Harald Schmidt


DerFremde

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Fuck Heraldry!
Hurra, es gibt den Kapitalismus noch, und Leitartikler sind ganz wichtig: Harald Schmidt umreißt seine neue alte ARD-Show.

Wenn man zu einer Pressekonferenz mit Harald Schmidt geht, darf man nicht all zu viel erwarten. Erst recht nichts Handfestes. Meister Schmidt zelebriert solche Schaustellungen stets mit einer gewissen Verachtung für die ihm zu Füßen liegende Medienmeute. Er schmeißt ihnen Witzbröckchen hin, und die Gefütterten schlucken rasch und ohne Widerspruch.

Im Prinzip könnte Schmidt bei solcher Gelegenheit auch die Übernahme des Kanzleramtes verkünden, es würde ihm abgenommen. Ein Schmidt-Witz. Haha. Wie viel Wahres in seinen Worten steckt, ist schwer zu ermessen. Harald Schmidt sagt halt, was ihm gerade einfällt. Und wenn dem ARD-Nachttalker nichts einfällt, was immer häufiger vorkommt, kramt er halt in seinem Routinekästchen. Irgendetwas Brauchbares zur Journalistenverblüffung ist da immer drin.

<h3 class="subheadline">Und plötzlich ist alles eine Meldung.</h3>Der Bart bleibt dran, sagt Harald Schmidt beispielsweise. Wow, Schmidt sagt, dass der Bart dran bleibt. Schnell melden, über die Agentur raushauen. Ob man der Aussage trauen kann, wird sich am 17. September zeigen, wenn seine Late-Show, die nach den "Tagesthemen" läuft, aus der Sommerpause zurückkehrt. Ohne den zu Sat1 abgewanderten Oliver Pocher, dafür mit aufstrebenden Servicekräften der Mehr-oder-weniger-lustig-Branche.

Redaktionsleiter Ralf Kabelka ist als Politiker Udo Brömme wieder dabei. Das 3sat-Model Katrin Bauerfeind wird ihr hübsches Gesicht auch für Schmidt hinhalten, während der FAZ-Autor Peter Richter offenbar den guten Draht zu der Zeitung aus Hessen garantieren soll. Außerdem kooperiert Schmidt mit dem "Raus-aus-den-Schulden“-Produzenten Friedrich Küppersbusch, der ihm Beiträge des bei RTL gefloppten, nichtsdestotrotz aber bemerkenswerten Trios "TV Helden“ zuliefert.

Pierre M. Krause, Caroline Korneli und der zu lange unterschätzte Jan Böhmermann ("Lukas’ Tagebuch“) hatten kürzlich viel von sich reden gemacht, als sie vorgaben, den ersten türkischen Karnevalsverein in Köln gegründet zu haben - und damit die gesammelte Kölner Weltpresse auf den Leim lockten.

Schmidt selber gab sich bei der Präsentation seiner neu ausgerichteten TV-Show im Ersten als großer Konservativer, dem viel an Kultur und Politik liegt, weniger aber am Boulevard, den er in den vergangenen Jahren gemeinsam mit Pocher oft bedient hat. "Was mich interessiert, ist Thema in der Show“, sagte Schmidt und machte aus seiner Verachtung für den publizistischen Mainstream kein Geheimnis.

Man müsse sich dem Mob und dem Pöbel entgegen werfen, und es helfe, wenn man sich als Zuschauer zwischen Burgtheater und Afghanistan-Einsatz ein wenig zurecht finde. "Man muss auch Leitartikler kennen, um meine Show zu verstehen“, prahlte Schmidt und ließ damit deutlich werden, dass er sein schon in der Vergangenheit zu Tage getretenes bildungsbürgerliches Anerkennungsstreben und seinen von Konfliktscheu gefütterten Konservatismus weiter ausbauen will.

Mit Unternehmern und Kulturschaffenden will sich der gut bezahlte Edel-Entertainer vorzugsweise unterhalten - und keinesfalls mehr mit werbetreibenden Randbegabungen, die gerade einen Film zu bewerben haben. Was aber ist davon Ankündigung und was Wunschdenken?

Schmidt profitiert weiterhin von der Ödnis um ihn rund herum. Wo ein Jörg Pilawa zwischen den Sendern hoch gehandelt wird, ist einer wie Harald Schmidt zwangsläufig ein ganz Großer, der sich nicht scheut, auch mal auf den einen oder anderen Kollegen einzudreschen und die Verhältnisse gerade zu rücken: "Nicht jeder, der ab 22 Uhr sendet, macht eine Late Night.“

Von seinem Ex-Partner Pocher will er nicht mehr so viel wissen. Schmidt kündigte an, dessen Show bei Sat1 nicht besuchen zu wollen und stellte ihn ganz nebenbei in den Rang eines beinahe tödlichen Virus, das im Rahmen der Evolution dem Wissenschaftler immerhin den Ausblick auf eine neue Art bescherte. Überhaupt hätte es allen seinen ehemaligen Mitarbeitern genützt, mit ihm zusammen zu wirken. Herbert Feuerstein, Manuel Andrack und auch Oliver Pocher, alle seien sie nun auf der Sonnenseite gelandet. Dank Schmidt. "Für alle hat es sich extrem gelohnt“, heißt es dazu aus seinem Mund.

Einen Crossover aus "Tagesthemen" und "Switch reloaded" wünscht sich die WDR-Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff von ihrem Star, der für die nächsten zwei Jahre ans Haus gebunden bleibt. Ob sie das bekommt? Schmidts allumfassende Verachtung schließt gelegentlich auch die Anstalt mit ein, die ihm Quartier bereitet. Außerdem tut er so, als liege seine Latte viel höher. "Es ist unsere zentrale Aufgabe, den Kapitalismus zu verteidigen“, verkündete Schmidt und verriet dann auch noch etwas über den Gemütszustand, der ihm Fundament für seine Show ist.

"Man muss schon eine gewisse Unzufriedenheit mit sich rum tragen, um Late Night machen zu können“, erklärte Harald Schmidt, der Veteran des gehobenen Spaß-Fernsehens. Ein Blick auf seinen Vater-Abraham-Bart und die dahinter verkniffenen Züge verriet dabei gleich: Der Mann hat das Zeug dazu - und viel mehr.

http://www.sueddeutsche.de/kultur/618/487028/text/

Ganz ähnlich wie der SZ-Redakteur erwarte auch ich mir nicht besonders viel. Die letzten Folgen mit Pocher waren lähmend, Schmidts Unlust reicht langsam aber sicher auch nicht mehr aus. Das Team (Katrin Bauernfeind und der FAZ-Mann) könnte helfen, die Show doch unterhaltsam zu machen, aber so wie früher wird's nie mehr ( :( ).

Erste Folge in der ARD, Donnerstag 17.09. um 22:45h.

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Konteradmiral a.D.

aber so wie früher wird's nie mehr ( :( ).

leider!

hab vor ein paar tagen wieder eine folge von 2001 gesehen, wo verschiedene briefkästen vorgestellt wurden.

die ausführungen zb zum amerikanischen modell waren so genial, dass man das eigentlich gar nicht wiedergeben kann.

der typische amerikanische briefkasten wird von einer junggebliebenen familie benutzt, wo rollerskates und ein segelmast im garten herumliegen. der mann hat beim schlittenfahren mit behinderten auf Grönland einen arm verloren, aber das ist ihm ganz egal, er macht bei zeltfesten trotzdem die bierflaschen auf und die leute kommen aus dem nachbardorf nur um ihn zu sehen. ausserdem war er schon bei mehreren talksendungen in den dritten programmen mit dem thema "behindert, na und?" zu gast.

schade, dass es kein video dazu gibt, sie haben insgesamt acht briefkästen präsentiert und so eine performance wie damals schafft er heute leider sicher nicht mehr.

bearbeitet von OoK_PS

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Fuck Heraldry!
In Deutschland hat der Zentralrat der Juden von Harald Schmidt eine Entschuldigung gefordert, weil er nach Ansicht des Rats die Agentur für Arbeit mit dem Konzentrationslager Auschwitz verglichen hat. Das berichtete gestern die "Bild"-Zeitung.

Der Late-Night-Talker (52) hatte in seiner neuen ARD-Show am Donnerstagabend ein Foto der Agentur für Arbeit gezeigt, vor der ein Torbogen mit der Aufschrift "Wachstum schafft Arbeit" zu sehen war.

Hierin sieht der Zentralrat eine Anspielung auf das Konzentrationslager Auschwitz, dessen Torbogen die Aufschrift "Arbeit macht frei" trug. Vom WDR war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan Kramer, sagte der "Bild" zu der Fotomontage: "Das ist entwürdigend, geschmacklos und beleidigend. Ich fordere Harald Schmidt auf, sich persönlich zu entschuldigen."

orf.at

Völlig lächerliche Forderung. Außerdem sollte sich eher der Zentralrat der Arbeitsagenturmitarbeiter beschweren.

bearbeitet von DerFremde

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Fuck Heraldry!

finds auch etwas überzogen - bin gespannt, ob da am donnerstag was kommt

wenn sie das "der deutsche jon stewart" und "eine mischung aus daily show und scheibenwischer" wirklich ernst nehmen, dann laden sie Stephan Kramer ein und Schmidt diskutiert ernsthaft mit ihm, warum er sich entschuldigen muss. Oder sie laden ihn nicht ein und verarschen ihn richtig.

Wird aber beides nicht passieren.

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V.I.P.

Schmidt hatte seine beste Zeit eindeutig bei SAT 1. Ich würd so sagen von 1997 bis 2000.

Mal schauen, was die neue Serie kann, die vergangenen Jahre waren ja doch eher sehr enttäuschend. Vor allem mit Pocher, wobei es weniger an Pocher lag. Die beiden haben einfach nicht zusammengepasst.

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Konteradmiral a.D.

ich hab mir jetzt die komplette folge angesehen und man muss schon recht gut in der deutschen politik bewandert sein, um alle gags zu verstehen (zb der vom himmel gefallene meister von der FPD --> Möllemann, der bei einem fallschirmsprung ums leben gekommen ist).

die Scholl-Latour-prodie war auch ganz nett, aber insgesamt ist noch viel luft nach oben. dass es nur einmal pro woche kommt gefällt mir nicht, late night hat ja immer einen sehr aktuellen bezug und es ist sehr schwer, in einer sendung eine ganze woche aufzuarbeiten.

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Superstar

Hab mir die Sendung gestern auf ard.de angeschaut und finde sie schon besser wie unter pochers zeiten jedoch ist potetnial nach oben noch vorhanden kann aber auch dadurch sein dass ich manche hintergründe nicht so ganz verstehe

Aber besonders den teil mit dem schweinegrippenjournalismus fand ich sehr witzig und dass Interview mit scholl latour war auch geil

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