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War das in Tschnernobyl nicht so, dass, als sie die Borsäure zum Stoppen einfügen wollten, aufgrund der Spitze der Stäbe - mit denen sie das machen wollten - die Kettenreaktion beschleunigt wurde und das auf das Doppelte? Hab mal eine Reportage gesehen, wo sie meinten, dass die Spitzen aus Graphit waren, das diese Beschleunigung verursachte.

Also, die Tschnerobyl-Katastrophe ist sehr komplex und es gibt mehrere Gründe die dazu führten. In erster Linie war es ganz einfach menschliches Versagen und dazu kam die Bauweise des russischen Reaktors Typ RBMK. Dieser RBMK besitzt eher wenigere automatische Sicherheitssysteme, er besitzt kein Containment und damit legt er mehr Verantwortung in die Hand des Bedienpersonals.

Der "Vorteil" daran war, dass er sich wesentlich billiger betreiben liess, was hauptsächlich daran liegt, dass Graphit ein deutlich besserer Moderator ist, als Wasser, wie es in Leichtwasserreaktoren (Druckwasserreaktor und Siedewasserreaktor) verwendet wird. Durch diese besseren Moderationseigenschaften kann man natürliches Uran als Brennstoff einsetzen, ein wassermoderierter Reaktor braucht angereichertes Uran und dieser Anreicherungsvorgang ist teuer. Letztendlich hat man da also mehr auf sparen als auf Sicherheit gesetzt.

Wovon du jetzt sprichst ist folgendes:

Die Stäbe die du meinst, heissen Steuerstäbe und in Reaktoren der Tschernobyl-Bauweise bestehen diese aus Borcarbid.

Insgesamt ist es so, in einem Reaktor werden schwere Uran-Kerne gespalten und das funktioniert in dem diese Kerne mit Neutronen beschossen werden. Bewegen sich diese freien Neutronen in ihrer normalen Geschwindigkeit, dann funktioniert das nicht, sie müssen verlangsamt werden. Um diese Verlangsamung zu erreichen setzt man einen Moderator ein, im Tschernobyl-Fall war das Graphit, Man braucht also vereinfacht gesagt ein leichtes Element das keine freien Neutronen aufnimmt, die freien Neutronen stossen also immer wieder mit dem Moderator, sprich Graphit, zusammen, werden aber nicht absorbiert sondern nur verlangsamt, bis sie so langsam sind, dass sie von Urankernen aufgenommen werden, was dann zur Spaltung führt.

Will man die Leistung eines solchen Kraftwerks vermindern oder ganz herunterfahren, werden so genannte Steuerstäbe in den Reaktor eingeführt. Diese müssen aus einem Material bestehen, dass besonders viele verlangsamte Neutronen (in der Fachsprache thermische Neutronen) absorbieren kann, d.h. diese Material schnappt soviele thermische Neutronen weg, dass nicht mehr genug da sind um eine Kettenreaktion aufrecht zu erhalten.

Bor ist so ein Neutronenabsorber.

Man hat also in Tschernobyl, nachdem klar wurde, dass da etwas gewaltig schief läuft, die Steuerstäbe aus Borcarbid in den Reaktor eingefahren. Und da kam dann das eigentlich unfassbare, diese Steuerstäbe hatten Spitzen aus Graphit, also genau aus dem Material, das den Reaktor moderiert. Nachdem also gerade mal die Spitzen der Steuerstäbe eingefahren wurden, moderierte das Graphit in den Spitzen und gab der ganzen Sache sozusagen noch den Todesstoss.

Steuerstäbe die eigentlich zur Sicherung da waren, machten die Katastrophe also noch komplett.

Warum diese Steuerstäbe Graphitspitzen hatten, naja das würde ich auch gerne mal wissen, weil es eigentlich der gesunde Menschenverstand schon sagt, dass das fatal ist. Irgendwas wird man sich dabei wohl gedacht haben, ich beschäftige mich mit dieser Frage schon lange, habe aber noch nie eine Antwort darauf bekommen oder gelesen.

Also konkret zu deiner Frage. Man wollte mit Borcarbid Steuerstäben die Kettenreaktion stoppen und ja, es ist richtig, wegem der Graphitspitzen wurde die Kettenreaktion sogar noch beschleunigt. Ein unfassbarer Fehler.

Die Borsäure die du jetzt wahrscheinlich meinst, wurde in Tschernobyl per Hubschrauber in den Reaktor abgeschüttet, um Kettenreaktion zu stoppen. Das war eine richtige Massnahme, die alle Hubschrauberpiloten mit ihrem Leben bezahlten.

wynton wäre zwentendorf ein druckwasserreaktor oder auch ein siedewasserreaktor so wie in fukushima?

Siedewasserreaktor, wie es ja schon gesagt wurde.

Kucks dir mal an, ist ganz interessant (die virtuelle Fotoreise durchs AKW mit einigen Erklärungen):

http://www.zwentendorf.com

bearbeitet von wynton

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Im ASB-Olymp

danke wynton

eine frage hätte ich noch. ich hoffe du hast lust sie mir zu beantworten

was ist eigentlich der unterschied zw. natürlichem und angereichertem uran? was wird technisch/chemisch gemacht, um uran anzureichern?

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NCITDOME!!!

danke wynton

eine frage hätte ich noch. ich hoffe du hast lust sie mir zu beantworten

was ist eigentlich der unterschied zw. natürlichem und angereichertem uran? was wird technisch/chemisch gemacht, um uran anzureichern?

KLICK

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#wirsansoizburg

Klick2

wyntons Fachkenntnisse und Schreibweise in allen Ehren, aber da hat SimonBolivar recht - gewisse Sachen könnte man doch auch einfach suchen und selber nachlesen. Und wenn man nicht Wiki direkt ansteuern will, hilft manchmal auch Google.

Damit mach ich mir zwar keine Freunde :) aber das musste mal gesagt werden.

bearbeitet von m4v3rick_mts

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Geht von Zwentendorf eigentlich auch Gefahr aus, oder ist das absolut ungefährlich weil es nie in Betrieb gegangen ist? (soweit ich weiß könnte man es ja jederzeit in Betrieb nehmen, also müssten ja auch die Möglichkeiten dafür gegeben sein?)

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ASB-Legende

wyntons Fachkenntnisse und Schreibweise in allen Ehren, aber da hat SimonBolivar recht - gewisse Sachen könnte man doch auch einfach suchen und selber nachlesen. Und wenn man nicht Wiki direkt ansteuern will, hilft manchmal auch Google.

Damit mach ich mir zwar keine Freunde :) aber das musste mal gesagt werden.

Normalerweise würde ich dir recht geben, aber da dieses Thema mehrere interessieren dürfte, haben so gleich alle etwas von einer Antwort.

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NCITDOME!!!

Geht von Zwentendorf eigentlich auch Gefahr aus, oder ist das absolut ungefährlich weil es nie in Betrieb gegangen ist? (soweit ich weiß könnte man es ja jederzeit in Betrieb nehmen, also müssten ja auch die Möglichkeiten dafür gegeben sein?)

Ja, ich glaub auch das beim Bau direkt Brennstäbe mitgeliefert wurden.

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#wirsansoizburg

Normalerweise würde ich dir recht geben, aber da dieses Thema mehrere interessieren dürfte, haben so gleich alle etwas von einer Antwort.

Naja, wenn mich ein Thema so brennend interessiert, versuche ich mich darüber zu informieren indem ich Infos suche und diese lese. Sollte ich nicht allem trauen, was auf google zu finden ist, gibts immer noch scholar.google.com oder andere akademisch angehauchte Suchmaschinen. Wenn ich dann aber noch immer unbeantwortete Fragen habe, ist ein Forum sicher eine super Alternative.

Klar ist, dass manche komplexen Fragen nicht leicht zu finden sind und da lieber der Weg über ein Forum gesucht wird - dafür sind Foren ja auch da, aber ohne 19austriawien11 kritisieren zu wollen (ein paar Fragen dienen mir hier halt als gutes Beispiel), aber "Zwentendorf+Siedewasserreaktor+Druckwasserreaktor" in Google geht flott und gibt eine simple und leicht verständliche Antwort. Ebenso wie "Uran+Anreicherung".

Ist halt eher meine Art und damit will ich keinen bevormunden, auch wenns so klingt. :p

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Geht von Zwentendorf eigentlich auch Gefahr aus, oder ist das absolut ungefährlich weil es nie in Betrieb gegangen ist? (soweit ich weiß könnte man es ja jederzeit in Betrieb nehmen, also müssten ja auch die Möglichkeiten dafür gegeben sein?)

das wohl nicht, aber betreibt nicht die TU einen atomreaktor in wien?

wenn der explodiert ist der prater nichtmehr begehbar :davinci:

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#wirsansoizburg

das wohl nicht, aber betreibt nicht die TU einen atomreaktor in wien?

Glaub Du meinst den: http://www.ati.ac.at/index.php?id=113

Edit:

Gab sogar noch 2 weitere, welche aber schon stillgelegt wurden.

Quelle: wiki

Edit2:

Zum eigentlichen Thema hier gibts vorsichtig ausgedrückt 2 positive Meldungen:

17.03.2011 19:00 Uhr

IAEA: externes Stromkabel an Reaktor 2 gelegt

Hoffnungsschimmer in Fukushima I: Ingenieuren im havarierten Atomkraftwerk ist es gelungen, ein externes Stromkabel an den Reaktor 2 zu legen. Dies teilte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) mit.

17.03.2011 20:44 Uhr

Strahlenwerte offenbar leicht gesunken

Die Strahlenwerte am Atomkraftwerk Fukushima 1 sind offenbar leicht gesunken. Das teilte die Tokyo Electric Power Company auf einer Pressekonferenz mit. Das Unternehmen führt den Abfall der Radioaktivität auf die Maßnahmen zur Kühlung des Reaktors 3 zurück. Hubschrauber und Wasserwerfer waren stundenlang im Einsatz gewesen, um den Reaktor vom Boden und aus der Luft mit Wasser zu kühlen.

quelle: ard

bearbeitet von m4v3rick_mts

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