tirnweth Postinho Geschrieben 4. Mai sherif schrieb vor 8 Stunden: so, jetzt endlich die zeit gefunden, etwas zu diesen - wie sagan es nennen würde - "extraordinary claims" zu posten. (tldr am ende - mein respekt geht an jeden, der dieses posting vom anfang bis zum ende liest!) eigentlich spricht wohl sehr wenig dafür, dass auf diesem planeten leben gefunden wurde. oft ist es ja so, dass die medien bei wissenschaftlichen resultaten sehr gern übertreiben und die forscher selbst eigentlich recht vorsichtig sind - bei der möglichen phosphin-entdeckung in der venusatmosphäre war es zum beispiel so. hier sind es aber zuerst mal die forscher, die schon sehr dick auftragen und etwas verkünden, das sich wohl kaum bestätigen wird. so steht in deren press release: "Given everything we know about this planet, a Hycean world with an ocean that is teeming with life is the scenario that best fits the data we have." (quelle) man kann darüber diskutieren, ob das noch etwas mit guter wissenschaftlicher praxis zu tun hat oder nicht. fame bringt es aber definitiv. dass aber leben womöglich eben nicht "the scenario that best fits the data we have" ist, zeigt mein nachfolgendes posting vielleicht auf. ich habe zu K2-18b bereits zwei postings geschrieben (ich zitiere sie am ende des beitrags). im grunde hat sich an den damaligen argumenten gegen leben auf diesem planeten nichts verändert, wenn man von den neuen jwst-beobachtungen und einer vielzahl neuer studien zum thema absieht. warum ich das denke, gehe ich nachfolgend kurz (sic! haha) durch. ich werde dabei auch eine große bandbreite an studien zitieren, um aufzuzeigen, dass es tatsächlich bereits sehr viel an wissenschaftlicher arbeit gibt, die obigem zitat diametral entgegensteht. nachfolgend nun einige punkte contra der resultate von madhusudhan et al. (2021, 2023, 2025). # punkt 1 - das ursprüngliche DMS-feature konnte von anderen forschungsgruppen nicht reproduziert werden: im ursprünglichen K2-18b-paper von 2023 haben sie berichtet, sie hätten DMS - (CH3)2S - auf K2-18b gefunden, allerdings mit recht geringer sicherheit. diese beobachtungen waren mit jwst-niri und -nirspec im wellenlängenbereich zwischen 0.9 und 5.2 mikrometer. DMS war dabei aber nicht sehr leicht von methan (CH4) zu trennen und abgesehen von deren studie haben andere wissenschaftliche teams DMS in denselben daten nicht (!) finden können (die neueste davon wäre schmidt et al. 2025). das mögliche signal wird also nur durch das zugrundeliegende modell von madhusudhan et al. (2023) aus den daten abgeleitet. wasser wurde auf K2-18b übrigens auch keines (!) gefunden (auch nicht in den neuen beobachtungen). der claim, dass es wasser auf K2-18b geben würde, beruht ebenfalls rein auf besagtem modell und der annahme, dass es sich bei K2-18b um eine sogenannte "hycean world" handelt, also eine ozeanwelt mit darüberliegender wasserstoffatmosphäre. das modell nimmt also von vornherein schon an, es gäbe dort wasser und die beobachtungen widersprächen dem nicht (andere studien sehen das anders, so zum beispiel wogan et al. 2024). bis dato gibt es also keine unabhängige bestätigung der alten resultate. im gegenteil, der ursrpüngliche claim der DMS-entdeckung aus 2023 konnte in keiner (!) anderen studie reproduziert werden. postuliert wurden diese hycean worlds als vermeintlich lebensfreundliche welten übrigens ebenfalls von der selben forschungsgruppe rund um madhusudhan in einem paper aus 2021. sie bauen das ganze also kontinuierlich seit mehreren jahren auf. ob diese hycean worlds aber tatsächlich lebensfreundliche bedingungen haben könnten, wird an sich schon angezweifelt, siehe zum beispiel innes et al. 2023 oder mol lous et al. 2022. # punkt 2 - es ist ungewiss, ob es sich bei der vermeintlichen beobachtung tatsächlich um DMS handelt: für die neuen beobachtungen mit jwst-miri ergibt deren code nun eine detektion von DMS oder DMDS (letzteres wäre (CH3)2S2). sie können die beiden moleküle nicht voneinander trennen, beobachten das spektrale feature jedoch mit einer angeblichen wahrscheinlichkeit von 3 sigma (das wäre eine wahrscheinlichkeit von 99.73%). festzuhalten ist dabei jedoch, dass diese 3-sigma-wahrscheinlichkeit nicht aussagt, DMS und/oder DMDS wären um 3 sigma wahrscheinlicher als andere moleküle. nein, es bezieht sich ausschließlich darauf, dass ein signal irgendeines moleküls an dieser stelle im beobachteten spektrum um 3 sigma wahrscheinlicher sei, als überhaupt kein signal (es also nur rauschen wäre)! es sagt aber nichts darüber aus, ob es sich dabei tatsächlich um DMS oder DMDS handelt. überprüft wurden mit ihrem code 20 moleküle und von ebendiesen passt DMS - laut deren modell - am besten. es wäre aber ohne frage möglich, dass ein anderes molekül für dieses feature im spektrum verantwortlich zeichnet, das nicht untersucht wurde. sofern das feature überhaupt existiert. die wahrscheinlichkeit, dass es sich dabei um DMS handeln könnte, beruht außerdem rein auf deren modell und berücksichtigt dabei nicht die teils sehr unsicheren annahmen, die in das modell fließen. zugrunde liegen diesen annahmen zum beispiel absorptionseigenschaften von DMS, die in einer erdatmosphäre mit durchschnittlichen erdtemperaturen gemessen wurden. die chemischen eigenschaften von DMS wurden für die auf K2-18b herrschenden bedingungen - seien sie auch noch so unterschiedlich - einfach als ident angenommen. in der realität ist das natürlich nicht der fall. ob die abweichungen aber vernachlässigbar sind oder das ergebnis komplett verändern würden, kann man schwer vorhersehen. womöglich befindet sich dort also doch nichts. oder etwas ganz anderes. oder es befindet sich dort in vollkommen anderen mengenverhältnissen. # punkt 3 - keine nebenprodukte einer biologischen DMS-produktion wurden gefunden: hinzu kommt, dass in dieser vermeintlichen biosphäre etwa zwanzigmal so viel DMS produziert werden müsste, als auf der erde. dessen bioproduktivität wäre dementsprechend enorm (siehe auch meine beiden anderen postings dazu) und das obwohl kein ammoniak (NH3) in der atmosphäre entdeckt wurde, ein sehr wahrscheinliches nebenprodukt von photosynthese in wasserstoffreichen atmosphären (bains et al. 2014). komisch ist weiters, dass keine anderen schwefelverbindungen im spektrum zu finden waren, zum beispiel H2S (schwefelwasserstoff), welches als zwischenprodukt zu DMS produziert werden sollte und dessen absorptionslinien im beobachteten bereich liegen. ethan (C2H6) wäre ein weiteres nebenprodukt, das man eigentlich sehen müsste (siehe zb diesen bericht von cnn). die chemie in der atmosphäre von K2-18b müsste also ziemlich eigenartig und andersartig zur erdbiosphäre sein. da fragt man sich dann schon, ob man überhaupt rückschlüsse von der erde auf eine mögliche biologische DMS-produktion auf diesem offensichtlich exotischen planeten ziehen kann. immerhin beruht die annahme, DMS wäre eine biosignatur, auf life-as-we-know-it. warum fehlen dann also mögliche nebenprodukte? # punkt 4 - DMS kann auch abiotisch erzeugt werden: sollte DMS dort aber tatsächlich existieren, heißt das noch lange nicht, dass es zwingend durch biologische prozesse erzeugt werden muss. dieses molekül wurde inzwischen etwa im kometen 76/churyumov-gerasimenko nachgewiesen (hänni et al. 2024) und ebenfalls in interstellaren molekularen wolken (sanz-novo et al. 2025); letzteres konnte man auch bereits theoretischisch replizieren (di genova et al. 2025). beides sind kaum plätze, an denen leben, wie wir es kennen, existieren könnte. vor den publikationen zu K2-18b hat anscheinend nur niemand wirklich danach gesucht. jetzt, wo man das macht, scheinen abiotische quellen also nichts untypisches mehr zu sein. das untermauern auch neue experimente und modelle, die zeigen, dass DMS unter bestimmten bedingungen auch in einer atmosphäre abiotisch entstehen kann (reed et al. 2024). es wäre sogar möglich, dass DMS in einer wasserstoff-dominierten atmosphäre mit höheren anteilen an methan und kohlendioxid notwendigerweise in größeren mengen abiotisch ensteht, afgrund des chemischen gleichgewichts, das in diesen atmosphären herrscht (ich verweise auf die interessante diskussion in diesem artikel). dann wäre ein abiotisches vorkommen auf K2-18b sogar zwingend notwendig und mitnichten eine signatur möglichen lebens. sollte DMS dort also tatsächlich existieren, wäre die naheliegendste schlussfolgerung noch immer, dass es sich dabei um abiotische prozesse handeln dürfte. das untermauern auch die vielfältigen probleme dieses planeten, die ich teils bereits in meinen vorherigen beiden postings geschildert habe. # punkt 5 - das neue DMS-feature kann von anderen forschungsgruppen ebenfalls nicht reproduziert werden: vielleicht existiert DMS dort aber auch ganz einfach nicht. wie oben bereits geschrieben, konnte keine andere forschungsgruppe das ergebnis der ersten beobachtungen durch madhusudhan et al. (2023) reproduzieren. niemand sonst hat dms in den daten nachweisen können. könnte das auch auf die neuen beobachtungen zutreffen? ja, das tut es tatsächlich. seit der veröffentlichung der neuen studie sind bereits zwei artikel auf arxiv - einem frei zugänglichen preprint-server für wissenschaftliche studien - erschienen, die die neuesten jwst-daten unabhängig von madhusudhan et al. (2025) analysiert haben - taylor (2025) und welbanks et al. (2025). beide studien finden weder DMS noch DMDS. die geschichte von der ersten beobachtung scheint sich also zu wiederholen. aber davon wird in den meisten medien dann natürlich nicht mehr berichtet. # punkt 5 - K2-18b ist keine lebensfreundliche "hycean world": madhusudhan et al. (2021, 2023, 2025) behaupten, es handele sich bei K2-18b um eine sogenannte "hycean world" - ein ozeanplanet (mit einem hunderte kilometer dicken ozean), mit einer dünnen wasserstoffatmosphäre darüber. ich habe in meinen anderen beiträgen bereits studien zitiert, welche zum schluss kommen, dass es sich bei K2-18b sehr wahrscheinlich (i) entweder um einen mini-neptun handelt (pierrehumbert 2023; wogan et al. 2024), bei dem sich unter der sehr dichten atmosphäre womöglich ein wasserozean im superkritischen zustand befindet (zb luu et al. 2024; rigby et al. 2024), oder (ii) um einem planeten mit einem magmaozean und dünnerer atmosphäre darüber (zb shorttle et al. 2024). es gibt außerdem mehrere studien, die nahelegen, dass ein ozean auf diesem planeten wohl verdampft wäre, wobei man dessen spuren dann noch immer in der atmosphäre sehen müsste (pierrehumbert 2023). würde ein ozean dort aber tatsächlich existieren, hätte die atmosphäre eine andere zusammensetzung und struktur (scheucher et al. 2020; blain et al. 2021; charnay et al. 2023; pierrehumbert 2023). im übrigen wurde bereits 2022 ein paper in nature publiziert (mol lous et al. 2022), welches das klima möglicher hycean worlds simulierte. die autoren fanden dabei heraus, dass der treibhauseffekt auf diesen welten viel stärker sei, als ursprünglich von madhusudhan et al. (2021) angenommen. ein solcher planet dürfte nur ungefähr ein viertel der strahlung der erde abbekommen und eine maximale größe von etwa 1,8 erdradien besitzen, um tatsächlich lebensfreundliche bedingungen zu erlauben (ich verweise auf diesen tollen artikel von centauri-dreams). K2-18b hat nun aber eine größe von etwa 2,4 erdradien und erhält ziemlich genau dieselbe strahlung wie die erde. er wäre demnach also zu groß und zu nah am stern. die einzige möglichkeit ein verdampfen eines ozeans zu verhindern, wäre wohl ein sehr exaktes fine-tuning der bedingungen und das notwendige vorhandensein einer dichten wolkenschicht, um einen großen teil der strahlung des sterns in den weltraum zu reflektieren (zb charnay et al. 2023). solch eine wolkendecke wurde durch die beobachtungen von jwst jedoch ausgeschlossen (siehe zb auch madhusudhan et al. 2025!). wer die studie von madhusudhan et al. (2025) aufmerksam liest, wird darin einen wert für die temperatur der atmosphärenschicht finden, in welcher das sichtbare licht absorbiert wird. in einer wasserstoff-dominierten atmosphäre entspricht diese schicht ungefähr einem druck von einem millibar. tiefer in der atmosphäre bei höheren drücken wird es für gewöhnlich heißer und nicht kühler (siehe zb blain et al. 2021). die atmosphärentemperatur, die madhusudhan et al. (2025) über ihr modell für diese atmosphärenschicht finden, beläuft sich auf 422 (+141/-133) kelvin, also auf etwa 150°C. es erscheint mir unwahrscheinlich, dass sich bei solchen, bzw. noch höheren temperaturen darunter ein flüssiger ozean mit lebensfreundlichen bedingungen für life-as-we-know-it befinden könnte. ich bin nur etwas verwundert, dass das in ihrer studie nicht weiter diskutiert wird. bemerkenswerterweise erschien am exakt selben tag der veröffentlichung der K2-18b-studie noch eine weitere publikation auf arxiv, welche es jedoch nicht in die medien schaffte. jordan et al. (2025) finden darin, dass es sich bei K2-18b eigentlich nur um einen mini-neptun mit einem magma- oder superkritischen wasserozean handeln kann, da die einstrahlung des sterns zu hoch und die albedo des planeten zu gering ist, um lebensfreundliche temperaturen zu ermöglichen. eine andere studie von glein et al. (2025), die nur wenige tage früher auf arxiv gepostet wurde, legt ebenfalls nahe, dass es sich bei K2-18b um einen planeten mit magmaozean handelt. diese ergebnisse passen irgendwie wesentlich besser zur abgeleiteten, hohen temperatur der DMS-studie. sie passt auch gut zu einem paper von luu et al. (2024), welches findet, dass die beobachtungen und bedingungen des planeten am besten zu einem mini-neptun passen, der einen superkritischen wasserozean mit einer minimaltemperatur an der wasseroberfläche von 710 kelvin haben könnte. chillig. # punkt 6 - the authoritative argument: ich halte selbst eigentlich recht wenig von einem authoritativen argument, bemerkenswert ist es aber dennoch. ich habe vor allem in dieser woche mit einigen forschern gesprochen - auf der egu in wien mit etwa 21.000 teilnehmern ergaben sich dafür doch einige möglichkeiten - und deren meinung war immer dieselbe. niemand, mit dem ich darüber geredet habe, glaubt daran, dass die daten von K2-18b tatsächlich auf leben hinweisen würden. ich glaube, an dieser stelle ist es dann mal an der zeit aufzuhören, auch wenn es sicherlich noch weitere kritische punkte geben würde. ich verweise nur noch auf meine zwei alten postings zu K2-18b, die noch ein paar zusätzliche probleme aufzeigen: und tldr: nein, auf K2-18b wurde kein leben gefunden, im besten fall äußerst wage indizien, die in der relevanten wissenschafts-community kaum jemand für richtig hält. eine ganze reihe an studien deutet nämlich darauf hin, dass es sich bei K2-18b entweder um einen unbewohnbaren mini-neptun mit sehr dichter wasserstoffhülle, oder um einen ebenfalls unbewohnbaren planeten mit magmaozean (oder einer mischung dieser beiden varianten) handeln dürfte. keine andere forschungsgruppe hat bis dato das dms-signal reporduzieren können - weder in den alten, noch in den neuen daten. selbst wenn dort dms wäre, wäre es aber kein starkes zeichen für leben. immerhin wurde dms mittlerweile auch bereits in kometen und molekularen wolken entdeckt, und man konnte in experimenten nachweisen, dass dms auch in atmosphären abiotisch entstehen kann. es deutet also sehr viel darauf hin, dass sich auf K2-18b wohl tatsächlich kein leben befindet und der planet eher der hölle gleicht, als einem lebensfreundlichen habitat. ps: noch ein paar weitere kritische und populärwissenschaftliche artikel zu K2-18b und hycean worlds: von space.com (eine generell sehr empfehlenswerte seite) npr.org nature science news arstechnica astronomy.com ein bluesky-thread dazu https://www.centauri-dreams.org/2022/11/11/super-earths-hycean-worlds/ https://www.centauri-dreams.org/2023/10/20/atmospheric-types-and-the-results-from-k2-18b/ https://www.centauri-dreams.org/2025/04/18/a-possible-biosignature-at-k2-18b/ Danke, erinnert an die Politik, wo auf komplexe Probleme einfache Antworten angeboten werden und der Otto Normalverbraucher diese zum Teil für bare Münze nimmt. Und auch in diesen Fall empfiehlt es sich zu hinterfragen und wenn Menschen die mehr Ahnung von der Materie haben zu völlig anderen Schlüssen kommen und diese auch fundiert nachweisen können, dann sollte man zweifeln ob eine Studie die bis jetzt in den wesentlichen Punkten nicht reproduziert werden konnte überhaupt ein mögliches Szenario für den Planeten sein kann. Mir kommt's eher unseriös vor wenn, wie du schreibst, manche wichtigen Punkte einfach als gegeben angesehene werden Spoiler wasser wurde auf K2-18b übrigens auch keines (!) gefunden (auch nicht in den neuen beobachtungen). der claim, dass es wasser auf K2-18b geben würde, beruht ebenfalls rein auf besagtem modell und der annahme, dass es sich bei K2-18b um eine sogenannte "hycean world" handelt, also eine ozeanwelt mit darüberliegender wasserstoffatmosphäre. das modell nimmt also von vornherein schon an, es gäbe dort wasser und die beobachtungen widersprächen dem nicht (andere studien sehen das anders, so zum beispiel wogan et al. 2024). bis dato gibt es also keine unabhängige bestätigung der alten resultate. im gegenteil, der ursrpüngliche claim der DMS-entdeckung aus 2023 konnte in keiner (!) anderen studie reproduziert werden. 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
sherif Jahrhunderttalent Geschrieben 5. Mai tirnweth schrieb am 4.5.2025 um 07:19 : Danke, erinnert an die Politik, wo auf komplexe Probleme einfache Antworten angeboten werden und der Otto Normalverbraucher diese zum Teil für bare Münze nimmt. Und auch in diesen Fall empfiehlt es sich zu hinterfragen und wenn Menschen die mehr Ahnung von der Materie haben zu völlig anderen Schlüssen kommen und diese auch fundiert nachweisen können, dann sollte man zweifeln ob eine Studie die bis jetzt in den wesentlichen Punkten nicht reproduziert werden konnte überhaupt ein mögliches Szenario für den Planeten sein kann. Mir kommt's eher unseriös vor wenn, wie du schreibst, manche wichtigen Punkte einfach als gegeben angesehene werden Inhalt unsichtbar machen wasser wurde auf K2-18b übrigens auch keines (!) gefunden (auch nicht in den neuen beobachtungen). der claim, dass es wasser auf K2-18b geben würde, beruht ebenfalls rein auf besagtem modell und der annahme, dass es sich bei K2-18b um eine sogenannte "hycean world" handelt, also eine ozeanwelt mit darüberliegender wasserstoffatmosphäre. das modell nimmt also von vornherein schon an, es gäbe dort wasser und die beobachtungen widersprächen dem nicht (andere studien sehen das anders, so zum beispiel wogan et al. 2024). bis dato gibt es also keine unabhängige bestätigung der alten resultate. im gegenteil, der ursrpüngliche claim der DMS-entdeckung aus 2023 konnte in keiner (!) anderen studie reproduziert werden. ja, das stimmt. mir kommt es im bereich der relativ neuen wissenschatfsdisziplin astrobiologie bzw. bei der forschung von exoplaneten, leider, generell so vor, als würde man zur übertreibung neigen - teils von beiden seiten, den medien und ab und an auch der wissenschaftler selbst. wie oft hätten wir nicht schon eine "erde 2.0" entdeckt, in wirklichkeit sind wir aber noch meilenwert davon entfernt. ganz allgemein und ohne irgendjemandem etwas unterstellen zu wollen, spielt da wohl auch die derzeitige struktur der wissenschaft eine rolle. ein großteil der forschungsgelder, besonders im bereich grundlagenforschung, muss über externes funding sichergestellt werden, sei es über diverse funding agencies oder über private gönner (was in den usa wohl wesentlich wichtiger ist, als bei uns). da macht es sich natürlich besser, wenn es zum beispiel viele erdähnliche planeten gäbe, anstatt wenige. oder leben häufig sei und bald mal entdeckt werden würde, anstatt selten und schwer zu detektieren. da kann es dann schon auch vorkommen, dass "pessimistische" ergebnisse weniger gern gesehen oder "positiver" dargestellt werden, als sie es sind. ich finde es halt sehr fraglich, ob das die richtige art und weise ist, wissenschaft zu betreiben und zu finanzieren. hinzu kommt bei der suche von außerirdischem leben wohl auch noch, dass es eine besondere brisanz und öffentlichkeitswirkung hat. wer es (vermeintlich?) entdeckt, ist berühmt und wird mit ziemlicher sicherheit den nobelpreis gewinnen. papers wie jenes über K2-18b sind dann ja auch in alle möglichen medien stark präsent. ob es dann widerlegt wird oder nicht, interessiert die meisten medien dann aber nicht mehr. phosphin auf der venus ist ein interessantes beispiel - nicht für das übertreiben der wissenschaftler, sondern für das übertreiben der medien und den möglichen effekt einer "optimistischen" studie. da haben es die forscher mmn zwar richtig gemacht und im damaligen paper, bzw. im press release tatsächlich nur geschrieben, dass leben als ursache nicht ausgeschlossen werden kann. kurze zeit später wurden dann 3 (!) weltraummissionen zur venus beschlossen - zwei von der nasa (davinci und veritas - beide sind nun in gefahr abgebrochen zu werden aufgrund der möglichen kürzungen durch trump) und envision von der esa. zusätzlich plant auch indien eine mission und eine privat finanzierte cubesat-mission gibt es tatsächlich auch. hätte es das phosphin-paper nicht gegeben, würde es die meisten dieser missionen wohl ebenfalls nicht geben. (das ursprüngliche phosphin-paper hat dann übrigens korrigiert werden müssen, da deren ergebnisse falsch waren. im "besten fall" finden sich um das zwanzigfache geringere phosphin-mengen in der venusatmosphäre oder im "schlimmsten fall" ist das beobachtete signal gar SO2. diese sache ist noch immer nicht zur gänze geklärt. mittlerweile wurden allerdings auch abiotische wege zur phosphinerzeugung vorgeschlagen, sollte es sich dort tatsächlich befinden.) bezüglich wasser auf K2-18b: das modell über hycean worlds von der gruppe um madhusudhan sagt voraus, dass die wasserstoff-dominierten atmosphären solcher planeten höhere mengen an CO2 und CH4 enthalten und dafür ein ozean darunter vonnöten wäre. glaubt man deren modell, ist im rahmen dessen die annahme eines ozeans also grundsätzlich durchaus konsistent. aber es ist eben nur ein modell und keine tatsächliche beobachtung. ich würde es jedenfalls nicht auf diese art und weise verkaufen. es gibt vor allem auch andere modelle, die atmosphären mit dieser zusammensetzung vorhersagen ganz ohne der notwendigen existenz eines wasserozeans darunter (ich kann diesen populärwissenschaftlichen artikel dazu nur empfehlen, den ich eh schon im vorherigen posting am ende verlinkt hatte). 1 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Der Koch V.I.P. Geschrieben 8. Mai Viel spannender als altes Aufgewärmtes sind neue Entdeckungen: Irgendwas ist da.... Aber um die Euphorie um Planet 10 (Pluto ist ein Planet!) oder gar 11 wie bei Indie (incl. klarerweise Pluto) gleich wieder zu dämpfen.... Wir werden noch Monate brauchen um irgendwas heraus zu finden. Auch wenn die Daten ewig alt sind ist die Möglichkeit der Vergleichbarkeit und die Studie was neues. 2 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
sherif Jahrhunderttalent Geschrieben 11. Mai ich war heute wieder einmal bei radio helsinki zu gast und wir haben neben musik eine stunde über astronomische themen gequatscht (mmn besser gelungen als beim letzten mal): https://cba.media/709231 3 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Patrax Jesus V.I.P. Geschrieben 20. Mai (bearbeitet) sherif schrieb am 11.5.2025 um 13:13 : ich war heute wieder einmal bei radio helsinki zu gast und wir haben neben musik eine stunde über astronomische themen gequatscht (mmn besser gelungen als beim letzten mal): https://cba.media/709231 gratuliere herr doktor! hab ihn sogar durchgezogen und finde diese runde extrem angenehm. über die musikwahl enthalte ich mich bearbeitet 20. Mai von Patrax Jesus 1 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
sherif Jahrhunderttalent Geschrieben 20. Mai Patrax Jesus schrieb vor 7 Stunden: gratuliere herr doktor! hab ihn sogar durchgezogen und finde diese runde extrem angenehm. über die musikwahl enthalte ich mich haha, danke! für die musikwahl war ich nicht verantwortlich 1 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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