Birmingham #2 - ein Erlebnisbericht


Dannyo

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Schefoasch

Der Moment als die User Elwood und Parazitu mich Mittwochs um 5:15 Uhr von der Albert-Schulz-Halle abholten, um mich zum Flughafen mitzunehmen hatte eine ganz seltsame Dynamik. Keiner von uns schlief in der vorherigen Nacht mehr als eine Stunde, mehr als das einstündige Nickerchen im Flieger von Wien nach Zürich war auch für den Rest des Tages nicht drin. Aber irgendwie wussten wir, dass die drei Tage in England etwas Unerwartetes mit sich bringen könnten. Die zweite Reise nach Birmingham innerhalb von 53 Wochen war das beste Beispiel dafür, dass man eine Europacup-Auswärtsfahrt nie abblasen sollte, nur weil man ein Jahr zuvor schonmal dort war. Nach einem vierstündigen Zwischenstopp in Zürich, inklusive sündteurem Kaffee und netter, kleiner Stadtbesichtigung, saßen wir um die Mittagszeit endlich im Flugzeug nach Birmingham, nachdem wir am Flughafen noch einigen Young Boys Bern Fans Glück für das bevorstehende Rückspiel bei den Tottenham Hotspurs wünschten (das die Schweizer dann aber mit 0:4 verloren). In der zweitgrößten Stadt Englands angekommen, trafen wir auf unseren dritten Mitreisenden: Guy aus Northampton, seines Zeichens Villa-Fan, war mir sofort sympathisch und sollte uns im Laufe der England-Reise auch noch eine Menge Gaude bereiten. Zu viert ging's schließlich ins Paragon Hotel, wo wir mit Markus (ASB "Ramirez") und Martin zwei weitere Gleichgesinnte trafen. Kurz frisch machen, Sachen ins Zimmer schmeißen und die erste Pubtour konnte beginnen!

Unsere erste Station, Mittwochs gegen 15 Uhr, war das scheinbar zweitälteste Pub Birminghams, "The Old Contempibles", das den Mitfahrern vom letzten Jahr sicher noch ein Begriff ist. In angenehmer Atmosphäre wurden die ersten Carlings und Strongbows gezwitschert und der erste Fisch kam inklusive der obligatorischen Chips auf den Teller. Wir mussten nach der langen Reise und der kurzen Nacht wieder zu Kräften kommen, schließlich stand hoher Besuch an. Zunächst gesellte sich Tom aus Cambridge zu uns. Tom glänzte letzte Saison mit einer "Perfect Season", also dem Besuch aller 42 Ligaspiele seines Herzensklubs Cambridge United, das in Englands fünfter Spielklasse, der National Conference zu Hause ist. Er sah den Auftritt der Rapid-Fans vergangenes Jahr von der Hintertortribüne des Villa Parks und empfand die Support Performance dermaßen inspirierend, dass er einen langen Lobpreisungsartikel für die mitgereisten Wiener verfasste. Ich lernte Tom vergangenen Dezember kennen, als wir nach dem Europa-League-Gruppenspiel zwischen Rapid und Celtic Glasgow (3:3) noch einige Drinks hoben. Gemeinsam mit seinem Freund Alix, ebenfalls ein glühender Cambridge-United-Fan und seines Zeichens Maskottchen des Klubs (Alix trägt bei Heimspielen ein Elchkostüm und mimt "Marvin Moose") verbrachten wir eine tolle, flüssige Nacht in Wien. Alix kündigte sich für den Matchtag an. Beide Cambridge-Jungs kreuzten mit Rapid-Fanutensilien auf und hatten bereits ihre Tickets für den Rapid-Sektor. Für Tom und Alix sollte es das zweite Spiel binnen drei Tagen werden: Erst am Dienstag waren die beiden für Cambridge unterwegs, holten bei Tamworth nur ein 1:1.

Besonders freuten wir uns jedoch auf unser Treffen mit Andi Weimann, der etwa eine halbe Stunde nach uns ins "The Old Contemptibles" kam. Mit kurzem Leiberl, Flipflops und Krücken machte Andi es sich so bequem wie möglich, doch der extrem angeschwollene Knöchel, der bis dato auch noch keine exakte Untersuchung zuließ, machte ihm sichtlich zu schaffen. Andi, der in Birmingham bei einer sehr netten Gastfamilie untergebracht ist, erzählte uns über seine Zeit im Aston Villa Reserve-Team, großen Erfolgen unter Coach Kevin MacDonald und wie er den unglücklichen Zweikampf mit Veli Kavlak erlebte. Weimann ist auf jeden Fall einer der Kicker, die trotz Vertrags bei einem Premier-League-Klub und ersten Einsätzen in der Kampfmannschaft auf dem Boden blieben. Eben ganz normal, sympathisch, sich nicht zu schade mit uns einige Stunden im Pub zu verbringen, obwohl der Knöchel schmerzte und ständig hochgelagert werden musste. An dieser Stelle danke dafür, Andi! Zum Abschlusstraining konnte er uns dann nicht mehr begleiten, dieses war aber ohnehin unspektakulär. Zuvor erzählte Andi uns von der manchmal aufblitzenden Genialität eines John Carew, der Möglichkeit eines Leihgeschäfts, etwa mit Walsall, der als einer Satellitenklubs von Aston Villa gilt und er brach eine Lanze für Atdhe Nuhiu, der zwar meist schwammig aussieht, aber immer und überall seine Tore macht.

Was folgte war ein feuchtfröhlicher Abend im "Figure of Eight", das zu diesem Zeitpunkt noch nicht sonderlich grün eingefärbt war, was sich am nächsten Tag jedoch ändern sollte. Und an eben diesem nächsten Tag, Matchtag, Donnerstag, ging es zunächst auf ein gemütliches Frühstück in den "Bullring", das Einkaufszentrum Birminghams. Die Indoor-Flaniermeilen waren mittlerweile schon ziemlich grün und die Vorfreude stieg nach dem ersten Kaffee und einem Haufen Wasser, um den Brand vom Vortag zu löschen, ins Unermessliche. Der erste größere Treffpunkt auf der Broad Street - Birminghams Ausgehstraße - war schließlich das gemütliche "The Brasshouse". Zunächst ein bisschen Fachsimpeln und Insiderinfos mit den Jungs der OMS, allesamt mit einheitlichem Dresscode ausgestattet und per Tagesflug nach Birmingham angereist, danach die ersten Pints und ein guter Grillteller und gegen 15 Uhr wurden einige der Fans schließlich nervös. Bei den Rauchpausen vor dem Pub hörte man vom anderen Ende der Broad Street bereits erste Sprechchöre, offensichtlich in deutscher Sprache. Es war eindeutig Zeit weiter zu ziehen, mit den anderen Jungs und Mädls in und vor dem gesteckt gefüllten "Figure of Eight" Präsenz zu zeigen. Also zogen wir weiter.

Vor dem "Figure of Eight" trafen wir schließlich die beiden Cambridge-Jungs wieder. Tom und Alix waren bereits ciderfiziert, genossen die Schlachtgesänge und die friedliche, wie laute Atmosphäre. Mit ein bisschen Polizeischutz und erhöhter Pubsecurity mussten wir uns zwar abfinden, das tat der guten und euphorischen Stimmung aber eindeutig keinen Abbruch. Zu sehr wollte jeder beweisen, dass die großartige Fan Performance des letzten Jahres nicht einfach nur ein guter Tag war, sondern dass Rapid noch einmal zu einer solchen Leistung, auf den Rängen und auf dem Platz, fähig war. Vor dem Pub Stimmung machend lernten wir schließlich noch einige weitere ASB-User kennen. Es sind eben diese kultigen, unerwarteten Begegnungen: Man weiß, dass da ein Haufen Boardkollegen sein müssen, aber man trifft sich im Endeffekt zufällig, so auch meine späteren Stadionnachbarn stiffl0r und Großfeld, mit denen wir uns gleich bestens unterhielten. Ein leicht illuminierter Schoki erklärte mir beim Pint-Holen schließlich, dass er schon seit 11 Uhr Vormittags hier ist und alle Cider-Sorten des Pubs durchkostete. Cheers! Wie ich per SMS vom User tomstig erfuhr fans die Parallelveranstaltung der vorglühenden Rapid-Anhänger im "The Old Contemptibles" statt. Aber wir genossen unsere letzten Stunden vor dem Spiel im "Figure of Eight" - mittendrin übrigens auch Aston-Villa-Fan Guy, dem vielleicht nicht immer ganz wohl war, der aber die Plauscherl mit den mitgereisten ebenso genoss wie die anderen Individualreisenden und ich. Zudem fühlte man einmal mehr überall die Unterstützung der englischen Bevölkerung: Sowohl Barkeeper als auch Securitymann waren sich nicht zu schade, sich geduldig die Stories des letzten Jahres anzuhören. Klar - immerhin waren die beiden Anhänger des Stadtrivalen Birmingham City und wünschten uns von ganzem Herzen, dass wir den "Villa Scum" auch heuer ausschalten sollten.

Schließlich ging es ab zu den Bussen, in einem Mob über die Broad Street, vorne und hinten abgesperrt durch die englischen Bobbies, die leider nicht so lustig drauf waren, wie sie aussahen. Nachdem sich Elwood mit der dicken Spiegelreflexkamera über eine Gehsteigkante an den Polizisten vorbeischmuggelte, um Fotos zu machen und ich selbiges versuchte, indem ich am Ende des Mobs einfach mitten durch die Sicherheitsleute spazieren wollte, wurde ich gleichmal weitergestoßen. Auf meine Bitte, mich doch einfach zu meinem Kollegen durchzulassen, reagierten die Polizisten mit noch mehr Drängelei und als ich ihnen versicherte, dass ich "calm" bin und sie deswegen nicht handgreiflich werden müssen, wurde mir gleich mal Arrest angeboten. Gut, mit solchen Flaschen brauchen wir nicht groß weiterdiskutieren, also folgte ich wieder brav dem Mob, dessen Mitglieder vom anstrengenden Pintstemmen im "Figure of Eight" immer wieder pinkeln musste, was die Bobbies im hübschen englischen Rasen nicht zuließen und die Notdürftigen ebenfalls weiterdrängelten, was die leicht Angeheiterten natürlich zu einer wandelnden "Wasser"-Schlacht umfunktionierte. Nicht nur wir wurden von der Polizei maltrediert, auch einer unserer Mitfahrer, Wolfgang, 50+, wollte die Sache mit dem Mobmarsch langsam angehen lassen. Er war jedoch über die Schubser der Polizisten ebenfalls nicht ganz begeistert und begegnete ihnen mit einem herzlichen "greif mi net au, du Voikoffa!!". Nach einem neuerlichen Arrestangebot und weiteren zutiefst österreichischen Flüchen, schafften es aber er, wie auch alle anderen, zu den Bussen. Ab zum Villa Park!

Über eine Stunde vor Spielbeginn waren wir allesamt im Stadion und machten erstmals Stimmung. Die Choreo-Utensilien wurden verteilt, jeder hatte doch noch seinen Platz bzw. seine Partie im engen Sektor gefunden, der an vorderster Front im Gegensatz zum letzten Jahr mit einem Netz bespannt und somit unbegehbar gemacht wurde, damit sich gefährliche Situationen, wie man sie im Vorjahr durchaus sah, nicht mehr vorkommen können. Zur Information: Als Jelavic letztes Jahr das 1:2 erzielte war der Jubel der Rapid-Anhänger so überschwänglich, dass einige Fans fast vom zweiten Rang stürzten. Als das Spiel begann war jedem klar, welche Stunde geschlagen hatte. VOn Anfang an war der Support ähnlich enthusiastisch wie letztes Jahr, vielleicht sogar noch intensiver, zumal wir knapp 300 Leute weniger waren als 2009. Links von mir stand Alix, hinter mit Tom: Die beiden Cambridge-United-Supporter konnten zwar nicht deutsch, supporteten aber von der ersten bis zur letzten Minute mit. Später erzählten sie mir, dass der Funke, der "Spirit" den Rapid verkörpert, einfach übersprang und sie sich bei den Treffern freuten, als hätte ihre eigene Truppe genetzt. Das kann ich auch nur bestätigen, die beiden "went fucking mental", wenn Rapid traf oder auch nicht traf. Ich drehte mich während der 90 Minuten gut 30mal zu Tom um, um seine Reaktionen zu beobachten. Sein Gesichtsausdruck war immer derselbe: Grinsend bis zu den Ohren. Auf meine Halbzeitfrage, wie ihm der Support gefallen würde, meinte er schlicht "fantastic" und "I've never seen anything like this before".

Die erste Halbzeit verlief noch ohne die großen Höhepunkte, den Gegentreffer von Gabby Agbonlahor steckte unser Sektor sehr gut weg, die Mannschaft wurde sofort weiter nach vorne getrieben. In der Halbzeit waren wir uns einig, dass sich einiges ändern müsse, no na. Und schließlich wurden wir für unsere Arbeit auf der Tribüne belohnt: Der Abwehrfehler von Habib Beye führte zu einer Maßflanke von Veli Kavlak auf Atdhe Nuhiu, der den Ball mit einem - wie es die englischen Zeitungen am nächsten Tag schrieben - "Rocket Header" in den Maschen unterbrachte. Der Sektor flippte erstmals total aus, zumal auch der Zeitpunkt des Tores, kurz nach einem gefährlichen Solo von Marc Albrighton eher unerwartet kam. Etwas später überschlugen sich die Ereignisse: Ein Elfmeter nach Foul an Ashley Young wurde nicht gegeben, das nächste Gerangel Sonnleitner-Heskey bestrafte der maltesische Schiedsrichter allerdings mit einem Strafstoß für Aston Villa. Als Raimund Hedl mit aller Wut den Schuss von Petrov hielt und Heskey den darauffolgenden Sitzer kunstvoll über das Tor setzte, drehte ich mich zu Elwood um, der gar nichts sagen musste. Ich hab an seinem Blick gesehen, was er dachte, nämlich, dass Villa mit dieser Aktion gebrochen sein würde. Jetzt hatten wir sie in der Hand. Das war auch meine Sicht der Dinge, aber ich glaubte auch nach dem gehaltenen Elfmeter nicht an eine Verlängerung - hier würde bestimmt noch etwas passieren.

Als Emile Heskey zu Beginn der Rapid-Viertelstunde das 2:1 für Aston Villa erzielte, war mein erster Gedanke nicht etwa "fuck", sondern "ok, gut so, ein Tor machen wir eh noch und dann sind wir gleich weiter". Unglaublich, dass dieses 2:2 auch prompt fiel. Die Sekunden in denen der Ball von Mario Sonnleitner am geschlagenen Brad Guzan ins Tor kullerte waren wohl die längsten meines Fanlebens. Und dann passierte im Sektor das, was Guy später als "Mayhem" bezeichnete. Einer der ärgsten Torjubel ever. Die Cambridge-Jungs zuckten komplett aus, Alix umarmte mich und hob mich hoch, was mir aufgrund seiner ca. 165cm keine sonderlich bessere Sicht verschaffte :D - ich fiel all meinen anderen Stadionnachbarn um den Hals, mitten in der Jubeltraube war ein brüllender Fanpolizist, der mittlerweile seinen Weg zu uns gefunden hatte, weil er in der Nähe irgendjemanden kannte. Und kaum war das 2:2 besorgt und allesamt ein Stechen in der Schläfe hatten, weil das Herausbrüllen unseres Frusts über das 1:2, unserer Angst vor einem Ausscheiden uns total verausgabte, bricht Trimmel nach idealem Hofmann-Zuspiel auf rechts durch und findet per Stanglpass Rene Gartler, der unseren Sektor endgültig total fertigmachte. 3:2, Sternstunde, unglaublich!!! Ich kugelte gleich mal auf dem Boden, schrie nur noch das Wort "unglaublich", dachte nachher, dass ich mir beim Torjubel die kleine Zehe brach (was sich später als elend-unangenehmer Bluterguss herausstellte, aber verdammt, es ist mir so egal)... Parazitu, der vor mir stand, drehte sich um, nicht wissend, was er als Nächstes tun sollte, das Gesicht komplett nass vor lauter Freudentränen. Ein nahezu schockiertes "Oida, Danny, ich weine, ich mein, das gibt's ja nicht", hinter mir der sonst eher gelassene Elwood mit einem Grinser als hätte er in der Moneymaker-Maschine alle Scheine auf einmal gefangen, ein wildfremder Fan, der über zehn Sitze kletterte und mich mal eben auf die Schultern nahm - und ein sich leerender Villa Park. Nein, echt, sowas habe ich mein Leben lang noch nie erlebt. Das sind die Emotionen, für die der Fußball erfunden wurde. Und das sind auch die Emotionen, weshalb man niemals sagen sollte "dort war ich schon, dort fahr' ich nimmer hin".

Als das Spiel vorbei war setzte bei mir jegliches Zeitgefühl aus. Als der Ball nicht mehr rollte, gingen die Feiern auf der Tribüne los. Ich habe keine Ahnung wie lange sie dauerten. Alles um mich herum war so surreal, es war wie einer dieser realistischen Träume aus denen dich plötzlich der Wecker reißt und in die Realität zurückholt. Aber verdammt, es klingelte kein Wecker! Und meine Zehe tat dermaßen weh, das musste echt sein! Irgendwann leerte sich das Stadion, die Cambridge-Jungs zogen grinsend von dannen, weil sie ihren letzten Zug erwischen mussten. Die Tageflieger machten sich auf den Weg zu den Bussen, um wieder heimzufliegen. Aber für unsere kleine aber feine Reisegruppe ging es gleich wieder via Taxi ins "Figure Of Eight". Dieses unrealistische Spiel musste einfach noch einmal begossen werden. Als langsam aber sicher die Realität in meinem Hirn einsetzte, taumelte ich zwischen totaler Euphorie und "nicht wissen, was ich als Nächstes tun soll". Es war ein Gefühl wie Drogen oder wie der kurze Apnoezustand, wenn man beim Tauchen diese eine Sekunde zu lange unter Wasser bleibt. Wir versuchten das Spiel irgendwie zu analysieren, nachzubesprechen, aber es kam einfach nichts Gescheites dabei raus... meistens endeten alle Ansätze dieses Ereignis erklären zu wollen in einem "des is eigentlich so deppat"...

Nachdem das "Figure of Eight" dicht machte, ging es noch ins "Tap & Spile", ein eher heruntergekommenes Pub in einer Seitengasse der Broad Street, wohin uns schließlich weitere ASB-User begleiteten, valderama und Guardiola16 leider vor dem Eintritt halt machten, was uns zu spät auffiel. Macht nix, Jungs! Nächstes Mal, in einer anderen Stadt, da holen wir die Birmingham-Pints nach! Vor dem Pub hörten wir einige Leute, wie sie uns "RAPID VIENNA" zuriefen. Etwa der Bouncer des Pubs. Wir erwiderten die Rufe ebenso und bedankten uns für die fairen Glückwünsche von Birmingham City- und Aston Villa Fans. Einzig als ich in meiner Euphorie auch im Lokal noch einmal "RAPID VIENNA" schrie, erntete ich ein etwas betrübtes "Fuck off" :D - alles in allem fühlten wir jedoch durch die vielen Sympathiebekundungen, die netten Leute, die uns zuerst Glück wünschten und uns dann beglückwünschten und die tollen Ereignisse und gemütlichen Pints in Birmingham wie die Könige der Welt. Einmal mehr gab's nicht den geringsten Wickel, auch wenn wir uns hie und da zum Adams-Family-Coverchant "Your brother is your father, your sister is your mother, they like to f*** each other, the Villa family!" hinreißen ließen. Hey, Guy hat ihn uns beigebracht und der ist selbst ein Villan... :holy:

Ich unterhielt mich schließlich lange mit Guy, lud ihn zu einem Spiel nach Wien ein, begann erstmals so etwas wie eine Analyse des Abendspiels auf die Reihe zu kriegen. Guy meinte fair wie immer, dass dies eine große Leistung für Rapid war, schließlich verloren im Villa Park zuletzt Teams wie Manchester United oder Chelsea und wir schafften hier zweimal innerhalb von 53 Wochen den Aufstieg in die Europa-League-Gruppenphase. Guy gehörte zu den Villa-Fans, die den Europacup lieben, weil er immer neue Möglichkeiten bietet, neue Fans in die eigene Stadt schwappt und geile Auswärtsfahrten ermöglicht. Doch mit dieser Meinung steht er verhältnismäßig alleine da, denn eine große Mehrheit der Villa-Fans sagen eher "Fuck Europe", wollen sich auf die Premier League konzentrieren. Doch selbst die können die eklatante Misswirtschaft, die bei Aston Villa seit einiger Zeit betrieben wird, nicht verheimlichen. Curtis Davies etwa, am Donnerstag einer der Schwächsten, wechselte einst um 10 Millionen Euro von West Bromwich Albion zu den Villans. Um dieselbe Summe kam Abwehrpartner Carlos Cuellar von den Glasgow Rangers. Gegen Rapid bildeten zwei Abwehrspieler die Aston-Villa-Innenverteidigung, die gemeinsam mehr Geld kosteten, als Rapid pro Saison zur Verfügung hat. Und da beschönigt auch keine "B-Elf-Ausrede" die Blamage des Premier-League-Klubs. Der horrenden Summen nicht genug: Die in Wien aufgestellten Stephen Warnock und Stuart Downing kosteten 9 bzw. 13 Millionen Euro. Selbst für den mittlerweile 32jährigen Habib Beye, der bei zwei Toren nicht gut aussah, legte Aston Villa 2,9 Millionen Euro auf den Newcastle-United-Tisch. Ausreichend Qualität sei aber dennoch nicht vorhanden, da hilft auch der 30 Millionen Euro Transfererlös (!) nicht, den Aston Villa von Manchester City für James Milner einheimste. Laut Guy wird Aston Villa die heurige Saison hinter dem Lokalrivalen aus Birmingham, und bestimmt nicht unter den ersten 7 Klubs der Premier League beenden. Darüberhinaus glaubt er, dass dies die letzte Chance für einige Zeit war europäisch zu spielen. Eine Chance, auf die man eine ganze Saison lang hinarbeitete - immerhin wäre alles, was darüber hinausgehen würde utopisch gewesen, die Europa League sollte daher auf internationaler Ebene das realistische und zu verfolgende Ziel sein - war mit zwei Spielen gegen das kleine Rapid wien dahin.

Nachdem wir noch ein paar nette Fußball-Unterhaltungen mit völlig besoffenen Aston-Villa-Fans, sowie einem West-Bromwich- und einem Liverpool-Supporter führten, ein etwas aufdringlicher Villa-Fan vom Bouncer des "Tap & Spile" unsanft zu Boden gedrückt wurde und Elwood endlich heimwollte und ich so nicht mehr zum Karaokesingen im trashigen Pub kam, ging ein langer und von vorne bis hinten genialer Fußballtag zu Ende. Am nächsten Tag machten wir uns, geschlaucht von den Geschehnissen des Donnerstags, auf den Weg zurück nach Wien. In Zürich hatten wir noch eine kleine Unterhaltung mit fünf Leuten von der "Torcida" von Sporting Lissabon, die gerade auf ihren Anschluss von Kopenhagen nach Lissabon warteten, nachdem sie Bröndby nach einem 0:2 daheim auswärts noch 3:0 besiegten. Sie informierten uns noch ein wenig über die vielen Stärken und wenigen Schwächen von Gruppengegner FC Porto, nur um dann von Elwood geärgert zu werden, indem er ihnen sein 1995er Carsten Jancker Trikot vor die Augen hielt :D - in Wien angekommen war uns wohl erstmal so richtig klar, was da passiert ist. Die Bilder der jublenden Mannschaft und den hunderten Fans am Flughafen machten die iPhone-Runde, im ASB wird bereits über die drei Gruppengegner diskutiert... und trotzdem bleibt es unglaublich. Es ist sicher eine Fahrt, die uns lange, wenn nicht sogar immer in Erinnerung bleiben wird, also möchte ich den Reisebericht gemäß dem Transparent des LASK-Spiels mit den Worten "Tausend Dank den Villa Killern" beschließen! :super:

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Ergänzungsspieler

Sehr geiler Bericht.

Konnte dieses Jahr aus finanziellen Gründen nicht mit.

Dein Bericht aber auch einige Fotos lassen darauf schließen, dass das Polizeiaufgebot und

auch das Ordneraufgebot im Stadion um einiges größer war als letztes Jahr.

Täuscht das, oder war es wirklich so???

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Schefoasch

Sehr geiler Bericht.

Konnte dieses Jahr aus finanziellen Gründen nicht mit.

Dein Bericht aber auch einige Fotos lassen darauf schließen, dass das Polizeiaufgebot und

auch das Ordneraufgebot im Stadion um einiges größer war als letztes Jahr.

Täuscht das, oder war es wirklich so???

Ich glaube die Polizei war durch unsere Vorjahresperformance gewarnt, waren relativ resolut im Vergleich zu sonst. Teilweise auch unangenehm und nicht wirklich deeskalierend. Also ja, ich glaube wir bekamen von den Beamten diesmal mehr Beachtung geschenkt als 2009 ;)

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Ergänzungsspieler

Ich glaube die Polizei war durch unsere Vorjahresperformance gewarnt, waren relativ resolut im Vergleich zu sonst. Teilweise auch unangenehm und nicht wirklich deeskalierend. Also ja, ich glaube wir bekamen von den Beamten diesmal mehr Beachtung geschenkt als 2009 ;)

Find ich aber schräg, weil ja letztes Jahr nicht wirklich was passiert ist.

Zumindest hätte ich nix mitbekommen ;)

bearbeitet von Seppi07

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