Theater/Oper/Konzerte/Musicals


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Marcel Prawy in Ausbildung

08.12.19 - ORLANDO - staatsoper

ist wenigstens die zweite uraufführung unter direktor meyer ein erfolg? in einer halben stunde wird man die reaktionen des publikums auf ö1 hören können. ich habe mir den ersten teil dieses werks von olga neuwirth in der staatsoper angeschaut, in der pause bin ich aber rechtschaffen müde nach hause gefahren, wo ich mir den zweiten teil als übertragung auf ö1 anhöre. 

schlagwörter, die einem schon während der oper in den sinn kommen, sind einerseits "spannend" und "interessant", andererseits aber "egoistisch" und "verkopft". man wird von anfang an das gefühl nicht los, dass es olga neuwirth in erster linie um olga neuwirth geht. sie muss provozieren, dazu eignet sich die instrumentierung, die u.a. e-gitarre und -bass sowie keyboard und schlagzeug nebst der üblichen orchesterbesetzung umfaßt. dazu eignet sich aber auch die eigenwillige und teilweise nervig übersteigerte musik. 

ebenso stellt sich die frage, warum man unbedingt die englische sprache ausgesucht hat, schliesslich ist das werk von virginia woolf ausreichend übersetzt und wird ohnehin für das libretto modernisiert und somit derart verfremdet, dass man genausogut in deutsch verfassen hätte können, aber wahrscheinlich geht es frau neuwirth auch um die globalisierungssprache. 

der besetzungszettel umfaßt eine reihe von namen, die ich nicht aufzählen werde. da ist eine dame dabei, die noch während der probezeit für dieses stück in einem interview gestanden hat, noch nie eine oper gehört zu haben (sie sagt das, während sie an der staatsoper probt, an der täglich eine oper gespielt wird. sie sagt das als eine frau, die musik studiert hat.) das allein tut nun nicht viel zur sache, wundert mich aber schon ein wenig. wie dem auch sei - da sämtliche stimmen elektronisch verstärkt und zum teil sogar verfremdet werden, erspare ich mir die bewertung der sänger_innen und der chöre, so staatsopernchor und chor der opernschule. was zu hören war, machten alle ihre sache gut und wahrscheinlich fehlerlos. 

"orlando" ist kein leichter operngenuß für zwischendurch, auf gar keinen fall. es ist jedoch ein dichtes und spannendes werk voller zitate aus der musikgeschichte und eher was für erfahrene oder verwegene opernliebhaber. derzeit laufen die letzten minuten und ich bin gespannt auf die reaktion des publikums. "orlando" werde ich mir in einer der folgevorstellungen erneut und dann zur gänze live anhören, noch weiß ich nicht vollkommen, was ich davon halten kann, es tendentiell aber mag, davor jedoch gibt es wieder leichtere kost, am dienstag bei der zauberflöte und am donnerstag beim zweisprachigen don giovanni der volksoper.

edit: großer applaus für alle beteiligten, großer applaus, aber auch heftige ablehnung für die komponistin. keine überraschungen.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Orlando, Olga Neuwirth
Uraufführung
 
Ein starkes Werk, welches auch angemessen vom ausverkauften Haus am Ring bejubelt wurde, kam gestern zur Uraufführung an der Wiener Staatsoper.
Es war sicher der eigenen Erwartungshaltung geschuldet, ob man sich mit dieser zeitgenössischen Oper schnell anfreunden konnte oder eben nicht. Meine Erwartungshaltung wurde jedenfalls übertroffen, gut für mich.
Die Geschichte des Zeitenwanderers Orlando, nach einem Roman von Virginia Woolf beginnt im elizabethanischen Zeitalter und endet im Heute. Auch bei Woolf endete diese Geschichte in "ihrem" Heute, also 1928. Das Spiel auf der Bühne im Haus am Ring hatte 2 Halbzeiten. In der ersten Halbzeit trumpfte das Team auf, die Geschichte wurde in angemessenem Tempo vorangetrieben und verständlich gemacht, die Musik verstärkte Gefühle und Athmosphäre. Das Orchester war riesig, ungewöhnliche Klänge erfüllten das Haus. Zur Pause war man begeistert und erhoffte sich, dass das alles in der zweiten Halbzeit in ähnlicher Marnier eine Fortsetzung finden würde. Nach der Pause ging es dann aber anders weiter, da wirkte es so, als wollte man alles schnell zu Ende bringen und im Finale noch einmal auftrumpfen.
In wenigen Minuten hudelte man sich vom ersten Weltkrieg bis ins Heute, verließ dann dort die Schiene der Thematik und holte die Tagespolitik auf die Bühne.
Nichts desto trotz: Auch das funktionierte. Und der große Jubel des Publikums darf als Beleg dafür angesehen werden, dass man hier Zeuge einer außergewöhnlichen Darbietung wurde.
Ein größerer Triumph war möglich. Aber auch so war das von Olga Neuwirth geschaffene Gesamtkunstwerk ein tolles Erlebnis.
Orlando, ein junger Mann im elizabethanischen England, Liebkind der Herrschenden, auf eine militärische Karriere vorbereitet wird von der Liebe schwer enttäuscht. Er zieht sich zurück, fällt in einen todesähnlichen Schlaf und beschließt, nach seinem Erwachen, Dichter zu werden und sich wieder in Gesellschaft zu begeben. Sein Werk "The Oak Three" kommt bei Dichterkollege Mr. Greene nicht gut an, der will lieber Orlandos Geld.
Enttäuscht zieht sich Orlando neuerlich zurück, kehrt England den Rücken und wird Botschafter in einem fernen Land. Er erlebt Krieg und Grausamkeit. Und wieder fällt er in einen todesähnlichen Schlaf, niemand kann ihn wecken. Die Damen Reinheit, Bescheidenheit und Keuschheit beschwören den Schlafenden. Sie werden von Chor und Blechblasklängen vertrieben.
Orlando erwacht, er erwacht als eine Sie, er erwacht als Frau.
Auch als Frau will sie Dichterin sein. Die Männerwelt stellt aber bald klar, dass sie lieber Tee einschenken und Zuckerstückchen dazu verteilen soll, dass sie heiraten soll und die Weltgeschicke den Männern überlassen soll. Sie, die in allem die gleiche Person geblieben ist, abgesehen von ihrem Körper, wird nun nur mehr als solcher wahrgenommen, als Körper.
Sie lehnt den Heiratsantrag des Dichters Duke ab und dieser prophezeit ihr daraufhin ein Ende im Elend als Hure auf der Straße.
Sie erlebt nun das viktorianische Zeitalter. Die Mächtigen spielen mit den Untergebenen. Frauen und Kinder werden allerorts mißbraucht, nur Putto gibt Hoffnung.
Pause
Orlando befindet sich nun mitten im 1. Weltkrieg, verletzt sich, wird von Kriegsberichterstatter Shelmerdine gerettet. Er kennt ihr Werk "The Oak Three" und bittet sie ihn zu heiraten. Die beiden heiraten, der Schrecken der Kriege geht weiter. Der 2. Weltkrieg, Millionen ermordeter Juden, die Atombombe, dann schon der Vietnam-Krieg, Kriegsberichterstatter Shelmerdine hat viel zu tun.
Orlando schreibt indess immer mehr, die wilden 68er sollen dann die Geschlechterrollen aufbrechen, was nicht gelingt, auch in den 80ern kämpft sie vergeblich darum. Sie hat nun eine Freundin, wird unhöflich und bestimmt darauf hingewiesen, dass sie der Literatur Schaden zufüge, sie solle aufgeben zu schreiben und heiraten. Auch Dichterkollege Greene ist unsterblich und mittlerweile Verleger. Er erkennt ihr Werk noch immer nicht an, es wäre als E-Book nicht zu gebrauchen, schließlich will er Geld verdienen, sie soll schreiben wie er es will, alles vereinfachen. Sie hat, wie es der Duke prophezeite ihr Haus verloren, weigert sich aber beharrlich. Wie von Virginia Woolf verkündet: "Words hate making money ..."
Shelmerdine stirbt im Irak-Krieg, Orlando betrauert seinen Tod.
Orlandos Kind, eine Gender non binary Person, besteht darauf, dass jeder sein Leben leben darf, dass jeder sein darf wer er ist. Man muss mutig sein und zu seiner Persönlichkeit stehen. Orlando ermöglicht ihrem Kind dieses Leben.
Die Gesellschaft aber sagt, es ist schön einen Schwanz zu haben, es ist toll eine Möse zu haben, wir sind das Volk, unser Land zuerst, wir, wir, wir, Geld, Geld, Geld. Orlando schreibt dagegen an.
Die Kinder der Welt erheben sich, kämpfen um die Gesundheit ihres Planeten.
Niemand hat das Recht zu gehorchen wird verkündet, Orlando bleibt standhaft und schreibt weiter.
Die Sprecherin verkündet:
Hello, everyone. To all of you we wish a heart of Gold, a purse of notes and a plate of Turkey.
(Hallo ihr, euch allen wünschen wir ein Herz aus Gold, eine Tasche voll Geld und einen guten Braten am Tisch.)
 
Dargebracht wird diese Geschichte in einer Art bildgewaltigem Oratorium. Großartige Videotechnik versetzt das Geschehen immer wieder zu anderen Örtlichkeiten, herrliche Kostüme geben den Darstellern Identität.
Das Stück ist von Grund auf höchst politisch. Es handelt sich um eine zeitgenössische Oper mit einem brisanten politischen Thema. Es ist nur natürlich, dass da die Tagespolitik auch ihren Niederschlag findet. Zur Menschlichkeit aufzufordern ist wohl auch nie verkehrt. Allzuviel zu belehren ist aber nicht immer angebracht, das das Publikum welches sich ein solches Werk ansieht zum allergrößten Teil wohl aus einem zustimmenden Teil der Gesellschaft besteht. Ich hätte mir im zweiten Teil der Oper noch eine längere Verweildauer in den Jahren zwischen 1917 und 1970 gewünscht, dafür eine kürzere Botschaft zum Heute.
Am stärksten ist das Werk da wo es sich an Virginia Woolf anhält, wo es ihren Roman als Vorlage hat. Beeindruckt hat es mich über die vollen 3 1/2 Stunden. Die Musik hat Kraft, die Inszenierung ist spektakulär, das Orchester hervorragend und die DarstellerInnen großartig.
Olga Neuwirth zitierte sich in ihrer Komposition immer wieder durch die Musikgeschichte. Auch altbekannte Melodien fanden Einzug (O Tannenbaum, Danke für diesen schönen Morgen) und ironisierten auf zynische Weise das Geschehen auf der Bühne. Eine Band spielte immer wieder als Querschläger auf der Bühne. Der Chor der der Wiener Staatsoper und die Chorakademie waren wunderbar.
Ein Sonderlob verdienen die Kinder und Operateens der Opernschule der Wiener Staatsoper. Wunderschön erklang ihr Gesang, zum Teil auf der Bühne zum Teil auch aus dem Luster. Auch szenisch hatten sie viel darzustellen und bewältigten diese Aufgabe hervorragend.
Große Anerkennung erhielten die Kinder und Jugendlichen auch von ihren Künstlerkollegen bei der anschließenden Premierenfeier, bei welcher ich Dank des Mitwirkens meiner Nichte Diana zugegen sein durfte.
Es ist unmöglich hier alle Sängerinnen, Sänger und Künstler einzeln aufzuführen und zu loben. Alle haben ihre Aufgaben sehr gut bis großartig gelöst.
Besonders auffällig waren:
Anna Clementi als Narrator. Sie sprach ein wunderbares Englisch. Das war insoferne wichtig, da man mit dem lesen der Untertitel teilweise überfordert war, während die Bilder auf der Bühne einen fesselten.
Eric Jurenas als Guardian Angel. Der Countertenor mit seiner glockenhellen Stimme bot eine beeindruckende Performance, war in Spiel und Gesang herausragend.
Kate Lindsay in der Titelpartie. Eine großartige Künstlerin, eine traumhaft schöne Stimme, ein triumphaler Abend. Ausdauer, Schönklang, Disharmonie, Kolluraturen - da passte alles.
Auch ist sie eine äußerst sympathische Person und eine wirklich schöne Frau. Ebenso wie Kate Lindsey, durfte ich Margaret Plummer, Eric jurenas und die Regiesseurinnen Polly Graham und Jenny Ogilvie bei der Premierenfeier kennenlernen. Die Künstler nach einer so erfolgreichen Premiere bei der Feier zu erleben ist auch eine wunderbare Erfahrung. =)
 
Eine derart monumentale Uraufführung in der ehrwürdigen Wiener Staatsoper zu erleben ist etwas Außergewöhnliches. Danke Dominique Meyer, dass sie diesen wunderbaren Abend mit diesem wunderbaren Team ermöglicht haben. Für das Wiener Opernpublikum bleibt nur zu hoffen, dass es nicht zu sehr um das Ende ihrer Ära trauern muss.
 
 
 
 
 

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bearbeitet von halbe südfront

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Giustino, Georg Friedrich Händel
 
Eine äußerst unterhaltsame, erfrischende Inszenierung mit alternativem Ende von Händels Giustino wird gerade in der Wiener Kammeroper angeboten.
Die Handlung wurde kurzerhand vom Byzantinischen Reich in die Mojave Wüste Kaliforniens um 1970 verlegt. Der Schriftzug "Constantinople" erinnert dann ein wenig an Byzanz, steht hier für den Namen eines schäbigen Motels in der Wüste. Anastasio ist kein Kaiser sondern Anführer einer Sekte, der tyrannische Heerführer Vitaliano ist ein Ausgestoßener dieser Sekte und Giustino ein einfacher Arbeiter welcher nach höheren Aufgaben strebt. Funktioniert recht gut und wurde mit viel Humor und Augenzwinkern umgesetzt, knallige Hippiekostüme runden die Inszenierung fein ab. Man fühlt sich bestens unterhalten, auch wenn nicht immer alles schlüssig ist.
Mit herzerfrischender Spielfreude geht das Ensemble ans Werk. Und im Orchestergraben agiert das Bach Consort Wien unter der Führung von Markellos Chryssicos brillant.
Schwungvoll, fast rasant, interpretiert das gut aufgelegte Orchester Händels Musik, agiert aber auch immer wieder mit viel Feingefühl in lyrischen, klagenden Momenten.
Der Star des Abends war Meili Li in der Titelpartie. Der Countertenor singt die Altlage mit viel Wärme, führt seine Stimme lyrisch mit viel Gefühl.
Auch Anastasio wird von einem Countertenor gesungen. Rafat Tomkiewicz singt in der Sopranlage, seine Stimme erklingt mühelos, frisch und hell, und er besticht auch mit seiner Mimik im Spiel.
Jenna Siladie gibt die schöne Arianne. Sie ist eine tolle Schauspielerin, was sie auch in dieser Partie wieder unter Beweis stellt. Ihr Sopran ist wohl etwas zu hart für das Barock-Fach, aber der schöne Klang ihrer Stimme war trotzdem wieder eine Freude.
Johannes Bamberger als Vitaliano, Dumitru Madarasan als Polidarte und Tatjana Kuryatnikova als Leocasta fügen sich mit ihrer großen Spielfreude nahtlos in das Ensemble ein, ohne sich gesanglich abzuheben oder abzufallen.
Ilona Revolskaya hatte in der kleinen Rolle der Fortuna einen tollen Abend. Sie spielt mit großem Witz und ihre Stimme strahlte, dass es eine Freude war.
Die größte Stimme bot Kristjan Johannesson als Bösewicht Amanzio. Der isländische Bariton, der sein Können schon oft unter Beweis gestellt hat glänzt auch in dieser Rolle.
Ein kurweiliger Opernabend im kleinen Haus in der Drachengasse.

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Marcel Prawy in Ausbildung

10.12.19 - DIE ZAUBERFLÖTE - staatsoper

ein haus-, zwei rollendebüts, ignorante touristen und chaos auf der galerie - im wiener advent wird wie jedes jahr mozarts zauberflöte gegeben. nominell ein herausragender, tatsächlich nur ein durchschnittlicher abend. aber die serie hat erst begonnen und verbesserungen könnten sich einstellen. sollten sie auch.

im graben leitete james conlon die wiener philharmoniker, die sich im ersten akt den einen oder anderen fehler leisteten. abgesehen davon gab es an der instrumentalen darbietung nichts auszusetzen. der gesangliche abend begann mit der suche nach den richtigen tönen und auf der suche waren fiona jopson, ulrike helzel und zoryana kushpler als erste, zweite und dritte dame. 

gleich gut im geschehen drin war der heutige papageno, der salzburger rafael fingerlos, der auch große freude am spiel an den tag legte. ileana tonca war eine solide papagena an seiner seite. die helden bzw. antihelden wurden bei ihrer spirituellen reise von einem sehr guten adrian eröd als sprecher und zweiter priester, sowie von einem unauffälligen, aber fehlerlosen peter jelosits als erstem priester begleitet. ebenso fehlerlos und routiniert sang benedikt kobel den monostatos, herbert lippert den ersten und ryan speedo green den zweiten geharnischten. die drei knaben wurden von drei buben aus dem ensemble der wiener sängerknaben gespielt. 

den sarastro sang heute ain anger. der este ist ein wahrer weltklassebass und diesen setzte er im ersten akt perfekt in szene, im zweiten ließ er sängerisch ein wenig nach, blieb aber in jedem fall einer der pluspunkte. der noch grössere pluspunkt aber war heute andrea carroll, die als pamina debütierte und einen ausgezeichneten abend hatte. das amerikanische ensemblemitglied sang sich mit traumwandlerischer sicherheit durch die koloraturen und ließ ein beinahe akzentfreies deutsch hören. dass sie ausgelassen zu spielen weiß, ist freunden der staatsoper hinlänglich bekannt. 

sehr zurückhaltend präsentierte sich die hausdebütantin aleksandra jovanovic. dass die königin der nacht eine paraderolle der serbin ist, ist zwar dem besetzungszettel zu entnehmen, in der oper selbst ist dies jedoch nicht zu merken. die erste arie war anfangs kaum hörbar, obwohl das orchester jederzeit dezent im hintergrund zu bleiben wußte. mit fortdauer dieser ersten arie steigerte sie sich, lieferte jedoch eine durchwachsene zweite arie. keiner hölle rache war zu vernehmen, einzig vornehme zurückhaltung. die koloraturen rasselte sie viel zu schnell runter und zu allem überfluß ließ sie den berühmten spitzenton überhaupt aus. 

andreas schager als tamino ist schlicht und einfach eine fehlbesetzung. der brachialtenor drosch die töne nur so ins auditorium, sein überkandideltes burgtheaterdeutsch steht einer spielerischen natürlichkeit, die manch anderem sänger dieser partie eigen ist, im weg, grobschlächtig poltert sich der prinz, der so gar nicht wie einer wirkt, durch die oper, als ginge es für siegfried darum, fafner den garaus zu machen. der tamino ist eine partie für einen lyrischen tenor. schager ist viele tenöre, keinesfalls aber ein lyrischer. mit wehmut denkt man an den vornehmen benjamin bernheim vom letzten jahr zurück. 

"die zauberflöte" ist die adventische allzweckwaffe der staatsoper, sie bringt langjährige stammgäste ebenso ins haus wie ignorante touristen, die es lustig finden, wenn ihr drei monate altes baby am stehplatz zu brabbeln anfängt. mozarts bekannteste oper wird noch zwei weitere male im haus am ring gespielt und glücklich ist, wer sich nicht den stehplatz mit den barbaren mit dem vienna-ticket um den hals teilen muss. wer sie sehen will, ist hier jedoch besser aufgehoben als in der zwar schöneren inszenierung der volksoper, jedoch teilt man die galerie dort meist mit zu mozart abkommandierten und somit hellauf begeisterten und aufmerksamen schülern im teenageralter. der gelernte österreicher, der diese oper zur genüge kennt, hätte derzeit jedenfalls die rare möglichkeit, sie sich auch einfach einmal zu ersparen.

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Marcel Prawy in Ausbildung
halbe südfront schrieb vor 9 Minuten:

:lol:

3 Monate alte Babys in der Wiener Staatsoper. Was es alles gibt, sensationell!

da ist ja nicht mal alles dabei von diesem chaostag.

im zweiten teil war ein ständiges tüt tüt zu hören, das sich anhörte wie der besetzton am anderen ende der telefonleitung, aber das ging den ganzen zweiten akt und war auf der ganzen galerie zu hören, kam vielleicht sogar vom balkon, keine ahnung. der ganze block mitte links war verzweifelt, was ich so mitgekriegt hab, ein mitarbeiter ist auch gestanden und hat versucht zu erlauschen, wo das hergekommen ist.

die touristen waren heute unter jeder kritik, babies waren sogar drei auf der galerie, die direkt hinter mir sind auch noch penetrant lange geblieben, dafür, dass ihr kleiner ganze zeit gelallt hat. in der pause hab ich mir die frechheit erlaubt, einer touristengruppe aus dem schönen spanien zu sagen, sie mögen bitte im zweiten teil dann nicht mehr plaudern. na mehr hab ich nicht braucht, gut dass ich kein spanisch versteh. zum glück bin ich nicht auf den mund gefallen und eine imposantere erscheinung, so körperlich, das eine mädl (typ rennbahnwegsiedlung) war nämlich ein bisserl aufgebracht. aber ich betrachte solche episoden mit sehr viel humor, die staatsoper ist einfach ein einziger zirkus voller clowns, überhaupt am stehplatz am juchee, und einer million geschichten und ich bin noch nicht mal fünfzig. ich kann mir nur schwer vorstellen, was die schon alles erlebt haben, die seit fünfzig jahren gehen. 

ich gehe jedenfalls davon aus, dass der neue direktor schon haufenweise e-mails von stammgästen mit vorschlägen hat. von mir kriegt er den vorschlag, kindern unter drei jahren, so wie früher, zu ihrem eigenen schutz den eintritt zu verwehren. das theater an der wien macht das so und die lautstärke der musik ist ja wirklich, überhaupt für babies unter einem jahr, gesundheitsschädlich.

 

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Marcel Prawy in Ausbildung
halbe südfront schrieb vor 30 Minuten:

Die Zauberflöte in der Volksoper ist schon großartig. :love:

die inszenierung ist super. ich find aber auch die in der staatsoper nicht schlecht. die polizisten im tütü sind zwar kein repertoiregeeigneter schmäh, weils nur beim ersten mal lustig ist, ansonsten find ich sie aber ok.

der schager war heute ein erlebnis. zum teil lächerlich überzeichnet, wie er redet und wie laut der ist, überhaupt keine modulation, singt alles fehlerfrei, keine frage, aber dieser druck... auch bei den sprechpassagen.

ausserdem bin ich gespannt, wann ich meine erste gute königin der nacht live höre.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Baltic Cup Champion
Marco Lecco-Mio schrieb vor 45 Minuten:

da ist ja nicht mal alles dabei von diesem chaostag.

im zweiten teil war ein ständiges tüt tüt zu hören, das sich anhörte wie der besetzton am anderen ende der telefonleitung, aber das ging den ganzen zweiten akt und war auf der ganzen galerie zu hören, kam vielleicht sogar vom balkon, keine ahnung. der ganze block mitte links war verzweifelt, was ich so mitgekriegt hab, ein mitarbeiter ist auch gestanden und hat versucht zu erlauschen, wo das hergekommen ist.

die touristen waren heute unter jeder kritik, babies waren sogar drei auf der galerie, die direkt hinter mir sind auch noch penetrant lange geblieben, dafür, dass ihr kleiner ganze zeit gelallt hat. in der pause hab ich mir die frechheit erlaubt, einer touristengruppe aus dem schönen spanien zu sagen, sie mögen bitte im zweiten teil dann nicht mehr plaudern. na mehr hab ich nicht braucht, gut dass ich kein spanisch versteh. zum glück bin ich nicht auf den mund gefallen und eine imposantere erscheinung, so körperlich, das eine mädl (typ rennbahnwegsiedlung) war nämlich ein bisserl aufgebracht. aber ich betrachte solche episoden mit sehr viel humor, die staatsoper ist einfach ein einziger zirkus voller clowns, überhaupt am stehplatz am juchee, und einer million geschichten und ich bin noch nicht mal fünfzig. ich kann mir nur schwer vorstellen, was die schon alles erlebt haben, die seit fünfzig jahren gehen. 

ich gehe jedenfalls davon aus, dass der neue direktor schon haufenweise e-mails von stammgästen mit vorschlägen hat. von mir kriegt er den vorschlag, kindern unter drei jahren, so wie früher, zu ihrem eigenen schutz den eintritt zu verwehren. das theater an der wien macht das so und die lautstärke der musik ist ja wirklich, überhaupt für babies unter einem jahr, gesundheitsschädlich.

 

 

Mit Humor nehmen ist eh das einzig sinnvolle. ;)

Ich hatte bei der Uraufführung ja auch ein lustiges Pärchen aus Russland neben mir in der Loge. War wohl ein Transgender-Pärchen welches sich wegen der Thematik für die Oper interessierte. Schrill angezogen und wirklich freundlich und sympathisch, aber hyperaktiv. Ständig am vorbeugen bis zum Rand der Brüstung, immer wieder etwas ins Ohr flüsternd, aneinanderlehnen, dann wieder vorbeugen, ...
Mir war es recht egal, da ich ganz rechts in der Loge saß und locker auf die Bühne gesehen habe. Die Gäste in der 2. Reihe waren halt verzweifelt, lustigerweise 2 ältere Damen aus Russland mit denen ich mich dann in der Pause nett unterhalten habe.

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Marcel Prawy in Ausbildung

wenn ich für jedes mal einen euro kriegen würd....

bei der uraufführung bin ich rechts mitte gestanden, gleich beim eingang der rechten von den drei mittleren türen auf der galerie gestanden, erster platz in der zweiten reihe. 

ein paar minuten vor beginn steht plötzlich eine frau vor mir.

sie so: "was haben sie mit meinem schal gemacht?"

ich so: "nichts. das ist mein schal und mein platz."

sie so: "mein schal ist nicht mehr da." 

ich so: "das ist der beweis, dass es mein platz ist."

sie starrt mich fassungslos an.

ich so: "waren sie schon mal da? kennen sie sich aus im haus?"

sie so (empört): "natürlich. was glauben sie? waren sie schon mal da?"

ich so: "zweimal pro woche und ich steh fast immer hier."

sie geht und will einen angestellten holen, ein paar minuten später seh ich sie stehen und zwar am ersten platz der zweiten reihe. natürlich war sie bei der mittleren tür auf einem besseren platz und war bei mir falsch.

in der pause wollte ich sie fragen, ob sie immer noch den platz haben will, aber sie hat beschämt auf den boden geschaut, als sie mich gesehen hat.

 

oder, selbe vorstellung, hinter mir ein hipsterpärchen, unterhält sich vor der aufführung über die spießer in der staatsoper und wie sich die gleich anmachen werden bei dieser modernen oper, auf die sie sich schon freuen und die sie, hip und modern, wie sie nun mal sind, lieben und verstehen werden und wie sie sich nachher lustig machen werden über die spießer, die sicher alle "buh" schreien.

sinngemäß.

sie haben es nicht mal eine viertelstunde ausgehalten, bis sie gegangen sind, natürlich nicht, ohne vorher zehn minuten zu diskutieren, ob sie bleiben oder gehen.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Baltic Cup Champion

:lol:

Ich dachte eigentlich, dass da viel mehr überrascht und entsetzt gehen werden. Orlando klingt ja doch ziemlich nach Alter Musik, nicht nach Neuer Musik. Aber das Publikum dürfte ziemlich gut informiert gewesen sein und selbst die Stehplätze blieben gut gefüllt. Beim Zigaretterl vor dem Haupteingang in der Pause habe ich nicht mehr als 5 oder 6 Leute abhauen sehen, da gab es sogar bei Tosca schon mal mehr.

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Marcel Prawy in Ausbildung

stehplatz war aber mit aussergewöhnlich vielen absichtlichen opernbesuchern besetzt, die meisten haben sicher gewußt, was auf sie zukommt. 

ich hätt mir nach den artikeln im letzten "prolog" schon etwas anderes, noch fordernderes erwartet. die e-instrumente hätte man auch weniger dezent in richtung jazz oder musical einsetzen können, was mir persönlich gegen den strich gegangen wär, aber so war das eine astreine oper und das ist für mich das wichtigste, dass man nicht so wie letztes jahr eine oper verspricht und ein theaterstück mit ein wenig musik liefert, sondern das libretto auskomponiert.

natürlich ist es nicht die beste oper dieses jahrtausends, aber diesbezüglich hat aribert reimann mit "medea" auch ordentlich vorgelegt.

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Baltic Cup Champion

Die Kritiken sind ja auch ziemlich einheitlich und treffen sich auch mit meinem Eindruck. Davon bin ich eigentlich überrascht, da mir ja bei der zeitgenössischen Oper die Erfahrung fehlt. Ich würde jedenfalls hoffen, dass diese Oper eine Wiederaufnahme erlebt und es vielleicht sogar an ein anderes Haus schafft. Der enorme Aufwand sollte sich auch lohnen.

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Baltic Cup Champion
Brigadoon, Alan J. Lerner & Frederick Loewe
(13.12.2019, letzte Vorstellung der Premieren-Serie)
 
In einer halbszenischen Darbietung war der erste große Broadway-Erfolg von Lerner und Loewe in der Wiener Volksoper als österreichische Erstaufführung zu erleben. Im Kindesalter habe ich die Verfilmung dieses Märchenmusicals, mit Gene Kelly, Cyd Charisse und Van Johnson in den Hauptrollen, geliebt.
Es ist ein wunderschönes Märchen. Brigadoon ist ein Dorf in den schottischen Highlands welches nur alle 100 Jahre für einen einzigen Tag auftaucht. Niemand darf das Dorf verlassen, nur wer jemanden in Brigadoon wirklich liebt kann als Fremder im Dorf verbleiben. Zwei amerikanische Urlauber verirren sich im Wald und entdecken dieses Dorf zufällig. Die beiden sind höchst verwundert über das bunte Treiben im mittelalterlichen Ambiente, finden aber durchaus Gefallen daran und an den freundlichen Menschen da. Natürlich verliebt sich einer der beiden unsterblich an diesem einzigen Tag, bleibt dann aber trotzdem nicht. Zurück in New York erkennt er, dass er ohne seine Liebe in Brigadoon nicht leben kann, verlässt seine Verlobte und kehrt zurück an den Ort des verschwundenen Dorfes. Und siehe da, die Liebe macht es möglich, das Dorf taucht auf und die zwei Liebenden finden zueinander.
Sehr schnulzig die Geschichte, aber eben auch eine sehr schöne, heile und märchenhafte Welt. Dazu sehr schöne Musik und eine großartige Besetzung.
Die halbszenische Inszenierung, eingerichtet von Rudolf Klaban, bietet das große Orchester auf der Bühne, den sehr großen Chor dahinter, Symbolbilder von Wald und Dorf auf der Rückwand und ein leidenschaftlich spielendes Ensemble an der Front, nahe dem Publikum.
Christoph Wagner-Trenkwitz, auch für die Dramaturgie verantwortlich, gab einen netten, gut gelaunten Erzähler und auch den Barkeeper bei der Szene in New York.
Lorenz C. Aichner am Pult führte das gut aufgelegte Orchester der Volksoper mit Leidenschaft und Witz durch den Abend.
Vier Paare des Wiener Staatsballetts sorgten immer wieder für tolle Tanzeinlagen, herausgestochen ist dabei die Hochzeitsszene, mit traditionellem Schwerttanz und die darauffolgende Trauerszene mit der ausdrucksstarken Solistin Mila Schmidt in der Rolle der Maggie, begleitet von Irmgard Foglar und Saskia Konz am Dudelsack sowie Julia Nusko an der Trommel.
Gesprochen wurde Englisch und mit auffälligem schottischen Dialekt. Die Kostüme (Doris Engl) waren toll, traditionell schottisch und konnten die fehlende Kulisse durchaus wettmachen.
Sehr überzeugend in den kleineren Rollen waren Sarah Weidinger als Kate, Lauren Urquhart als Jane Ashton, Maximilian Kiskow als Sandy Dean und Jakob Semotan als Stuart Cameron.
Oliver Liebl als unglücklich verliebter Harry Beaton, Vernon Jerry Rosen als liebenswürdiger Vater Andrew MacLaren und Peter Kirk als Jeans Verlobter Charlie Dalrymple hatten einen sehr guten Abend und erhielten großen Applaus.
Jeffrey Treganza, in der Rolle des Amerikaners Jeff Douglas war wie immer eine Bank. Ihm zur Seite eine witzige und und gute Laune machende Milchverkäuferin Meg Brockie welche von der großartigen Jessica Aszodi dargeboten wurde.
Wunderbar und zuckersüß, toll gesungen, mit einer jugendlich strahlenden Sopranstimme, und sympathisch gespielt war die Jean MacLaren von Juliette Khalil. Ein toller Abend der jungen, kleinen wie sympathischen Sängerin.
Wie gemalt das Liebespaar in den Hauptrollen, eine absolut perfekte Besetzung. Ben Connor als Tommy Albright und Rebecca Nelsen als Fiona MacLaren sangen und spielten sich in die Herzen der Zuschauer und wurden zurecht bejubelt.
Ein Abend der dem Publikum viel Spaß gemacht hat. Eine Wiederaufnahme wäre sicher eine gute Idee.
 
 

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Marcel Prawy in Ausbildung

15.12.19 - DIE ZAUBERFLÖTE - staatsoper

die letzte vorstellung der dreiteiligen serie brachte die eine oder andere änderung im ensemble, zum einen wurde der ursprünglich vorgesehene sarastro wieder gesund, während die pamina erkrankte und sich vertreten lassen mußte. eine deutliche verbesserung zur ersten vorstellung war das touristische publikum, während sich auf der bühne nicht alle verbessern konnten.

rafael fingerlos war wieder der papageno und offenbarte in dieser partie keine schwierigkeiten. der salzburger spielt die sprechpassagen sehr sympathisch, aber brachte die gesangspassagen etwas zurückhaltender dar. stamm- und laufkundschaft waren ob seiner leistung aber zurecht zufrieden. wie zuletzt war ileana tonca die papagena, als die sie frisch und klar überzeugen konnte. 

als die drei damen durften sich eine gerade so genügend gut deutsch sprechende fiona jopson, eine fehlerlose ulrike helzel und eine meist neben dem richtigen ton liegende zoryana kushpler durch die aufführung blödeln. adrian eröd war ein dünnstimmiger sprecher und zweiter priester, peter jelosits ein sehr unauffälliger erster priester und benedikt kobel heute ein etwas rauherer monostatos als am dienstag bei der ersten vorstellung. als geharnischte waren erneut ein sehr souveräner herbert lippert und ein ungewohnt schwachbrüstiger ryan speedo green zu hören. die drei knaben wurden wieder von drei buben der wiener sängerknaben verkörpert, wovon einer konsequent einen halben ton neben dem jeweils richtigen blieb und ein anderer drei stunden vor dem stimmbruch schien und die sängerknaben wohl bald verlassen dürfte.

als pamina mußte sich heute andrea carroll kurzfristig von bryony dwyer vertreten lassen, die ein etwas stärker englisch eingefärbtes deutsch als carroll sprach und in den gesangspassagen zwar sehr gut abschnitt, mit der aussergewöhnlich guten leistung der amerikanerin am ende doch nicht ganz mithalten konnte. in ihrem fall jammert man aber auf hohem niveau. der ursprünglich als sarastro vorgesehene jongmin park, der am dienstag noch von ain anger vertreten wurde, war wieder gesundet und stimmlich fast schon wieder der alte. konnte er im ersten teil noch strahlen, stellte sich mit fortdauer des zweiten teils jedoch ein unangenehmes vibrato, gerade im piano, ein. trotzdem war das ensemblemitglied ein glanzpunkt des abends.

andreas schager hat wieder den tamino gesungen und man stellt sich die frage, warum er diese partie überhaupt jemals angegangen ist. kaum ein tenor paßt so zu wagner wie die faust aufs auge, wie der österreichische brachialsänger. für den schlanken, fast vornehm zurückhaltenden prinzen tamino bräuchte es ein mindestmaß an flexibilität im ausdruck. schager ist in erster linie laut, danach laut und an dritter stelle laut. als müßte der platzhirsch einen ungestümen nachwuchsbock davonröhren, schreit uns der oberösterreicher ob seiner faszination für das bezaubernd schöne bildnis der pamina an, daß man glauben könnte, man hätte ihn beleidigt. schagers tenor hat heldische qualitäten, wie sie wagner zur ehre gereichen, bei mozart jedoch völlig fehl am platz sind.

nachdem sich am dienstag in der ersten aufführung aleksandra jovanovic keinen gefallen getan hat, in der staatsoper die königin der nacht zu versuchen, ließ man beim zweiten termin die italienerin federica guida hier in dieser partie debütieren, womit sie heute zum zweiten mal in wien die königin der nacht sang. die junge sopranistin schnitt dabei wesentlich besser ab als ihre serbische kollegin, eine große sternenkönigin ist sie allerdings (noch) nicht. während sie alle spitzentöne in beiden arien anging und traf, verschleppte sie ihre koloraturen in der zweiten, der berühmten, arie, sodaß zwar durchschlagskraft zu vermerken war, das ganze jedoch ein wenig zäh dahinwaberte. großer applaus war ihr aber durchaus zurecht vergönnt, schliesslich mußte das wiener publikum eine weile auf eine zufriedenstellende königin der nacht warten, wie sie guida am ende doch war. einem das blut in den adern konnte aber auch sie nicht gefrieren lassen. für ein perfektes reüssieren in dieser partie wäre darüber hinaus angezeigt, die deutsche aussprache zu präzisieren.

die wiener philharmoniker waren diesmal unter der leitung von james conlon wesentlich besser aufgelegt als am dienstag und spielten eine fehlerfreie, stellenweise etwas langsame, aber meist ausgezeichnet passende "zauberflöte". die bekannteste oper von wolfgang amadeus mozart, den man neuerdings immer öfter amadé nennt, worauf die wiener staatsoper wohltuenderweise konsequent verzichtet, ist für diese saison passé und so mancher stammstehplatzler äusserte zuletzt den wunsch, dass diese platte und teilweise würdelose inszenierung dem rotstrich des neuen direktors zum opfer fallen möge, ein anliegen, dem ich mich durchaus anschliessen kann. neben dem weihnachtsklassiker "hänsel und gretel" bringt die wiener staatsoper in wenigen tagen "la bohème", welche ich natürlich beide besuchen werde, während mich mein erneuter besuch der silvester-fledermaus mittlerweile von einer liebgewordenen tradition sprechen läßt.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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