Theater/Oper/Konzerte/Musicals


cmburns

Recommended Posts

Marcel Prawy in Ausbildung

weil wir grad von bergmann reden.... es zahlt sich auch immer aus, den jeweiligen "prolog" mitzunehmen. besonders mag ich die rubrik "auf dem stehplatz", wo prominente freunde des hauses und sänger über ihre stehplatzzeit schreiben. leider ist diese rubrik nur in "fast" jeder ausgabe. der kommentar vom bergmann war, glaub ich, letzte saison, in der aktuellen ausgabe ist "auf dem stehplatz" von piotr beczala und ist äusserst lesenswert.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Marcel Prawy in Ausbildung

16.01.19 - staatsoper - SIEGFRIED

der dritte teil des wagnerschen bühnenfestspiels "der ring des nibelungen" ging heute in form des "siegfried" über die bühne der wiener staatsoper und dass dieser dritte teil nicht ganz an den hervorragenden zweiten teil am samstag anschliessen konnte, hatte mehrere gründe.

der erste dieser gründe war heute axel kober, der am pult der wiener philharmoniker, die in den ersten beiden akten blendend aufgelegt waren, im dritten aber den einen oder anderen assymetrischen einsatz einstreuten, zu laut spielen ließ. leidtragende im ersten akt waren die umfangreichen dialoge zwischen mime und siegfried, herwig pecoraro als mime verfügt aber zum glück über genug routine in dieser partie, um gegen das orchester nicht vollends unterzugehen. selbst stephen gould, der als führender wagner-tenor gilt und mit einem beeindruckenden klangkörper gesegnet ist, hatte mühe, zur geltung zu kommen. es besserte sich aber ab dem zweiten akt, etwas zu laut blieb es trotzdem.

besagter stephen gould war der glanzpunkt des abends. beschwingt im spiel und sicher im gesang blieb er bis zum letzten ton standhaft und sicher und brachte diese anstrengende partie ausgezeichnet über die bühne. dass der siegfried-alberich ein anderer ist als der rheingold-alberich, war jochen schmeckenbecher anzumerken. nicht ganz so eindrucksvoll wie vor einer woche geriet sein gesang, jedoch blieb er fehlerlos und überzeugte natürlich auch im spiel. 

ausgezeichnet auch heute wieder tomasz konieczny, der einen schönen wanderer sang und auch bis zuletzt wusste, sich gegen das orchester durchzusetzen. nicht nur bekam er nach der vorstellung den titel kammersänger durch direktor meyer verliehen, er erntete auch den grössten applaus und feierte heuer einen grossen erfolg als wotan/wanderer. möchte man unbedingt das haar in seiner suppe suchen, so findet man es in den höheren mittellagen, in denen er zum knödeln neigt. 

dass die walküren-brünnhilde eine andere ist als jene im siegfried, musste heute iréne theorin anerkennen. die schwedin glänzte heute nicht wie am samstag, als sie fast einen ganzen abend hatte, ihre stärken einzusetzen. heute hatte sie nur einen halben akt und war leider nicht punktgenau zur stelle. zu schrill gerieten die höhen und zu ungenau die tieferen töne. die beiden buhs (von der galerie? vom balkon?) beim einzelvorhang waren aber gänzlich übertrieben. ein buh, das an einen sänger oder eine sängerin gerichtet ist, ist immer bösartig, denn niemand würde absichtlich schlecht singen und schlecht war auch frau theorin heute bei weitem nicht. aber der wagnerianer kennt kein pardon und offenbar schon gar nicht beim einzigen ring der saison. 

der logische nächste schritt in der karriere des sehr beliebten ensemblemitglieds maria nazarova war heute die stimme des waldvogels, die sie klar und strahlend gab und grossen applaus dafür erntete. monika bohinec war auch heute wieder punktgenau zur stelle, wenn es darum ging, die kurze partie der erda fehlerlos und formvollendet zu bringen. sorin coliban sang auf der bühne einen sehr starken fafner, war der lindwurm in seiner höhle verkrochen, hätte man sich ein wenig mehr durchschlagskraft gewünscht. hier könnte der fehler auch bei der regie und dem doch engen loch liegen, durch das coliban singen musste. im neuen merker wurde der neuen direktion vorsorglich schon mal ein neuer ring ans herz gelegt, dem schließe ich mich an. zwar ist die regie von sven-eric bechtolf nicht schlecht und seine personenführung von subtilem witz gezeichnet, aber von mimes schmiedes originalität und der eröffnungsszenen im rheingold und den nornen der götterdämmerung abgesehen, ist das bühnenbild von rolf glittenberg eine grosse ödnis, die einzig durch den einen oder anderen schönen lichteffekt glänzt. 

der heutige siegfried, das mag hier nicht ganz durchklingen, war ein durchaus guter, der entsprechend bejubelt wurde. dass die walküre schwierig zu erreichen und unmöglich zu toppen sein würde, war am ende keine grosse überraschung. noch steht der letzte teil "götterdämmerung" aus, dieser wird am sonntag auf die bühne der staatsoper gebracht und wird, wie immer, auf dem stehplatz die spreu der fußmaroden vom weizen der standfesten trennen. auf der bühne wird sich iréne theorin in besserer verfassung zeigen. gespannt darf man auch auf den gunther von tomasz konieczny sein, ebenso auf einen weiteren schritt von maria nazarova, die dann eine der rheintöchter singen wird.

ich werd mir davor aber noch die zweite tosca am freitag geben, wo vittorio grigolo einen guten cavaradossi in der ersten gesungen haben soll, etwas, was ich ihm, zugegeben, nicht zugetraut hätte und deshalb selber überprüfen muss. heute hat ein älterer herr irgendwas von "besser als kaufmann" gesagt, das wäre zwar theoretisch sicher möglich, kann ich aber nicht glauben nach seinem nahezu peinlichen auftritt als nemorino in der vorsaison. aber dazu am freitag. und dann ist da noch das theater an der wien am samstag. und zum abschluß dieser hardcore-opernwoche natürlich besagte götterdämmerung.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Baltic Cup Champion

Siegfried, Richard Wagner

Einen wunderbaren Abend bescherte die Aufführung der dritten "Ringoper", Siegfried, gestern in der Wiener Staatsoper.
Am Pult führte Axel Kober das Staatsopernorchester sehr schwungvoll, mit teils (zu) hohem Tempo, und auch sehr voluminös, emotional und mit teilweise (zu) großer Lautstärke. Besonders zu gefallen wußten aber die Vorspiele und Zwischenspiele. In diesen rein instrumentalen Pasagen konnten er und das Orchester so richtig aus sich herausgehen, so dass die Wände des ehrwürdigen Hauses wohl vor Ehrfurcht erzitterten.
Iréne Theorin war im Finale wieder als Brünnhilde zu erleben. Es ist nur ein vergleichsweise kurzer Auftritt bei Siegfried, aber ein sehr schwieriger und beeindruckender. Mit "Heil dir Sonne" erwacht Brünnhilde, mit "ewig war ich, ewig bin ich" verzaubert sie das Publikum und gemeinsam mit Siegfried beschließt sie den Abend mit einem emotionalen "leuchtende Liebe, lachender Tod". Irene Theorin absolvierte den kurzen und intensiven Auftritt routiniert und durchaus auf hohem Niveau. Ich erinnere mich aber, dass sie das letztes Jahr viel besser hingebracht hat, damals war ich begeistert.
Jochen Schmeckenbecher als Alberich agierte eher unauffällig.
Monika Bohinec als Erda und Sorin Coliban als Fafner, überzeugten bei ihren verhältnismäßig kurzen Szenen voll und ganz.
Nicht zu sehen, aber zu hören war Maria Nazarova als Stimme des Waldvögleins. Ihr wunderschöner, jugendlicher Sopran ist wie geschaffen für diese Rolle. Sie erhielt zurecht auch sehr großen Applaus nach Ende des zweiten Aktes für ihre Leistung.
Mit wunderbar humorvollem Schauspiel und auch stimmlich in großartiger Form präsentierte sich Herwig Pecoraro als Mime. Man konnte ihm den Spaß an der Rolle richtig ansehen und auch dem Publikum bereitete er große Freude.
Die schwerste Partie des Abends ist natürlich der Siegfried. Bei Stephen Gould hat man allerdings nicht das Gefühl, dass diese unfassbar anstrengende Partie schwierig wäre. Mit unfassbarer Leichtigkeit bewältigt er die 5 Stunden, in welchen er fast ständig auf der Bühne beschäftigt ist. Er gibt den Siegfried mit herzerfrischender Spielfreude, einem gewaltigen Stimmvolumen und unglaublicher Ausdauer. Eine wahre Freude ihm zuzusehen und zuzuhören.
Überragend wieder Tomasz Konieczny Bass-baritone als "Der Wanderer" (Wotan). Er agierte in absoluter Hochform, hatte nie Schwierigkeiten mit der Lautstärke im Orchestergraben, erweckte nie den Eindruck, dass er an seine Grenzen gehen müsste und auch sein Schauspiel war auf allerhöchstem Niveau. Er präsentierte sich auf Weltklasseniveau, wohl auch schon in Vorfreude der Dinge die da noch auf ihn zukamen.
Zurecht erhielt er nach der Vorstellung auch den größten Jubel vom Publikum. Und der Jubel sollte danach noch größer werden. Unmittelbar nach dem Schlußapplaus wurde Tomasz Koniecny in einer feierlichen Zeremonie zum Österreichischen Kammersänger ernannt. Die Kollegen auf der Bühne, die Musiker im Orchestergraben und nahezu alle Zuschauer blieben während der Verleihung im Haus und freuten sich mit dem großartigen Sänger.
Herzliche Gratulation Herr Kammersänger!

Die perfekte Aufführung der Walküre vom Samstag war gestern einfach nicht mehr zu toppen. Aber auch der Siegfried bot einen wunderbaren Abend und die Vorfreude auf die Götterdämmerung am Sonntag ist sehr groß.

Dazwischen sorgt Puccinis Tosca am Freitag für etwas Abwechslung. =)

 

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Marcel Prawy in Ausbildung
halbe südfront schrieb vor 1 Stunde:

Wow. Tosca gehört ja zu meinen Lieblingsopern und es ist jene welche ich mit Abstand am öftesten gesehen habe. Aber das heute war wirklich außergewöhnlich. :clap:

interessant. mir ist schon in den pausen bei den gesprächen mit den anderen stehplatzlern aufgefallen, dass die meinungen selten so auseinander gehen wie heute. grundsätzlich war ich mit der tosca durchaus einverstanden, wenn ich das auch etwas differenzierter darlegen würde.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Marcel Prawy in Ausbildung

18.01.19 - staatsoper - TOSCA

"es gibt nur ein tempo: das richtige!" (hans knappertsbusch)

dieser satz stand für mich über der heutigen tosca-aufführung. die kritiken waren sich über die erste der beiden vorstellungen am montag nicht einig - der merker lobte das ensemble, andere medien sprachen von "luft nach oben". den ganzen abend nicht sicher über das zu gehende tempo schien sich evelino pido am pult der wiener philharmoniker, die sich durchaus in guter verfassung zeigten, weswegen gerade die mächtigen teile des ersten und dritten akts ausgezeichnet dröhnten und das auditorium beinahe erzittern ließen. mit frau opolais schien herr pido jedoch nicht auf du und du. 

gerade sie als heutige floria tosca war die leidtragende des unsteten tempos aus dem graben, vor allem zu merken war dies im ersten (und ganz leicht noch im zweiten) akt, wo es meist zu schnell für sie ging. die lettin war auch eine etwas schrille tosca. wobei die tosca zwar eh schrill ist, bei ihr war das dann doch etwas over the top. ein wenig zu grob geriet die arie "vissi d'arte", aber auch hier litt sie unter dem stellenweise zu hohen tempo. wohlgemerkt: etwas zu grob im vergleich mit grössen wie gheorghiu oder harteros, das jammern über die heutige tosca findet auf höherem niveau statt. 

auf weniger hohem niveau findet das jammern über den heutigen scarpia, marco vratogna, statt. vor über zehn jahren hat er mit dieser partie in wien debütiert und man möchte meinen, dass man sie nach dieser zeit bombensicher drauf hat, aber fehlanzeige. der italiener hat weder die durchschlagskraft, noch die schwärze in der stimme für einen überzeugenden scarpia. dieser bösewicht muss dröhnen und das blut in den adern gefrieren lassen. gerade am ende des ersten aktes, wo er sich über das scheinbare gelingen seines teuflischen plans freut, da muss er bösewicht mit grosser stimme sein. das war er leider in keiner tosca-vorstellung, in der ich ihn gehört habe. heute kam auch noch ein heftiges vibrato in seinem ganzen ersten akt dazu. dieser scarpia, so hart sage ich das, war ganz und gar nicht berühmt. 

aber versprochen - dass wolfgang bankl auch schon mal einen besseren mesner gesungen hat, ist schon der letzte minuspunkt der aufführung und wir können schön langsam zu den angenehmen überraschungen des abends kommen. 

warum im gedruckten jänner-programm der bassist jongmin park als angelotti angeführt war, erschließt sich mir nicht. der bariton clemens unterreiner hat stattdessen diese partie gesungen und voll überzeugt. nicht nur spielt er diese rolle, als wäre er in erster linie schauspieler, auch wächst sie ihm zunehmend an den leib und so mag man sich fast schon niemanden anders als angelotti vorstellen als das ensemblemitglied aus wien.

diesen cavaradossi hätte ich vittorio grigolo, das hab ich im vorfeld oft genug erwähnt, nicht zugetraut, aber an seinem beispiel zeigt sich wieder einmal, wie gross der entwicklungsschritt sein kann, der zwischen dem nemorino von herbst 2017, seinem letzten auftritt an der wiener staatsoper vor dieser tosca-serie, und dem heutigen cavaradossi liegt. zwar war noch die eine oder andere vibratostörung in der stimme vernehmbar, diese merzte er aber mit zunehmender routine und so manchem forte aus. die duette im ersten und dritten akt gelangen ihm wirklich ausgesprochen schön und auch sein "e lucevan le stelle" war gut dosiert, wie gesagt, bevor es ins vibrato ging, streute er lieber ein forte ein - so macht ein guter opernsänger aus einem durchschnittlichen abend einen guten - durch routine. ein wenig zu gross scheint bei ihm immer das haus zu sein, weswegen er zum forcieren, zu beginn des dritten aktes musste er sich zurücknehmen.

und auch das dürfen wir nicht unerwähnt lassen: die vordergründig unscheinbare partie des spoletta, die zu oft nur halbherzig besetzt und heruntergesungen wird und bei der vielen österreichischen sängern die sprichwörtliche italianità fehlt, wurde heute ganz ausgezeichnet gestaltet und zwar vom ensemblemitglied leonardo navarro. der junge chilene, der seit 2017 in wien beschäftigt ist, sang die partie des handlangers des diktators klar und zauberhaft schön, machte sie beinahe zu einer hauptrolle und sang seinen chef scarpia tatsächlich und ohne übertreibung an die wand. ebenfalls nicht unerwähnt darf das heutige kind der opernschule, maryam tahon, bleiben. absolut fehlerlos und sternenklar gelang der jungen dame die kleine partie des hirtenjungen. eine berechtigte frage ist sicher jene, warum man gerade diesen kindern der opernschule nicht den einzelapplaus gewährt, während man jeden kleinen statisten aus der butterfly vor den vorhang zerrt.

ebenfalls eine gute gestaltung der nebenrolle des schliessers gelang ayk martirossian, wenig auffällig hingegen war marcus pelz als sciarrone, diese partie ist aber wirklich sehr, sehr klein und lässt wenig gelegenheit zu glänzen. 

die tosca ist eine schwierige oper, gerade im zusammenspiel der einzelnen künstler zeigt sich ihr hoher anspruch. und so gelingt halt nicht jede aufführung. die heutige war für mich eine, die nach dem ersten akt auf der kippe stand, die aber ein überraschend starker cavaradossi und ein glänzender underdog in form von spoletta im endeffekt auf der guten seite haben landen lassen. 

in anderer, nominell attraktiverer besetzung kommt die tosca heuer noch zweimal. schon im februar geht es mit einem der besten tenöre der gegenwart, piotr beczala, im verbund mit sondra radvanovsky und thomas hampson weiter. im juni aber gibt es die tosca mit folgender formation: nina stemme wird da die floria tosca singen, erneut piotr beczala den cavaradossi und als scarpia wird es dann den grossartigen carlos alvarez zu hören geben - eine absolute traumbesetzung!

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Baltic Cup Champion

Natürlich kann man das auch anders sehen und der individuelle Gusto ist ja auch höchst unterschiedlich.

Für mich war das aus mehreren Gründen eine außergewöhnliche Tosca (und die habe ich schon wirklich oft gesehen).
Zunächst hat mich mal der Pido am Pult überrascht, diesen euphorischen Zugang zu dieser Oper kannte ich von ihm noch nicht. Mag sein, dass da kurz mal die Pferde mit ihm durchgegangen sind, aber er ließ das Orchester hell erstrahlen und konnte mich damit wirklich mitreissen. Ich war ja heute (bis auf eine Ausnahme - dazu gleich) auf einen gemütlichen Repertoirabend eingestellt, den ich während des Ringes mal so als Abwechslung mitnehme. Das hat sich, dank Pido, schon während des ersten Akts geändert.
Die angesprochene Ausnahme ist Kristine Opolais. Ich kann da nicht objektiv sein, das gebe ich unumwunden zu. Ich liebe diese Frau einfach, und das seit einigen Jahren. Ihr unbändiger Einsatz im darstellerischen Bereich, ihre Mimik, ihre Gestik, das optimale Aussehen und natürlich ihre wunderschöne Stimme. Für mich hat sie auch heute alles richtig gemacht. Natürlich hat man "Vissi d'arte" auch schon mal noch schöner gehört, das trübt, für mich, aber nicht die Gesamtleistung. Die Duette mit Grigolo sind hervorragend gewesen. Die Darbietung bei der Bedrängung durch Scarpia und die Mordszene waren einfach nur großartig. Aber schon im ersten Akt wurde klar, dass da heute keine Tosca auf der Bühne steht die einfach ihren Text schön singt, sondern eine die dieser etwas verstaubten Uraltinszenierung neues Leben einhaucht. Die Eifersucht, der Fächerwurf, ihr Selbstmord, etc., das alles wirkte als ob es da eine Regieauffrischung gegeben hätte. Sie ist auch die erste seit langem die nach dem Mord nichts vergessen hat (da wurde oft das Kreuz vergessen, oder nicht alle Kerzen ausgeblasen, die Leuchter nicht neben der Leiche platziert, sogar der Mantel ist schon mal liegengeblieben - irgendwas war da fast immer).
Clemens Unterrainer, Wolfgang Bankl, Ayk Martirossian und Markus Pelz empfand ich als sehr gut. Die passten sich dem hohen Niveau an und wussten zu gefallen. Wobei besonders Unterrainer im noch besser und besser wird.
Leonardo Navarro war mit seiner Leistung als Spoletta wohl purer Luxus. Toll, dass man einen solchen Mann in einer so kleinen Rolle erleben kann.
Maryam Tahon war ein grandioser Hirtenjunge. Die Opernschule macht einen tollen Job, das erlebe ich ja dank meiner Nichte selbst. Der Hirtenjunge ist für viele Kinder ein Sprungbrett, Maryam wusste die Chance zu nutzen. Weitere Talentproben gibt es übrigens ab nächsten Samstag auf der Bühne in der Walfischgasse zu sehen. Da findet die Premiere der Kinderoper "Was ist los bei den Enakos" statt, wo auch meine Nichte als "Sportenako" zu erleben ist (sie hat sich da, alle Rollen sind doppelt besetzt, mit ihren 12 Jahren gegen eine Kollegin von den Opera-Teens behauptet und wurde für die Premire ausgewählt). =)
Außergewöhnlich war auch und insbesondere Vittorio Grigolo, den ich zum ersten Mal erlebte. Bei der ersten Arie noch etwas zurückhaltend, hat er ab dem ersten Duett mit Tosca gestrahlt. Eine wunderschöne Stimme, tolle Duette, ansprechendes und emotionales Schauspiel und auch ein wunderschönes "E lucevan le stelle" welches sich vor Kaufmann sicher nicht verstecken muss. Grandios sein "Vittoria! Vittoria!" welches ich so sicher noch nie gehört habe. Das war für mich ein Aha-Moment. Ich dachte mir in der selben Sekunde wo ich es hörte: "Aha, SO gehört das und keinen Deut anders." Er hat in mir ab heute einen neuen Fan gewonnen, ich werde seine nächsten Auftritte in Wien sicher besuchen. Außergewöhnlich auch das überschwengliche Verhalten von Grigolo nach der Aufführung. Er sprang herum, kniete sich hin, rief dem Publikum Komplimente zu, umarmte seine Kollegen und das alles immer und immer wieder. Wird wohl eine Masche sein, sympathisch ist es allemal.
Dass Vratogna da nur einen Routineabend hinlegte und am Erfolg der Aufführung mitnaschen darf, das kann mich eigentlich nicht stören (aber ja, diese Partie hat viel mehr Spielraum den man nützen könnte).

 

Nichts desto trotz -> ich freue mich schon auf die Tosca im Februar mit Piotr Beczala und Thomas Hampson. Sondra Radvanovsky habe ich noch nicht erlebt, aber ihre Karriere spricht wohl für sich.

Heute habe ich erstmals hautnah ein "Touristenproblem" zu verspüren bekommen. Mama und Töchterchen saßen im Parkett direkt vor mir. Zunächst suchten beide am Handy herum, nach ~10 Minuten kamen sie drauf, dass sich unter ihrem Sitz ein Untertiteldisplay befindet (fußfreie Reihe), dann spielten sie damit herum bis sie endlich die russische Version fanden. Töchterchen (sicher schon 15 oder 16 jahre alt) fragte danach aber trotzdem immer wieder die Mama (vermutlich) was sich da auf der Bühne tut. Alles in allem schon ein bissl lästig, letztendlich hat es mich aber eh nur einige Schmunzler gekostet. Bei den wichstigsten Stellen waren sie eh auch vom Geschehen auf der Bühne gefesselt und es ist ja schön, wenn sich so junge Menschen überhaupt für die Oper begeistern können. Auch das war für mich außergewöhnlich an diesem Abend .... :D

 

bearbeitet von halbe südfront

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Marcel Prawy in Ausbildung

ich weiss nicht, ob es masche ist. hab mal eine doku gesehen, in deren zuge der grigolo auf zwei gesangsstudenten getroffen ist, für die er spontan eine übungsstunde eingelegt hat und andere termine kurzfristig abgesagt hat. 

der ist schon so nett. 

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Baltic Cup Champion
Marco Lecco-Mio schrieb vor 2 Stunden:

ich weiss nicht, ob es masche ist. hab mal eine doku gesehen, in deren zuge der grigolo auf zwei gesangsstudenten getroffen ist, für die er spontan eine übungsstunde eingelegt hat und andere termine kurzfristig abgesagt hat. 

der ist schon so nett. 

 

Als höchsympathisch hab ich ihn auch wahrgenommen. Aber diese Gefühlsausbrüche nach der Vorstellung, nach so vielen Jahren wirken halt ein bissl gespielt, nach doch schon einigen Jahren der Karriere und einigen Erfolgen an der Met. =)  Doch vielleicht ist es ja auch einfach nur sein italienisches Temparament. 

Aber nicht falsch verstehen. Ich mag das so. Selbst wenn es nicht 100%ig echt wäre, empfinde ich es als schöne Geste der Wertschätzung dem Publikum gegenüber. Und schließlich hat der Gottvater Pavarotti dieses Spiel auch perfekt beherrscht. Von dem darf man sich schon was abschauen.  ;)

 

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Marcel Prawy in Ausbildung
halbe südfront schrieb vor 5 Stunden:

Aber diese Gefühlsausbrüche nach der Vorstellung, nach so vielen Jahren wirken halt ein bissl gespielt, nach doch schon einigen Jahren der Karriere

ja. man darf aber nicht vergessen, dass seine letzte serie davor eine richtig schlechte war und vielleicht war er ja erleichtert, dass er diesmal in glanz zurückgekehrt ist. 

ich habs ja nicht gesehen diesmal, hab mich schnell nach dem letzten ton davonmachen müssen.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Marcel Prawy in Ausbildung

manfred a. schmid hat die ganze besetzung im neuen merker in der luft zerrissen. offensichtlich hat er den nemorino von grigolo damals nicht gehört, sonst hätt er ihn wahrscheinlich nicht derart niedergemacht. 

aber auch die beiden anderen haben ihr fett abbekommen, natürlich gerade vratogna. 

und auch richtigerweise pido.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Join the conversation

You can post now and register later. If you have an account, sign in now to post with your account.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Only 75 emoji are allowed.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Your previous content has been restored.   Clear editor

×   You cannot paste images directly. Upload or insert images from URL.

Lädt...


  • Folge uns auf Facebook

  • Partnerlinks

  • Unsere Sponsoren und Partnerseiten

  • Wer ist Online

    • Keine registrierten Benutzer online.