kein grosses geheimnis. 

fenton, den heimlichen freund der nannetta, der erst am schluss von deren vater akzeptiert wird, sang jinxu xiahou sehr gut. sein tenor kam heute sehr klar und sicher, es ist eine partie, die ihm liegt, zudem ist er ein verlässlicher sänger. selten, dass er mir mal besonders negativ aufgefallen wäre, auch heute nicht. als schauspieler ist er eher unauffällig, einer, der selbst bei einem nemorino im hintergrund zu bleiben scheint. könnte ihm der florez nur zehn prozent seiner eitelkeit abgeben, der junge chinese könnte damit sicher etwas anfangen.

der schwachpunkt des abends war heute der dr. cajus von michael laurenz. der deutsche holperte und polterte durch die eröffnungsszene, seine wichtigste. eher grobschlächtig sang er den ersten teil. nach der pause war es auch bei ihm besser, aber das niveau war heute im durchschnitt doch eher hoch, was er am deutlichsten anerkennen musste.

einen köstlichen bardolfo gab, wie nicht anders zu erwarten, herwig pecoraro ab, die partie scheint ihm direkt auf den leib gegossen zu sein, so gut liegt sie ihm. der hinterfotzige kleine diener gelang ihm gerade in jener szene, in der er bei seinem herrn zu kreuze kriechen muss. überraschend gut auch der pistola von ryan speedo green, der im verbund mit pecoraro mit viel witz agierte. die stummen rollen des pagen robin und der doll tearsheet, eine hure, wie der besetzungszettel in klammer anmerkt, spielten luca potskhishvili und marion grill. 

das schon angeschnittene dirigat von james conlon war solide, im ersten teil eine spur zu laut, stimmte im zweiten teil dann alles. das orchester der wiener philharmoniker war heute sehr gut aufgelegt, die bläser produzierten keine misstöne, die hornisten dürften froh sein, dass der ring vorbei ist, so gut waren sie aufgelegt. der falstaff wird in dieser besetzung noch am sonntag und am mittwoch gespielt. hingehen zahlt sich durchaus aus, die oper hat kaum ohrwürmer, wie man sie von verdi eigentlich gewohnt ist, sie ist eher musiktheater im besten sinne, die besetzung ist aber eine, die man gerne sieht und hört, zwei top baritone im verbund allein wäre grund genug für einen besuch. gerade dieses fach wurde ja durch den viel zu frühen tod des brillanten dmitri hvorostovsky erschreckend deutlich ausgedünnt. der falstaff könnte mir am mittwoch durchaus noch einmal passieren. am dienstag jedenfalls ist dann eine traviata mit dem nächsten top bariton - ludovic tézier als vater germont. donnerstag wird es die cenerentola werden.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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"Was ist los bei den Enakos?", Elisabeth Naske

Die Uraufführung der neuesten Kinderoper von Elisabeth Naske gab es heute auf der Agrana Studiobühne der Wiener Staatsoper zu bewundern. Es war eine außerordentlich gut gelungene Premiere.

Die Enakos sind alle gleich. Überhaupt ist alles gleich, im Enakoland, die Bewohner, die Namen (alle heissen Enako), der Tagesablauf, selbst die Bälle beim Morgensport. Anders sein ist nicht erlaubt. Wenn jemand das Wort "anders" nur erwähnt, dann kommt der böse "Anderling" und holt sich den Bösewicht. Der stumpfe Einheitsbrei macht aber so gar keinen Spaß. Individualität wäre viel besser, aber man hat halt Angst vor dem fürchterlichen Anderling. Und vor dem Oberenako (also ist ja doch einer gleicher)! Nur "Els" mag sich nicht damit abfinden. Das Kind des Königs vom Enakoland, welches Gerüchten zufolge vom Anderling geholt wurde, leitet die Revolution ein. Kurzerhand wirft es aus einem Versteck heraus den Enakos einen kleinen gelben Ball beim Morgensport zu, wo doch nur große rote Bälle erlaubt sind. Der Ball ist anders, das darf nicht sein. Da tritt das Oberenako auf den Plan. Der Zwischenfall ist mit einer Ausrede ("das war ein Test") und Angstmacherei (der Anderlingalarm wird ausgelöst) schnell abgehandelt. Aber Els hat vorgesorgt. Plötzlich finden die Enakos verschiedene Kleidung, unterschiedliche Zeichen auf ihren Haustüren, sprich Dinge welche anders sind. Da muss das Oberenako durchgreifen und sperrt die 5 vermeintlich schuldigen Enakos ins Gefängnis. Dort entdecken die 5 bereits, dass individuelle Unterschiede (groß, klein, stark, schlau, ...) ein Vorteil sein können. Els befreit die armen Unschuldigen.
Der König tritt auf den Plan, er trauert um sein Kind und das Oberenako entpuppt sich als Bösewicht, welcher eine falsche Deutung eines Orakelspruchs in der Vergangenheit verbreitet um selbst seine Machtposition zu festigen. Els entlarvt es, kann die 5 unschuldigen Enakos auf seine Seite ziehen und stibitzt ihm die Alarmpfeiffe.
Trotz seiner Trauer soll der König am nächsten Tag seinen Geburtstag feiern, wie jedes Jahr, immer die gleiche Feier. Els stellt jedem Enako den gleichen Brief zu, getarnt als Brief des Königs - jedes Enako soll dem König ein persönliches Geschenk machen, damit er wieder froh wird. Da kommt die Individualität ins Enakoland. Jedes Enako hat andere Ideen für das Geschenk und bereitet es für die Feier vor. Als der König die vielen verschiedenen Geschenke sieht beschließt er, dass er ab jetzt immer so feiern will. Els kehrt zum Papa zurück, nur das Oberenako will sich noch nicht mit der neuen Situation abfinden. Aber Els beweist, dass es keinen Anderling gibt und auch, dass der alte Orakelspruch falsch ausgelegt wird. Nur wenn alle gleich ZUFRIEDEN und alle gleich FREI sind, dann sind Streit und Krieg für immer vorbei, nur dann gibt es dauerhaften Frieden und Freiheit. Auch das Oberenako fügt sich nun, der König will, dass auch dieses gleich zufrieden und gleich frei ist und lässt Gnade walten.

Großartig die Kinder der Opernschule welche in den fünf Solorollen und als Chor der Dorfenakos brillieren.
Als "Sportliches Enako" Diana Michal (meine Nichte :love: ), als "Heldenhaftes Enako" Maryam Tahon (der Hirte der letzten Toscaserie), als "Gesetzestreues Enako" Theresa Praxmarer, als "Nerverlenako" Mina Todorovski, als "Minienako" Emil Lang. Mit grandioser Spielfreude legten die 5 Kinder ihre Rollen an. In ihren wunderbaren aber schwerfälligen Kostümen turnten, hüpften und liefen sie umher, fingen die Bälle, drehten das Oberenako im Kreis herum, waren in Mimik und Gestik immer ausdrucksstark und sangen dabei auch noch wunderschön. Alle 5 agierten da, in 5 völlig gleichwertigen Partien, auf einem Niveau und dieses war sehr hoch.
Das Team der Opernschule, um den künstlerischen Leiter Johannes Mertl, leistet da ganze Arbeit. Um den Nachwuchs muss uns da nicht bang sein.
Dies konnte man auch an der Leistung des Chors erkennen. Chiara Bammer, Kimiyah Eskandari, Sophie Grohmann, Julia Oos, Isabella Orasch, Laetitia Pacher, Jan Winkler und Hana Yamada sangen den Chor der Dorfenakos wunderbar und waren ebenso spielfreidig wie ihre Kolleginnen und Kollegen in den Solopartien.
Die 3 Erwachsenenpartien waren hochgradig besetzt. Dan Paul Dumitrescu gab den König und er ist für diese Rolle prädistiniert. Ein wahrlich königlicher Auftritt. Margaret Plummer war in der Partie des "Els" zu erleben. Sie spielte die Rolle herzerfrischend und man konnte bei ihr den Spaß an der Sache in jedem Moment fühlen. In der Rolle des Oberenako begeisterte Igor Onishchenko. Auch er spielte mit riesiger Freude und sang wunderschön. Sein Zusammenspiel mit den Kindern war einzigartig!

Die Regie von Ela Baumann war wunderbar, glänzt in der Personenführung und ist, da sie ja auch das Libretto geschrieben hat, natürlich 100% dem Werk entsprechend. Wunderschön auch das Bühnenbild und die Kostüme von Florian Angerer.
Am Pult leitete Rick Stengard das gut aufgelegte Bühnenorchester der Wiener Staatsoper schwungvoll und sängerfreundlich. Nie kamen die jungen Künstlerinnen und Künstler auf der Bühne in Schwierigkeiten was Tempo und Lautstärke betrifft. Die Musik von Elisabeth Naske ist modern, versteht es Emotionen zu bewirken, trägt den Text wunderbar über die rund eine Stunde lange Spieldauer und beeindruckt in den Zwischenspielen.

"Was ist los bei den Enakos?" ist mehr als eine Kinderoper, es ist eine Familenoper. Sie ist unterhaltsam und hat eine starke Aussage.
Herzlichen Dank für dieses Werk, und herzliche Gratulation an alle Beteiligten.

 

Ich gebe zu, dass ich da natürlich nicht restlos objektiv sein kann. Aber es war wirklich eine gelungene Premiere. Und ich werde mir das sicher noch einige male ansehen.

 

 

 

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Falstaff, Giuseppe Verdi

Eine leichte Opernkost gab es gestern Abend in der Wiener Staatsoper zu konsumieren. Verdis Ausflug ins komische Fach, die Lustigen Weiber von Windsor als Bodyshaming-Oper oder Falstaff, wie es Verdi nannte.
Eine wahrlich bezaubernde Inszenierung hat David McVicar da auf die Bühne im Haus am Ring gezaubert. Sowohl Bühnenbild wie Kostüme sind ein Augenschmaus, szenische Umsetzung und Personenführung ausgezeichnet. Alleine diese Inszenierung ist es wert sich diese Oper anzusehen.
James Conlon am Pult und das Staatsopernorchester waren in Topform, da gab es nichts auszusetzen.
Von der schönen Inszenierung und der guten Leistung des Orchesters ließen sich auch die Künstler auf der Bühne anstecken. Das gesamte Ensemble war gut aufgelegt und spielte die Komödie äußerst unterhaltsam und sang wunderbar. Carlos Alvaraez als "Falstaff", Simon Keenlyside als "Ford" und Hila Fahima als "Nannetta" stachen besonders hervor und erhielten die meisten Bravos aus dem Zuschauerraum. Ein runder Opernabend. Bravo, tutti!

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King Arthur, Henry Purcell

Eine wahrhaft grandiose Inszenierungsidee und eine meisterliche Umsetzung ebendieser ist Sven-Eric Bechtolf und Julian Crouch da gelungen.
Englisches Musiktheater allerfeinster Qualität wird da geboten. Ein hochgradiges Schauspielerensemble und ein ebenso tolles Sängerensemble bilden eine Symbiose auf höchstem Niveau. Das Bühnenbild ist dynamisch, stets eine Freude für das Auge und höchst wandelbar, die Kostüme sind passend und zumeist äußerst geschmackvoll. Die szenische Dartstellung ist intensiv und mit viel Witz ausgestattet. Sowohl die ursprüngliche wie auch die hinzugefügte Handlung funktionieren ausgezeichnet. Der Star des Abends ist hier die Inszenierung. Ein Bravo dem Regieteam!

Die Musik von Henry Purcell ist einfach wunderschön, es ist jedesmal wieder schade, wenn sie vorbei ist. Der bewährte Concentus Musicus Wien unter der Führung von Stefan Gottfried hat dieses Kleinod an barocker Musik wieder wunderbar vorgetragen.

Auch der Arnold Schönberg Chor war wieder großartig aufgelegt. Er bot sowohl gesanglich wie auch darstellerisch eine ausgezeichnete Leistung.

Die Darsteller des Deutschen Theater Berlins glänzten im Sprechtheaterteil des Stücks. Allen voran Oliver Stokowski als Osmond, Michael Rotschopf als Arthur, Meike Droste als Emmeline und Tom Radisch als Grimbald.
Auch gesanglich war es eine tolle Performance. Robin Johannsen, Mark Milhofer, Johannes Bamberger Jonathan Lemalu und Dumitru Madarasan waren wunderbar anzuhören.
Rodrigo Sosa Dal Pozzo in der Altus Stimmlage und Sopran Martina Jankova taten sich mit ihren Leistungen besonders hervor und erhielten den größten Applaus.
Die Zuschauer waren von diesem Abend zurecht begeistert. Es gab lautstarke Beifallskundgebungen.
Ein wunderbarer Abend im Theater an der Wien.

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Marcel Prawy in Ausbildung

29.01.19 - staatsoper - LA TRAVIATA

ein klassiker der oper wird derzeit in der staatsoper aufgeführt, heute war die erste vorstellung der serie und dafür war sie schon recht gut. es gab zwei rollendebüts und ausser den drei hauptpersonen waren alle auf der bühne aus dem ensemble. 

am pult der wiener philharmoniker stand heute seit langem wieder einmal einer der haus-und-hof-dirigenten der staatsoper, nämlich marco armiliato. der italiener hat die traviata schon oft hier geleitet. diesmal gab es, vor allem im ersten teil, ein paar ungenauigkeiten beim tempo, etwas, das sich im laufe der serie legen sollte und auch heute nicht grossartig ins gewicht fiel. die überraschend disziplinierten touristen auf den stehplätzen bekamen eine stimmige aufführung zu hören, die fehlerlos und, gerade bei den streichern, sehr schön geriet. 

als violetta gab ekaterina siurina ihr rollendebüt. die russin tritt seit 2003 in wien auf, heute war ihr eine leichte nervosität zu beginn anzumerken, auch lag das tempo im ersten teil nicht immer auf derselben wellenlänge wie das des orchesters, aber mit fortdauer des ersten teils kam sie immer besser in den abend und war eine gute violetta, die allerdings vielleicht noch eine oder zwei stellproben nötig hat - beim sterben am schluss war sie meilenweit von ihrem scheinwerfer entfernt und so starb sie statt in der mitte der bühne am linken rand, eine kleinigkeit. saimir pirgu als alfredo brauchte ebenfalls ein wenig zeit, um in die vorstellung zu finden. unsauber kam er im ersten teil daher, strahlte dafür im zweiten. gerade bei den spitzentönen konnte er glänzen, diese kamen sauber und kräftig. 

natürlich war ludovic tézier als giorgio der glanzpunkt des abends. der franzose zählt zu den besseren baritonen der branche und er gab heute sein rollendebüt. seine aufwärmphase dauerte nur wenige minuten und so war er bei seiner arie schon bombensicher. sein "di provenza, il mar, il suol" war der höhepunkt des abends. er bekam am ende den grössten applaus, grösser noch als die violetta, die ebenfalls bejubelt wurde. 

eine kleine enttäuschung war zoryana kushpler als flora bervoix. ihr auftritt geriet ein wenig grob, sie schien nicht immer den richtigen ton zu bekommen und als sie eingesungen war, war es für sie auch schon getan. sie dürfte sich in den folgenden vorstellungen wohl am meisten verbessern, normalerweise ist sie nämlich wesentlich überzeugender. donna ellen war eine solide annina, kommt aber damit nicht an die südafrikanerin nakani heran, die mittlerweile auch schon öfter in dieser partie zu hören war. carlos osuna klang auch ein wenig rau, hatte als gaston aber auch nur wenig gelegenheit, sich zu verbessern. gleich im stück angekommen war dafür clemens unterreiner, der heute als marchese d'obigny zu hören war. ayk martirossian war ein solider dottore, sorin coliban allerdings ein wenig flexibler und eher grobschlächtiger baron douphol. er hat seine stärken im deutschen fach, das italienische scheint nicht seine sache zu sein. warum er in diesem fach immer wieder französelt, also sehr nasal klingt, bleibt wohl sein geheimnis. als rumäne sollte er dem italienischen jedenfalls von haus aus näher stehen als dem französischen. ebenfalls eine kleinigkeit. in den übrigen, kleinen partien waren heute dritan luca, ion tibrea, franz gruber und christoph nechvatal zu erleben.

die traviata wird nur noch weitere zwei mal in dieser besetzung gespielt, es ist durchaus eine gute. gerade diese oper hab ich schon oft gehört und da waren naturgemäß einige schlechtere dabei als die heutige. bedenkt man, dass das ensemble heute zum allerersten mal in dieser zusammensetzung eine wiener traviata absolviert hat, darf man sich ruhig auf die folgenden freuen, sollte man eine davon besuchen (können. diese oper ist ja gern ausverkauft).

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Der Mantel und Gianni Schicchi, Giacomo Puccini

Ein Abend mit 2 Einaktern von Puccini in der Wiener Volksoper. Es war wieder ein schöner Opernabend.
Lorenz C. Aichner führte das Orchester mit viel Gefühl. Er begann eher zurückhaltend und steigerte sich im Laufe der ersten Oper in eine Klangexplosion welche der Musik des großen Meisters der Emotionen gerecht wurde, ohne jemals die Sänger auf der Bühne zu überfordern.
Das brutale Eifersuchtsdrama "Der Mantel" (Il Tabarro) tut sich etwas schwer mit der deutschen Sprache. Nicht minder schwer tat sich Hyuna Ko als Giorgetta mit ebendieser. Sie hat eine wunderschöne Stimme, spielt auch überzeugend, aber die Wortbetonung ist oft daneben gelegen und teilweise musste sie Worte oder ganze Satzteile auslassen um die Partie zu bewältigen. Der erste Teil der Oper kommt in der Übersetzung insgesamt etwas holprig daher, im Finale fällt das aber, dank der Künstler auf der Bühne, nicht mehr ins Gewicht. Der deutsche Text ist in der Formulierung deutlich zu hart für die gesungenen Noten. Gut bewältigte das Mehrzad Montazeri als Luigi. Der iranische Tenor lässt seine Stimme sanft in die Höhe gleiten und nimmt gekonnt die Schärfe aus den Worten, eine sehr gute Leistung. Überzeugend auch der Auftritt der Sängerinnen und Sänger in den Nebenrollen. Eine Klasse für sich war aber Alik Abdukayumov als Michele. Der Bariton aus Usbekistan überstrahlte im Finale mit seinem hervorragenden Gesang alles und brachte sowohl mit seiner Stimme wie auch mit seinem Spiel die von der Musik vermittelte Dramatik in das Spiel auf der Bühne. Die Inszenierung von Robert Meyer ist, wie bei ihm üblich, schön fürs Auge und dem Werk angemessen. Bühne und Kostüme sind sehr ästhetisch und in der Zeit des Stücks angesiedelt.
Dies gilt ebenso für den zweiten Teil des Abends, Gianni Schicchi.
Das Orchester und Lorenz C. Aichner waren gut eingespielt und spielten sich schwungvoll durch die zweite Oper.
Die berühmte Komödie Gianni Schicchi machte aber nicht nur dem Orchester Spaß, das gesamte Sängerensemble glänzte durch unbändige Spielfreude. Die deutsche Sprache stellte hier kein Hindernis dar. Großartig Catalina Bertucci als Lauretta. Die große Arie "O du mein lieber Vater" ("Oh! mio babbino caro") ist ihr ganz hervorragend gelungen und sie erntete dafür den einzigen Sonderapplaus des Abends. Ganz wunderbar agierte auch JunHo You als ihr Liebster Rinuccio. Sein strahlender Tenor ist hervorragend geeignet für die Rolle des jugendlichen Liebhabers. Er bewältigt die Höhen ohne Anstrengung und vergisst auch nicht auf sein Spiel zu achten.
Der Star des Abends war natürlich Martin Winkler. Der Wagner-erprobte Bassbariton aus Bregenz ist ein Komödiant aller erster Güte. Sein Witz im Spiel, seine Leichtigkeit im Gesang, sein Umgang mit dem Text waren einfach großartig. Er hat das Publikum mit auf die Reise des Gianni Schicchi zum Reichtum genommen. Am Ende -> Großer Jubel für Martin Winkler und seine Kollegen.

 

Mein "Kultur - Jänner" ist nun leider vorbei. :(
 



 

bearbeitet von halbe südfront

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Marcel Prawy in Ausbildung
halbe südfront schrieb vor 7 Stunden:

Mein "Kultur - Jänner" ist nun leider vorbei. :(

hast du eigentlich karten für eine der lucia-vorstellungen? 

ich werd nächste woche zur premiere gehen, dürfte bummvoll werden auf dem stehplatz, wollte ja eigentlich mit meiner schwester und sitzen, aber obwohl ich am tag der spielplanpräsentation bestellt hab, hab ich keine bekommen. zumindest nicht für die ersten beiden vorstellungen, aber wir haben auch nur eine kategorie ausgewählt.

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Am 3.2. Enakos in der Walfischgasse 

Am 12.2. Lucia in der Loge 10, 2. Rang 

Am 17.2. Tosca im Parkett

Am 18.2. Porgy and Bess in der Volksoper 

Theater such ich noch.

;)

Ich werde da vorgereiht, weil ich die Culturall Card mit Abbuchung habe. Für Lucia hab ich keine Punkte eingesetzt. Hab auch im November noch Tickets zu Boccanegra mit Domingo für einen Freund gekauft, Parterre Loge. Die teuren Plätze kriegst du leichter. 

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Marco Lecco-Mio schrieb vor 8 Minuten:

eh kloa. derzeit gibts für die fünf lucia-vorstellung genau eine karte. in der teuersten kategorie mit kommissionsaufschlag.

 

Meine Don Giovanni Tickets in der 190€ - Kategorie wurde ich auch recht einfach los, über den Kommissionsverkauf. Übrigens -> man MUSS einen Aufschlag verlangen. 

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Marcel Prawy in Ausbildung

03.02.19 - staatsoper - LA CENERENTOLA

eines der dinge, die man lernt, wenn man eine weile in die oper geht, ist, dass, wenn eine cenerentola in einer nominellen durchschnittsbesetzung auf den sitzplätzen restlos ausverkauft ist, dann haben auf der galerie vor allem touristengruppen bzw. -familien zugeschlagen. desweiteren weiss man schon vorher, dass bei den familien nicht die kinder stören, sondern die erwachsenen. nach der pause war es wesentlich besser. und die aufführung war durchaus gut.

das aschenbrödelmärchen aus der sicht von gioachino rossini und seines librettisten jacopo ferretti wurde in der inszenierung von sven-eric bechtolf und rolf glittenberg an diesem sonntag bereits zum 40. mal gespielt. es gab viel licht, aber auch einigen schatten. so war diesmal die leistung der blasinstrumente, wieder einmal, eher schwach. gerade die hörner hatten mühe mit den feinen legatostellen im zweiten akt, aber auch so manche flöte machte heute so manchen fehler. am dirigat von speranza scappucci lagen diese unsicherheiten eher nicht. die italienerin legte eine flotte sicht auf die partitur an den tag, anders als bei ihrer vorigen und ersten cenerentola vor zwei jahren. wo sie den sängern damals viel zeit zum sammeln gab, jagte sie sie heute durch die oper, womit diese allerdings keine schwierigkeiten hatten.

der don ramiro war heute in seiner premierenserie michael spyres. der us-amerikaner hat einen sehr umfangreichen tenor, kommt locker in baritonale tiefen hinunter, verfügt aber auch über metallene rossini-höhen, weswegen er auch der glanzpunkt der heutigen aufführung war. nach seiner arie im zweiten akt gab es aussergewöhnlich grossen applaus. kaum nachgestanden ist ihm der heutige don magnifico, der von pietro spagnoli gesungen wurde. der italiener hatte mit der geschwindigkeit keinerlei mühen und sang sich geschmeidig durch die rasenden textflüsse, weshalb ein enormer unterschied zum sympathischen ensemblemitgleid paolo rumetz zu hören war, der den don magnifico gibt, wenn (fast) alle partien aus dem haus besetzt werden.

wie schon einige male gab auch diesmal alessio arduini den dandini. die stimme des italieners ist reifer und geschmeidiger geworden, was ihm natürlich gut steht und so konnte er eine überzeugende leistung als diener des don ramiro abliefern. recht hölzern und rau, dafür aber mit gewohnt grosser durchschlagskraft sang ensemblemitglied adam plachetka den alidoro. der prager gefällt mir im dramatischen fach besser als im belcanto, sagen wir es mal so.

die partie der cenerentola wurde, wie schon oft, von elena maximova gegeben. die russin hat mittlerweile eine blecherne tiefe, die nicht unbedingt meine sache ist, in den höhen, und da vor allem bei den piani, ist sie sehr gut. souverän brachte sie die hauptpartie über die bühne und erntete grossen applaus. 

die rollen der beiden bösen stiefschwestern übernahmen zwei junge damen aus dem haus. die tisbe wurde von svetlina stoyanova gesungen. die junge stipendiatin hat eine eher kleine stimme, die heute hin und wieder vom orchester geschluckt wurde, auch im spiel darf sie noch ein wenig selbstbewusster werden. die clorinda wurde von maria nazarova gesungen. das ensemblemitglied lieferte eine starke leistung, sie setzte ihren sopran kräftig und sicher ein, war jederzeit im bilde und zeigte, wie immer, eine köstliche schauspielerische leistung. die junge russin gehört zu meinen favoriten im ensemble. auch heute zeigte sie wieder eindrucksvoll, warum das so ist. 

"la cenerentola" wird noch nur noch einmal in dieser besetzung gespielt und zwar am mittwoch. interessierten ist eine grosse geduld mit schwätzenden touristen zu wünschen, die sänger_innen haben sich einen besuch auf jeden fall verdient. die kommende woche wird ohnehin eine interessante. die tosca eröffnet schon am donnerstag ein langes opernwochenende, das mit der arabella am freitag weitergeht und mit der lucia-premiere am samstag seinen höhepunkt findet. am sonntag könnte es, je nach körperlicher verfassung, noch eine zweite tosca als nachschlag geben.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Marcel Prawy in Ausbildung

07.02.19 - staatsoper - TOSCA

diese oft gespielte oper von giacomo puccini wurde heute in einer nominell grossartigen besetzung in wien aufgeführt. es zeigte sich jedoch wie so oft, dass die person des scarpia die spreu einer durchschnittlichen aufführung vom weizen einer guten trennt. am pult der wiener philharmoniker stand der italiener marco armiliato und ließ recht flott spielen. die hörner hatten im zweiten teil so ihre probleme, der rest war aber ausgezeichnet.

der absolute star des abends war heute piotr beczala als cavaradossi. der pole, der diese partie heute zum ersten mal in seiner karriere vor publikum sang, ist meiner meinung nach gemeinsam mit juan diego florez einer der zwei besten dramatischen tenöre und das stellte er heute eindrucksvoll unter beweis. von anfang an saßen die töne bombensicher und wunderschön. ob höhen, tiefen, piani oder forti, jederzeit war er herr der lage und legte eine weltklasseleistung an den tag.

im ersten teil konnte seine tosca, die amerikanerin sondra radvanovsky, nicht mit ihm mithalten, zu verhalten die ansonsten spitzen schreie zu beginn ihrer partie, von grossen eifersuchtsszenen war keine spur, aber im zweiten, im für die partie der tosca entscheidenden akt war sie aber dann voll bei der sache und besonders ihre arie "vissi d'arte" geriet ausgezeichnet. entsprechend gross war der applaus, den sie bekam. 

wie schon zu beginn erwähnt, stand der heutige scarpia thomas hampson seinen partnern um einiges nach. verkühlt und heiser klang der amerikaner, der im spiel jedoch voll überzeugen konnte. oft genug hat er diese rolle ja gespielt. leider war er sängerisch heute der schwachpunkt des abends. 

ryan speedo green wird nach und nach besser, sein angelotti konnte aber auch nicht mit seinen partnern mithalten. alexandru moisiuc sang einen zu beginn rauen, mit der zeit aber geschmeidigeren mesner, benedikt kobel findet immer besser in die partie des spoletta, igor onishchenko war der sciarrone, ayk martirossian der schliesser und den hirtenjungen sang wie immer ein kind der opernschule, heute war das helena magdic. hier ergeht erneut die kritik: das kind, das den hirtenjungen singt, gehört nach der vorstellung vor den vorhang. jedes statistenbaby jeder butterfly-aufführung wird vors publikum gezerrt, aber der nicht unwichtige hirtenjunge wird versteckt.

oft genug wird die tosca "nur" aus dem ensemble oder, wie zuletzt, eher billiger besetzt, in der derzeitigen besetzung ist sie jedoch wert, gehört zu werden. beczala allein würde einen besuch schon rechtfertigen, aber auch frau radvanovsky hat heute ihr können unter beweis gestellt. hampson als scarpia kann eigentlich nur besser werden, was aber auch für einen besuch sprechen würde. drei mal, nämlich sonntag, donnerstag und wieder sonntag, wird die tosca noch in der genannten besetzung gespielt.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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