Sotschi 2014 - Nachbesprechung

[halbe südfront]

neue bewerbe? -> naturbahn rodeln; eisstockschießen; eisschnelllauf langstrecke massenstart

[valderama]

So ein Mixbewerb kann gar nichts mMn. Die würden gegenüber den Spezialisten überall zu sehr abfallen, wenn es klar mehr als zwei zusammengemixte Bewerbe wären und das schaut dann doch ziemlich langweilig aus.

Ansonsten waren die Spiele sehr toll.

Ich bin teilweise über die Schmerzgrenze gegangen. 20 Stunden Olympia am Tag (gefühlt) gepaart mit voluminösen Emotionen geht einfach nicht zusammen mit der Arbeit und gar noch sozialen Kontakten. Ich habe hier meine Grenzen kennengelernt, teilweise spektakulär gesprengt, teilweise brutal gescheitert.

Die Medaillen unserer Sportler haben mich allesamt sehr gefreut.

Mit Maria Riesch habe ich mich versöhnt.

Simon Ammann hat kein Edelmetall geholt.

Das sind angenehme und abrüstende Gefühle bei mir.

Am brutalsten war die Staffel im Biathlon. Da bin ich herumgehüpft wie ein junger Flanders auf der West. Da hat es mich fast zerfetzt. Und ich habe mich brutal über Bronze gefreut. Auch Landi mit seiner Einzelsilbernen war ein Traum. Herrlich. Der alte Ole mit zwei Goldenen. Aber natürlich auch der arme Eder, der aber immer sympathischer wird und dem die Beendigung der getrennten Trainingsgruppen sehr gut getan hat. Der weißhaarige Sumi mit einer abschließenden Medaille. Viele tolle Ergebnisse. Über Sachenbacher und das Heuchlerland möchte ich eigentlich nicht sprechen, aber die haben mich massiv geärgert.

Da wäre ich schon beim Negativsten. Johannes Dürr. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich über ihn ärgere. Am Vortag habe ich noch mit Freunden sechs(!) Spezialwetten auf ihn abgeschlossen, weil ich in der Samstagseuphorie war, doch einige Bier im Körper zirkulierten und ich mich extrem auf den 50-er gefreut habe. So verärgert wie beim Aufstehen gestern war ich selten. Und enttäuscht. Da hat sich der Kater im Körper zu einem Löwen entwickelt.

Tritscher, Stadlober sehr brav, aber mehr möchte ich übers Langlaufen nicht schreiben. Ach, eines noch: der Blick vom Tschanke im Langlaufstaffelsprint war unfassbar.

Die Kombinierer sind auch so ein Liebkind von mir, weil ich den Bewerb so spannend finde. Das Springen zwar weniger, aber der Langlauf war oftmals unglaublich. Und da speziell die Staffel, auch weil wir dort in den letzten Jahren fast die beeindruckendsten Leistungen zeigen konnten. Manch Rennen werde ich niemals vergessen. Und auch diesesmal holten sie mit einer Traumleistung auf der Loipe (und zugegebenermaßen perfekten Latten) eine herrliche Bronzene. Bieler war nie mein Freund, aber da ist er gelaufen bis er gespieben hat. Bravo. Dass sich drei Herren aus dem selben Land zwei Kurven vor dem Ziel gegenseitig rausbugsieren ist natürlich auch noch zu erwähnen.

Die Slopis und all die Styler sind nicht so meine Freunde. Mich beeindruckt ihre Körperbeherrschung, aber die Bewertungen sind in meinen Nichtexpertenaugen irgendwas.

Die Snowboarder dagegen haben mich versöhnt. Nicht nur wegen der Medaillen, sondern speziell aufgrund der Kritik vom herablassenden Schröcksnagel. Das habe ich ihnen mehr als vergönnt, dass sie so zurückschlagen konnten. Und die Bewerbe am Samstag waren an Spannung nicht zu überbieten. Ein Auf und Ab. Immer wieder die Hundertstel gegen unsere Sportler und dann zwei solch sensationelle Medaillen. War sehr aufregend und hat mein Ziel, erst am Nachmittag Bier zu trinken, brutal über den Haufen geworfen.

Schifahren schaue ich fast nur noch bei Olympia mit einer richtigen Begeisterung, weil ich die Ringe einfach verehre. Aber da waren schon super Leistungen dabei. Mit Mayer endlich wieder einer, der auf alles pfeift und sogar die Trainingsleistungen bestätigen kann. Das Stockerl mit Innerhofer und Jansrud war sowieso sehr fein. Und der alte Matt hat auch bei Olympia zugeschlagen. Wie geil war das bitte? Hat mir zwar einiges Geld gekostet (hatte Hirscher auf Sieg, gemeinsam mit Kanada Eishockey und Biathlonstaffel Österreich 1-3), aber das machte mir nichts. Bin aufgesprungen bei seiner Zieldurchfahrt und habe ihn gefeiert, indem ich ein weiteres Flascherl Bier öffnete.

Auch Fenninger sehr brav. Hosp kann ich nicht leiden, aber bei Großereignissen ist sie fast schon amerikanisch drauf. Und sehr herzzerreissend die Momente, als Schild und Zettel ihre Medaille hatten.

Im Schifahren ist es übrigens sehr wichtig, dass man auch vor dem Ziel das letzte Tor korrekt passiert - das sollte man spätesten seit Hubsi Strolz wissen.

Die Rodler sind immer so Spezialfälle - ich mag unsere Schrullis. Penz/Fischler ja mit einem wahnsinnig traurigen Interview - die tun mir immer noch leid. Aber die beiden Lingers sind echte Olympiaexperten. Über die Dominanz der Eispanzer möchte ich kein Wort verlieren, außer, dass mir die Tati Hüfner noch immer leid tut, weil sie nur Silber holen durfte.

Und so weiter. Und so fort. Da gäbe es noch so viele Dinge, die ganz intensiv waren.

Jedenfalls verehre ich Olympia. Ich mag die Bewerbe. Es sind zwei absolute Feierwochen, die noch schöner sind, als Weihnachten als Kind gewesen ist. Danke an die alten Griechen für diese Erfindung.

[cockney]

eisschnelllauf langstrecke massenstart

[Subirer]

Heißt im Klartext alle Langläufer (und wohl auch Biathleten) sollten sich ein anderes Betätigungsfeld suchen. Denn dass da auch nur IRGENDJEMAND sauber ist wirst ja wohl kaum glauben...

Ich würde für niemanden meine Hand ins Feuer legen, aber die sehr sehr bescheidenen Laufleistungen von Landertinger deuten für mich schon sehr stark darauf hin, dass er zumindest (!) bei den Spielen selbst sauber unterwegs war. Ob das bei ihm schon immer so war, oder ob er beispielsweise nach seinen ersten großen Erfolgen damit aufgehört hat, mag ich nicht beurteilen. Auch bei Sumann kann ich es mit (mittlerweile) nicht mehr vorstellen, dass der bei den Spielen in Sotschi unter Dopingeinfluss stand. Das heißt natürlich bei weitem nicht, dass er immer und zu jeder Zeit clean war.

[issoisso]

Ich fand die Österreicher durch ihren "Virus" 2011 verdächtig. Davor war Landertinger der Mann mit den meisten Laufbestzeiten, Österreich das Team mit der geschlossen stärksten Laufleistung. An diesen Standard, der die zwei Jahre davor eigentlich aus dem Nichts entstanden ist, konnte man nie wieder anschließen. Auch Landertinger nicht.

@ neue Disziplinen: Da bin ich für Naturbahnrodeln, NOK Teamsprint und Mixed Teambewerb im Skispringen. Sonst eventuell noch Bandy oder Eisstockschießen. Aber Sachen wie Red Bull Crashed Ice brauch ich wirklich nicht.

bearbeitet 24. Februar 2014 von issoisso

[wynton]

Ja, die Spiele waren schön und sie fehlen mir heute schon ein bisschen. Gerade die erste Woche, wo es überall noch feine Vorrundenspiele zu sehen gibt, ja das ist schon eine wunderbare Zeit. Die Russen haben das gut hingebracht, die Wettbewerbe waren grösstenteils einwandfrei, faire Bedingungen allenthalben, so dass man doch eigentlich auch extrem viele Favoritensiege gesehen hat und kaum "Zufalls-Olympiasieger." Ganz überstrahlt der Glanz dieser Spiele den Raubbau an Natur und billigen Arbeitskräften nicht, der da betrieben wurde, das sollte man vielleicht, trotz allem Schönen, nicht ganz vergessen, aber das kann ja jeder halten wie er will.

Highlights für mich sicher das Mannschafts-Skispringen, ein kleines Cordoba nur andersrum, irgendwie ;-). War halt einfach superspannend und da freut einen die Goldene natürlich viel mehr, als bei unseren Rodlern, die meilenweit voraus fahren. Die Staffeln waren allesamt Highlights, allen voran die im Biathlon der Herren. Was für ein Showdown im letzten Schiessen und etwas das ich für nicht möglich gehalten habe, nämlich dass Norwegen da gar keine Medaille macht ist eingetreten, was mich sehr gefreut hat ;-). Und natürlich unsere Skispringerin Vogt. Wie die sich da so ungläubig gefreut hat, das war schon fast zum mitweinen. Schöner Moment irgendwie.

Ansonsten gibt's da ja immer die kleineren oder grösseren Peinlichkeiten. Für mich sicher nicht so lustig (für euch sicher schon), aber unvergesslich, wie die beiden deutschen Kombinierer, im Einzel von der Grosschance, ein für allemal klarstellen, dass sie keine allzu grossen Rätselknacker sind. Für mich dagegen sehr lustig, dass Norwegen weder bei Frauen noch bei Männern eine Staffel-Langlaufmedaille holt. Nationale Sportkatastrophen gefallen mir ;-).

Wenn ich an die Sachen denke, die mir negativ in Erinnerung bleiben, dann fällt mir als erstes der Slalom der Herren ein. Eh klar, dass das Stockerl absolut verdient und gerecht ist, von dem her alles in Ordnung. Da stehen 3 der 4 besten Slalomläufer, mehr geht nicht, also passt das. Trotzdem, das was der Herr Kostelic da fabriziert hat, das war keine Werbung für den Skisport.

Wie geil war der Slalom bei der WM in Schladming. Das war wohl eins der besten Skirennen, die ich je gesehen habe und wie lau war das in Sotschi dagegen. Die anzubremsende Falle, die Hr. Kostelic da gleich oben eingebaut hatte, ja bitteschön, von mir aus. Ganz schön fies für die ersten paar armen Schweine, die da drauf zukamen, aber für die Entscheidung dann egal, da hatte es sich längst rumgesprochen. Das aber der ganze Lauf so unrythmisch war, so dass die Cracks eigentlich gar nicht so richtig zeigen konnten, was sie eigentlich können, das war schon irgendwie nervig. Unwürdig irgendwie. Eh schon schwierige Pistenverhältnisse und dann steckt der Typ so nen Lauf, als völlig sinnlosen Versuch, seinem Sohnemann irgendwie zu helfen. Das Rennen war einfach nicht schön, weil Slalom eigentlich viel mehr kann.

Nochmal seis gesagt, Matt und Hirscher habens sich sowieso voll verdient, sind für mich eh die beiden sympathischsten Skifahrer die der ÖSV zu bieten hat und ich bin auch nicht verbittert, weils den Felix rausgehaut hat, das lag ja auch nicht an der seltsamen Setzweise, sondern war eben ein Einfädler der immer und überall passieren kann. Ein Scheiss-Rennen wars trotzdem.

Ein Nach-olympisches Highlight ist noch, dass der Valdi sich mit Maria Riesch versöhnt hat. Sag ich ja schon lang, dass die eigentlich ganz sympathisch ist. Liegt wahrscheinlich auch mit da dran, dass die nach der Kombi aufgehört hat euch die Medaillen zu klauen. Bin mir nicht sicher, ob ich das bei der Fenninger auch eines Tages schaff. Eher nicht ;-).

Zum Schluss noch, ich lese hier, dass die Deutschen das Rodeln und die Niederländer das Eisschnelllaufen kaputtmachen, weil sie darin zu gut sind und dass diese Nationen das ändern müssen. Ok, klar, so wie das jetzt ist entbehrt das einer gewissen Spannung, die jedem Sport zuträglich ist. Trotzdem mal die konkrete Frage: Wie stellt ihr euch das denn vor? Diese Sportler, ein Felix Loch z.B., die leben ja auch von ihren Erfolgen, Medaillen bedeuten in Deutschland z.B. mehr Förderung für eine Sportart. Man kann doch nicht erwarten, dass der Loch mal absichtlich zwei Banden mitnimmt, dass der deutsche Stab mal alle aussichtsreichen Ausländer einlädt und denen Tipps gibt, wie man die Deutschen schlagen kann, oder dass man den jahrelang erarbeitenden Know-how-Vorsprung in Puncto Material einfach so abgibt.

Natürlich weiss ich was ihr hier meint und mir persönlich ist es auch lieber, der Loch gewinnt in nem Tausendstelkrimi im letzten Lauf bei dem 5-6 Nationen noch die Chance auf Gold hatten und mir wär es auch lieber, wenn es mehr Sieger im Eisschnelllauf geben würde, als immer nur die Holländer. So ist es aber halt nicht und das ist kaum die Schuld der Deutschen, oder der Holländer. Die sind nun mal das Mass der Dinge in ihren Sportarten und wer rankommen will, der darf eben nicht auf Geschenke hoffen, sondern der muss einfach verdammt hart arbeiten, so wie es Deutsche und Holländer da eben schon seit Jahren tun. Wenn man in vielen Länder, wie z.B. ja auch Österreich, soweit ich weiss, es nichtmal schafft ne vernünftige Eisschnelllauf-Halle auf die Beine zu stellen, dann kann man nicht die Schuld den Holländern geben, dass sie keine Konkurrenz haben. Sicher wäre da Konkurrenz sogar herzlich willkommen, um das eben auch alles, wie ihr sagt, fürs breite, internationale Publikum attraktiver zu machen. Seinen eigenen Vorsprung aber einfach so abzuschenken um diesen Zustand zu erreichen, das kann man halt von keinem verlangen. Verlangt von euren Springer und Alpinen ja auch keiner, aber da gibt es eben Nationen die auch hart dran arbeiten um an euch ran zu kommen.

[Fezza]

Ich fand die Österreicher durch ihren "Virus" 2011 verdächtig. Davor war Landertinger der Mann mit den meisten Laufbestzeiten, Österreich das Team mit der geschlossen stärksten Laufleistung. An diesen Standard, der die zwei Jahre davor eigentlich aus dem Nichts entstanden ist, konnte man nie wieder anschließen. Auch Landertinger nicht.

@ neue Disziplinen: Da bin ich für Naturbahnrodeln, NOK Teamsprint und Mixed Teambewerb im Skispringen. Sonst eventuell noch Bandy oder Eisstockschießen. Aber Sachen wie Red Bull Crashed Ice brauch ich wirklich nicht.

diese ganzen unterschwelligen anschuldigungen sind aber auch lächerlich und kotzen mich fast mehr an als dürr selbst.

[p a t]

Heißt im Klartext alle Langläufer (und wohl auch Biathleten) sollten sich ein anderes Betätigungsfeld suchen. Denn dass da auch nur IRGENDJEMAND sauber ist wirst ja wohl kaum glauben...

völlig egal was ich denke

unschuldig bis zum beweis der schuld

wenn ich dieses grundprinzip nicht mehr respektieren will, schau ich mir überhaupt keinen sport mehr an

[Noxus]

http://www.news.at/a/flaechendeckendes-doping-olympia-team-russland

[issoisso]

diese ganzen unterschwelligen anschuldigungen sind aber auch lächerlich und kotzen mich fast mehr an als dürr selbst.

Mir kams nur komisch vor und weil vor mir jemand geschrieben hat, dass die Biathleten läuferisch nicht mir das sind, was sie mal waren.

[pironi]

Demnach fiel Pariaseks Abwesenheit erst auf, als im Flugzeug niemand nach Tomatensaft ohne Fruchtfleisch fragte.

[Fezza]

völlig egal was ich denke

unschuldig bis zum beweis der schuld

wenn ich dieses grundprinzip nicht mehr respektieren will, schau ich mir überhaupt keinen sport mehr an

+1

Mir kams nur komisch vor und weil vor mir jemand geschrieben hat, dass die Biathleten läuferisch nicht mir das sind, was sie mal waren.

a) bei sumann oder mesotitsch sind auch schon einige jahre ins land gezogen

b) ein eder läuft heuer so gut wie noch nie

c) ein landertinger hat im ersten bewerb auch noch sehr gute laufleistung. danach war er ja auch nicht weg vom fenster. da sind andere ganz anders weggebrochen

d) die konkurrenz schaut ja auch nicht nur zu - die trainieren auch oder holen beim wachseln was raus

e) könnte es ja auch sein, dass die konkurrenz jetzt dopt bis zum abwinken und wir daher etwas hinten sind.

immer und überall den doping-hammer rauszuholen und hinter jeden leistung den medizinisch hochgepushten sportler und hinter jeden nicht-leistung den potentiellen "der dopt halt nicht (mehr)" zu sehen... ich weiß nicht. manche mögen das so sehen - ich kann und mag das nicht.

dass es sicher viele gibt, die was nehmen ist mir bewusst. dass es alle sind, dazu fehlt mir der glaube. sonst dürfte ich mir wie oben erwähnt überhaupt nix mehr anschauen...

[humankapital]

http://www.news.at/a/flaechendeckendes-doping-olympia-team-russland

EPO wird in dem Fall ja nicht dem Körper zugeführ, sondern es bildet sich selbst im Körper. Von daher müsste das doch nicht verboten sein, wenn Xenon nicht auf der DXopingliste steht, oder seh ich das falsch?

[maddy]

Mir kams nur komisch vor und weil vor mir jemand geschrieben hat, dass die Biathleten läuferisch nicht mir das sind, was sie mal waren.

diese leistungsschwankungen im laufen beim biathlon gibt's eigentlich seit jahren bei allen teams. find ich auch interessant. mal laufen die russen hinterher, dann ziehen sie allen davon wie bei olympia. einzig die norweger und fourcade sind über die jahre konstant schnell.

[Tintifax1972]

Auch Methoden gelten als Doping.

 

EPO wird in dem Fall ja nicht dem Körper zugeführ, sondern es bildet sich selbst im Körper. Von daher müsste das doch nicht verboten sein, wenn Xenon nicht auf der DXopingliste steht, oder seh ich das falsch?

Auf das bezog sich mein Post.