Iniesta I'll be back! Geschrieben Dienstag um 21:13 (bearbeitet) firewhoman schrieb vor 20 Minuten: Sag ich ja. Die einzigen, die "Problemfälle" der Gesellschaft und Außenseiter halbwegs menschlich behandelt haben, waren Klöster und wohltätige Stiftungen. und selbst das nicht immer. da gab es auch genug einrichtungen die diese menschen als arbeitskräfte ausgenutzt haben oder wo vieles ohne große kontrollen passierte, d.h. wo dann auch physische und erst recht psychische gewalt im spiel war. und da reichte es mitunter auch wenn du im tirol der ausgehenden 1960er oder 1970er 1 uneheliches kind zur welt brachtest und womöglich noch sehr jung oder minderjährig warst. da sind noch bis weit ins letzte jahrhundert hinein sehr unschöne sachen im sozialwesen passiert, egal ob das jetzt eher kirchlich oder staatlich strukturiert warst. wenn ich mir so meine familiengeschichte anschaue ... auch da gibt es einige außenseiter und/oder freigeister an denen ich mich auch ganz gern orientiere, muss man fast schon von glück sprechen dass hier relativ wenig negatives in diese richtung passiert ist. bearbeitet Dienstag um 21:14 von Iniesta 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Iniesta I'll be back! Geschrieben Dienstag um 21:23 firewhoman schrieb vor 10 Minuten: Auch da: Jein. Das Landleben war viel vielfältiger strukturiert als einfach nur "Bauern" und "Knechte/Mägde". Große, reiche Bauern haben ihre Kinder wohl kaum Knecht oder Magd bei einem anderen werden lassen (maximal uneheliche). Kleinbauern, Häusler und Pächter natürlich schon. Und die sog. "Bauernbefreiung" nach Kudlich hat einen großen Umsturz gebracht: Bauern waren nicht mehr leibeigen, sondern frei und ihre eigenen Unternehmer. Dafür mussten sie Steuern zahlen, wofür sie oft nicht das Geld hatten - dann wurde erst ihr Hof zwangsversteigert und sie auf die Straße gesetzt. Leibeigenschaft 2.0 Und natürlich lockte die Industrie mit Bargeld und alle modernen Errungenschaften, die man auf dem Land nicht kannte (allerdings ging es den Arbeitern auch nicht unbedingt besser, wenn sie in der Fabrik arbeiteten). Dazu kann ich nur Roseggers Sozialdrama "Jakob der Letzte" empfehlen, leider heute kaum mehr erhältlich: https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_der_Letzte btw., bist du (hobby)historiker oder hast du gar geschichte studiert? ich hab mich letztes mit 1 geiwi-studenten (geschichte und noch iwas ... glaub kulturwissenschaft) letztens darüber ausgetauscht dass viele historische und geopolitische entscheidungen vielfach auch folgewirkungen der jeweiligen geographie und der vorhandenen ressourcen (sprich das klima, das entscheidend ist für die möglichkeiten der landwirtschaft) sind und dann gibt's natürlich auch rohstoffe oder eben nicht in land X oder Y. als geiwi-kritiker war es mir wichtig das zu betonen, denn all diese fragen kann man nicht mit random politischer ideologie alleine beantworten, egal in welche politische richtung. 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
firewhoman Sekt für die Nutten - Champagner für uns! Geschrieben Dienstag um 22:22 Iniesta schrieb vor 54 Minuten: btw., bist du (hobby)historiker oder hast du gar geschichte studiert? ich hab mich letztes mit 1 geiwi-studenten (geschichte und noch iwas ... glaub kulturwissenschaft) letztens darüber ausgetauscht dass viele historische und geopolitische entscheidungen vielfach auch folgewirkungen der jeweiligen geographie und der vorhandenen ressourcen (sprich das klima, das entscheidend ist für die möglichkeiten der landwirtschaft) sind und dann gibt's natürlich auch rohstoffe oder eben nicht in land X oder Y. als geiwi-kritiker war es mir wichtig das zu betonen, denn all diese fragen kann man nicht mit random politischer ideologie alleine beantworten, egal in welche politische richtung. Nur interessiert an Geschichte. Und zugegeben ist mein Ansatz ein sehr literarischer. Was es zwar oft erleichtert, aber ich muss mich immer wieder erinnern, dass Fiktion vielleicht ein Abbild ihrer, aber nicht die Realität selber ist. Wobei gerade bei Rosegger der Jakob schon dem echten Geschehen sehr nahe kommt - Rosegger hat es ja aus 1. Hand miterlebt. Das ist nicht der süßliche Heimatdichter, der uns als Kinder mit dem "Waldbauernbuben" vorgestellt worden ist, das ist ein beinharter Kritiker der Dinge, die er mit eigenen Augen sieht! Was die Kritik der random politischen Ideologie betrifft, da bin ich völlig bei dir, wobei ich das Feld anderen (gerne dir) überlassen muss, da meine Dialektik dafür nicht ausgeprägt genug ist. Ich hab's generell nicht so mit -ismen - eigentlich kannst mich mit jedem -ismus ganz weit jagen. 1 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Ray09 ASB-Halbgott Geschrieben Mittwoch um 06:29 firewhoman schrieb vor 21 Stunden: Die Nanny? + Fresh Prince und auch allgemein, also nicht nur die charakteristisch lustigen Butler 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
ooeveilchen V.I.P. Geschrieben Mittwoch um 06:56 Iniesta schrieb vor 9 Stunden: dass viele historische und geopolitische entscheidungen vielfach auch folgewirkungen der jeweiligen geographie und der vorhandenen ressourcen Die wichtigste Ressource ist immer noch der Mensch. Drum fanden die enschneidensten sozialen Umbrüche auch jeweils nach diversen Massensterben statt (Pestepidemie in den 1350ern, Dreißigjähriger Krieg 1648 und der Zweite Weltkrieg) 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
miffy23 V.I.P. Geschrieben Mittwoch um 07:10 Iniesta schrieb vor 11 Stunden: ist der nicht VB oder sowas? oder berufsrevolutionär und kommunistischer (sozialistischer?) agitateur, der wohl damals regelmäßig eingesperrt worden wäre und für den es nach 1933, bzw. nach 1936, falls in die sowjetunion emigriert, sehr ungemütlich geworden wäre. Oh in den 20ern/30ern wär ich voll fix kommunistischer Agitator gewesen und hätte es vermutlich nicht überlebt, jo. 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
firewhoman Sekt für die Nutten - Champagner für uns! Geschrieben Mittwoch um 09:49 Ray09 schrieb vor 3 Stunden: + Fresh Prince und auch allgemein, also nicht nur die charakteristisch lustigen Butler Ja, aber die richtigen Butler kenne ich eher aus Büchern (Bunter bei Lord Peter Wimsey). Aber ja, auch etwas, das - bis auf ganz wenige Nischen für Superreiche - ausgestorben ist. 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Iniesta I'll be back! Geschrieben Mittwoch um 10:38 ooeveilchen schrieb vor 3 Stunden: Die wichtigste Ressource ist immer noch der Mensch. Drum fanden die enschneidensten sozialen Umbrüche auch jeweils nach diversen Massensterben statt (Pestepidemie in den 1350ern, Dreißigjähriger Krieg 1648 und der Zweite Weltkrieg) nobody expects luther's 95 thesen ... anyway, das und der dreißigjährige krieg haben die einigung deutschlands wohl um jahrhunderte nach hinten verschieben. 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Stadionheld Weltklassekicker Geschrieben Mittwoch um 10:56 Mit dem, heutigen Wissen, den heutigen Skills und der heutigen Allgemeinbildung wäre wohl jeder von uns vor 50 Jahren ein kleiner Hero gewesen. Vor 100 Jahren oder mehr wäre es schon schwierig, weil es für das heutige Wissen damals keinen Anwendungsbereich gegeben hat. Aber die Frage war, was man umgelegt auf die damaligen Verhältnisse gewesen wäre: Als Bauingenieur und Heimwerker, der mit einem Hammer umgehen kann, wäre ich wohl ein ausgebildeter Handwerker gewesen. Und somit hätte ich sicher der Mittelschicht angehört. Ich wäre vermutlich eher weniger in einer Werkstatt gewesen (also kein Tischer o.ä.) sondern mehr auf Baustellen oder zur Reparatur auf Höfen unterwegs. Vielleicht wäre ich Maurer oder Zimmermann geworden. Als Frau wäre ich im Mittelalter vermutlich wohl eine Dirne geworden. Das wäre ich heute übrigens auch. 2 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
ooeveilchen V.I.P. Geschrieben Mittwoch um 11:09 Iniesta schrieb vor 9 Minuten: nobody expects luther's 95 thesen ... anyway, das und der dreißigjährige krieg haben die einigung deutschlands wohl um jahrhunderte nach hinten verschieben. Eher das ausgeuferte Lehnswesen im HRR aus unzähligen Königen, Fürsten, Grafen, Herzögen, Bistümern und Reichsstädten. Wovon logischerweise die Wenigsten bereit waren ihre Macht zugunsten einer übergeordneten Instanz abzugeben. Wahrscheinlich war auch damals das Bedürfnis nach einem gesamtdeutschen Staat einfach nicht gegeben da das Heilige Römische Reich im Grunde eh schon sehr viele Funktionen eines Staatenbundes (Rechtssprechung, Steuer- und Zollbestimmungen) vorweggenommen hat. Vermutlich hat es da erst den Zusammenbruch des HRR 1806 und die darauffolgenden Jahre gebraucht damit die Leute sich Mitte des 19. Jahrhunderts auf die Vorteile rückbesonnen haben. Das Schisma halte ich da im Grunde sogar für vergleichsweise bedeutungslos. Seit dem Augsburger Religionsfrieden 1555 war das Streben der Re- bzw. Gegenreformation eigentlich Großteils beigelegt. Dass es dann 70 Jahre später zur verheerenden Kriegen kam, hat viel eher was mit machtpolitischen Verhältnissen zu tun als religiösen Unterschieden. Die halt auch hier einmal mehr lediglich instrumentalisiert wurden um die Massen aufzustacheln. 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
firewhoman Sekt für die Nutten - Champagner für uns! Geschrieben Mittwoch um 11:19 ooeveilchen schrieb vor 9 Minuten: Eher das ausgeuferte Lehnswesen im HRR aus unzähligen Königen, Fürsten, Grafen, Herzögen, Bistümern und Reichsstädten. Wovon logischerweise die Wenigsten bereit waren ihre Macht zugunsten einer übergeordneten Instanz abzugeben. Das ist heute ganz anders. Wir haben immerhin Bundesländer und Gemeinden. 1 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
mazunte Ω Geschrieben Mittwoch um 18:37 War Hofnarr ein Beruf? Vermutlich Handwerker, Mechaniker; Koch eher weniger, da wurde ich reingezwungen. Darum auch weiters Karosseur gelernt; 1 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Iniesta I'll be back! Geschrieben Mittwoch um 18:55 mazunte schrieb vor 18 Minuten: War Hofnarr ein Beruf? Vermutlich Handwerker, Mechaniker; Koch eher weniger, da wurde ich reingezwungen. Darum auch weiters Karosseur gelernt; Gerber, wg den Lederarbeiten. 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
mazunte Ω Geschrieben Mittwoch um 18:57 Iniesta schrieb Gerade eben: Gerber, wg den Lederarbeiten. Jo dann eher auch Sattler Mausezahn 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Iniesta I'll be back! Geschrieben Mittwoch um 21:09 mazunte schrieb vor 2 Stunden: Jo dann eher auch Sattler Mausezahn Für's soziale Standig isses wahrscheinlich auch besser gesehen. Gerber waren nicht gerne gesehen und ihre Arbeit war mit starker Geruchsbelästigung verbunden. Die waren so wie die Wasenmeister (Totengräber und Tierkörperverwerter) alle außerhalb der Orte angesiedelt. 1 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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