Theater/Oper/Konzerte/Musicals


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Baltic Cup Champion

Radetzkymarsch, Joseph Roth
Theater in der Josefstadt

Ein großartiges Ensemble setzt den grandiosen Text von Joseph Roth in der Josefstadt um.
Regisseur Elmar Gorden setzt auf den wunderbaren Originaltext des Autors, lässt diesen von seinen Darstellern nicht nur spielen sondern auch als Erzähler vortragen. So werden die Unterschiede zwischen Gesagtem und Gefühltem sehr deutlich herausgehoben. Die große Dame Andrea Jonasson hat dabei am meisten Text vorzutragen und spielt auch die Rolle des Grafen Chojnicki. Ein beeindruckender Nachmittag der großen Schauspielerin.
Ebenso beeindruckend agiert Joseph Lorenz als Franz Freiherr von Trotta und Sipolje. Er vermittelt stets den Zeitgeist, die Kaisertreue, die unterdrückte Gefühlswelt.
Die Hauptrolle des Carl Joseph Freiherr von Trotta und Sipolje ist beim großartigen Florian Teichtmeister in besten Händen. Er legt die Rolle traumwandlerisch an, als ob sein Leben ein Albtraum wäre dem er ungläubig zusieht. Das funktioniert hervorragend, erfährt er doch von der Erzählerin Andrea Jonasson schon vorab, dass es mit ihm kein rühmliches Ende nehmen wird - "irgendwo, eine verirrte Kugel, beim Wasser holen für die Kameraden, mit 2 Kübeln in der Hand, im Dreck".
Teichtmeister zelebriert das Nichstun zu einer schauspielerischen Glanzvorstellung.
Begleitet wird die Darstellung vom Untergang der Monarchie und der Familie Trotta von einer handvoll wunderbarer Kolleginnen und Kollegen in Mehrfachrollen. Michael König spielt alle "alten" Rollen. Er ist der Großvater und Held von Solferino, der Stallbursche Jaques, Doktor Skowronnek, ein Knopfmacher, Major Zoglauer und einige Sekundenlang auch der alte Kaiser. Er bewältigt diese Mammutaufgabe beeindruckend.
Pauline Knof gibt 2 der Geliebten von Carl Joseph, Katharina Slama und Eva Demant. Dabei überzeugt sie ebenso wie Alexandra Krismer welche als Valerie von Taußig agiert und zusätzlich noch Oberst Kovacs, Fräulein Hirschwitz und den Polizeirat Fuchs verkörpert.
Peter Scholz spielt den Doktor Max Demant so, dass man sich wünschte er hätte mehr Raum in dieser Inszenierung bekommen, zusätzlich tritt er als Kapturak in Szene.
Schrill und immer wieder aufs Tempo drückend wirbeln Alexander Absenger (Rittmeister Tattenbach und Hauptmann Wagner) und Oliver Rosskopf (Wachtmeister Slama, Rittmeister Tattinger, Rittmeister Zschoch) über die Bühne. Sie verkörpern das hohe Tempo der Inszenierung. In weniger als 2 Stunden wird der Roman abgehandelt. Das setzt einige Vorkenntnisse voraus. Das kann man aber bei diesem berühmten Werk schon mal riskieren.
Dieses Tempo und die Texttreue verlangt von den Darstellern hohe sprachliche Genauigkeit. Eine Herausforderung die das Ensemble toll bewältigt. Nicht zuletzt dank Ingrid Christina Winkler die als Amtsperson und perfekte Souffleuse auf der Bühne im Dauereinsatz ist.
Abgerundet wird diese sehenswerte Inszenierung von sehr passenden Kostümen und einem abstrakten Bühnenbild. Ein Gerüst aus Holz mit weissen Papierwänden stellt die Fassade der heilen Welt (der Monarchie und der Familie Trotta) dar, welche dann am Ende in einer beeindruckenden Szene zerstört wird.
"Beim Wasserholen, irgendwo am Bahndamm, auf dem Rückzug, in der Provinz, Kugel in den Kopf."

Sehenswert!

 

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Baltic Cup Champion

Lol. Der Pächter des Theatercafe neben dem Theater an der Wien ist nach der Sommerpause nicht mehr zurückgekommen. Aktuell führt das TadW das Lokal als zusätzliches Pausenfoyer, vor der Vorstellung und während der Pausen.

Jetzt stellt sich die Frage: Wohin nach der Vorstellung? =)

 

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Marcel Prawy in Ausbildung
halbe südfront schrieb vor 9 Minuten:

Lol. Der Pächter des Theatercafe neben dem Theater an der Wien ist nach der Sommerpause nicht mehr zurückgekommen. Aktuell führt das TadW das Lokal als zusätzliches Pausenfoyer, vor der Vorstellung und während der Pausen.

Jetzt stellt sich die Frage: Wohin nach der Vorstellung? =)

 

dafür müsste sich aber eigentlich schon wer finden in dieser lage.

nach der vorstellung bin ich eigentlich immer recht gern nach hause gefahren. die frage ist: wohin vor der vorstellung?

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Baltic Cup Champion
Marco Lecco-Mio schrieb vor 4 Stunden:

dafür müsste sich aber eigentlich schon wer finden in dieser lage.

nach der vorstellung bin ich eigentlich immer recht gern nach hause gefahren. die frage ist: wohin vor der vorstellung?

Das glaube ich auch.

Wir sind in die Kunsthalle gegangen. =)

Vor der Vorstellung gibts eh den Naschmarkt.

Und Kaffeetrinken kann man im Theatercafe eh noch.

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Baltic Cup Champion

Rusalka, Antonin Dvorak
Theater an der Wien

Vorweg es war ein sehr schöner Opernabend im Theater an der Wien.
Verdächtig oft wird diese wunderschöne Oper in Wien in den letzten Jahren gegeben. Nach der Staatsoper und der Volksoper konnte ich gestern also auch im Theater an der Wien dieses Werk bewundern, welches ganz sicher zu den allerschönsten im slawischen Repertoir zählt.
Problematisch die Inszenierung von Amelie Niermeyer. Die szenische Darstellung der Figuren war hervorragend, die Videosequenzen wunderbar eingefügt, die Chorchoreografie auf höchstem Niveau, der riesige Lobmeyr - Kronleuchter ein echtes Highlight und auch verständlich ebenso konnte man den Schriftzug "Pozor" nachvollziehen. Auch das Schilf welches erst, warum auch immer, in der Pause auf der Bühne gewachsen ist wäre recht passend und der angedeutete Wald hinter dem "Raum" sowieso.
Jetzt kommt es aber zu den "Abers": Aber, was sollen das für Kostüme sein? Warum passen die nicht zusammen? Und was zum Geier soll das für ein Raum sein? Ein überdimensionales Badhaus? Eine Schwimmhalle mit Innengarage und Separee? :ratlos:
Auch im Interview konnte Niermeyer hier nicht für Aufklärung sorgen. Das ist dann halt schade, wenn man die eigene Regieidee nicht so erklären kann, dass sie einen Sinn ergibt. Ein "Zwischenraum" für Rusalka, wo sie zwischen den Welten hin und her springen kann. Ok! Und warum genau sieht das dann aus wie ein Schwimmbad mit Garage und Separee? Das passt halt weder zu der einen noch zu der anderen Welt. Warum ist der Wassermann wie ein Bürohengst mit Brille verkleidet? Warum sind der Heger und sein Küchenjunge beim Putztrupp beschäftigt? Warum ist der Putztrupp gekleidet wie das Ballpublikum? Warum läuft der Prinz nackt durch die Gegend? Warum wählt man für die Hexe und die Fürstin dann wiederum passende Kostüme aus? Zu viele Fragen die da offen bleiben.

Die musikalische Leitung hat David Afkham über, welcher mit der Rusalka sein Wien-Debut abliefert. Und das tut er sehr ansprechend. Er lässt das ORF-Radiosymphonieorchester nur dann richtig laut werden, wenn gerade nicht gesungen wird, er lässt die Lyrik in Dvoraks wunderbarer Musik erklingen, zeigt das nötige Gefühl, lässt aber auch emotionale Wagnersche Momente einfließen und geht im Zwischenspiel im zweiten Akt so richtig zur Sache. Das Orchester war gut aufgelegt, die in dieser Oper so wichtigen Harfenklänge ein Traum, auch das Blech erwischte einen sehr guten Abend (soll ja bei der Premiere nicht ganz so gewesen sein).
Damit ist das Positive an diesem Abend aber noch lange nicht zu Ende. Ein hervorragendes Ensemble hat man da zusammengestellt. Der Arnold Schönberg Chor war wie immer eine Bank und glänzte neben dem gesanglichen wieder einmal ganz besonders im darstellerischen Bereich.
Der Prinz wurde von Ladislav Elgr gegeben. Er ist ein wunderbarer Schauspieler und im Besitz einer sehr wohlkingenden Stimme. Vielleicht hätte er sich aber ansagen lassen sollen. Das heisere Krächzen und der Umfaller im Finale bei den forcierten hohen Tönen deuten deutlich auf eine Verkühlung hin. Das eine (und einzige des Abends) Buh beim Applaus hätte er sich durch eine Ansage wohl ersparen können.
Natascha Petrinsky war als Jezibaba zu sehen. Sie glänzte bei den tiefen Tönen und strahlte bei den Forti, war ansonsten recht unauffällig. Im Spiel konnte sie mit ihren kongenialen Kollegen mithalten.
Kate Aldrich war eine sehr provokante, böse Fremde Fürstin. Und das ist gut so. Sie war auch gut bei Stimme und schön anzuhören.
Johannes Bamberger vom "Jungen Ensemle" als Jäger gab eine gute Talentprobe ab.
Markus Butter als Heger und Juliette Mars als Küchenjunge sangen wunderbar. In ihren Szenen wäre mehr Humor gefragt gewesen, das liegt aber wohl eher an den Regieanweisungen als an ihren darstellerischen Fähigkeiten.
Großartig agierten die drei Waldnymphen. Hier waren Ilona Revolskaya und Tatiana Kuryatnikova vom "Jungen Ensemble" zu hören welche schon letzte Saison in der Kammeroper immer wieder aufhorchen ließen, die dritte im Bunde war die Bayreuth-Erfahrene Mirella Hagen. Die drei spielten, dass es eine Freude war und sangen wahrlich wunderschön. Da saß jeder Ton und das Zusammenspiel klappte wie am Schnürchen. Riesenapplaus gab es für die drei am Ende und das völlig zurecht.
Maria Bengtsson ist eine großartige Rusalka. Eine wunderschöne Stimme, strahlende Höhen, hauchzarte Piani, viel Dramatik in den richtigen Momenten und ein intensives Spiel. Ihre Interpretation der Arie an den Mond (Mesicku na nebi hlubokem), eine der schönsten Sopranarien überhaupt, kann sich mit den ganz großen ihres Fachs messen. Ein großartiger Abend der Schwedin, die es auch nicht aus der Fassung brachte, dass sie in dem Pool einmal ausrutschte und so richtig derb hinklatschte (selbst wenn der Sturz zur Regie gehören würde, so war der Aufprall deutlich zu hart und auch sichtbar schmerzhaft), sie baute das gekonnt in die Szene ein.
Der Star des Abends war aber ohne Frage Günther Groissböck. Viel zu selten ist der Niederösterreicher in Wien zu Gast. Auf der ganzen Welt wird seine Stimme verehrt und er gilt, mit Recht, als DER Wassermann. Und auch in einem unmöglichen Kostüm und in fragwürdigem Bühnenbild lässt er einen die Inszenierung vergessen und beeindruckt durch seinen Gesang, verzaubert einen mit seiner Stimme und bringt eine Rollengestaltung auf die Bühne die seinesgleichen sucht. Er hat schon Kusejs Regiearbeit in München (Rusalka und die Waldnymphen als Fritzl-Töchter im Keller, der Wassermann als Fritzl und Jezibaba als Mutter, das Finale in einer Nervenklinik) auf ein hohes Podest gehoben und er kann auch mit der Inszenierung im Theater an der Wien etwas anfangen. Warum wird ein so großartiger Schauspieler Opernsänger? Weil er das noch besser kann! Sein Bass ist groß, kraftvoll, schön, sein Spiel dominiert die Bühne. Ein Triumph!
Es gab knapp unter 10 Minuten Applaus, welcher bei den drei Nymphen sehr laut wurde, Maria Bengtsson erhielt den verdienten Jubel und bei Günther Groissböck wurde es euphorisch.

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Baltic Cup Champion
Marco Lecco-Mio schrieb vor 16 Minuten:

klingt insgesamt sehr gut, bin am samstag dort.

 

Viel Vergnügen. Groissböck, Bengtsson und die drei Nymphen werden dir sicher gefallen, wenn sie so gut wie gestern singen. Hoffentlich hat sich der Prinz bis dahin erfangen. Bin neugierig was du zum Dirigat sagst.
Und vielleicht kannst du mir die Schwimmhalle und die Kostümausstattung ja dann erklären. :D

 

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Marcel Prawy in Ausbildung
halbe südfront schrieb vor 9 Stunden:

 

Viel Vergnügen. Groissböck, Bengtsson und die drei Nymphen werden dir sicher gefallen, wenn sie so gut wie gestern singen. Hoffentlich hat sich der Prinz bis dahin erfangen. Bin neugierig was du zum Dirigat sagst.
Und vielleicht kannst du mir die Schwimmhalle und die Kostümausstattung ja dann erklären. :D

 

danke. ich weiß nicht, wieviel ich vom stehplatz von der bühne sehen werde. 

vom dirigat hab ich schon gelesen. 

ich geh ja fast nur wegen dem groissböck hin, alles andere ist, wenn gut, eine angenehme draufgabe.

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Marcel Prawy in Ausbildung

24.09.19 - L'ELISIR D'AMORE - staatsoper

nachdem am samstag die debüts über die bühne gegangen sind, folgte heute schon die schlußvorstellung der zweier-miniserie dieses klassikers schenkscher interpretation. die beiden debütanten von samstag waren heute schon von beginn an lockerer und so verlief der abend flüssig und flott.

pavel petrov, der gast aus dem ensemble der grazer oper, durfte sich auch heute über grossen applaus freuen, der vollkommen berechtigt war. er zeigte sicherheit in (fast) allen lagen, einzig die höhen klangen nicht immer hundertprozentig sauber, eine kleinigkeit, sein spiel war mehr dem slapstick als dem flirt zugewandt, wie es sich für den tollpatschigen nemorino gebührt, viele seiner kollegen legen mir für diese rolle fast ein bisserl zu viel selbstbewusstsein an den tag. 

das ensemble der wiener staatsoper hat mit paolo rumetz einen äusserst sympathischen komödianten in seinen reihen, der heute sichtlich spaß hatte, fast balletthaft huschte er über die bühne, etwas, das man dem stämmigen herrn zwar auf den ersten blick nicht zutraut, aber wer ihn kennt, weiß, wie sehr er in den komödien aus sich herauskommen kann. heute war es eine freude, ihm zuzusehen. seine stimme war merklich angeschlagen von den anstrengungen der letzten tage, als er unverhofft beim troubadour hat einspringen müssen, trotzdem legte er sich mächtig ins zeug und scheute kein forte.

samuel hasselhorn hatte ebenfalls sichtlich freude mit der partie des belcore. die ersten minuten nutzte er zum einsingen, aber sobald er adina die blume überreicht hatte, war er angekommen und sang einen sehr soliden sergeanten. sein spiel war der rolle auch angemessen und so durfte auch er sich über berechtigten jubel freuen.

mit maria nazarova darf das staatsopernensemble eine echte perle ihr eigen nennen. in der zweiten vorstellung zeigte sie eine routinierte adina, so als würde sie diese rolle schon seit jahren spielen. stimmlich war sie heute schon vom ersten ton an mittendrin und brachte nicht nur einen fehlerfreien abend zuwege, sondern zeigte auch, wie groß ihre stimme ist und dass sie durchaus schon bereit wäre für den schritt zur gilda, die sie sich ja schon aneignen soll, wie man hört. dass sie eine ausgezeichnete schauspielerin ist, ist für stammgäste des hauses auch nichts neues.

bryony dwyer sang und spielte eine gelungene giannetta, gerhard berndl war der trompeter und walter kunz der diener des dulcamara.

am pult stand heute wieder jonathan darlington und ließ erneut zu hastig spielen. so als wollte er einen sprintrekord aufstellen, trieb er ensemble und orchester zu einem tempo an, das nicht allen gut bekommen war. waren heute die sänger weniger in der bredouille, stolperten dafür die musiker ein ums andere mal über den taktstock des engländers, der heute endgültig unterstrichen hat, dass er sich nicht um meine freundschaft bemühen möchte. das geht jedenfalls um einiges geschmeidiger.

der liebestrank ist für dieses jahr geschichte und kommt, wie gewohnt, vor und nach dem opernball wieder, dann unter der wohl umsichtigeren leitung von evelino pidò, bevor er ende märz mit einigen debüts erneut vorbeischaut. morgen werde ich mir den letzten troubadour anschauen, bevor es am wochenende zur rusalka ins theater an der wien geht.

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Marcel Prawy in Ausbildung

25.09.19 - IL TROVATORE - staatsoper

verdis überaus populäre oper lief heute im haus am ring, das auditorium wies nach den schlechten kritiken zu dieser serie einige leere plätze auf und auf der bühne lief nicht alles so, wie man es gerne hätte. 

es heißt, man bräuchte für diese oper "nur" die vier besten sänger der welt, davon war man heute weit entfernt. noch der beste unter den protagonisten war roberto frontali, der sich letzte woche einmal vertreten lassen musste. zwar merkte man ihm an, dass er nicht hundert prozent auf der höhe war, jedoch legte er alles in die waagschale und brachte den abend souverän über die bühne. 

michelle bradley debütiert mit dieser serie an der staatsoper. die amerikanerin hat eine blecherne stimme, die ziemlich alt klingt. in der höhe hatte sie mühe und klang zum blech auch noch schrill, in den tiefen knödelte sie. im zweiten teil gab es den einen oder anderen glanzpunkt, unterm strich war es jedoch eine durchwachsener abend. 

im zweiten teil hatte auch yusiv eyvazov den einen oder anderen guten moment, aber bei ihm klingt einfach nichts locker, alles ist merkliche anstrengung. natürlich trifft der protegé seiner gattin bekanntermaßen die noten, schön klingt er dabei jedoch nicht und seine schauspielerischen fähigkeiten bewegen sich im minusbereich. die einzige regung ist ein groteskes aufreissen der augen, wenn es dramatisch sein soll. es ist sehr zu hoffen, dass sich der neue direktor nicht so sehr von frau netrebko auf der nase herumtanzen läßt wie der derzeitige.

verlässlich war natürlich monika bohinec. die umfrangreiche partie der azucena meisterte sie routiniert, aussergewöhnliche glanzpunkte lieferte sie dabei nicht, das hatte sie heute aber auch gar nicht nötig. ausgefallen ist heute jongmin park, der zuletzt einen ausgezeichneten ferrando abgegeben hat, für ihn sprang sorin coliban ein und meisterte die partie durchaus ansprechend. interessant auch zu sehen, wie er in einer sekunde mit einem gesichtsausdruck eyvazov an die wand spielen kann.

in der kleineren partie der ines war simina ivan zu hören, eine recht kleine stimme, die in der musik unterging. oleg savran war un vecchio zingaro, un messo war oleg zalytskiy, carlos osuna sang den ruiz. am pult der wiener philharmoniker stand alberto veronesi, der den abend, von einigen unangenehmen ungenauigkeiten beim zigeunerchor abgesehen, ordentlich über die bühne brachte.

mit dem heutigen troubadour ging die serie zu ende und das ist nicht schade. nach zwei tagen pause geht es am samstag zur rusalka ins theater an der wien und in der nächsten woche geht es dann zur salome. 

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Marcel Prawy in Ausbildung

28.09.19 - RUSALKA - theater an der wien

antonin dvoraks oper nach dem märchen von der kleinen meerjungfrau wird derzeit im theater an der wien aufgeführt und stimmt zwar auch nicht das visuelle, so gibt es wenigstens ausgezeichnete musik zu hören. 

zum bühnenbild und zur regie muss man nicht viel sagen, eine regisseurin war gescheit und ihre crew noch viel gescheiter. dies ist dem zuschauer leider nicht vergönnt, drei stunden lang kann man sich fragen, was das alles denn soll, ein roter faden ist ebensowenig zu finden wie eine würdigung der figuren als das, was sie sind. 

der wassermann im spießigen gewand eines gymnasiallehrers ist der grosse pluspunkt dieser serie, es ist dies nämlich günther groissböck. der österreichische bass ist das non plus ultra in dieser partie, dies stellt er in jeder sekunde der aufführung unter beweis und erhält am ende stürmischen applaus, den größten natürlich. 

die titelpartie der rusalka wird von maria bengtsson fehlerfrei und kraftvoll gesungen, sie gerät ob des umfangs ihrer partie nie in bedrängnis und liefert einen herausragenden abend. ihre großmutter, die hexe jezibaba, ist in dieser inzenierung eine an eine zuhälterin gemahnende morticia addams, gesungen von einer großartigen natascha petrinsky.

als prinz leidet gegen ende der aufführung ladislav elgr unter dem umfang seiner partie, sein tiefer, eher baritonaler tenor erfüllte angenehm das auditorium, doch mit fortdauer der aufführung hatte er zunehmend zu kämpfen und so schleppt er sich mit letzter kraft, doch aller ehren wert, über die ziellinie. die fremde fürstin wird von einer fehlerfreien und ausgezeichneten kate aldrich gesungen. 

sehr gute vorstellungen in den etwas kleineren partien liefern markus butter als heger, juliette mars als küchenjunge und johannes bamberger als jäger. abgerundet wird das sehr gute ensemble von den drei nixen ilona revolskaya, mirella hagen und tatiana kuryatnikova. 

wenig gutes war über den dirigenten der serie, den jungen david afkham zu lesen, nichts davon bewahrheitete sich. er leitete das radio symphony orchester geschmeidig und rund, dem werk angemessen und nie, wie so mancher kritiker bemerkte, langweilig. einzig die musiker waren nicht alle in bestform, der eine oder andere fehler vom blech ist verzeihbar, dem über einen runden geburtstag jubilierenden orchester gelang der abend jedoch nicht nach wunsch. für die liveübertragung auf ö1 hätte man sich mehr konzentration erwartet, jedoch hielten sich die fehler in erträglichen grenzen und so war es ein sehr gelungener abend, der von einem (wie immer) ausgezeichneten arnold-schönberg-chor abgerundet wurde.

die rusalka läuft nur noch am montag und es zahlt sich absolut aus, diese wunderschöne oper im theater an der wien anzuhören. vielleicht versteht man die inszenierung. über aufklärung würde ich mich so freuen, wie ich mich auf die salome am dienstag freue.

bearbeitet von Marco Lecco-Mio

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Marcel Prawy in Ausbildung

01.10.19 - SALOME - staatsoper

diese oper von richard strauss aus dem jahr 1905, die er nach dem stück von oscar wilde vertont hat, ist ein kraftvolles werk, das stellenweise dröhnt und dröhnen darf, so dröhnte es auch heute unter dem dirigat von dennis russell davies stellenweise, was nicht allen sängern gut bekam. 

so musste sich der heutige herodes, jörg schneider, manches mal sehr anstrengen, um sich gegen das orchester durchzusetzen. dies gelang dem österreichischen tenor aber großteils gut und so fällt es mir schwer zu glauben, dass das ungebührliche "buh" am ende der aufführung ihm gegolten hat. überhaupt muss man ein "buh", wenn man es schon abgibt, spezifizieren, es also einem protagonisten zuordnen und falls mir die ganze aufführung nicht gefällt und ich das unbedingt meine nächsten wissen lassen muss, dann muss ich eben bis zum schluß warten, wenn der dirigent vor den vorhang tritt. aber das nur ein kleiner exkurs in meine gedankenwelt. 

der schwachpunkt des abends war jedenfalls nicht herr schneider, es war dies, wie schon vor ein paar jahren in der gleichen oper wieder alan held als jochanaan. in den höhen heiser klang der amerikaner, der natürlich, das muss man anmerken, vieles seiner partie aus dem verlies heraus singen musste. sein "du bist verflucht", das einem ins mark fahren darf, klang eher schwachbrüstig und ziemlich kraftlos.

an der heutigen salome dürften sich die geister scheiden. mir hat das hausdebüt von ausrine stundyté aber gefallen, vor allem ihr spiel war großartig. sie zeigte die salome als psychotisches kleines mädchen, dem man genau ansieht, wann es sich entschliesst, jochanaan köpfen zu lassen und das haargenau weiß, dass der schleiertanz nichts anderes ist als ein striptease. war das sehr gewagte öffnen der bluse dem herrn rechts auf der galerie am ende zuviel? 

glanzpunkt der aufführung war heute die herodias, die von linda watson ebenso routiniert und fehlerfrei, wie durchdringend schrill gesungen wurde. die sopranistin wußte in wien bereits in so mancher wagner-oper zu glänzen und glänzte auch heute in dieser anspruchsvollen partie. 

die kurze partie des narraboth sorgte für einige schwierigkeiten beim jungen ensemblemitglied lukhanyo moyake, der sich nach und nach fing und als er sich vollends gefangen hatte, galt es auch schon, sich das kurzschwert in den leib zu stoßen. margaret plummer hatte als page manchmal mühe, sich durchzusetzen, schloß den abend aber durchaus zufriedenstellend ab. 

gut gespielt und ebensogut gesungen war der judenchor und die diskussionen der gelehrten thomas ebenstein, peter jelosits, carlos osuna, benedikt kobel und sorin coliban. alexandru moisiuc und hans peter kammerer waren als nazarener zugange, marcus pelz sang einen guten ersten soldaten, dan paul dumitrescu den zweiten. das ensemble ergänzten hiro ijichi als cappadocier und alejandro pizarro-enriquez als sklave.

die salome ist eine schwierige oper, an deren ausführung sich, wie man heute erleben konnte, die geister scheiden. diese salome ist sicher keine schlechte und so kann man getrost noch ein weiteres mal hingehen, was ich tun werde. davor werde ich aber die bohème am donnerstag hören.

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Baltic Cup Champion

Salome, Richard Strauss

Wie schon letztens erwähnt, war dies gestern Abend in der Wr.Staatsoper meine erste Salome. Ich kannte das Werk bis Dato überhaupt nicht, deswegen zuerst mal zum Werk.
Die Oper ist kurz aber um so intensiver. Die Musik ist fesselnd, eindringlich und in den richtigen Momenten auch verspielt. Der Text von Oscar Wilde ist ein Geschenk für Schauspieler aber eine Herausforderung für Sänger. 
Salome ist eine Oper die man sich definitiv öfter ansehen sollte.
Die Inszenierung von Boleslav Barlog stammt aus dem Jahre 1972 und wurde gestern zum 240. mal aufgeführt. Sie ist ein Kleinod für ein Repertoirtheater. Mit praktikablem Bühnenbild und sehr schönen Kostümen von Jürgen Rose. Die Personenführung ist altmodisch, also ziemlich statisch, das bedeutet aber auch -> sängerfreundlich.
Am Pult war ein emotionaler Dennis Russell Davies zu erleben. Er spielte laut, er forderte die Philharmoniker und nahm dabei keine Rücksicht auf die Sänger. Ein wenig erinnerte seine Interpretation an Wagnerabende. Das Staatsopernorchester war diesem Dirigat durchaus gewachsen und lieferte einen beendruckenden Abend ab, das Sängerensemble hatte durchaus seine Probleme damit, vor allem zu Beginn. Zu alle dem ist aber zu sagen, wie auch für folgende die Sängerkritik, dass mir da jeglicher Vergleich fehlt und ich nicht beurteilen kann wie das bei anderer Interpretation klingt.
Zum Sängerensemble:
In den zahlreichen kleinen und Nebenrollen gab es einige die Probleme hatten über das Orchester drüber zu kommen. Sehr auffällig am Anfang waren da die Schwierigkeiten von Dan Paul Dumitrescu als Soldat und Lukhanyo Moyake als Narraboth, welche man zunächst kaum wahrnehmen konnte. Moyake hat sich dann doch recht schnell eingewöhnt und konnte noch einen schönen Bühnentot bieten. Sehr routiniert und dem Orchester gewachsen präsentierte sich Margaret Plummer als Page. die restlichen 10 kleinen Partien waren mit Alexandru Moisiuc, Hans Peter Kammerer als Nazarener, Markus Pelz als Soldat, Hiro Jjichi als ein Cappadocier, Alejandro Pizarro-Enriquez als Sklave, sowie Thomas Ebenstein, Peter Jelosits, Carlos Osuna, Benedikt Kobel und Sorin Coliban im Judenchor besetzt und sie lieferten eine gute Repertoirvorstellung ab.
Die großen Partien waren mit hoher Qualität besetzt wie es sich für die Wr. Staatsoper gehört.
Alan Held gab den Jochanaan. Seine Stimme ist wohlklingend und auch aus dem Verlies unter der Bühne heraus schaffte er es dem Orchester standzuhalten. Natürlich musste er da bei den Höhen etwas forcieren, aber seis drum. Es war schön ihm zuzuhören.
Sehr routiniert und mit köstlichem Schauspiel punktend agierte Publikumsliebling Jörg Schneider als Herodes. Großartig seine Partnerin Linda Watson als Herodias. Ihr dramatischer Sopran erfüllte das Haus, spielte wie ein zusätzliches Instrument mit dem Orchester, nie hatte sie das geringste Problem mit der Lautstärke und herrlich schrill ließ sie in den dafür vorgesehenen Stellen ihre Stimme erklingen. Bravo!
Alles überstrahlte aber die Salome selbst. Ausrine Stundyte aus Litauen gab ihr Hausdebut und wirkte zu Beginn der allerersten Szene noch etwas nervös. Aber über ihr geniales, emotionales Schauspiel fand sie sehr schnell in die Rolle und präsentierte auch ihre geniale Stimme auf höchstem Niveau. Diese Frau könnte auch ohne Gesang auf jeder Theaterbühne bestehen. Sie gab den trotzigen Teenager, der haben will was ihm gefällt, dem nicht mehr gefällt was er nicht haben kann, sie spielte die Soziopathin die den Selbstmord eines sie liebenden Mannes emotionslos zur Kenntnis nimmt, auch war sie die verruchte Salome die den König mit einem hinreissenden Schleiertanz bis zur wohlüberlegten Nacktheit ihren Willen aufzwang, sie war ein beleidigtes, allzu stolzes kleines Mädchen welches bittere Rache nahm um ihren Willen zumindest symbolisch durchzusetzen. Und sie war die Wahnsinnige, die mit irrem Blick ihren Triumph feierte und auskostete, abgleitend in eine Parallelwelt die bittere Realität ausblendend. Emotional, fein in Gestik und Mimik - eine darstellerische Glanzleistung.
Und sie ist mit einem Stimmrepertoir ausgestattet welches für diese Rolle wohl prädestiniert ist. Klare Höhen mit wunderschönen gefühlvollen Pianitönen, locker übers Orchester drüber, emotionale, dramatische Ausbrüche von ganz oben nach ganz unten, alles spielerisch ohne eine Anstrengung zu erkennen. Sie singt die hohen Lagen wunderbar, sie singt die tiefen Lagen wunderbar. Die Partie ist eine sehr schwer zu singende, aber für Stundyte war es ein Vergnügen.

Der Applaus war kurz aber durchaus euphorisch. Für was das "Buh" unmittelbar nach dem letzten Ton war erschließt sich mir nicht - völlig verzichtbar.

Meine erste Salome von Strauss war ein schönes Erlebnis. Es wird mit Sicherheit nicht meine letzte sein. Erst der Vergleich macht sicher. =)

 

Und jetzt geht es dann gleich wieder zum Haus am Ring. Heute bin ich zum ersten mal bei einer Premiere zu Gast in der Wr.Staatsoper. Ich freue mich auf A Midsummer Night's Dream von Benjamin Britten.


 

bearbeitet von halbe südfront

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