Theater/Oper/Konzerte/Musicals


cmburns

Recommended Posts

Marcel Prawy in Ausbildung

29.05.19 - staatsoper - DANTONS TOD

lange touristenschlangen bei gottfried von einems oper nach georg büchner, aber kaum noch touristen im auditorium, wenn nach neunzig minuten der vorhang fällt, wie üblich verwechselt man oper mit oper, zieht einen schnofel, berät über früheres gehen, geht früher, möglichst lauten schrittes und versäumt großartige musik.

kraftvoll, mit dröhnendem orchester und strahlendem chor kommt diese oper des zwanzigsten jahrhunderts des österreichischen komponisten und vaters eines der besseren innenminister dieser zweiten republik daher, gerade unter der sensationellen leitung von michael boder, der ein wahrer meister der modernen deutschen oper ist. ein fehlerloses und prächtig aufgelegtes orchester unterstützte den ausgezeichneten staatsopernchor. 

in der titelrolle wusste tomasz koniecny zu glänzen, sein unverwechselbarer bassbariton wusste jederzeit zu überzeugen, nur manches mal musste er sich des knödelns bedienen, um bei besonders exponierten orchesterstellen über eben jenes drüberzukommen. riesenjubel durfte sich der pole beim vorhang abholen und das zurecht. mit ihm in den tod ging heute ein ausgezeichneter benjamin bruns (war es also doch er, der mir beim anstehen für die netrebko letztens über den weg lief), der seinen hohen tenor einwandfrei zur geltung brachte und jederzeit sicher sang. als dritter musste sich michael laurenz etwas anstrengen, um in diesem bunde ebenfalls zur geltung zu kommen, es gelang ihm und es gelang ihm gut.

der askese predigende und selbst machtbesoffene robespierre wurde von einem teuflischen thomas ebenstein gesungen, der zwar fehlerlos blieb, jedoch anerkennen musste, dass ihm diese partie eine winzigkeit zu tief ist. sein charaktertenor ist in der höhe besonders stark, diese durfte er heute zwar nicht ausspielen, sehr gut war sein auftritt aber allemal. peter kellner sang einen soliden saint-just, clemens unterreiner einen etwas zu gnädigen herrmann, dem man die boshaftigkeit nie so ganz abnehmen mochte. 

wolfram igor derntl zeigte eine gute leistung, als er zu beginn als "junger mensch" in ketten gelegt wird. später als erster henker ist er nicht mehr so präsent, wenn schon das durcheinander regiert, wie es das bei revolutionen gern macht, das durcheinander. ihm zur seite stand ein zweiter henker namens marcus pelz, der mir heute nicht sonderlich aufgefallen wäre, jedoch muss man ihm zugute halten, dass viel und oft gleichzeitig gesungen wird, weswegen die eine oder andere kleinere partie schon mal untergeht. 

keineswegs untergegangen sind die damen der aufführung, allen voran szilvia vörös, die kraftvoll und überraschend verständlich sang. olga bezsmertna als lucile, ildiko raimondi als eine dame und lydia rathkolb als ein weib rundeten einen kurzen, aber fehlerfreien abend ab, den man heute durchaus als "großartig gelungen" bezeichnen darf. 

schade, dass die serie zu ende ist und noch viel mehr schade, dass diese produktion nächste saison nicht auf dem spielplan der staatsoper steht. das werk hätte absolut das zeug zum repertoire, auch die aufführung ist eine, die man gerne wiedersehen würde.

ob die strausssche kaiserin den schatten der färberin bereits morgen oder doch erst am sonntag benötigt, werde ich spontan entscheiden, es dürfte wohl eher sonntag werden, zumal ich freitag wieder beim chenier bin. der ist zwar nicht allzu schwierig, aber ein hattrick aus "dantons tod", "frau ohne schatten" und "andrea chenier" klingt angenehmer mit jeweils einem tag pause dazwischen.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Marcel Prawy in Ausbildung

31.05.19 - staatsoper - ANDREA CHÉNIER

wie schon vor einer woche habe ich mir diese einzige bekannte oper von umberto giordano angehört und es gab nicht nur änderungen im ensemble, es gab auch verbesserungen bei (fast) allen beteiligten. 

dirigiert wurde heute wieder von marco armiliato und, anders als zuletzt, geriet ihm "nur" der erste akt zu laut, der dafür um einiges, sodaß sogar donna anna mühe hatte, sich durchzusetzen, manuel walser als fléville bekam dies am meisten zu spüren. nach der ersten pause aber wurde es besser.

besser war auch die gesangliche leistung der unbestrittenen diva des abends, anna netrebko. waren ihre mittellagen vor einer woche noch von blechernem klang begleitet, so gelangen ihr diese heute fast mühelos, nur den ersten akt nahm sie sich zum einsinge, eine donna anna darf das, aber eigentlich sollte man schon vor der aufführung eingesungen sein. leider wieder nicht ordentlich eingesungen war donna ellen als gräfin di coigny, jener mamma, deren tod im dritten akt weltberühmterweise besungen wird. sie klang schrill und mit der lautstärke aus dem graben überfordert. margaret plummer war heute anstelle von virginie verrez als bersi aufgeboten und machte ihre sache sehr gut. 

wieder eine sehr gute leistung bot monika bohinec, die als alte madelon den letzten ihr verbliebenen enkelsohn den revolutionsgarden anvertraut. besser als zuletzt fand sich orhan yildiz als roucher zurecht, was auch daran liegen könnte, dass seine wichtigen stellen diesmal nicht vom orchester zugedeckt wurden. dan paul dumitrescu gab einen furchteinflössenden tinville, wolfgang bankl einen gemein grinsenden mathieu und peter jelosits den abbé. allesamt zeigten sie gute leistungen. marcus pelz war in den kleinen partien des haushofmeisters und des dumas aufgeboten. während er bei ersterem der lautstärke des herrn armiliato tribut zollen musste, konnte er als dumas bereits glänzen. ayk martirossian konnte diesmal seine verpflichtung wahrnehmen und sang einen guten schmidt, der in der letzten woche von ryan speedo green gegeben wurde. einzig carlos osuna gefiel mir in der vorigen woche als incroyable wesentlich besser. heute klang er angestrengt und lag hin und wieder neben dem korrekten ton. 

der strahlende held chénier wurde wieder von yusif eyvazov gegeben und er zeigte sich in der gleichen form wie vorige woche. in den mittellagen und in den tiefen geriet er ins knödeln und nach oben hin forcierte er. legato scheint er prinzipiell nicht zu kennen, so atmete er an stellen, wo es einem nie im leben einfallen würde. wie dem auch sei, im spiel zeigte er sich ebensowenig verbessert und hier wirkt er hölzern und beinahe tollpatschig. mimik ist sowieso fehlanzeige. trotzdem - die wichtigen stellen gerieten besser als zuletzt und in den duetten ließ er sich von seiner frau tragen, wodurch diese wohlgerieten. 

mein persönlicher pluspunkt im vergleich zur letzten woche war george petean als gérard. anders als zuletzt luca salsi begann petean eher verhalten, um sich im laufe des abends enorm zu steigern und eine großartige arie im dritten akt abzuliefern, wofür er zurecht gleich im anschluß und später bei den vorhängen lautstark bejubelt wurde. 

der heutige chénier war besser als der letzte, was nicht nur an der veränderten besetzung lag, sondern auch an den persönlichen verbesserungen der einzelnen interpreten. meine opernwoche findet am sonntag in der "frau ohne schatten" ihren höhepunkt, bevor es in der neuen woche erneut zu herrn florez geht, der diesmal in der "manon" dabei ist, welche auch neben ihm sehr gut besetzt ist. 

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Marcel Prawy in Ausbildung

02.06.19 - staatsoper - DIE FRAU OHNE SCHATTEN

an einem herrlichen sommersonntag in die oper zu pilgern und dort den ganzen selbigen zu verbringen, ist ein riskantes unterfangen, denn man weiß ja nie, wie sich die protagonisten auf der bühne präsentieren und ob es im nachhinein nicht besser gewesen wäre, man hätte die füsse in die donau gesteckt. heute aber hat man keine sekunde im haus am ring bereut. das opus magnum von richard strauss geriet zu einem triumph für ensemble und orchester. man weiß gar nicht, wo anzufangen. 

stephen gould ist ein klingender name, wenn man an wagner und strauss denkt und der heldentenor stand auch heute wieder seinen mann, glänzte hier mehr als als siegfried, wo ihm die fülle der wörter die grenzen seines eher unflexiblen gesangs aufzeigen, der kaiser in der frau ohne schatten steht ihm wesentlich besser und so konnte er zwar eine sehr gute vorstellung singen, war aber überraschenderweise der "schwachpunkt" (wenn man unbedingt einen solchen finden will) des abends, was einiges über die qualität der aufführung aussagt. 

seine kaiserin war camilla nylund und die finnin lieferte einen riesenauftritt in dieser umfangreichen und schwierigen partie, hatte niemals probleme und bestach mit durchschlagenden forti und rührenden piani. ihre amme war evelyn herlitzius. die deutsche ist eine grosse wagner- und straussinterpretin und bestach durch bombensicheren gesang und grosses spiel und war doch nur die drittbeste in der riege der führenden damen. 

barak, der färber, wurde von wolfgang koch gegeben und der deutsche sang einen grandiosen abend und seinen noch berühmteren kollegen geradezu an die wand. keine sekunde hatte er mühe mit seiner anstrengenden partie, zeigte ein berührendes schauspiel und erntete zurecht, wie das gesamte ensemble, riesenapplaus, der ihn sichtlich freute. der geisterbote wurde von sebastian holecek gegeben. die partie ist nicht sonderlich umfrangreich, verlangt aber einen durchschlagenden und dunklen bariton, mit dem der wiener punkten und vollends überzeugen konnte. 

neben vielen sängerinnen und sängern, die zum teil im off zu agieren hatten, kamen auch viele kinder der opernschule zum einsatz, die, wie auch der chor der staatsoper, eine sehr gelungene vorstellung sangen und spielten. hervorzuheben ist aus der langen reihe die wunderbare maria nazarova, die als hüter der schwelle des tempels nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen war. die drei "grösseren" der kleinen partien, nämlich der einäugige, der einarmige und der bucklige, wurden von samuel hasselhorn, ryan speedo green und thomas ebenstein adäquat interpretiert. 

die absoluten höhepunkte der vorstellung aber waren einerseits die überragende leistung von nina stemme als färberin, die ausdrucksstark und sicher agierte, markerschütternde schreie und zu tränen rührende piani gab, niemals in die nähe einer schwierigkeit kam und zu jeder zeit herrin der lage war. die schwedin ließ sogar dies großartige ensemble verblassen und erntete riesenjubel. auf der anderen seite und damit der zweite höhepunkt der vorstellung war das geradezu sensationelle dirigat von christian thielemann, der eindrucksvoll bewies, dass "sehr, sehr laut" keineswegs "zu laut" bedeutet. der deutsche stardirigent leitete die blendend aufgelegten wiener philharmoniker in einer weise, die das auditorium mal erzittern und mal derart verstummen ließ, dass man eine stecknadel fallen gehört hätte. dazwischen war eine schier unendliche bandbreite von  musikalisch dargebrachten gefühlen, die dem komponisten absolut zur ehre gereichten. 

diese "frau ohne schatten" unter dieser leitung mit diesem sängerensemble ist es absolut wert, noch einmal gesehen und gehört zu werden. zwei mal gibt es dazu noch gelegenheit, nämlich am kommenden donnerstag und am pfingstmontag. beide termine stehen schon in meinem kalender, einer davon muss sich ausgehen, es ist eine würdige serie zum 150. geburtstag der staatsoper. grandios!

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Baltic Cup Champion

Die Frau ohne Schatten, Richard Strauss

 

Ein Triumph mit Hindernissen.
Gleich 3 DarstellerInnen von tragenden Rollen fielen einer virusbedingten Kehlkopfentzündung zum Opfer. Sebastian Holecek, Nina Stemme und Evelyn Herlitzius mussten absagen und wurden kurzfristig ersetzt. Da es, wie uns Direktor Meyer vorab erklärte, weltweit keine Sänger gibt welche die volle, ungekürzte Partitur im Repertoir haben, musste auch kurzfristig die Partitur auf die gekürzte Fassung abgeändert werden. Diese wiederum hat Dirigent Christian Thieleman noch nie dirigiert und auch nicht mit dem Orchester geprobt. Die gekürzte Fassung war dann auch noch für die Bühnenarbeiter eine Herausforderung, da sich dadurch natürlich auch der Ablauf der Inszenierung veränderte.
An solchen Abenden kann sich ein Haus auszeichnen. Und die Wiener Staatsoper lieferte hier ein Meisterwerk ab. Man kann getrost sagen, dass die Ansage von Direktor Meyer nur für jenen Teil des Publikums wichtig war welcher das Werk kennt, bzw. welcher die Inszenierung bereits gesehen hat und natürlich für jene die sich auf eine(n) oder mehrere der 3 erkrankten Künstler gefreut hatten. Am Ende blieb nur Begeisterung und Bewunderung über. Eine grandiose Leistung aller Mitwirkenden.
Die Inszenierung von Regisseur Vincent Huguet ist sehr schön anzusehen. Nicht spektakulär aber würdig und sehr brauchbar um sie lange im Repertoir zu halten. Großer Dank gebührt hier Direktor Dominique Meyer dafür, dass er den vorgesehenen Regisseur Alvis Hermanis aus dem Vertrag entließ und ihn durch Vincent Huguet ersetzte. Nicht auszudenken was Hermanis da anstellen hätte können, wenn man an den unsäglichen Parsifal denkt.
Der Chor der Wiener Staatsoper und die Kinder der Opernschule Wien lieferten einen sehr gut gelungenen Abend ab und waren für den Erfolg dieses Abends auch mitverantwortlich.
Bis in die kleinsten Nebenrollen war der Abend top besetzt. Maria Nazarova als Stimme des Falken und Hüter der Schwelle des Tempels, Monika Bohinec als Stimme von oben, Benjamin Bruns als Stimme eines Jünglings, Ileana Tonca, Miriam Battistelli, Szilvia Vörös, Virginie Verrez, Bonigwe Nakani und Zoryana Kushpler waren in ihren recht kleinen (Mehrfach-)Partien großartig und eine Luxusbesetzung. Insbesondere Maria Nazarova begeisterte wieder einmal mit ihrem reinen, glockenhellen Sopran.
Wunderbar auch Samuel Hasselhorn als der Einäugige, Thomas Ebenstein als der Bucklige und Ryan Speedo Green als der Einarmige.
Wolfgang Bankl ersetzte Sebastian Holecek als Geisterbote. Und er lieferte als Einspringer eine sehr gute Leistung ab. Als "immer bereit" bezeichnete ihn der Herr Direktor vor der Vorstellung. Und er konnte das mit seiner Performance belegen, dafür gebührt ihm Dank und Anerkennung.
Nun zu den 5 großen Partien der Oper. Man weiß nicht - wo beginnen?!
Linda Watson sprang als Amme ein und gab ihr Rollendebut in Wien. sie hat eine großartige, Brünnhilde - erprobte Wagnerstimme. Ohne Proben und nur mit gut 24 Stunden Vorlaufzeit musste sie die Partie bewältigen. Ihr Spiel wirkte dadurch zunächst etwas hölzern, was sich dann auch immer auf den Gesang auswirkt. Aber ihre Stimme half ihr über diese Anfangsschwierigkeiten hinweg. Selbstbewusst schmetterte sie ihren herrlichen dramatischen Sopran über den Orchestergraben hinweg und gewann schnell an Sicherheit. Spätestens ab dem 2. Akt lieferte sie eine tolle Performance ab und man sah auch absolut keine Schwächen in der Darstellung mehr - bewundernswert.
Den Kaiser spielte und sang Stephen Gould, der im Haus sehr bekannt und, nicht zuletzt als Siegfried, sehr beliebt ist. Darstellerisch gibt die Partie nicht viel her, dafür kann er sich vollends auf seinen Gesang konzentrieren. Und das tat Stephen Gould auch. Sein Heldentenor erklang in bester Form und erfreute die Zuhörer. Sein langes Solo im 2. Akt (Falke, Falke, du Wiedergefundener) sucht seinesgleichen - eine Wonne.
Einen absolut grandiosen Abend lieferte Wofgang Koch als der Färber Barak ab (btw., die einzige Rolle welche einen Namen trägt). Er glänzte mit hervorragendem Schauspiel und ebenso mit seiner dramatischen Baritonstimme. Nicht die kleinste Unsicherheit war zu erkennen, mühelos und wohlklingend sang er über den Orchestergraben. Großer Jubel wurde ihm nach der Vorstellung zuteil.
Sensationell war der Abend seiner Frau, der Färberin. Die Australierin Rebecca Nash sprang kurzerhand für Nina Stemme ein und gab ihr Hausdebut an der Wiener Staatsoper. Eine schwere Aufgabe. Aber sie bewältigte diese mit Bravour. Ich habe keine Ahnung wie, aber sie spielte diese Partie als wäre es ihre Haus- und Hof- Inszenierung, als hätte sie die letzten Monate nichts anderes getan. Ihr dramatischer Sopran erfüllte das Haus bis ins Mark jedes einzelnen Besuchers, zu Tränen rührend ihr Spiel und ihre Pianitöne. Grandios das Finale im 2. Akt, absolut sensationell ihre Arie im Schlußakt, "Schweiget doch ihr Stimmen. Ich hab es nicht getan!" Sie erntete den größten und lautesten Jubel unter den SängerInnen. Und das war hochverdient. Was für ein Hausdebut! Bitte wiederkommen!
Herrlich auch das Dirigat von Christian Thielemann und das Spiel des Orchesters der Wiener Staatsoper! Sein Gefühl für diese Oper ist sensationell. Von Wände erschüttender Lautstärke bis hin zur absoluten Stille, von forcieren in rasendes Tempo bis hin zu ganz langsamen Solopassagen, stets wählte er die richtigen Stilmittel, drückte jegliche Gefühle durch Klang aus, immer war er der Herr im Ring und NIEMALS überforderte er die Sängerinnen und Sänger auf der Bühne mit Lautstärke oder Tempo. Er schaffte eine Symbiose zwischen Bühne und Orchestergraben - der Jubel im Haus war zu Beginn von Akt 2 und 3, sowie nach der Vorstellung einzigartig für den Dirigenten und sein Orchester.
Die Kaiserin gab die finnische Sängerin Camilla Nylund und ich führe sie aus gutem Grund zuletzt an. Ihr lyrisch-dramatischer Sopran ist einzigartig, glockenhelle Höhen, anrührende Piani, überraschende Tiefen und durchschlagende Forti. Ihr Schauspiel ist rührend und mitreissend. Zudem dirigierte sie ihre eingesprungenen Kolleginnen unauffällig als Regieassistentin durch den Abend. Es war ihr Abend, sie legte sich besonders ins Zeug und es gelang ihr alles. Tosender Applaus erklang auch für sie völlig zurecht und dieser ebbte erst ab als Direktor Meyer die Bühne betrat um zu verkünden, dass Frau Nylund hier und jetzt zur Kammersängerin ernannt werden wird. Ein würdiger und wunderschöner Abschluß für einen großartigen, triumphalen Abend in der Wiener Staatsoper. Alles Ungemach im Vorfeld war weggeblasen.

Ein echtes Saisonhighlight und eine würdige Inszenierung zum 150. Geburtstag des Hauses am Ring!

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Marcel Prawy in Ausbildung

oh gott!!!!

gut, dass die einspringer gut waren, aber da wird man schon auch ein bisserl vorgesorgt haben, dass da nicht völlig unbedarfte kommen.

dass die fasssung gekürzt werden musste, ist wahrscheinliich das kleinste problem, mir kam das ganze zuletzt doch eine spur zu lang vor.

jetzt bin ich natürlich extrem gespannt, wie das am montag ausschaut, wenn ich mir die aufführung das zweite mal anschauen werde. und natürlich jetzt erst recht, ich find veränderungen ja extrem spannend innerhalb einer serie.

schade ist aber schon, dass nina stemme ersetzt werden musste. ich glaube dir, dass der ersatz gut war, aber ich fand die stemme zuletzt zum sprichwörtlichen niederknien und freu mich sehr auf die tosca, die sie dann hoffentlich wieder bei vollen kräften geben kann.

womöglich klingen die erkrankungen schlimmer als sie sind, denn bei diesen wahnsinnspartien (vom geisterboten einmal abgesehen), die ausgefallen sind, wird man sicher zurückziehen, während man in derselben verfassung eine z.b. traviata womöglich durchziehen würde.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Marcel Prawy in Ausbildung
halbe südfront schrieb vor 3 Stunden:

Die gekürzte Fassung war dann auch noch für die Bühnenarbeiter eine Herausforderung, da sich dadurch natürlich auch der Ablauf der Inszenierung veränderte.
 

frage: wie lange hat es gekürzt gedauert?

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Baltic Cup Champion

Natürlich hats mir auch extrem leid getan um die Stemme. Aber die hat eine Kehlkopfentzündung und kann unmöglich singen, wurde uns mitgeteilt. Und die lange Ansprache vom Direktor ließ Schlimmes befürchten, weshalb man dann auch sicher leichter zu begeistern ist. Die Reaktionen der Zuschauer im Haus zeigten, dass nicht nur ich so fühlte.
Es dauerte von ~18:10 - ~22:10. Die Striche werden also rund eine halbe Stunde ausmachen.

Gefehlt hat mir nichts, ich hatte aber auch keinen Vergleich, war ich doch zum ersten mal überhaupt in einer Strauss-Oper. Und die Gewalt dieser mir bisher weitestgehend unbekannten Musik war ein weiterer Punkt der mich euphorisierte. Sicher ist es auch Thielemann geschuldet, dass sich diese Musik bei mir nun äußerst positiv eingebrannt hat. Schon allein wie er die ersten Takte spielen lässt ist einzigartig, da zwingt er einen dazu genau zuzuhören und holt ihn damit mitten in die Oper.
Jedenfalls werde ich mich nun auch über Salome, Elektra, Feuersnot und Ariadne auf Naxos drüber trauen. Bisher wurde ich da immer abgeschreckt von Opernfans die sagen, dass sie diese Musik nicht hören können. Aber das hört man über Wagner auch immer wieder und ich finde das einfach nur verrückt.

 

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Baltic Cup Champion

Der Bauer als Millionär im Theater in der Josefstadt war meine heutige Abendbeschäftigung. Ich habe ja vor kurzem erst über das Stück hier rezensiert, weshalb ich das heute mal sein lasse. Nur so viel: Es ist nach wie vor ein sehenswerter Theaterabend und eine wunderbare Inszenierung. Wer auf traditionelles und unterhaltsames Theater wert legt, der sollte das nicht versäumen.
Theresa Dax als Jugend ist großartig. Die junge Steirerin, welche ich auch bereits in der Volksoper bei Sweeney Todd als Johanna erlebt habe, singt und spielt herzerfrischend. Man darf auf ihre Papagena in St. Margarethen gespannt sein.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Marcel Prawy in Ausbildung

strauss ist für mich ein heikles thema. einerseits find ich die frau ohne schatten, elektra und gerade salome grossartig, also den strauss der moderne, auf der anderen seite stehen die klassizistischen sachen wie der rosenkavalier, über den ich mich live nach wie vor nicht drübergetraut hab, oder capriccio. das geht zum teil in richtung operette, das find ich langweilig.

ich versteh auch nicht, warum strauss diese beiden extreme verfolgt hat.

ariadne auf naxos hab ich einmal live gesehen, diese oper finde ich ganz furchtbar. die idee an sich ist ja lustig, zwei völlig unterschiedliche stücke gleichzeitig zu spielen, aber es ist musikalisch unglaublich wirr und extrem anstrengend. 

ausprobieren werd ich wohl irgendwann zumindest die, die in wien im repertoire sind, ob ich mir die ariadne je wieder geb, weiss ich nicht. mal sehen. 

am montag will ich auf jeden fall die frau ohne schatten nochmal sehen und unter den gegebenen umständen ist es natürlich extra spannend. 

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Baltic Cup Champion

jedermann (stirbt), Ferdinand Schmalz

Ein starker Text mit ausgeprägter Kapitalismuskritik ist Schmalz da gelungen. Eine zeitgenössische Version des Uraltstoffs, abgewendet von katholischen Interpretationen.
Stefan Bachmann inszeniert das Stück sehr textbezogen, was gut tut. Man wird vom Text nicht abgelenkt, kraftvolle Bilder entstehen trotzdem. Das evolutionäre Hamsterrad, der Totentanz, der Geldregen, die wechselnden Kostüme, es gibt viele Bilder die in den 1 3/4 Stunden Eindruck machen.
In der Hauptrolle als Jedermann performt Markus Hering auf außergewöhnlich hohem Niveau. Eine großartige Leistung.
Das Ensemble gibt im Chor die "(teuflisch) gute Gesellschaft", als Solisten spielen sie "Jedermanns Frau" (Katharina Lorenz), "Jedermanns Mutter" (Elisabeth Augustin), "dicker Vetter" (Markus Meyer), "dünner Vetter" (Sebastian Wendelin), "armer Nachbar Gott" (Oliver Stokowski), "Buhlschaft Tod" (Katharina Lorenz) und "Mammon / gute Werke" (Mavie Hörbiger).
Alle acht verstehen es großartig den Text zu vermitteln und einen ins Stück hineinzuziehen, agieren als Chor wie auch als Solisten sehr stark. Herausragend Mavie Hörbiger - diabolisch, boshaft, witzig, betroffen - zu jedem Zeitpunkt trifft sie mit ihrem Spiel den Nerv.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Marcel Prawy in Ausbildung

10.06.19 - staatsoper - DIE FRAU OHNE SCHATTEN

"bravi. no, non bravi. bravissimi. tutti bravissimi!" besser als der italienische operngast es nach der vorstellung telefonierenderweise gesagt hat, kann man es nicht sagen. der heutige abend gehört mit sicherheit zu den besten, an denen ich in der staatsoper war. wie überhaupt diese serie mit sicherheit die beste der saison ist. ein triumph, vor allem für thielemann und stemme.

auf die tosca mit nina stemme kann man sich freuen. die riesenpartie der färberin zu singen, bedarf hundertprozentiger sicherheit und so meine ich, dass frau stemme eine vorstellung der serie wohl nur zu ebendieser sicherheit ausgelassen hat. hätte sie tatsächlich eine ausgewachsene kehlkopfentzündung gehabt, hätte sie wohl kaum abliefern können, was sie heute abgeliefert hat. riesenjubel gab es für sie am ende der vorstellung und das absolut zurecht. in einem ohnehin sensationellen ensemble war sie wieder herausragend und übertraf damit noch ihre großartigen kolleginnen. evelyne herlitzius sang eine wunderbare amme und camilla nylund eine noch bessere (mir gehen die superlative aus) kaiserin. 

den nach wie vor kranken sebastian holecek ersetzte wieder wolfgang bankl und er tat dies sehr gut. manches mal schien er ein wenig mühe mit den höhen zu haben, gerade wenn es fortissimo aus dem graben tönte, aber darüber kann man, angesichts seiner gesamtleistung, gerne hinwegsehen. über stephen gould, der einen sehr guten kaiser gesungen hat, kann man bei anderen gelegenheiten beckmessern. dass sein gesang immer ein wenig nach einem stemmer klingt, der jeden ton einzeln zu heben scheint, sei ihm ebenso nachgesehen wie die tatsache, dass er nie akzentfrei deutsch singt. er ist jedoch ein mann für dieses fach, strauss liegt ihm auch etwas besser als wagner, in den italienischen opern, so hart möchte ich das sagen, kann ich ihn mir nur schwer vorstellen. sei's drum, auch er wurde heftig bejubelt und am ende muss man auch als gould-skeptiker applaudieren. wieder großartig sang wolfgang koch den färber barak. zwar mühte er sich im dritten akt bei den hohen tönen, was natürlich dem umfang seiner partie geschuldet war, jedoch war dies nur eine klitzekleine kleinigkeit eines ansonsten umwerfend gelungenen abends des bayrischen baritons, der am ende einen ebenso grossen applaus wie nylund und herlitzius abbekam.

marcus pelz ersetzte kurzfristig ryan speedo green als einarmigen und zeigte eine ebenso gute leistung wie seine brüder, namentlich samuel hasselhorn (einäugiger) und thomas ebenstein (buckliger). maria nazarova strahlte in ihren rollen als hüter der schwelle des tempels und stimme des falken. souverän auch monika bohinec als stimme von oben, ebenso benjamin bruns als stimme eines jünglings.  neben dem chor und der opernschule glänzten die solostimmen ileana tonca, mariam battistelli, szilvia vörös, virginie verrez und bongiwe nakani.

am pult stand mit christian thielemann ein absoluter star am dirigentenhimmel einem blendend aufgelegten orchester der wiener staatsoper vor - 17 blechbläser, davon 8 hörner machten keinen fehler und zwei unglaubliche solisten an der ersten geige und dem cello stachen aus der riege der streicher hervor. ob ihrer wichtigkeit für diese oper sollte man auch die flöten hervorheben. thielemann bekam einen jubel ab, wie man ihn selten einem dirigenten in wien spendet, am ende taten mir sogar ein wenig die handflächen vor lauter klatschen weh und kratzte der hals vor lauter bravorufen. 

für die heurige saison ist diese großartige oper von richard strauss leider schon erledigt, aber schon im oktober gibt es eine neuauflage, dann mit andreas schager als kaiser und tomasz koniecny als färber, aber wieder mit thielemann am pult, camilla nylund als kaiserin und, vor allem, nina stemme als färberin. die karten für die erste vorstellung der serie gibt es schon zu kaufen. man sollte sich das anschauen. 

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Marcel Prawy in Ausbildung

13.06.19 - staatsoper - MANON

"die frau wirft keinen schatten" heisst es bei strauss, jedoch warf die frau ohne schatten dann doch einen schatten, sodaß zumindest diese manon noch nicht aus diesem heraustreten konnte. jules massenets opéra comique, die so gar nicht komisch, sondern eindeutig tragisch ist, wurde heute zum letzten mal in dieser serie aufgeführt und kam dabei leider nie über den rang einer durchschnittlichen aufführung hinaus. trotz eines stars im ensemble.

namentlich war das juan diego flórez. der peruaner war natürlich der höhepunkt des heutigen abends, doch sah es im ersten akt nicht danach aus. flórez schien sich da dem niedrigen niveau des ensembles anzugleichen, legte ab dem zweiten aber merklich zu und war nach der pause bereits bombensicher. seine manon war nino machaidze, auch ein klingender name, jedoch wirkte ihre stimme älter, als es für diese partie passend wäre, sie klang ein wenig blechern und eher grobschlächtig. im ersten teil wurde sie ein ziemlich lästiges vibrato nicht los, das besserte sich nach der pause. nach den drei ausgezeichneten sängerinnen vom montag ein abstieg in den alltag des repertoires. 

der graf des grieux war heute dan paul dumitrescu. der rumäne aus dem ensemble der staatsoper war, wie auch clemens unterreiner als brétigny, durchaus solide. positiv überraschen konnte michael laurenz als guillot de morfontaine, ebenso wie das damentrio svetlina stoyanova, ileana tonca und zoryana kushpler als javotte, pousette und rosette. 

leider weit unter seinem durchschnitt blieb heute ensemblemitglied adrian eröd. der wiener bariton konnte zwar als einziger mit sauberem französisch überzeugen, lag aber im ersten teil gefühlt bei jedem dritten ton daneben und hatte in seiner partie lescaut im zweiten teil leider wenig gelegenheit, sich zu bessern, da er dann ja nur noch kurz im vorletzten bild auftritt. von ihm ist man jedenfalls besseres gewohnt. in den weiteren rollen waren elisabeth van der vloedt als dienerin, dominik rieger als pförtner, sowie michael wilder und dritan luca als gardisten zu hören, sie alle blieben fehlerlos.

bei durchschnittlicher sängerleistung hätte frédéric chaslin am pult der wiener philharmoniker mit beschwingtem spiel die aufführung verbessern können, jedoch gelang auch das leider nicht, zu uninspiriert plätscherte der abend dahin. aber selbst das orchester schien heute nicht sattelfest. im ersten teil lieferten die blechbläser den einen oder anderen unsauberen ton ab, auch das besserte sich nach der pause, die einsergarnitur schien aber heute nicht im graben zu sitzen. 

unterm strich war das also eine aufführung ein wenig unter dem durchschnitt, der südamerikanische startenor hob das niveau des abends, wie gesagt, ein wenig an, von seiner absoluten bestform schien aber auch er ein wenig entfernt. angesichts der tatsache, dass es unmöglich ist, täglich auf dem niveau der letzten strauss-serie zu spielen, darf man keineswegs böse sein, das publikum war es auch heute nicht, wiewohl sich der applaus, ebenso wie die aufführung, in zurückhaltung übte. 

diese serie ist zu ende, ich hab noch nicht mal geschaut, ob diese oper nächste saison wieder gespielt wird, es wäre eine von den verzichtbareren. morgen werde ich die letzte aufführung der don-pasquale-serie besuchen, jedoch es am samstag eher nicht zur ersten tosca schaffen. diese steht aber am dienstag und dem darauffolgenden sonntag zweimal auf meinem programmzettel.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Baltic Cup Champion
Marco Lecco-Mio schrieb am 10.6.2019 um 23:37 :

aber schon im oktober gibt es eine neuauflage, dann mit andreas schager als kaiser und tomasz koniecny als färber, aber wieder mit thielemann am pult, camilla nylund als kaiserin und, vor allem, nina stemme als färberin. die karten für die erste vorstellung der serie gibt es schon zu kaufen. man sollte sich das anschauen. 

 

Und ich hab meine Tickets schon (allerdings für die letzte Vorstellung der Serie), ebenso wie für die Salome davor. =)

 

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Join the conversation

You can post now and register later. If you have an account, sign in now to post with your account.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Only 75 emoji are allowed.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Your previous content has been restored.   Clear editor

×   You cannot paste images directly. Upload or insert images from URL.

Lädt...


  • Folge uns auf Facebook

  • Partnerlinks

  • Unsere Sponsoren und Partnerseiten

  • Wer ist Online

    • Keine registrierten Benutzer online.