Ausbildung zum Fach- bzw. Diplomsozialbetreuer


Footballhead

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Hobbyjournalist

Wie versprochen ein paar Worte zur Arbeitswoche:

Von Montag bis Mittwoch war ich jeweils von 13 Uhr bis 21:30 Uhr im Wohnhaus tätig.

Überaus gewöhnungsbedürfige Arbeitszeiten wenn es nach mir geht.

Am ersten Tag von der Leiterin und drei weiteren Behindertenbetreuern empfangen führte mich der Zivildiener durch das Haus, in dem insgesamt 16 Bewohner in Einzelzimmern untergebracht sind. Ich wurde darauf hingewiesen, dass die Tageswerkstätten, in denen die einzelnen Bewohner für gewöhnlich arbeiten für 14 Tage geschlossen sind und die Leute dementsprechend momentan ihren Urlaub verbringen. Artig stellte ich mich bei den einzelnen Bewohnern vor und traf zu meiner Überraschung auf teilweise sehr junge beeinträchtigte Menschen Anfang 20 und weiters auf etwas ältere Leute, deren Alter sich aber schwer schätzen lässt.

Täglich findet Wäsche-, Küchen- und Zimmertraining für jeweils drei Bewohner statt.

Beim Wäschetraining wird schmutzige Kleidung in einen Korb gegeben und in den Waschraum gebracht. Dort stehen eine Waschmaschine und ein Trockner, um deren Bedienung sich die Betreuer kümmern. Im Rahmen des Küchentrainings bereiten Bewohner eine Abendjause vor und kümmern sich im Anschluss um den Abwasch. Wird ein Bewohner dem Zimmertraining zugeteilt, so muss er sein Zimmer zusammenräumen und entstauben.

Ca. um 19:30 Uhr werden einzelne Bewohner beim Duschen unterstützt, wobei ein Großteil der Leute keine Hilfe benötigt. Dennoch duschen sich ein paar Männer nur unter den strengen Argusaugen von Betreuern, wobei kontrolliert wird, ob sie ordentlich vorgehen und sie kurioserweise komplett selbstständig wohl auf Körperpflege verzichten würden.

Nachdem einige Leute in dieser Woche oft am frühen Morgen auf freiwilliger Basis einen Tagesausflug absolvierten waren in dieser Zeit natürlich nur wenige Leute anwesend. Ich war mir für keine Tätigkeiten zu schade und bot auch an, dass ich ohne Weiteres Reinigungstätigkeiten durchführe. So putzte ich an einem Nachmittag für ein paar Stunden gemeinsam mit dem Zivildiener die Rollos einiger Fenster. Die Leiterin des Wohnhauses betonte mir gegenüber aber auch, dass sie mich "nicht zu oft putzen lassen" will. So widmete ich mich bei Gelegenheiten natürlich gerne den Klienten. Ich unterhielt mich schlicht mit ihnen, spielte Brettspiele, unterstützte sie bei Problemen am PC oder lauschte der Musik, die ein Mann mit seiner Blockflöte machte. ;)

Nach dem freien Donnerstag war ich am Freitag bereits ab 8 Uhr im Dienst. An diesem Vormittag begleitete ich einen Bewohner zu Fuß zum Friseur. Er zeigte sich von einer sehr gesprächigen Seite und ich lernte ihn dementsprechend gut kennen. Zudem unterstützten er und meine Wenigkeit im Anschluss einen Betreuer beim Zubereiten des Mittagessens, dem Abwasch und dem Tischdecken.

Man muss in Summe aber betonen, dass mir eine "Scheinwelt" vorgegaukelt wird, wenn man so will. Die einzelnen Betreuer kümmern sich in Wahrheit nämlich um jede Menge bürokratische Angelegenheiten. Täglich wird der Allgemeinzustand jedes Bewohners notiert. Häufig spielt die Koordination von Arzt-, Friseur- und anderen Terminen eine große Rolle. Weiters waschen sie die Wäsche und bügeln. Tätigkeiten, die mir allesamt erspart bleiben. Die Beschäftigung mit den Bewohnern bleibt für sie oft ein wenig auf der Strecke. Dementsprechend kümmern sich die Praktikanten häufig darum.

Ich bin gespannt auf die kommende Woche und hoffe an der Teilnahme an zahlreichen Ausflügen. Einfach der Abwechslung halber. ;)

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  • 3 weeks later...
freiberuflicher Wappler

Sooo jetzt hab ich den ganzen Fredl durch und ich kann nur sagen du hast meinen vollsten Respekt. Als jemand der selbst teilweise betroffen ist kann ich dir nur meinen vollsten Dank ansprechen solche Leute brauchts. Schön, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst zumal ich selber mit dem Gedanken spiele irgendwas in Richtung soziales zu machen. Mal schauen.

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Hobbyjournalist
Pepi_Gonzales schrieb vor 27 Minuten:

Sooo jetzt hab ich den ganzen Fredl durch und ich kann nur sagen du hast meinen vollsten Respekt. Als jemand der selbst teilweise betroffen ist kann ich dir nur meinen vollsten Dank ansprechen solche Leute brauchts. Schön, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst zumal ich selber mit dem Gedanken spiele irgendwas in Richtung soziales zu machen. Mal schauen.

Vielen Dank. Ich freue mich natürlich über jeden Einzelnen, der diesen Thread mit Freude liest. Eine SOB kann ich dir ob ihrer Vielseitigkeit zum bisherigen Stand absolut empfehlen. Kein Praktikum verläuft wie das andere. Die einzelnen Einrichtungen sind grundverschieden und irrsinnig lehrreich. 

Bis Sonntag dauert mein Ferialpraktikum übrigens noch an. 

Drei der vier Praktika wurden für das kommende Schuljahr außerdem bestätigt.

1. Praktikum: Betreutes Wohnen für behinderte Menschen. (Ich lerne sozusagen eine andere Wohneinrichtung für beeinträchtigte Personen kennen.)

2. Praktikum: Altenpflegeheim. (Und zwar genau in jener Einrichtung, in deren Tageszentrum ich einst meinen Zivildienst absolvierte. Back to the roots ;))

3. Praktikum: Heilpädagogischer Kindergarten. (Um das Spielen und Arbeiten mit beeinträchtigten Kindern kennen zu lernen. Einige Fragen stelle ich mir im Vorhinein: Wie ist deren Entwicklungsstand? Wie wird der Tagesablauf strukturiert? Ich freue mich bereits sehr darauf.)

Das 4. Praktikum werde ich auf einer operativen Station in einem Krankenhaus stattfinden. In welchem Spital genau steht noch nicht fest. 

 

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Hobbyjournalist

Es hat jetzt nicht unbedingt mit meiner Ausbildung per se zu tun, aber ein Schulkollege wurde vergangenes Wochenende Vater eines gesunden Jungen. Eine Schulkollegin und meine Wenigkeit kauften Geschenke und konnten ein paar Leute aus der Klasse mobilisieren, um morgen am Vormittag zu ihm zu fahren. Wie es der Brauch besagt stellen wir einen Storch aus Holz auf und stoßen mit einem Glas Sekt an. Schön, dass ich nach längerer Zeit wieder einmal Mitschüler antreffe. Privat verlaufen sich die Wege nämlich.

 

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  • 3 weeks later...
Hobbyjournalist

Ich ließ schon längere Zeit nichts mehr in diesem Thread von mir hören, schwebe in beruflicher Hinsicht aber auf Wolke 7.

In der betreuten Wohneinrichtung für behinderte Menschen, in der ich mich derzeit befinde fühlte ich mich vom ersten Tag an ganz hervorragend integriert. Ich konnte einen guten Draht zu den einzelnen Bewohnern finden und bin von einem überaus freundlichen und respektvollen Team umgeben, dass scheinbar an einem Strang zieht - und das trotz hoher Fluktuationsrate im vergangenen Jahr.

Heute erhielt ich seitens der Leiterin meine Zwischenbeurteilung und diese viel sehr positiv aus. Derzeit wird nach zwei neuen Mitarbeitern gesucht und der Leiterin zufolge bedauern einige Betreuer die Tatsache, dass ich mich noch mitten in der Ausbildung befinde. Mein Umgang mit den Bewohnern wäre ideal heißt es. Zudem sehe ich den Kollegen zufolge stets die Arbeit und bin ausgesprochen gewissenhaft am Werk. Ich glaube ein positiveres Feedback kann man nicht bekommen. Genial. 

bearbeitet von Footballhead

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freiberuflicher Wappler
Footballhead schrieb vor 17 Minuten:

Ich ließ schon längere Zeit nichts mehr in diesem Thread von mir hören, schwebe in beruflicher Hinsicht aber auf Wolke 7.

In der betreuten Wohneinrichtung für behinderte Menschen, in der ich mich derzeit befinde fühlte ich mich vom ersten Tag an ganz hervorragend integriert. Ich konnte einen guten Draht zu den einzelnen Bewohnern finden und bin von einem überaus freundlichen und respektvollen Team umgeben, dass scheinbar an einem Strang zieht - und das trotz hoher Fluktuationsrate im vergangenen Jahr.

Heute erhielt ich seitens der Leiterin meine Zwischenbeurteilung und diese viel sehr positiv aus. Derzeit wird nach zwei neuen Mitarbeitern gesucht und der Leiterin zufolge bedauern einige Betreuer die Tatsache, dass ich mich noch mitten in der Ausbildung befinde. Mein Umgang mit den Bewohnern wäre ideal heißt es. Zudem sehe ich den Kollegen zufolge stets die Arbeit und bin ausgesprochen gewissenhaft am Werk. Ich glaube ein positiveres Feedback kann man nicht bekommen. Genial. 

Wenns laft dann Lafts.:yes:

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Hobbyjournalist

Im Augenblick mache ich mir hinsichtlich der Durchführung eines Fachprojekts im Behindertenbereich meine Gedanken. Um mich nach diesem Schuljahr als Fachsozialbetreuer bezeichnen zu dürfen muss ich ein Fachprojekt erfolgreich umsetzen und im Juni hierzu eine Fachprüfung ablegen.

Im Rahmen dieses Projekts geht es darum, mindestens einen Klienten (od. Bewohner) mit Beeinträchtigung zu fördern. Z.B: Gemeinsames Kochen mit anschließender Erstellung eines Bildrezeptes, um die hauswirtschaftlichen Grundkenntnisse eines Menschen zu verbessern etc...

Das Projekt soll mindestens eine Stunde dauern, darf einen ganzen Tag aber nicht überschreiten. 

Als passionierter Hobbygitarrist würde ich sehr gerne ein Musikprojekt durchführen und befinde mich auf der Suche nach Übungen, die sich evtl. umsetzen ließen, um zumindest eine Stunde interessant und lehrreich zu gestalten. Würde mich freuen, wenn diesbezüglich vielleicht jemand von euch Ideen oder Anregungen parat hätte. 

 

 

 

 

bearbeitet von Footballhead

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free like a bird
Footballhead schrieb am 30.9.2016 um 21:35 :

Im Augenblick mache ich mir hinsichtlich der Durchführung eines Fachprojekts im Behindertenbereich meine Gedanken. Um mich nach diesem Schuljahr als Fachsozialbetreuer bezeichnen zu dürfen muss ich ein Fachprojekt erfolgreich umsetzen und im Juni hierzu eine Fachprüfung ablegen.

Im Rahmen dieses Projekts geht es darum, mindestens einen Klienten (od. Bewohner) mit Beeinträchtigung zu fördern. Z.B: Gemeinsames Kochen mit anschließender Erstellung eines Bildrezeptes, um die hauswirtschaftlichen Grundkenntnisse eines Menschen zu verbessern etc...

Das Projekt soll mindestens eine Stunde dauern, darf einen ganzen Tag aber nicht überschreiten. 

Als passionierter Hobbygitarrist würde ich sehr gerne ein Musikprojekt durchführen und befinde mich auf der Suche nach Übungen, die sich evtl. umsetzen ließen, um zumindest eine Stunde interessant und lehrreich zu gestalten. Würde mich freuen, wenn diesbezüglich vielleicht jemand von euch Ideen oder Anregungen parat hätte. 

 

 

 

 

von mir hast eh schon pn.

eine persönliche anmerkung dazu: projekt dass einen tag nicht überschreiben darf = unsinnig.

 

meins dazumals dauerte mehrere wochen. ging aber auch nur weil ich meinen "projektbegleiter" ziemlich zugeredet habe dass ich so kurzfristige projekte blödsinnig finde. :)

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Hobbyjournalist

Mir ist am letzten Tag meines Praktikums noch eine tolle Idee eingefallen: Ein Mädchen, das an einer mittelgradigen Intelligenzminderung leidet, hat eine besondere Vorliebe für Pferde. Ich möchte ihr nun die Möglichkeit bieten auf einer Pferdezucht unter Anleitung und Aufsicht zu reiten. Nachdem ihre Bezugsbetreuerin, die Leiterin des Wohnhauses und das Mädchen selbst mit meiner Idee einverstanden sind, hoffe ich nun darauf, dass die Sachwalterin des Mädchens kein Veto einlegt. 

Letzten Sonntag nahm das Praktikum im Wohnhaus sein Ende. Nachdem ich eine Torte und auch meine Gitarre mitbrachte wurde am Nachmittag mein Abschied "gefeiert", wenn man so will. Was mir besonders imponierte war wieder einmal die Erkenntnis, dass Musik der Seele besonders gut tun kann. 

Eine 18 Jahre alte Bewohnerin hat(te) des Öfteren mit Affektausbrüchen zu kämpfen. Sie verlässt plötzlich die Einrichtung, beginnt zu schreien oder zu weinen. Das einzige pädagogische Konzept in diesem Fall ist stets sie zu ignorieren und zu versuchen, sie wieder in die Einrichtung zurückzubringen, sobald sie sich beruhigt hat. Als ich aber mit meiner Gitarre spielte sang sie fröhlich mit, holte sogar ihre eigene Gitarre, damit ich ihr etwas beibringen kann und tanzte im Anschluss zur Musik noch glücklich vor sich hin. Von negativen Emotionen also keine Spur. Es würde im Normalfall für ein Fachprojekt reichen, wenn ich dieses Erlebnis näher schildere, aber nachdem ich zuvor mit einem anderen Mädchen eben schon hinsichtlich der möglichen Reitstunde sprach ist es natürlich Ehrensache, dass ich mich diesbezüglich einsetzen will. 

Was mir ganz viel Auftrieb gab waren allen voran die Worte von der Leiterin des Hauses, als sie mir vor meinem (vorübergehenden) Abschied die Hand schüttelte. Sie bezeichnete mich als "Bereicherung für die gesamte Einrichtung" und machte mir zudem das Angebot, dass ich nach absolvierter Ausbildung gerne eine Bewerbung senden darf, sofern von meiner Seite Interesse besteht. Ich persönlich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass mir dieses Praktikum von allen bisher absolvierten Praktika am meisten Spaß gemacht hat. Vor allem hatte ich von Anfang an einen guten Draht zum Team und glaube tatsächlich, dass mich ein Job in dieser Einrichtung erfüllen würde. 

Vorausgesetzt ich arbeite an meinen hauswirtschaftlichen Kenntnissen, denn dass an den Wochenenden für zehn bis 15 Personen gekocht wird ist für einen Typen mit ausgesprochen bescheidenen Kochkünsten nicht unbedingt unproblematisch. Aber an diesem Defizit werde ich feilen. ;)

Nebenbei bemerkt begann am Montag mein mittlerweile bereits 6. Praktikum. Ich absolviere dieses in einem Altersheim, das ganze 150 Bewohner auf drei Stöcke verteilt umfasst. Wieder einmal eine vollkommen neue - und für mich problematische Welt. Dazu in den kommenden Tagen mehr. :(

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Hobbyjournalist
RenZ schrieb vor 6 Stunden:

Es geht dahin. Sehr gut!

Wie viel Praktika hast du gesamt? Müsste ja bald vorbei sein.

Ich absolviere momentan das sechste von gesamt acht Praktika. 

20 Wochen Schule, ein Praktikum in einem heilpädagogischen Kindergarten und eines auf einer operativen Abteilung in einem Krankenhaus stehen mir noch bevor. Danach absolviere ich sämtliche Abschlussprüfungen. 

Im derzeitigen Praktikum steht mir noch mein klinischer Unterricht bevor. Mein Praktikums-Begleitlehrer erscheint und überzeugt sich davon, ob ich eine Person am Waschbecken und einen anderen Bewohner am Bett vernünftig pflege. 

Mich selbst macht die Pflege im Augenblick nicht glücklich. Bin nicht begeistert von einer derart großstrukturierten Einrichtung und der künstlich erzeugten Hektik seitens des Pflegepersonals. Künstlich erzeugt insofern, weil wir - das Personal - nach Abschluss der Körperpflege pünktlich um 9:30 Uhr eine halbe Stunde lang frühstücken und insofern um diese Uhrzeit bereits sämtliche Leute gewaschen haben müssen. 

 

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