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Rosa oder die barmherzige Erde, Bearbeitung von Luc Perceval nach Dimitri Verhulst und William Shakespeare, Akademietheater

 

Der Verhulst-Roman - "Der Bibliothekar, der lieber dement war als zu Hause bei seiner Frau" und Shakespears "Romeo und Julia" dienten als Vorlage für dieses Bühnenstück nach einer Bearbeitung von Luc Perceval. 
Der 74-jährige Desire geht freiwillig in ein Pflegeheim für Demenzkranke, dafür muss er die Krankheitssymptome perfekt vortäuschen. In diesem Heim trifft er auf seine Jugendliebe Rosa welche sich im Endstadium ihrer Demenzkrankheit befindet. Ein guter Stoff für eine Komödie. Das Stück wird aber sehr bedrückend dargestellt und mit der Liebesgeschichte von Desire und Rosa alias Romeo und Julia untermalt. Ganz passt das nicht. Da Desire ja nicht wirklich dement ist, fehlt doch etwas die Ursache für seine wahnhafte Darstellung des Romeo. Es gibt sie auch, die Momente zum Lachen, aber doch sehr begrenzt. Das Stück soll wohl eher zum Nachdenken anregen, über Demenzkranke und den gesellschaftlichen Umgang mit diesen Menschen. Dazu passt auch das Bühnenbild - eine Arena mit einer Drehscheibe in der Mitte auf der das Leid dieser Menschen und der (unzulängliche) Umgang des Pflegepersonals mit ebendiesen wie auf dem Präsentierteller vorgeführt wird, 12 alte Damen (der "Vergissmeinnicht-Chor") befinden sich auf der Tribüne dieser Arena und kommentieren das Geschehen ab und an als Chor. 
Aufgebaut ist der Abend auf die große Schauspielkunst des Tobias Moretti. Und der liefert. Von Anfang bis Ende ist er auf der Bühne präsent, hält lange Monologe und mimt den Demenzkranken. Zu gut fast, ist er ja nicht wirklich krank. Allein, seine Energie und sein Spiel sind beeindruckend, er allein ist es wert dieses Stück anzusehen. Und die Zuschauer belohnten dies auch mit großem Jubel nach Ende des Stücks.
Die meisten anderen Darsteller sind nicht viel mehr als Staffage und Stichwortgeber für Moretti. Wirklich auffällig performte aber Sabine Haupt als seine Tochter Charlotte. Emotional, rührend und auch mit Witz stellt sie das schwere Los der Angehörigen von Demenzkranken dar.
 

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Marcel Prawy in Ausbildung

10.11.18 - burgtheater - HEXENJAGD

zur letzten vorstellung des arthur-miller-klassikers "hexenjagd" kamen heute wieder etwas mehr leute als im durchschnitt ins wiener burgtheater, trotzdem blieben natürlich auf der galerie viele plätze leer. dass es die letzte vorstellung war, mag dem tod von ignaz kirchner geschuldet sein, der den richter in der inszenierung des künftigen burgtheaterdirektors martin kusej gegeben hatte. 

an seiner stelle war falk rockstroh aufgeboten, der deutsche machte seine sache gut, fiel aber im aussergewöhnlich stark besetzten ensemble nicht weiter auf, was ihm nicht vorzuwerfen ist, gegen so manchen namen in der besetzungsliste anzuspielen, wäre ohnehin vergebene liebesmüh' gewesen. 

zuvorderst ist da sicher florian teichtmeister zu nennen. der mann ist goldes wert. noch kein einziges mal, und natürlich auch heute nicht, habe ich einen schlechten oder auch nur durchschnittlichen auftritt von ihm gesehen. eiskalt im ersten teil, wurde er als reverend john hale nach der pause von grossen gewissensbissen geplagt, die er jederzeit glaubhaft umsetzte. 

im ersten teil nicht präsent ist danforth, der als stellvertreter des gouverneurs in die stadt gekommen ist, um den staatsanwalt in der farce eines prozesses, der vom liebeskummer eines jungen mädchens angestoßen wurde, zu geben. dafür ist michael maertens in dieser rolle nach der pause extrem präsent. seine schnarrende stimme muss er nicht mal erheben, um den gerichtssaal zum schweigen zu bringen, ist er es doch, der den zeugen oder angeklagten, die grenzen verschwimmen in der allgemeinen hysterie der anschuldigungen, jedes wort im munde umdreht, bis diese wimmernd und zitternd (sehr stark: marie-luise stockinger) vor ihm liegen. 

die hauptperson john procter wurde von steven scharf gegeben. gefühlsreich und authentisch spielte er jenen mann, der für den liebeskummer der hauptanklägerin verantwortlich ist und sich selbst (umsonst) an den galgen liefert, um seine frau vor demselben zu bewahren. grosser applaus für ihn, verdientermaßen.

sehr gut auch philipp hauß als ausgefuchster und gewissenlos verblendeter reverend parris. die beste leistung des abends erbrachte in meinen augen aber sabine haupt. beeindruckend, wie groß sie die kleine und fast unscheinbare rolle der ann putman machte. 

der grossteil der auf der bühne tätigen lieferte eine gute leistung ab. was herrn kusej allerdings dazu bewogen hat, andrea wenzl die wichtige rolle der abigail williams zu überlassen, darf ruhig sein geheimnis bleiben. ihre verrauchte, kratzige stimme war zwar eine qual für das ohr, jedoch ist ihr die nicht vorzuwerfen (es sei denn, das rauchen hat sie ihr beschert). aber ihr eindimensionales und absolut belangloses spiel ging neben dem ihrer namenlos bleibenden schwestern im geiste unter wie ein papierschiffchen in einem tsunami. eine choristin, der fälschlicherweise als solistin gecastet wurde.

womit wir bei der regie wären. nach vielen monaten auf dem spielplan habe ich so manche kritik zu dieser inszenierung gelesen und der tenor war immer jener, dass kusej das stück zerdehnt und durch zu lange pausen langatmig gemacht hätte. das gegenteil ist der fall. wie im flug vergehen die drei stunden und ein paar zerquetschte, die spannung blieb von der ersten bis zur letzten sekunde spürbar. warum aber gleich zu beginn wieder einmal gestrippt und masturbiert werden muss - ein rätsel. wohl, weil es theater ist und 1987 ... äh ... 2018. ja. genau. es lockt seit jahrzehnten keine katze mehr hinterm ofen hervor.

was im burgtheater mit dem bühnenbild angestellt wird, das geht seit jahren auf keine noch so grosse kuhhaut. öd, schwarz und langweilig symbolistisch kommt die bühne daher, ein sich drehender wald aus kreuzen, die im ersten teil mehr werden (mit dem holzhammer: die immer neuen beschuldigten), um im zweiten teil dann hauptsächlich die sicht auf die schauspieler zu verstellen, ist ein weiterer zeuge davon, wie in diesem haus mit der möglichkeit, grosses theater zu machen, umgegangen wird, nämlich gar nicht. absolut brach liegt die optik vis à vis des rathauses, gut versteckt in den lagern der bundestheater, wo sie darauf wartet, dereinst wiederentdeckt zu werden. ob das unter dem neuen direktor der fall sein wird, die antwort darüber hat er mit diesem stück jedenfalls offen gelassen.

unterm strich war es für mich ein guter burgtheater-abend. zu diesem haus habe ich mittlerweile eine gespannte beziehung. zu oft wird mir zu billig-symbolistisch mit dem holzhammer geschlagen, das war bei kusej wesentlich subtiler, sieht man vom bühnenbild ab. noch viel öfter wird in diesem haus am text herumgepfuscht, ein absolutes no-go für mich, aber auch dazu bestand keine sorge, zu kurz ist das ableben des autors erst her, ein glück, das die herren shakespeare oder molière ja nicht mehr haben, ihre körper sind längst zur rotation freigegeben. zum glück für uns dauert es bei thomas bernhard noch ein paar jahrzehnte, aber wenn der bernhard nicht sowieso rotiert, freß ich einen besen.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Marcel Prawy in Ausbildung
halbe südfront schrieb vor 22 Stunden:

Rosa oder die barmherzige Erde, Bearbeitung von Luc Perceval nach Dimitri Verhulst und William Shakespeare, Akademietheater

klingt sehr interessant. sabine haupt hab ich heute abend ja zum ersten mal bewußt erlebt und war einigermaßen beeindruckt, was sie aus den momenten der anderen im hintergrund macht. die spielt jeden buchstaben des textes. 

theater ist im dezember immer wieder thema, wenn in der staatsoper die ewigen weihnachtsleierkästen laufen. und bei neunzig minuten spielzeit wär ich sogar mit einem stehplatz dabei. (seltsam - in der oper steh ich drei stunden auf der linken kleinen zehe durch, im theater fang ich bei 100 minuten schon zu grübeln an, ob ich nicht lieber einen sitzplatz nehm)

deshalb die frage: ist ein seitenplatz unbedenklich wegen der sicht?

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Eine wunderbare Deniere war das heute im Burgtheater. Man hat stets erkennen können, dass dem Ensemble dieses Stück riesigen Spaß bereitet.
Höchste Qualität stand da auf der Bühne und sie erwischten fast durchwegs einen guten Abend mit großer Spielfreude. Arthur Millers Hexenjagd, wunderbar umgesetzt von Martin Kusej, ist sicher eine der besten Produktionen des Burgtheaters in den letzten Jahren. Sehr schade, dass dieses Stück nun abgesetzt wird, was wohl wirklich am Tod Ignaz Kirchners liegt. Notwendig wäre dies nicht, Falk Rockstroh wird einen Kirchner zwar nie ersetzen können, fällt aber absolut nicht ab in diesem starken Ensemble.
Ganz großartig waren Steven Scharf in der Hauptrolle und wie schon gestern im Akademietheater Sabine Haupt in einer Nebenrolle. Michael Maertens und Florian Teichtmeister sind absolute Meister ihres Fachs, egal was sie spielen, sie verstehen es die Rollen umzusetzen, sich auch von starken Kollegen noch abzuheben und das Publikum zu begeistern, das gelang ihnen natürlich auch heute wieder. Wie schon erwähnt - wirklich abgefallen ist da keiner heute, aber Marie-Luise Stockinger bot heute Abend eine absolut herausragende Leistung. Ich habe das Stück bereits letztes Jahr sehen dürfen (btw. - da war Andrea Wenzl deutlich stärker als heute - eventuell war sie nicht bei bester Gesundheit) und Stockinger hat sich seit dem um mindestens eine Klasse weiterentwickelt. Die Intensität und Ausdrucksstärke in ihrem Spiel sind mittlerweile auf allerhöchstem Niveau. Man kann nur hoffen, dass diese Schauspielerin uns in Zukunft noch in vielen Hauptrollen ihre Kunst darbieten darf.
Die Inszenierung von Kusej gefällt, sie ist spannend und kurzweilig. Das Bühnenbild mag nicht jedermanns Sache sein, war aber passend und zeitlos. Er hat das Stück auch dort gelassen wo es hingehört, nämlich im 17. Jahrhundert in Salem, verlegte es nicht, wie es so gerne gemacht wird, in die Gegenwart oder die McCarthy-Zeit und seiner Kommunistenjagd unter dessen Eindruck Miller die Geschichte geschrieben hat. Auch die Nacktheit auf der Bühne (eh nur in 2 Szenen) ist eigentlich nicht weiter auffällig bei diesem Stück und auch keine Provokation oder sonstiges, da es eben zur Originalvorlage, sowie den tatsächlichen Ereignissen auf denen das Stück beruht passt.
 

bearbeitet von halbe südfront

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Marco Lecco-Mio schrieb vor 3 Minuten:

klingt sehr interessant. sabine haupt hab ich heute abend ja zum ersten mal bewußt erlebt und war einigermaßen beeindruckt, was sie aus den momenten der anderen im hintergrund macht. die spielt jeden buchstaben des textes. 

theater ist im dezember immer wieder thema, wenn in der staatsoper die ewigen weihnachtsleierkästen laufen. und bei neunzig minuten spielzeit wär ich sogar mit einem stehplatz dabei. (seltsam - in der oper steh ich drei stunden auf der linken kleinen zehe durch, im theater fang ich bei 100 minuten schon zu grübeln an, ob ich nicht lieber einen sitzplatz nehm)

deshalb die frage: ist ein seitenplatz unbedenklich wegen der sicht?

 

Interessant ist das richtige Wort. Ein Theaterfeuerwerk wie bei der Hexenjagd darfst du dir nicht erwarten. Moretti ist halt sensationell gut und Sabine Haupt die einzige die daneben noch bestehen kann und wirklich positiv auffällt. Die Inszenierung ist nicht restlos schlüssig, aber darauf ist sie offensichtlich auch nicht ausgelegt. Und ich finde es schade, dass das Komödienpotenzial nicht ausgeschöpft wurde.
Stehen ist von der Sicht her kein Problem. Es blieben auch alle Steher bis zum Ende.

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Marcel Prawy in Ausbildung
halbe südfront schrieb vor 4 Minuten:

Auch die Nacktheit auf der Bühne (eh nur in 2 Szenen) ist eigentlich nicht weiter auffällig bei diesem Stück und auch keine Provokation oder sonstiges, da es eben zur Originalvorlage, sowie den tatsächlichen Ereignissen auf denen das Stück beruht passt.
 

eben weil es keine provokation mehr ist.

mittlerweile wirkt es beinahe großmütterlich bemüht. 

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Marcel Prawy in Ausbildung
halbe südfront schrieb vor 1 Minute:

 

Ein Theaterfeuerwerk wie bei der Hexenjagd darfst du dir nicht erwarten. 

tu ich eh nicht.

bei neunzig minuten langen stücken im akademietheater erwarte ich kurzweilige dynamik wie etwa beim nicht uninteressanten dorian gray oder, für mich weiterhin ein höhepunkt, hotel europa.

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Marco Lecco-Mio schrieb vor 15 Minuten:

eben weil es keine provokation mehr ist.

mittlerweile wirkt es beinahe großmütterlich bemüht. 

 

Mag sein. Aber warum nicht, wenn die Mädchen der tatsächlichen Vorfälle in Salem nackt im Wald okkulte Tänze aufgeführt haben? Die Idee mit den Seilen und dem marturbieren mag eigenwillig sein - aber was weiß man schon wie es sich damals tatsächlich abgespielt hat? Diese Teufelsanbetergeschichten hatten ja meist auch irgendwelche sexuellen Hintergründe (wenn die eigene Tochter vor Lust stöhnt, dann kann ja nur der Teufel aus ihr sprechen), überliefert sind Nacktheit, Tänze und Wald. Das ist halt die Interpretation von Kusej, eine nicht unschlüssige wie ich meine. Wenn er so weiterinszeniert, dann freue ich mich sehr auf ihn als Direktor - ich habe allerdings auch seine Fritzl-Rusalka in München gesehen. Überraschende Regietheater-Farcen kann man also nicht unbedingt ausschließen. Wobei er schon eine hohe Reputation genießt, am Residenztheater in München.

 

 

Marco Lecco-Mio schrieb vor 7 Minuten:

tu ich eh nicht.

bei neunzig minuten langen stücken im akademietheater erwarte ich kurzweilige dynamik wie etwa beim nicht uninteressanten dorian gray oder, für mich weiterhin ein höhepunkt, hotel europa.

 

Dorian Gray war wahrlich ein überraschendes Meisterwerk und auch bei Hotel Europa war ich positiv beeindruckt. =)

So schwungvoll ist Rosa ... nicht. Der Abend lebt wirklich von Moretti. Aber ich kann da gar keine Prognosen abgeben, wie es wem anderen gefällt - da musst du dir schon selbst ein Urteil bilden. ;)

 

bearbeitet von halbe südfront

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Marcel Prawy in Ausbildung

11.11.18 - staatsoper - MADAMA BUTTERFLY

zum bereits 385. mal in dieser inszenierung stand an diesem abend die herzerweichende geschichte der gutgläubigen cio-cio-san, die an einen vor chauvinismus nur so triefenden amerikanischen soldaten verheiratet wird, der sie als nichts weiter als ein spielzeug sieht, sie sitzenlässt, um mit seiner frau wiederzukommen, das gemeinsame kind mit cio-cio-san nach amerika zu holen und sie in ihrem elend alleine zurückzulassen, auf dem programm der wiener staatsoper und trotz touristenmagnetischem titel und keinem einzigen vertrauten gesicht auf den vollbesetzten stehplätzen gelang der abend nach plan, wurden keine hindernisläufe auf der galerie vollführt, fast keine lichtblitze störten die sicht und sogar bei der berühmten arie der butterfly wurde nicht dazwischengeredet. ein glücksfall, der sich auch auf der bühne wiederspiegelte.

als madama butterfly war lianna haroutounian engagiert, die ich zwar laut meinen aufzeichnungen nie live gehört habe, deren name mir aber trotzdem seltsam bekannt war, weiterhin ein mysterium, woher. sie machte ihre sache ausgezeichnet, war nicht nur nominell der star des abends, glänzte in jeder sekunde und schaffte es immer, das orchester, von dem später nochmal die rede sein wird, zu übertönen, was keine leichte übung war.

die grosse rolle des konsuls sharpless sang ensemblemitglied gabriel bermudez, das zunehmend besser wird und sich zu einem verlässlichen sänger des hauses entwickelt, fehlerlos wie meistens, aber geschmeidig wie selten und erntete verdient grossen applaus. 

der unredliche soldat pinkerton war heute mit teodor ilincai besetzt, auch er machte seine sache sehr gut, sang fehlerlos und strahlend und war fast ein bisschen zu sympathisch für diese rolle. seine frau, die nur wenige worte gegen ende der oper zu singen hat, war heute lydia rathkolb und sie brachte diese kleine rolle so, wie man sie sich vorstellt, arrogant und distanziert sah sie sich klar als über cio-cio-san stehend. so stelle ich mir die mrs. pinkerton vor, die leider allzu oft allzu mütterlich-verständnisvoll portraitiert wird. erfrischend, dass frau rathkolb die partie so interpretiert wie ... naja, wie sie halt gehört.

einen ebenfalls sehr guten abend hatte ensemblemitglied elena maximova. die russin war heute in ausgezeichneter form, sang klar und absolut fehlerlos und spielte dazu die rolle der dienerin und freundin suzuki authentisch und beinahe herzzerreissend und durfte sich ebenfalls grossen applaus abholen. 

hans peter kammerer, der als südtiroler mit der italienischen sprache zumindest vertrauter sein sollte als seine ostösterreichischen kollegen, schafft es weiterhin nicht, italienisch zu singen oder gar zu klingen. ein sympathischer mensch, keine frage, aber als sänger ist er keiner meiner favoriten. ein fehlerloser abend, auch das keine frage, aber ausdruck, abwechlsungsreichtum oder gar die vielzitierte italianità - fehlanzeige. aber jammern auf hohem niveau - an anderen häusern stünde er klar über dem durchschnitt.

ein weiterer kammersänger stand heute als goro auf der bühne. wie so oft wurde die partie vom vorarlberger publikumsliebling herwig pecoraro gesungen, er machte seine sache routiniert, war aber leider zu oft nicht gut zu hören und der grund hierfür war das einzige wirkliche haar, das heute in der suppe zu finden war und das befand sich am pult des staatsopernorchesters. zwar hat "grundsätzlich" alles gestimmt, sprich: dynamik, tempo und alle einsätze passten, jedoch wurde fast durchgehend viel zu laut gespielt. herr pecoraro war nicht der einzige, der es nur selten schaffte, sich gegen die wall of sound, die der brite jonathan darlington aufzog, durchzusetzen, noch schlimmer erwischte es peter kellner als onkel bonze, der praktisch gar nicht zu hören war, als er seine nichte im ersten akt dramatischerweise aus der familie verstößt. nur am ende des ersten und am anfang des zweiten akts war so etwas wie variation der lautstärke zu vernehmen, aber das war nur ein kurzes intermezzo.

was soll man sagen? der bericht mag sich wieder haarspalterisch anhören, ich möchte jedoch nur genau sein, im grossen und ganzen war es nämlich eine sehr gute aufführung, die, das einzige deutliche zeichen der touristischen durchsetzung des publikums, viel zu kurz beklatscht wurde.

mittwoch - mal sehen, ob sich der don giovanni zeitlich ausgeht, auf dem plan steht er jedenfalls. am freitag geht es ins theater an der wien, wo teseo von georg friedrich händel mit der sensationellen gaelle arquez aufgeführt wird, auf die ich mich schon sehr freue. 

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Baltic Cup Champion

Die Butterfly ist wahrlich eine wunderschöne Oper und die kitschige Inszenierung von Gielen ist eine Augenweide. Freut mich, dass die Aufführungen da auch ohne Superstars so gut klappen.

Teseo seh ich erst am 25.11., bin schon gespannt auf deine Eindrücke. Davor gehts am 17. mal in die Kammerspiele zu Turrinis Maria + Josef.

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Im ASB-Olymp

Bin wie die Jungfrau zum Kind letzte Woche ins Vienna English Theatre zum Johnny Cash Musical (obwohl ich es nicht als Musical wahrgenommen habe) "Ring of Fire" gekommen.

Es wird anhand vieler Musikstücke (der Großteil natürlich vom Man in Black selbst, aber auch einige Traditionals die quasi seinen musikalischen Werdegang beeinflusst haben), einiger gesprochener Passagen und etlichen Einspielungen das Leben von Cash dargestellt.

Wirklich imposant ist dabei die musikalische Umsetzung. Alle 6 Interpreten sind virtuos auf allen verwendeten Instrumenten (da wird schon mal während eines Songs bunt durchgetauscht) und stimmlich großartig.

Besonders vorzuheben ist mMn David Lutken (spielt die ältere Version von Cash) und Megan Loomis die zwar von der Stimme her fast etwas zu klassisch rüberkommt aber trotzdem atemberaubend singt. Eigentlich etwas unfair von mir extra wen herauszuheben da alle wirklich tolle Leistungen bringen aber die Beiden sind mir ganz speziell im Kopf geblieben.

Für alle Cash-Fans mit Sicherheit einen Besuch wert. Läuft noch bis 22. Dezember und ist eventuell ein leiwandes, verfrühtes Weihnachtsgeschenk.

http://www.englishtheatre.at/english/season-201819/ring-of-fire.html

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