Ferenc Puskas gestorben


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Im ASB-Olymp
Budapest - Die ungarische Fußball-Legende Ferenc Puskas ist tot. Der "Major" starb Freitag früh im Alter von 79 Jahren nach langer Krankheit in einer Klinik in Budapest. Puskas war der Kopf von Ungarns Wunder-Elf der frühen 50er Jahre, der Spieler mit den zwei Karrieren, der geniale Regisseur und Dribblekünstler, der "Einbein-Fußballer von geradezu märchenhafter Perfektion", wie eine Zeitung einmal treffend schrieb.

In den vergangenen Tagen hatte sich sein Zustand auf der Intensivstation bei hohem Fieber und einer Lungenentzündung dramatisch verschlechtert. Fast sechs Jahre hatte Puskas gegen die Alzheimer Krankheit gekämpft, seit Mitte September lag er auf der Intensivstation.

84 Länderspielen mit 83 Toren für Ungarn

Puskas spielte, "als ob sein linkes Bein in einem Glacehandschuh gesteckt hätte", hatte der ebenfalls zur Legende gewordene Alfredo di Stefano einmal über seinen Mannschaftskameraden bei Real Madrid gesagt. Als Spieler hatte der Kapitän der ungarischen Nationalelf bei der Weltmeisterschaft 1954 praktisch zwei Leben: Das eine machte den von Freunden "Ocsi" ("kleiner Bruder") gerufenen technisch perfekten Torjäger in 84 Länderspielen mit 83 Toren für Ungarn zu einem der populärsten Sportler seines Landes. Das andere ließ den Major der ungarischen Armee nach dem Volksaufstand 1956 und der Flucht über Österreich nach Spanien zu einem Geächteten im eigenen Land werden.

Seit 1958 auch spanischer Staatsbürger, führte Puskas die "Königlichen" von Real Madrid 1960 mit vier Toren beim 7:3 über Eintracht Frankfurt zum fünften Europacup-Sieg der Landesmeister en suite. Mit Madrid wurde er auch sechsmal spanischer Meister (1961-1965 und 1967). Bereits in seinem dritten Pflichtspiel für Real hatte der auf der iberischen Halbinsel mit dem Spitznamen "Pancho" bedachte Superstar einen Hattrick erzielt - natürlich mit dem linken Fuß.

Der "einbeinige Fußballer"

"Fußballspielen, das ist eine Kunst. Aber du wirst sie nie lernen, weil du zu faul bist und dir einbildest, alles mit dem linken Fuß machen zu können. Kein großer Fußballer kommt mit einem einzigen Fuß aus", soll Ferenc Puskas senior seinem Sohn zu Beginn der Karriere gesagt haben. Puskas junior widerlegte diese Aussage seines Vaters und wurde nicht nur ein Weltstar, er wurde zum Inbegriff des "einbeinigen Fußballers".

Puskas war der Größte jener grandiosen Elf von Gustav Sebes, die zwischen 1950 und 1954 in 32 Spielen ungeschlagen blieb, 1952 in Helsinki Olympiasieger wurde und am 25. November 1953 England mit einem grandiosen 6:3-Sieg die erste Heimniederlage der 90-jährigen Länderspielgeschichte zufügte.

Niederlage im WM-Finale

Nur 222 Tage später erlebte Puskas die größte sportliche Enttäuschung seines Lebens. Am 4. Juli 1954 zerstörten Sepp Herbergers Taktik, Fritz Walters Regie und Helmut Rahns Tore mit dem 3:2 im Berner Weltmeisterschafts-Finale den Mythos von der Unschlagbarkeit der Magyaren. Die Deutschen feierten ihr "Wunder von Bern", während die als haushoher Favorit gehandelten Ungarn, die Deutschland in der Gruppenphase noch mit 8:3 vom Feld geschossen hatten, die Schweiz "nur" als Vizeweltmeister verließen. Österreich setzte sich damals im Spiel um Platz drei gegen Uruguay 3:1 durch.

Der "Major", wie er auch als Fußballer wegen seiner Regie-Qualitäten und unbestrittenen Führungsrolle genannt wurde, erwies sich in seiner Verbitterung nach dem WM-Finale als schlechter Verlierer. Puskas begründete die Niederlage mit der Behauptung, die Deutschen seien gedopt gewesen. Erst 1964 versöhnte sich Herberger bei einem Treffen auf dem Frankfurter Flughafen mit dem temperamentvollen Ungarn.

159 Tore für Real

Zwischen 1958 und 1966 gelangen Puskas in 179 Oberhaus-Spielen 159 Tore für Real, nimmt man die für Honved dazu, sind es insgesamt 511 in 533 Matches. Viermal spielte er auch in der spanischen Nationalmannschaft, deren Kader er auch bei der WM 1962 in Chile angehörte. 1959, 1960 und 1966 wurde er mit Real Madrid Europacup-Sieger der Meister sowie 1960 auch Weltcup-Gewinner.

Seine ungarische Heimat durfte der am 2. April 1927 als Ferenc Purczeld geborene Fußball-Superstar erst 1981 wieder besuchen - das Land, in dem er mit zwölf Jahren bei Kispest Budapest mit dem Kicken begann, wo er mit 17 - am 20. August 1945 beim 5:2-Heimsieg über Österreich - gleich mit einem Torerfolg sein Debüt in der Nationalmannschaft feierte, sechsmal ungarischer Meister und viermal Torschützenkönig wurde.

Seine Spielerkarriere beendete Puskas, der in Madrid einst auch ein Spezialitäten-Restaurant betrieb und Fabrikant für Schuhe und Salami war, schließlich bei einem ungarischen Klub in Vancouver. Als Trainer arbeitete er dann in Spanien (Alicante, Murcia), in Kanada, Griechenland (Panathinaikos/Meistercup-Finale 1971, AEK Athen), Kuwait, Chile (Colo Colo), Ägypten, Paraguay, Australien, in den USA und auch in der ungarischen Nationalmannschaft (April bis Juli 1993) - doch so gut wie der Spieler Puskas war der Trainer Puskas mit Ausnahme dreier griechischer Meister-Titel nie.(APA/dpa/Reuters/AFP/AP/SIZ)

hat sich denke ich einen eigenen Thread verdient,

:allaaah:

R.I.F

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Wir sind M&N. Gibt es sonst noch Fragen?
Ungarn verliert seinen größten Fußballspieler. Ein Nachfolger ist nirgends zu sehen.

1307668[/snapback]

Und genau das ist das Problem der ungarischen Nationalmannschaft. Bern ist das ungarische Cordoba, nur dass die Ungarn dort verloren haben.

Szia Öcsi bácsi :)

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Im ASB-Olymp
Öcsi, der "kleine Bruder"

Mit Ferenc Puskás, dem genialen Linksverbinder, starb die letzte große Gestalt des mitteleuropäischen Fußballs

Budapest – Hier zu Lande ist er mit martialischem Respekt "Major" genannt worden. Daheim, in Ungarn, riefen sie Ferenc Puskás jovial "Öcsi", also "kleiner Bruder". Wahrscheinlich deshalb, weil der Puskás Ferenc nicht nur ein Fußballspieler gewesen ist, sondern auch eine Herzensangelegenheit, und diesbezüglich verstehen die Ungarn ja bekanntermaßen keinen Spaß. Puskás war nicht bloß der auf seinen Linken beschränkte und dennoch allseitig gefährliche Verbinder der "arany csapat", der goldenen magyarischen Mannschaft der 50er Jahre. Er war deren unbestrittene Verkörperung, obwohl der eigentliche Chef des zentraleuropäischen Dreamteams fraglos Nándor Hidegkuti war.

Puskás wurde am 2. April 1927 in den Budapester Stadtteil Kleinpest hineingeboren. Dort ist er nicht nur auf-, sondern auch in den Fußball hineingewachsen. Gefördert vom Vater, spielte er ab 1943 beim lokalen Verein Kispest. Und als der nach dem Krieg in Honvéd (Heimatschützer) umbenannt wurde, blieb er dort, startete so seine "militärische Karriere", die ihn bis zum Oberst geführt hat, und um ihn herum wurde Ungarns Serienmeister formiert. Sechs Kronen en suite erntete der Armeeklub.

In dieser Zeit formierte Gustáv Sebes Europas – wenn nicht der Welt – bestes Nationalteam. Seit Olympia 1952 vergoldet, nannten die Magyaren sie "arany csapat". Diesem Namen gerecht wurde das Team am 25. November 1953 in Wembley. England erlitt die erste Heimniederlage. Und die fiel mit 3:6 so deutlich aus, dass das Retourmatch im Frühjahr 1954 – das 7:1 von Budapest – keine große Überraschung mehr war.

Die lieferten die Deutschen kurz darauf im WM-Finale von Bern. Sie wurden Weltmeister. Österreichs Friedrich Torberg rief entsetzt: "Das ist das Ende der Poesie im Fußball." Willy Meisl, der schreibende Bruder des Wunderteamchefs, blieb gelassen: "Regen Sie sich nicht auf, es ist nur das Ende des Hexameters." Und zwar in vielerlei Hinsicht: Die enttäuschten Budapester demonstrierten bei der Rückkehr der geschlagenen "arany csapat" und übten so für 1956, jenes Jahr, das nicht nur, aber auch das Ende des mitteleuropäischen Fußballs markierte.

Ungarische Fußballmannschaften logierten in Wien, und von hier aus zerstreuten sich die Spieler in die ganze Welt. Puskás startete als 31-Jähriger bei Real Madrid seinen zweiten Frühling. Gemeinsam mit Alfredo di Stefano führte er die Königlichen zu fünf nationalen Meistertiteln und drei Europacupsiegen. Seinen 83 ungarischen Länderspielen fügte er hier noch vier für Spanien an. In Summe erzielte Puskás mehr als 600 Tore.

Anfang der 90er Jahre kehrte er von seiner Trainerodyssee durch die ganze Welt hoch verehrt nach Ungarn zurück, wo er für kurze Zeit auch den Posten des Verbandskapitäns übernahm. Dann aber widerfuhr ihm das Schlimmste, das einem wie ihm widerfahren kann: Er fing an zu vergessen. Alzheimer machte ihn zum jahrelangen Pflegefall, am Freitag starb er in einer Budapester Klinik an den Folgen einer Lungenentzündung. Mit Puskás aber starb auch eine Epoche. Die, in der Fußball im Versmaß des Hexameters gespielt wurde. (Wolfgang Weisgram - DER STANDARD PRINTAUSGABE 18./19.11. 2006)

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