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Fußball. Jung. Seife.

Reden wir mal über die Alben. Beginnen wir beim ersten der Hosen:

Opel-Gang

1983

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Trackliste:

01. Allein vor deinem Haus oder Dein Vater der Boxer

02. Modestadt Düsseldorf

03. Reisefieber

04. Kontakthof

05. Opel-Gang

06. Willi muß ins Heim

07. Wehende Fahnen

08. Schwarzer Mann

09. Geld

10. Ülüsü

11. Es ist nichts gewesen

12. Sommernachtstraum

13. Hofgarten

14. Bis zum bitteren Ende

bearbeitet von Johnny L.

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green & white
Was sind eure Lieblingslieder der Hosen ?

1. paradies (vor allem live)

2. bonnie & clyde

3. auswärtsspiel

4. kein alkohol

5. niemals einer meinung

6. bayern

7. steh auf

8. madeleine

9. der bo-frost mann ^^

10. freunde

meine top-10 dieser wirklich geilen band

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Fußball. Jung. Seife.

Wisst ihr, welches Album derzeit mein Lieblingsalbum ist?

Ist nicht so schwer zu beantworten :finger:

Die Roten Rosen

Wir warten aufs Christkind

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Sehr genial für diese Jahreszeit

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Fußball. Jung. Seife.

Auf welchen Album ist eig. das geniale Azzuro Cover oben :D

Auf dem Kreuzzug ins Glück - 125 Jahre Die Toten Hosen

Ist ein Doppelalbum und ein recht gutes noch dazu. Es sind viele Covers drauf... Dafür hab ich 28€ zahlen müsen :nervoes:

Musste nochmal nachschaun, auf welcher CD, aber hier alle Details:

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CD 1:

01. Auf dem Kreuzzug ins Glück

02. Alles wird gut

03. Glückspiraten

04. Fünf vor zwölf

05. Geld $ Gold

06. First Time

07. Keine Chance für die Liebe

08. Die Opel-Gang Teil II - Im Wendekreis des Opels

09. Streicholzmann

10. All die ganzen Jahre

11. Sein oder Nichtsein

12. New Guitar in Town

13. Schönen Gruß, auf Wiederseh'n

CD 2:

01. Hip Hop Bommi Bob [Tap Into America-Mix]

02. Achterbahn

03. Der Auftrag

04. 1000 Nadeln

05. Mehr davon [Dreadlock-Mix]

06. Im Jet-Grill

07. Azzuro

08. Liebesspieler [High-Noon-Mix]

09. Opel-Gang [Trucking-Mix]

10. Willi - Ein Verlierer [Drama in drei Akten]

Fungizide - Genetisch versaut

11. Willi muß ins Heim

12. Der Besuch

13. Willi's weiße Weihnacht

14. Pubertät/Der Urlaub

15. Willi's tiefer Fall

16. Der Polizist/ Der Analphabet

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  • 4 weeks later...
Fußball. Jung. Seife.

Hat von euch jemand gestern (11. Jänner 2007) TV-Total gesehen? Da waren die Hosen! Ich hab mir die Vorschau angesehen: Heute zu Gast: Die toten Hosen... und dann warens nur ein paar Sekunden auf der Bühne, genauso wie Chackie Chan, Bloodhound Gang, Lionel Ritchie und und und

Die Idee war genial aber ich wollte die Toten Hosen länger sehen als nur das "Hier kommt Alex" zu hören. Das lustige ist ja, dass die ganze Unplugged-Band da war :finger:

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C'mon you Irons!

hmmm... schwer... auch wenn meine hosen phase doch schon fast 10 jahre zurück liegt

- wünsch dir was ... dann mal lange gaaaaar nichts, wahnsinn, jedes mal live einfach nur gänsehaut

- 1000 gute gründe

- paradies

- (natürlich) alles aus liebe

ansonsten fällt mir nichts wiiirklich besonderes ein...

sicher bin ich mir dass pushed again und 10 kleine jägermeister kurze zeit rauf und runter gehört worden sind...

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Postinho

klasse live band.

darum hab ich nur:

Die Toten Hosen - Heimspiel: Die Toten Hosen Live in Düsseldorf

:love: bearbeitet von acm

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Fußball. Jung. Seife.

inkl. raphael und esther kim?

jep. Das war ja das arge... Ich mein, den raphael hab ich nicht gesehen aber die waren auch nur ganz kurz zu sehen, weil die bühne gleich wieder zugegangen ist. Aber die Esther war fix dabei, die hat am Klavier gespielt.

klasse live band.

darum hab ich nur:

Die Toten Hosen - Heimspiel: Die Toten Hosen Live in Düsseldorf

:love:

Stimmt, Heimspiel war super. Aber die beste Szene in einem Live-Konzert war für mich Rock am Ring 2004, als Campino ganz nach oben geklettert ist und Wort zum Sonntag gesungen wurde mit der Leuchtfackel in der Hand :love:

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Stimmt, Heimspiel war super. Aber die beste Szene in einem Live-Konzert war für mich Rock am Ring 2004, als Campino ganz nach oben geklettert ist und Wort zum Sonntag gesungen wurde mit der Leuchtfackel in der Hand :love:

Das mit dem klettern und der Leuchtfackel hat er im Gasometer auch gemacht, ist bei der Sitztribühne ganz vorn am Abgrund herumgeturnd und dann runtergesprungen!

Ja, ja das klettern, das wollten sie ihm einmal verbieten als die Hosen Vorgruppe von U2 waren, ist aber nicht gelungen. :D

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Fußball. Jung. Seife.

Hahaha :lol:

Jaja, der Campino lässt sich nichts verbieten... Ist schon ein Klasse-Typ, auch wenn er bei keiner einzigen Sportveranstaltung oder einem Spiel unter Freunden verlieren kann (Friss oder Stirb - DVD)

Am genialsten find ich aber Kuddel. Der raucht und spielt Gitarre unterm Konzert gleichzeitig, obwohl er nicht mal Noten lesen kann. Aber trotzdem spielt er soo gut, das is a Wahnsinn.

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  • 5 weeks later...

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Die DTH Interview Serie

Teil 5 - Campino

Das Bandjahr einmal ganz kurz zusammengefasst: Andi hat geheiratet, Kuddel gab Kochkurse und Dich sieht man mit Dreitagebart in der Zeitung. Wie bekommt Euch die Bandpause so?

Wenn die Zügel locker gelassen werden, haben die Jungs nur Flausen im Kopf. Das muss natürlich aufhören. Erstens muss ich mich wieder rasieren, zweitens sollte Kuddel es unterlassen, mit seinen Kochweisheiten anzugeben, und Andi sollte ein für allemal aufhören zu heiraten. Teilweise werden in so einem freien Jahr Dinge erledigt, die ewig auf der Liste standen und die man schon immer mal machen wollte.

Von Kuddels Kochkünsten werdet Ihr spätestens dann profitieren, wenn Ihr wieder in den Proberaum geht…

Dann muss er wieder ran! Er soll also ruhig mal üben und uns die besten Sachen auftischen. In Wirklichkeit ist es so: Das Jahr 2006 ist für alle sehr schnell vergangen und wir könnten problemlos auch noch ein zweites Pausenjahr dranhängen, ohne irgendetwas zu merken. Gleichzeitig denkst du dir: Irgendwann muss es weitergehen! Wir haben bis jetzt noch keinen Plan, wie das aussehen könnte. Es ist aber immer eine schöne Zeit, wenn man voller Illusionen ist, dass man seine neuen Erfahrungen voll einbringen kann. Auf dem Weg zum neuen Album limitieren sich die Dinge sowieso wieder von selbst. Es ist jetzt die Phase, in der sich viele Optionen bieten – und man sich später für eine Richtung entscheiden muss, welche auch immer das sein wird.

Habt Ihr überhaupt schon irgendwelche Termine für 2007 festgelegt?

Das ist gerade sehr offen, nach dem Motto: Man kann alles machen, man muss aber nicht. Das fühlt sich im Moment für alle Beteiligten sehr gut an. Ich muss zugeben, dass wir in diesem Jahr nicht ein Mal zusammen geübt haben. Wir waren nicht ein einziges Mal im Proberaum! Das soll jetzt aber wieder beginnen. In zwei Wochen will ich mit Kuddel anfangen, ein paar Tage intensiv zu proben. Breiti ist noch unterwegs, der kommt dann irgendwann dazu, und spätestens ab Januar ist wieder konzentriertes Arbeiten mit der ganzen Band angesagt. Trotzdem werden wir im nächsten Jahr höchstwahrscheinlich keine Tournee spielen.

Schließt das auch einzelne Konzerte aus?

Wir sind uns nicht ganz sicher. 2007 ist ja unser 25. Jubiläumsjahr, und es gibt tausend Planspiele, wie man das feiern könnte. Ob man 25 Wohnzimmerkonzerte spielt oder eins oder gar keins. Wir haben uns nicht einigen können. Ich weiß es selber noch nicht. Für mich ist das auch eine etwas andere Situation: Ich habe letztendlich gar kein Pausenjahr gehabt. Ich hatte ein paar ruhige Monate am Anfang des Jahres, die waren entspannt. Da bin ich viel Fahrrad gefahren, war in Spanien und so. Aber dann ist es für mich knochenhart gekommen. Denn mit der Dreigroschenoper habe ich mich auf etwas eingelassen, von dem ich keine Ahnung hatte. Ich würde es zwar immer wieder tun, aber ich muss mich im Nachhinein schon wundern, wie sehr ich mich verkalkuliert habe. Dass das kein Spaziergang werden würde, war mir klar, aber dass es einem so viel Energie rausziehen kann und man ständig hoch konzentriert sein muss, hätte ich nicht gedacht. Dadurch blieb eigentlich für nichts Anderes mehr Platz.

Wie lange dauerte für Dich 2006 die ganze Phase „Dreigroschenoper“?

Ich habe ab Januar angefangen, das Buch intensiver zu lesen, auch sämtliche Informationen, die dafür interessant sein könnten, zum Beispiel den „Dreigroschenroman“, der ja sehr anders ist als das Stück, viele Studien über Brecht und Weill usw. Ich habe viel über das Berlin der 30er-Jahre gelesen, um mich auf das Thema einzustimmen. Außerdem hatte ich zu der Zeit schon sehr häufig musikalische Proben. Ab April ging es mit den Sprechtexten los. Da bin ich wie gesagt in Spanien viel Fahrrad gefahren und habe dabei die Texte auswendig gelernt. Ein wirklich gutes System. Sollte ich mal vor einer Tournee machen! Dann würde ich die Texte nicht so oft vergessen (lacht).

Wie lief es hinterher auf der Bühne im Admiralspalast?

Ich war einer der textsichersten. Es gab bei mir einfach keine Aussetzer. Das liegt auch daran, dass im Theater alles, was du sagst, mit einer Handlung verbunden ist, mit einem Weg oder einer Aktion. Du hast immer deine Positionen, und das ist wie eine Eselsbrücke. In dem Moment weißt du genau, was du zu sagen hast. Beim Tote-Hosen-Konzert fehlt das ja völlig. Da ist es total offen, wie und wohin ich mich bewege. Deshalb ist es da eher möglich, aus dem Text rauszufliegen, selbst wenn man den schon hunderte von Male gesungen hat.

Was hast Du in den letzten Monaten vor der Premiere im September erlebt?

Im April und Mai habe ich mich alleine mit dem Stück beschäftigt, nur manchmal kamen Klaus Maria Brandauer und Maria Happel hinzu. Maria hat selbst als Seeräuber-Jenny mitgespielt und ist meine Rolle mit mir durchgegangen, hat mir also eine Art Unterricht gegeben. Mitte Juni standen die ersten Proben mit dem ganzen Ensemble an. In dieses Chaos hinein platzte dann für mich eine mehr als unangenehme Zeit, weil Karina und ich uns getrennt haben. Man kann sich vorstellen, dass da nicht alles glatt läuft. Es war eine große Umstellung, die viele Schwierigkeiten mit sich brachte. Das irgendwie hinzukriegen und sich gleichzeitig auf die Premiere vorzubereiten, war nicht einfach.

Wärst Du in der Zeit gerne mal aus Berlin geflüchtet?

Gerne, allzu gerne. Aber es gab keine Möglichkeit. Ich wäre auch während der Spielzeit gerne mal weggelaufen, weil das ziemlich anstrengend war, sich jeden Abend zurückmelden und ganz konzentriert etwas abliefern zu müssen. Ich war wirklich froh, als der letzte Abend gelaufen war. Das Stück ist mit der Zeit immer besser geworden, von der Premiere an. Es wurde auch verlängert und wir haben es geschafft, den Admiralspalast 45-mal auszuverkaufen. Das ist bei über 70.000 verkauften Tickets ein riesiger Erfolg für ein Theaterstück. Deshalb kann ich bilanzieren, dass ich mich mit Anstand in der Szene gehalten und verabschiedet habe. Trotzdem war ich froh, danach erst mal alle Dinge zu verarbeiten, die so gelaufen sind. Das Theaterstück und auch die privaten Geschehnisse. Da war zum ersten Mal etwas Zeit nachzudenken, wie es weitergehen soll.

Hast Du schon eine Lösung gefunden, wie es weitergehen wird?

Nein, zurzeit lebe ich ziemlich improvisiert. Aber ich versuche meinen aktuellen Zustand als Chance zu begreifen. Für mich ist wichtig, erst mal alles zu tun, damit mein Sohn so wenig wie möglich unter der Trennung leidet. Gleichzeitig versuche ich mich selbst wieder auf eine Spur zu kriegen, so dass ich für die anderen auch weiterhin ein verlässlicher Partner bleibe. Denn das Hin- und Herreisen zwischen Berlin und Düsseldorf und den anderen Orten, wo ich mich aufhalte, das ist gefährlich für ein konzentriertes Arbeiten. Im Januar werden wir sehen, wie das läuft.

In den Zeitungen war in Zusammenhang mit Deiner Theaterarbeit immer wieder zu lesen: Campino sucht nach seiner Rolle für die Zeit nach der Band. War es also kein Abschied für immer?

Man soll nie nie sagen. Es kommt immer darauf an, welche Truppe was für ein Stück aufführt oder was für ein Film gedreht wird. Ich bin Fan vieler Filme von Quentin Tarantino, John Cassavetes, Polanski oder Wenders. Wenn dich ein genialer Regisseur anruft und ein gutes Drehbuch in der Hand hat, warum sollte man nein sagen, wenn die Rolle gut ist. Das ist aber nichts, was ich verfolge oder wo ich selber für Klinkenputzen gehen würde. Letztlich wird das auch nie Beruf sein, sondern immer nur ein Seitensprung. Und wenn nie mehr jemand anrufen sollte, auch gut. Damit kann ich leben. Meine Leidenschaft ist und bleibt die Musik. Doch es gibt zwangsläufig andere, benachbarte Bereiche. Als Sänger auf der Bühne musst du dich bewegen und mit dem Publikum arbeiten. Theater ist zwar etwas komplett Anderes, aber es gibt Vergleichspunkte. Das hat mehr miteinander zu tun, als Tote-Hosen-Sänger zu sein und gleichzeitig Briefträger, Anwalt oder Bo-Frost-Mann. Ich könnte mir aber genauso gut vorstellen, irgendwann einmal ein Buch zu schreiben. Da ich mich sowieso mit Texten befasse, ist das etwas, was ich irgendwann mal versuchen möchte. Wenn die Toten Hosen irgendwann mal Geschichte sind, und ich habe viel Zeit, dann werde ich mir das überlegen. Damit meine ich nicht unbedingt eine Autobiografie. Das ist ja erst mal immer das Naheliegendste und für mich daher auch das Langweiligste. Aber wer weiß…

Andi ist in diesem Jahr um die Welt gefahren, Breiti ist gerade in Südamerika unterwegs, bei Dir hat sich zwangsläufig viel in Berlin abgespielt…

Ich habe eine Weltreise im Kopf gemacht. Die war mindestens so abenteuerreich wie die der Anderen. Ich bin immer gerne unterwegs, war schon an vielen Flecken der Erde. Das ist jetzt aber nicht die Priorität auf meiner Liste. Ich weiß, dass ich relativ bald nach Afrika fahren werde. Da geht es nicht um eine Halbjahresreise, sondern um ein paar Wochen. Ich bin ganz locker mit Breiti verabredet und wir sind in engem Kontakt mit DATA, der Agentur von Bob Geldof. Die DATA-Mitarbeiter machen sich für Afrika stark und wollen mit mir eine Reise planen, die in gewisse Krisengebiete führt. Es geht dabei also nicht um eine Tourismusreise im üblichen Sinne, sondern sozusagen an die Front.

Was erwartest Du Dir von diesem Trip?

Ich möchte mit eigenen Augen ansehen, was es zum Beispiel wie in Malawi heißt, dass da innerhalb von einem Jahr ganze Dörfer verschwinden, weil alle Einwohner an Aids erkrankt sind. Ich habe in den letzten Monaten viel darüber gelesen, und ich spüre, dass es an der Zeit ist, mir selbst vor Ort einen Eindruck zu verschaffen. Ich glaube, du kannst achtmal um die Welt fahren und in irgendwelchen schönen Hotels leben, du wirst nicht den Eindruck oder die Nachhaltigkeit in deinen Kopf kriegen, die selbst ein kurzer Trip nach Afrika in die richtigen Gebiete bringt. Ich bin gerade nicht auf der Suche nach Leichtigkeit. Oder nach einem Strand, um meine vier Gebeine auszustrecken und die Sonne auf mich bruzzeln zu lassen. Mir steht der Sinn nach etwas Anderem.

Inwiefern ist diese Afrika-Reise auch eine Standortbestimmung für Dich selbst?

Ich will das jetzt nicht zu hoch hängen, aber ich bin auf der Suche, was es eigentlich sonst noch gibt außer Düsseldorf, Berlin, der Band, Platten machen und Touren. Man kann ja immer unheimlich gut verdrängen, auch im Theater. Ich war drei Monate lang in einem Mikrokosmos gefangen, für den es nichts Wichtigeres gab, als diese komische Aufführung. Es geht mir darum, dass ich meinen Blick wieder öffne. Dass ich mal versuche, Eindrücke aufzunehmen und zu registrieren. Es wird gut tun, mal wieder zu sehen, wie viele echte Probleme es gibt und zwar brennende. Letztendlich ist Afrika so ein Begriff, der uns alle zu langweilen droht. Die Leute hören seit vielen, vielen Jahren immer dasselbe Lied: Afrika als Synonym für ewige Katastrophen und ewiges Spenden, ein endloses Loch! Diese Gedankenapathie müssen wir beenden. Dagegen muss man ankämpfen.

Wie denkst Du über die Probleme des schwarzen Kontinents?

Ich glaube, die Lösung der Armutsfrage ist ein Lösungsschlüssel für viele Probleme, die bis nach Europa und in die Industrieländer hineinreichen. Zum Beispiel wenn man sich fragt, warum man ins Flugzeug nicht mal mehr Haargel mitnehmen darf, weil irgendwelche Attentate durchgeführt werden können. Dann bist du ganz schnell bei der Religionsfrage, Islam, Terroristen usw. Und Afrika ist mit Millionen von Moslems eine weitere potenzielle Quelle für nachrückende Terroristen, wenn die erst mal richtig auf Feindbild geeicht werden. Auch daher ist es das Klügste, sich mit diesem Kontinent auseinander zu setzen und die Leute nicht weiter in Richtung Verzweiflung rennen zu lassen. Wenn man diese Kausalkette verfolgt, ist es selbstverständlich, dass man sich mehr darum kümmern müsste, als man es tut. Ich weiß, wie schwer das ist, weil das Thema nervt. Man hat ständig das Gefühl, dass man immer nur Geld abgeben soll. Und danach hört man aus diesen Krisenregionen nichts mehr. Man kriegt in den Nachrichten eben keine Erfolgsergebnisse mitgeteilt.

Dein Sohn ist mittlerweile zweieinhalb Jahre alt. Was versuchst Du ihm bei der Erziehung zu vermitteln?

Lernen, zu teilen und abzugeben. Nicht immer zu brüllen: „Das ist meins!“ Das passiert manchmal, wenn sein Kumpel Heinrich zu Besuch ist und auch mit dem neuen Feuerwehrauto spielen will. Da muss man dann schon sagen: Lennie, das weiß jeder, dass das deins ist, aber der Heinrich darf jetzt auch damit spielen und wenn er geht, dann gibt er dir das Auto zurück. Mich würde es am glücklichsten machen, wenn er ein Gerechtigkeitsempfinden entwickelt und Courage hat, wenn er sieht, dass Andere benachteiligt werden.

Inwiefern kommt er ganz nach dem Vater?

Er hat mal eine Zeit lang ziemlich intensiv vor jeden Ball getreten, das ist abhanden gekommen. Mir macht das große Sorgen. Ich hatte geglaubt, er sei ein Naturtalent – und spielt mal bei der Fortuna oder in Liverpool. Stattdessen kann er jede Automarke problemlos erkennen und aufsagen, selbst die japanischen. Musik findet er auch gut. Da gibt es eine Platte mit frechen Liedern für Kinder, auf die er total abfährt, zum Beispiel: „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“. Das „Dschungelbuch“ liegt natürlich ganz weit vorne auf Platz eins. Und wenn wir auf die Kirmes gehen, läuft unter 20 Karussellfahrten gar nichts. Da steht er total drauf.

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Denkst Du manchmal an die Erziehung Deiner Eltern, wenn Du ihn erziehst?

Ja, das habe ich sofort erkannt. Meinen Eltern habe ich vieles verziehen, seitdem mein Sohn auf die Welt gekommen ist. Es ist mir erst jetzt so richtig klar geworden, welche Probleme meine Eltern gehabt haben müssen und was es heißt, sieben Kinder auf die Welt zu bringen und die meisten dieser Horde dann groß zu ziehen – und was es bedeuten muss, wenn dein Kind stirbt. Vor allem unter den Verhältnissen der 50er- und 60er-Jahre. Das muss ein Mordskampf gewesen sein und den hältst du nicht durch, wenn du nicht wie Pech und Schwefel zusammenhältst. Dass es da auch gekracht hat, ist selbstverständlich. Für alle Eltern dieser Welt gibt es harte Durststrecken, und sie können stolz darauf sein, wenn sie die gemeistert haben. Es geht nicht darum, die Kinder vor den Problemen in der Welt zu bewahren und „einzuwatten“, sondern ihnen zu zeigen, wie man mit einem Konflikt umgeht, wenn er da ist.

Wie viel Mackie Messer steckt eigentlich in Andreas Frege?

Ich habe mit Mackie Messer nicht viel zu tun. Weder was die Gewaltbereitschaft, noch was seinen Umgang mit Frauen angeht. Aber ich konnte seine Gewaltbereitschaft nachvollziehen, weil ich glaube, dass es in vielen Fällen nur ein schmaler Grat ist zwischen legal und illegal. Und die ewige Frage, warum jemand auf der einen Seite oder auf der anderen der Gesellschaft groß wird. Warum wird der eine Polizist und der andere Verbrecher? Das taucht ja auch in dem Stück auf – Tiger Brown und Mackie. Ich glaube nicht, dass das so große Unterschiede sind, wie uns immer vorgemacht wird. Was mir an Mackie gefallen hat, war, dass er eben nicht nur böse war, sondern auch gute Seiten hatte, dass er nicht so ein Schwarz-Weiß-Typ war. Das würde ich auch für mich in Anspruch nehmen wollen. Auf keinen Fall nur ein guter Typ, aber auf keinen Fall auch nur ein schlechter. Irgendwas von Beidem.

Es ist ja unbestritten, dass Dir in Deiner Position andere Verlockungen über den Weg laufen als dem normalen Familienvater…

Ich weiß gar nicht, ob das so ist. Es ist zwar eine Tatsache, dass wir nicht nur in einer Stadt unterwegs sind, sondern in vielen. Doch normalerweise bist du so in einen Zeitplan eingestrickt, dass du gar nicht dazu kommst, Kontakte aufzubauen und jemanden kennen zu lernen. Ich glaube, dass es an einem selbst liegt. Wenn du viel ausgehst und kontaktfreudig bist, wirst du auch in Düsseldorf allein deine Bekanntschaften machen. Ich werde sicherlich von vielen Leuten angesprochen, Frauen und Männern, ganz einfach weil ich der Sänger von den Toten Hosen bin. Da kann ich nichts machen, das kann ich nicht ändern. Ich hinterfrage das auch nicht. Das ist halt mein Leben. Wenn man das über Jahre mitmacht, lernt man auch zu filtern, welche Anmache billig ist, und welche ernst gemeint. Wir alle haben nur 24 Stunden täglich Zeit zum Leben. Wenn du eine intensive Beziehung führen willst, dann kannst du dich auch nur auf eine einlassen, egal wie viele Leute dich ansprechen. Meine Lebensmodellalternativen wären: a) eine intensive Beziehung oder b) keine Beziehung, dafür mit vielen netten Bekannten, die Dir allerdings nicht nahe gehen.

Fühlst Du Dich alt?

Was die Liebe angeht, wird man nicht vernünftiger. Man lernt nichts dazu, was ja auch etwas Feines ist. Wenn man davon müde wird oder sich sagt, etwas lohnt sich nicht mehr, das ist ein Zeichen von Älterwerden. Wir waren früher mehr eine Jungenband und nie berühmt für Groupies. Wir haben gut damit gelebt und so soll es auch bleiben. Ich habe nicht das Problem, als „jugendliches Sexsymbol“ an mir selber beobachten zu müssen, dass ich älter werde. Wir haben damit nie etwas zu tun gehabt. Deshalb ist es auch nicht dramatisch zu verfolgen, dass man mehr und mehr im Erwachsenenleben ankommt. Aber auch erwachsene Menschen verlieben sich und bauen Scheiße. Es wäre der schlimmste Fehler zu sagen, „Das passiert mir nicht noch einmal!“, nur weil man eine Enttäuschung hatte im Leben. Man darf sich durch Enttäuschungen nicht dazu bringen lassen, sich unverwundbar machen zu wollen. Wer nicht mehr verletzlich ist, kann das Leben nicht mehr genießen. Ich möchte lieber fünfmal heftigst enttäuscht werden, aber dafür fünfmal richtig verliebt gewesen sein, als dass ich nie gelitten hätte, aber auch nicht wüsste, was es heißt, im siebten Himmel zu sein. Ich bin ziemlich gerne im siebten Himmel.

Denkst Du denn über das Älterwerden konkret nach, zum Beispiel darüber, wo Du in fünf, zehn, fünfzehn Jahren bist?

In diesem Jahr habe ich so wenig übers Älterwerden nachgedacht wie schon seit langem nicht mehr. Das ist für mich ein Zeichen, dass es mir gut geht. Ich bin in allen möglichen Bereichen ein Anfänger. Als Vater bist du sowieso immer Anfänger in jeder neuen Lebensstufe, es sei denn, du hast schon sechs Kinder. Ansonsten machst du ständig neue Sachen mit. Beim Theater war ich auch ein Anfänger. Es ist hilfreich, wenn man sich hin und wieder Sachen sucht, die man neu beginnt. Wenn man plötzlich einen Spanisch-Kurs belegt, obwohl man schon 60 ist. Einfach neue Dinge beginnen und diese Haltung wegwerfen: „Dafür ist es jetzt zu spät.“ Es ist für nichts zu spät! Ich möchte definitiv nicht noch mal 18 sein. Wenn ich mir das Fotobuch von Fryderyk Gabowicz ansehe, bin ich froh, dass wir das hinter uns gelassen haben. Ich sage das nicht, weil ich uns heute als Typen von damals scheiße finde…

Warum sagst Du es dann?

Es hätte auch anders ausgehen können. Es hat links und rechts neben uns gekracht und wenn ich an unseren alten Roadie Bollock denke, der an der Nadel hing und gestorben ist, oder an mehrere andere Freunde, denen es ähnlich erging oder die ins Gefängnis kamen. Da bin ich froh, dass ich hier noch relativ gesund sitze und auf dem Vulkan mitgetanzt habe, ohne mir die Füße zu verbrennen. Oder höchstens mal die Füße. Die Punkbewegung Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre war etwas ganz Besonderes. Ich glaube, dass sich so etwas nicht wiederholen wird, weil die Konstellation in der Gesellschaft eine andere ist. Durch das Internet und durch eine rasende Schnelle, was Informationen und Nachrichten angeht, hat eine Jugendbewegung kaum mehr Zeit, so zu wachsen oder sich zu definieren wie die Punkbewegung. Kaum ist etwas bekannt, ist es schon wieder ein alter Hut. Aber eine richtige Bewegung braucht eine gewisse Zeit, um eine Nachdrücklichkeit zu kriegen. Vielleicht war Punk die letzte, die diese Chance bekommen hat.

Was waren die Hauptunterschiede zu anderen Bewegungen?

Die Hippie-Bewegung ist wahrscheinlich ebenso kraftvoll gewesen – aus Altersgründen hatte ich nicht so viel damit zu tun. Aber die Parallelen dieser beiden Energien, die sind ganz offensichtlich. Und danach war HipHop sicher für die Schwarzen in Amerika ein ähnlicher Befreiungsschlag und bestimmt ist Eminem in gewisser Form auch eine Art Mittelstands-US-Sex-Pistols für die Weißen, die gegen ihr Elternhaus aufbegehren. Er hat sehr derbe Texte, aber eben nicht wie die Pistols politisch angesetzt, sondern irgendwo im Privaten, um zu rebellieren und zu schocken. Er hat seine Verdienste, aber bei Punk-Rock ging es um mehr als einen selbst. Das ist ein Qualitätsunterschied! Wir alle hatten in dieser Bewegung dasselbe Gefühl, das wir miteinander geteilt haben. Und so seltsam das scheint, dass zum Beispiel niemand wusste, wie der andere genau wohnt, denn man hat sich nie zu Hause besucht, war es super. Wir haben uns immer nur am Ratinger Hof getroffen. Trotzdem waren wir richtige Freunde. Das war ein Lebensgefühl, verbunden mit wahnsinnig vielen Illusionen, dass man alles besser macht, dass man weiß, wer der Verräter ist und wer nicht. Eine geile Zeit.

Es war also keinesfalls eine verschwendete Jugend?

Blödsinn! Es war teilweise sogar sehr lustig. Man musste sich zum Beispiel täglich informieren, welcher Plattenladen cool war und welcher nicht, je nach Meinung der herrschenden Meinungsmacher. Ob man mit einer Tüte vom „Rock On“ gesehen werden durfte oder ob man die Tüte schnell loswerden musste. Solche herrlichen Sachen… Ich bin dankbar, dass ich das haben durfte, und heute mit über 40 habe ich eine unheimliche Ruhe, dass das ein guter Zeitabschnitt war. Sicherlich gab es auch andere Zeiten, in denen man eine tolle Jugend erleben konnte, aber ich möchte meine nicht tauschen. Und ich bin zufrieden mit der Gegenwart. Ich habe heute eine Freiheit, von der ich früher immer geträumt habe. Und versuche, die auch zu leben. Ich bin weit davon entfernt zu denken, wie toll das alles gewesen ist, als man noch 18 war. So toll war das nicht.

Welches Erlebnis verbindest Du mit dieser Zeit?

Ich weiß zum Beispiel noch, wie Andi und ich per Railway-Ticket mit dem Zug durch England gefahren sind und wir hatten wirklich wenig Geld dabei. Das haben wir alles für Konzerte ausgegeben und für Second-Hand-Platten. Von wegen Übernachten in Herbergen oder Bed&Breakfast – wir hatten ein Zelt dabei! Wir konnten noch nicht mal im Fish&Chips-Shop essen, sondern waren so am Ende, dass wir uns ein großes Brot gekauft haben, Butter und eine Sorte Marmelade. Und genau die ist uns in Schottland am Strand auch noch in den Sand gefallen. Wir konnten uns keine neue kaufen. Wir haben dann eine Woche lang diese knirschende, mit Sand versetzte Matsche gegessen – und danach habe ich drei Jahre lang keine Marmelade mehr sehen können. Das war lustig, aber das möchte ich nicht mehr wiederhaben.

Wie wichtig war die Freundschaft zu Andi Meurer, der in Mettmann zufällig bei Euch um die Ecke wohnte?

Es ist eine der lebensentscheidenden Freundschaften, genauso wie die mit Breiti, Kuddel und Jochen Hülder. Da muss ich an jeden Einzelnen von ihnen denken. Andi, das war schon lustig, weil er in Mettmann wohnte. Ich lebte zwar auch dort, ging aber in Düsseldorf zur Schule. Also war ich am Anfang natürlich der Informiertere. Ich war jeden Tag im „Rock On“-Plattenladen, hatte die Platten immer eher als er. Insofern musste Andi das aushalten, dass er mir seinen Plattenteller zur Verfügung stellte und ich ihm die neuesten Sachen angebermäßig vorgespielt habe. Er befand sich ein bisschen in der Provinzbubirolle, der so ein bisschen hinter dem Mond lebte. Für Mettmanner Verhältnisse war er zwar gut, aber trotzdem leicht hinterm Mond. Das änderte sich natürlich schlagartig, als er für ein Jahr als Austauschschüler nach Amerika ging. Da hat er dann aus der Szene in Los Angeles Platten mitgebracht, von denen ich noch nie etwas gehört hatte. Von Black Flag über die Circle Jerks bis hin zu Fear. Er hatte auch viele Konzerte gesehen und selbst die meisten englischen Bands waren nach L.A. gekommen. Er schrieb mir regelmäßig Briefe aus Amerika, und listete nur auf, wer schon wieder alles in der Stadt gespielt hatte.

Was hat sich dadurch an Eurer Freundschaft verändert?

Plötzlich war ich der Provinzheini. Andi kam nach einem Jahr Amerika nach Hause und war einfach jemand anderes. Er hatte in den USA unheimlich viel gelernt und einen riesigen Schritt nach vorne gemacht. Er war nicht mehr der Junge aus Mettmann, dem man die Platten vorgespielt hat, sondern auf Augenhöhe mit mir. In manchen Sachen war er mir sogar weit voraus, vor allem was Unabhängigkeit anging. In der Schule war er eine Klasse weiter, hatte eher Abitur und ist dann nach Düsseldorf gezogen. Er war von seinem Elternhaus bereits völlig losgelöst und unabhängig. In dieser Phase war er einfach reifer als ich. Vor Amerika war es genau umgekehrt.

Welches Erlebnis aus dieser Zeit verbindet Dich ansonsten mit Andi?

Er war immer der bessere Hockeyspieler von uns Beiden, mit Abstand. Und am meisten hat es mich beeindruckt, als er aus Amerika wiederkam und ganz gelangweilt zu seinem alten Hockeyklub gegangen ist. Er ist sofort in der ersten Mannschaft eingesetzt worden – die haben 3:1 gewonnen und Andi hat zwei Tore geschossen. Dabei hatte er vorher ein Jahr lang gar kein Hockey gespielt. Die Überschrift in der Rheinischen Post lautete: „Das Comeback des Andi Meurer“. Und dann ist er nie wieder dorthin gegangen. Ich was völlig fertig über diesen Entschluss, gleichzeitig fand ich das aber sehr lässig. Ich selbst habe in der ganzen Zeit für den THC Mettmann kein ligarelevantes Tor geschossen. Andi war dagegen ein echt guter Abstauber, im Hockey sowieso (lacht).

Hast Du die Briefe aufgehoben, die er Dir damals aus den USA geschickt hat?

Nein, aber ich habe noch sämtliche Schallplatten, die er mir damals mitgebracht hat. Andi hat einem immer so Liebesbeweise gemacht, die phantastisch waren. Einmal hatten wir in der John-Peel-Show ein Stück von einer Band aus Manchester gehört: „Man in the Box“ von V2. (Hier geht's zur Webseite von V2) Das war von da an das totale Kultstück in der Szene, vor allem auch deshalb, weil es das nirgends zu kaufen gab. Ich glaube, die Auflage der Platte war 500 Stück oder so. Auf unserer Englandreise damals, waren wir gerade wieder in einem kleinen Plattenladen im Niemandsland gelandet, da zieht dieser Hund die V2-Platte raus! Die gab es natürlich nur einmal und das war dann leider seine. Ich habe diese Platte nie gefunden, sie blieb eine absolute Rarität. Und ungefähr fünf Jahre später, als ich Geburtstag hatte, lag sie als Geschenk von Andi Meurer bei mir auf dem Tisch. Das war ein Hammer, denn das war eine der wenigen Scheiben, die mir noch gefehlt hatten.

Zurück ins Jahr 2006: Du hast zuletzt in einem Werbespot für die Düsseldorfer Obdachlosenzeitung „fifty-fifty“ mitgespielt. Wie ist das zu Stande gekommen?

Die haben mich gefragt, ob ich das mache. Und ich finde, dass „fifty-fifty“ eine super Geschichte ist, ein gutes Prinzip, das es ja auch in anderen Städten gibt. In Berlin ist es zum Beispiel der „Straßenfeger“, mit dem wir auch bei der Dreigroschenoper zusammen gearbeitet haben. Die haben das offizielle Programmheft erstellt und waren sozusagen unser Begleitorgan. Ich glaube, unsere Medienpartner waren letztendlich „Die Welt“ und „Der Straßenfeger“. Eine lustige Kombination. Und „fifty-fifty“ organisiert das halt bei uns in Düsseldorf. Die Leute, die das Heft auf der Straße verkaufen, bekommen die Hälfte der Einnahmen. Da war es für mich keine Frage, mitzumachen und einen Spot einzusprechen, der übrigens sehr gelungen ist. Das Ganze läuft jetzt demnächst in Düsseldorf in den Kinos.

Wie ist die Story?

Zunächst einmal zeichnet ein Kind das Haus vom Nikolaus, und dann siehst du Niko, einen von 500.000 Obdachlosen in Deutschland. Das ist es eigentlich. Zuerst siehst du ihn nur ganz klein, dann wird der Ausschnitt immer größer und schließlich siehst du, wie er sich auf einer Parkbank in einen Haufen Papierzeitungen eingewickelt hat. Total unpathetisch und irgendwie trotzdem auf die Zwölf. Daran angelehnt ist auch der Hörfunkspot. Ich spreche bei beiden Spots die Texte.

Du hast bei dem Dreh die Düsseldorfer Familie Idic kennen gelernt, die aus Deutschland abgeschoben werden soll…

Nein, ich habe nur die Tochter kennen gelernt. Ich war schockiert über das Schicksal dieser Familie. Dass ein Mädchen, das seit 17 Jahren hier ihre Heimat hat und lebt und gar nichts von den Zuständen in Serbien weiß, abgeschoben werden soll. Sie kennt überhaupt niemanden dort, soll nur auf Grund einer Rechtslage abgeschoben werden. Sie macht vorher sogar noch Abitur in Deutschland. Das ist unmenschlich, pervers und unflexibel. Das kann nicht das Rechtsempfinden unseres Landes sein. Auf Grund einer Rechtslage, die einen Präzedenzfall befürchtet, scheinen die Behörden dieses Mal nicht einzuknicken. Da muss eine flexiblere Gesetzgebung her! (Infos zur Famile Idic und zu fifty-fifty gibt es hier)

Die große Koalition hat sich für den „Bleiberecht-Kompromiss“ in den letzten Wochen ziemlich gefeiert. Hilft die neue Bleiberechtsregelung irgendjemandem weiter?

Das bleibt die ewige Flamme zwischen Populismus und Sachlichkeit. Die Frage ist, ob die Bleiberechtsregelung ihren Namen verdient und ob zum Beispiel der Familie Idic damit geholfen werden kann. Ich habe in den letzten Tagen gesehen, dass besonders die „Bild“-Zeitung wieder dicke Stimmung gemacht hat, von wegen Asylmissbrauch und Schmarotzertum. Das werden Einzelfälle genannt, die es sicherlich gibt, aber in einer Form präsentiert werden, dass jeder normale Typ denkt: „Die sind alle so und so etwas wollen wir hier nicht.“ Das ist ein Ablenken von Themen, die in diesem Land wirklich brennen und die uns in diese Krise gebracht haben. Komischerweise wird das dickste Theater immer bei den Sachen aufgeführt, die überhaupt nichts mit den Kernproblemen unseres Landes zu tun haben. Das liegt daran, weil sie zu komplex sind, um sie der Bevölkerung zu erklären. Jeder Politiker weiß, dass er letztendlich unpopuläre Entscheidungen verkünden müsste. Da ist es bei diesen Hau-Drauf-Themen deutlich einfacher, in den verbalen Boxring zu gehen, als bei irgendwelchen Steuergeschichten, bei denen sich die Politiker in die Hose machen oder vielleicht selbst an ihren Diäten knabbern müssten. Ich finde es viel interessanter, dass es kaum eine große Berichterstattung wert ist, dass dieses Jahr rechtsradikale Gewalt wieder extrem zugenommen hat. Zwischen zehn und zwanzig Prozent, je nach Gebiet. Ein unglaublicher Anstieg. Es würde mich freuen, wenn die „Bild“ da auch mal eine Headline draus machen würde.

Wie fühlt sich für Dich Deutschland 2006 an – nach einem Jahr Angela Merkel und dem Sommermärchen?

Von Märchen ist ja bekannt, dass sie nicht stimmen. Dass man sie kleinen Kindern immer zum Schlafengehen erzählt. Das alles bestätigt aber auch, was ich immer gesagt habe. Es war für die Leute hier eine coole Party, das Wetter war toll und die WM hat gepasst. Alle sind mal durchgedreht, und jetzt ist auch wieder gut, man ist wieder zurück auf dem Boden der Tatsachen. Das muss auch nichts Schlimmes sein. Wer will denn schon dauerberauscht sein? Oder dauernd irgendwelche Deutschland-Fähnchen vor der Nase haben, wenn gerade November ist und die Blätter fallen und man 1:1 gespielt hat gegen irgendeine Gurkennation (lacht)? So was pendelt sich auf eine schön normale Art wieder ein, so wie es sich auch auf eine schön normale Art hochgeschaukelt hat. So soll es sein. Ansonsten steht Deutschland ganz gut da. Eigentlich stand es das auch schon vor der Wahl von Merkel, nur dass das von der damaligen Regierung zu schlecht kommuniziert worden ist.

Hast Du das überall verkündete „neue Wirtschaftswunder“ auch schon gespürt?

Die Empfindung, dass es jetzt aufwärts geht oder nicht, hat oft nichts mit der realen Wirtschaftslage zu tun. Ob der Dax klettert oder nicht, ist abhängig von globalen oder internationalen Entscheidungen, ob Ölpreise gesenkt werden oder nicht, oder ob in Amerika jemand hustet und irgendeinen Sparzins hoch oder runter setzt. Früher hatte man immer irgendein Feindbild in der Regierung und dachte, die andere Seite würde es besser machen. Doch als die SPD und die Grünen dran waren, hat man sich dann gewundert, dass die vermeintliche Alternative auch nicht gut läuft. Im Grunde sind wir davon bis heute nicht runter, denn wer soll in der großen Koalition die Alternative sein? Die ist nicht ganz rechts und nicht ganz links. Ich glaube nicht, dass sich in der Praxis viel ändern würde, wenn jetzt CDU/FDP oder SPD/FDP dran kämen. Alle können mit der großen Koalition irgendwie leben, doch ist sie weit entfernt vom Idealen. Es reicht aber, um sich seinen persönlichen Spaß am Leben nicht ruinieren zu lassen.

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