Antonio Puerta gestorben

[Sotavento]

du hast ja teilweise nicht mal unrecht, natürlich sterben jeden tag tausende menschen, und nach wie vor alle 3 sekunden ein mensch in afrika. mir ist auch durch den kopf gegangen: "nüchtern betrachtet, ein mensch wie jeder anderer"

da ist es völlig egal, ob er jetzt außenverteidiger mit einer ziemlich großen fußballerischen zukunft ist oder eben ein 22jähriger kfz-mechaniker (was auch immer). das darf keinen unterschied machen.

aber trotzdem darf man anteilnahme zeigen, oder? das ist weder geheuchelt noch sonst irgendwas.

acm hat es schon ganz richtig gesagt. ich zB habe das eben live auf premiere gesehen (und da hats mich eben schockiert, als ich vom tod puertas las, da ich ihn den platz auf seinen eigenen beinen verlassen sehen hab). wenn du den spieler im fernsehen siehst, und wie ihm die mitspieler die zunge rausziehen usw.... das hat nichts mit sensationsgeilheit etc zu tun, sondern ist einfach anteilnahme.

[Lichtgestalt]

Natürlich ist das tragisch, wenn ein so junger Mensch stirbt, nur kräht kein Hahn, wenn das einem "Normalsterblichen" passiert.

ich hab zwar keine lust, mich für irgendwas zu rechtfertigen, aber wenns einen 22jährigen am donaukanal beim joggen umprackt, schockiert mich das ebenso. das hat jetzt gar nix mit dem fussballer oder dem verein zu tun.

ganz grundsätzlich: es macht in vieler menschen wahrnehmung halt einen gewaltigen unterschied, ob man mit dem namen ein gesicht, eine erinnerung, eine emotion oder meinethalben auch einen fussballklub verbinden kann, auch wenns keinen zwischenmenschlichen konnex gibt. siehe danzer, siehe lady di, siehe foe, siehe weissderkuckuckwen.

ich versteh schon, dass dir der ganze kondolenzzirkus irgendwann auf den senkel geht; ein teil mag auch tatsächlich in reiner postingabsetzerei begründet sein. aber - und da schliesst sich für mich der kreis zum obigen absatz - manche spüren das wirklich so, und dagegen kann niemand und auch kein argument der welt an. und das ist ganz prinzipiell auch in ordnung.

[Keyser Soze]

wie ich zum thema tod steh ist denk ich in den einschlägigen threads sicherlich nachzulesen und ich spring in keinster weise auf den bretwalda bandwaggon auf da meine meinung zu solchen themen ja sowieso schon über jahre hinweg dokumentiert ist, ich find's natürlich auch nicht zwingend angenehm für die familie puerta und nur für die, aber das ganze spektakel hier ist erstens äußerst obskur - wie der herr an sich - und wäre der werte herr puerta radfahrer und ned kicker gewesen - meine güte wie's da im "doping im radport" thread zu gehen würd - ich wills gar ned wissen .. will hier auch niemanden etwas unterstellen doch wenn dann auf der fuentes liste plötzlich ein sevilla spieler auftauch - mich tät es eher ned wundern, es ist tragisches persönliches schicksal aber auch ned mehr und ned weniger und wenn man etwas über den tellerrand blickt, nach den zig feuer toten in südeuropa kräht von den lemmingen hier kein hahn - und da wunderts einen dann ned wirklich das sich manche über heuchelei aufregen

bearbeitet 30. August 2007 von Keyser Soze

[Pengsti]

Gerade hier in Spanien hab ich einiges gehört im Fall Puerta ..

rießen Gschicht und kann nur mein tiefstes Beileid aussprechen .. da denkt man, man hat selbst Probleme, dabei denkt man mal an seine Freundin und deren ungeborenes, seine Familie ... unglaublich

[Joker]

Man sieht ja zum Beispiel in diesen Thread, wie einseitig das Mitleid verteilt wird:

Mord & Kannibalismus

Zugegeben hat dort (fast?) niemand gepostet, der sich hier im Puerta-Thread verewigt hat, aber vom Prinzip her spielt das eine kleine Rolle. Es wurde ein namenloser Obdachloser ermordet und kein einziges "R.I.P." war zu lesen - im Gegenteil, die Kannibalen-Witzchen häufen sich gemeinsam mit politischem Kleinkrieg (Beisl halt)....

Ich will sowas auch gar nicht kritisieren, man sollte mMn den Tod auch nicht so ernst nehmen und (in vielen Fällen) scheinheilige Bestürzung äußern aber den Unterschied in der Wahrnehmung in der Öffentlichkeit müsste jeder erkennen...

Wahrscheinlich hat aber Lichtgestalt mit seiner Aussage bezüglich emotionaler Verbundenheit ziemlich Recht, bei vielen scheint diese Bindung halt sehr schnell zu geschehen bzw. fragwürdig zu sein, denn ich bezweifle, dass die meisten Puerta öfter als dreimal spielen haben sehen...

Die Medien springen natürlich sofort auch den Zug auf und durch deren Druck auch die spanische Fußballwelt. Ich möchte nicht wissen, wieviele Spieler aus niedrigen Ligen bereits gestorben sind ohne in den großen Medien erwähnt zu werden. Im Puerta-Sog sieht man ja jetzt, wie häufig soetwas eigentlich vorkommt...Und da ist man dann wieder bei dem Punkt, dass No-Name-Fußballer wenn überhaupt nur einen Bruchteil des Mitleids erhalten...und somit schließt sich der Kreis zum Anfang meines Posts bzw. zur Aussage von Lichtgestalt...

bearbeitet 30. August 2007 von Joker

[_pantera_]

Mindestens ebenso, wenn nicht noch mehr degoutant als die hier angeprangerte sogenannte Scheinheiligkeit finde ich Leute, die sich durch Themen lesen, die ihnen von vornherein nicht liegen, um sich anschließend dadurch zu profilieren, dass sie die Gefühle anderer Menschen pseudointellektuell und herabwürdigend bewerten.

Nein - ich hab Antonio nicht gekannt

Ja - ich hab geweint, als ich das Video sah, als die Fans (auch des Stadtrivalen) ihm mit Sprechchören (Puerta, amigo, Sevilla está contigo) und der Welle vor dem vorbeifahrenden Sarg die letzte Ehre gaben.

Wer das nicht versteht, muss sich am Fußballplatz wahrscheinlich öfters wundern über die Gefühlsausbrüche der Fans.

Ich hab auch Lady Di nicht gekannt, aber in ihr Kondolenzbuch geschrieben, tiefstes Mitleid mit ihren Kindern gehabt, das Begräbnis im Fernsehen verfolgt und geweint wegen dem Kuvert am Sarg, auf dem "Mummy" stand (von Harry, damals 12). Ich empfand Genugtuung, als die Queen sich verneigte, und war verärgert über den Bruder, der die Rückverleihung des Titels als unnötig ablehnte, um sich anschließend auf ihre Kosten zu produzieren.

Das Phänomen, dass man eigentlich fremde Menschen als persönlich bekannt bis nahe stehend erlebt, dass deren Schicksal entsprechende Gefühle auslöst, ist hinlänglich bekannt. Bekanntestes Beispiel ist Anne Frank, streng genommen auch "nur" eins von ca 6 Mio. Opfern.

Ich finde es in Ordnung bis beruhigend, dass auch in "harten" Kreisen Gefühle noch Ausdruck finden, dass man noch weiß, was sich gehört, dass man noch nicht so abgestumpft ist zu übersehen, wenn man an die Prioritäten im Leben erinnert wird oder dadurch über sich selbst, die eigene Familie und/oder Umgebung reflektiert.

Wenn sich Jemand dadurch besonders gescheit fühlt, möge er das scheinheilig nennen, wenn's geht aber leise und das Mit-Leid im wahrsten Wortsinn, das hier (mit)geteilt wird, nicht stören. Das könnte man auch pietätlos finden.

R.I.P., Antonio

v.p.s.

_pantera_

bearbeitet 30. August 2007 von _pantera_

[El corredor]

Tut mir leid Leute aber Ich finde es sehr wohl angebracht hier seinen trauer kund zu geben letzt endlich sind wir hier in Spanien Channel und die meisten die hier permanent posten sind auch sicher Fans von spanischen Fussball und hatten auch sicher schon viel Freude damit.Also warum sollte man auch nicht ein wenig Betroffenheit zeigen wenn ein solcher Spieler stirbt .

Die Ursache warum er gehen mußte ist eine ganz andere aber das wird ja sowie so Todgeschwiegen ,um darüber zu diskutieren müsste man einen eigenes Thema eröffnen.

Es stimmt schon das viele andere Menschen auch sehr Jung sterben ,und für die Angehörigen das ein harter Schicksalsschlag ist, wenn Ich davon höre bin eigentlich auch momentan schokiert,nur werde Ich das hier kaum reinstellen,daß das Leben manchmal sehr Grausam ist wissen wir ja sowie so Alle ,oder.