Südveilchen Beruf: ASB-Poster Beitrag melden Geschrieben 25. Februar 2004 (bearbeitet) „Ich will auch im Fußball die Nummer 1 der Welt werden“ INTERVIEW Frank Stronach über Visionen, den Sturm-Deal, Geldvernichtung und die Sünden der Vergangenheit Frank Stronach polarisiert. Als Austria-Sponsor, als Liga-Präsident, als Visionär. Im Interview verspricht der 71-jährige Austro-Kanadier eine Trendumkehr. Und er gesteht schwere Fehler ein. KURIER: Herr Stronach, Sie drohen mit Rücktritt, falls das Tiger-Konzept nicht umgesetzt wird. Die Akademie ist Ihr Kind. Geht der Nachwuchs plötzlich über alles? FRANK STRONACH: Wir haben eine Verpflichtung, der Jugend sportliche Möglichkeiten anzubieten. Auch aus sozialökonomischen Gründen. Ich habe versucht, die Austria raufzubringen. Aber nicht die Jugend. Das möchte ich jetzt auch. Wir haben ein Problem: Wir sind im internationalen Ranking 67. Wir waren früher immer unter den ersten 20. Alles hat einen Grund. Und zwar? Wir haben wenig gemacht für den Nachwuchs. Daher die Fußball-Akademie. Und die Idee, mit dem Tiger-Team die Österreicher zum Spielen zu bringen. Aber wir haben zehn Präsidenten und zehn Meinungen. Sind Sie optimistisch, damit durchzukommen? Ich hoffe es für Österreich. Ich möchte eine Mannschaft, die zusammenspielt, die jedes Jahr besser wird. Sie präsentieren eine Idee und stoßen auf Widerstände. Denken Sie sich manchmal, habe ich das notwendig? Das ist eine prinzipielle Frage. Ich hab’ gesagt, ich bin nicht bös’, wenn ihr glaubt’s, ihr braucht’s mich nicht, dann muss ich nicht Präsident sein. Ich kann Präsident sein von hundert Organisationen. Im Fußball ist schon so viel Zeit drinnen, fast mehr als bei meiner Firma. Sie haben seit 1998 viel Geld in den Fußball investiert. Wie sieht die Zwischenbilanz aus? Am Anfang habe ich das nur nebenbei betrieben. Erst in den letzten zwei Jahren habe ich mich mehr in die Materie eingearbeitet. Der Profisport ist wie ein Dschungel. Haben Sie das Geld ausschließlich gesponsert oder war es eine Investition? Fußball ist kein Geschäft. Das ist eine Stiftung, eine Art Stiftung und Liebhaberei. Eine erheblicher Teil des Geldes, das Sie anfänglich investiert haben, war beim Fenster hinausgeschmissen. Sehen Sie das auch so? Jeder macht sich Sorgen um mein Geld. Ich brauche mir keine Sorgen zu machen, dass ich hungern werde. Und warum sind in den Anfangsjahren bei Austria so viele Fehler passiert? Die erste Zeit habe ich mich nicht intensiv damit beschäftigt. Jetzt bin ich schon mehr dabei. Ich will jetzt Ruhe und Harmonie haben. Ich bin zum Michael Wagner gegangen und habe gesagt, hilf mir, die Mannschaft aufzubauen. Das heißt, der Einkaufs-Wahnsinn ist vorbei? Es kann schon sein, dass hin und wieder einer kommt. Er muss aber einer von besonderer Qualität sein. An der grundsätzlichen Zielsetzung, mit Austria Richtung Europa zu streben, hat sich nichts geändert? Österreich braucht einen Klub, der ganz vorne mitspielen kann. Sonst verpassen wir alles. Das ist sehr wichtig. Stört es Sie, dass eine Austria-Ikone wie Herbert Prohaska abfällig über den Verein spricht? Er hat in einem Interview gesagt, „Frank Stronach liebt den Fußball nicht“. Lassen wir es, wie es ist. Ihm hat es weh getan, dass er abgesetzt wurde. Das ist verständlich. Es wird eine Zeit brauchen, bis es verheilt. Haben Sie zu lange den falschen Leuten vertraut? Das ist Schnee von gestern. Das Leben geht weiter. Wie viel Geld sind Sie bereit, noch zu investieren? Ich habe Ziele. Die will ich erreichen. Und wie lauten die Ziele? Dass wir in Europa sehr ernsthaft in der Champions League mitspielen werden. Wie ernsthaft? Viertelfinale? Achtelfinale? Nein. Mit dem würde ich mich nicht begnügen.Das heißt, Sie wollen in die Liga mit Real und Bayern? Ich bin in zwei Gebieten tätig. In der Autoindustrie sind wir die Nummer 1 der Welt. Und da ist die Sache mit den Pferderennen. Das ist die größte Sportfirma der Welt. Also will ich auch im Fußball die Nummer 1 der Welt werden. Ich war noch nie zufrieden, Nummer zwei zu sein. Und Sie meinen, dass Sie mit gut ausgebildeten Österreichern ans Ziel kommen? Ab und zu werden wir Ausländer holen. Aber, vor allem setze ich auf Österreicher. In welchen Zeitdimensionen denken Sie? Vielleicht sind es vier, fünf, sechs, sieben Jahre. Du musst Visionen haben. Ich glaube, dass bis jetzt meine Visionen immer aufgegangen sind. Lassen sich in Kanada Visionen leichter realisieren? Ich war ein junger Arbeiter aus Weiz. Ich hatte keine Visionen. Wir sind alle ein Produkt unserer Umgebung. Es steckt gewaltiges Potenzial in jeder Person. Wenn du zur richtigen Zeit am richtigen Ort bist, kann alles passieren. Auch in Österreich? Hier drückt alles. Es geht so viel Energie damit auf, dass man nachdenkt, wie man was verhindern kann. Ein Land wird von Leuten gestaltet und von Leuten verändert. Und ich versuche, Änderungen herbeizuführen. Wirtschaftlich und sportlich. Wie lässt sich erklären, dass ein Mensch, der so viel investiert, ständig Kritik erntet? Im Fußball hat jeder eine andere Meinung. Ihre neue Strategie ist der österreichische Weg. War der bisherige Weg gegen das Team gerichtet? Ja, eigentlich schon, weil wir zu viele Ausländer hatten. Alle Klubs. Und das schadet dem Nationalteam. Deshalb die Idee mit dem Tiger-Team. Vielleicht können wir damit der österreichischen Nationalmannschaft Gutes tun. Ab jetzt soll das Nationalteam im Vordergrund stehen? Nur so können wir die Jugend begeistern. Und warum haben Sie nicht schon vor fünf Jahren so an das Team gedacht? Ja, o.k. Aber, ich bin ein junger Bursch. Das ist jetzt gut für die nächsten 20 Jahre. Sie betonen immer, dass Sie alles durch Einsatz erreicht haben. Es gibt Kritik, dass Fußballer in Relation zur Leistung zu viel verdienen. Ich glaube, wenn einer mehr verdient, sollte das motivieren. Aber wenn jemand überbezahlt ist, ist es dumm von uns. Passiert das oft? Sicher passiert das. In allen Vereinen. Und dem Hannes Kartnig ist das auch passiert. Zum Beispiel bei Amoah. Glauben Sie nicht, dass ein Bezahlungsmodell vernünftig wäre mit einem geringeren Sockelbetrag? Alle unsere Verträge sind so aufgebaut. 50 Prozent Sockel, 50 Prozent Leistung. Und der 50-Prozent-Sockel ist höher als der Sockel in der höheren Managementebene? Ja, er ist höher. Aber der Markt regelt das Geschäft. Wie denken Sie über einen Mann, der vom immerwährenden Kampf spricht, um Jahre später um Almosen zu betteln und Sie zu seinem Trauzeugen macht? Man lernt im Leben. Ich habe zu Hannes Kartnig vor zwei Jahren gesagt: Pass auf, du machst immer so Aussprüche, du glaubst das ist lustig. Aber für andere ist es nicht lustig . Er hat sich geändert. Sie haben einmal gesagt, er hat sich ordinär verhalten. Ich glaube, er ist jetzt kultivierter. Und der Fußball braucht einen Showman. Werden Sie in irgendeiner Form Sturm finanziell helfen? Man muss mich verstehen. Wir haben ungefähr 10.000 Arbeitsplätze in der Steiermark. Wir haben großen Druck, weil wir nur Wiener Vereine unterstützen und nicht die steirischen. Das heißt, Sie werden selbst oder über eine Firma Sturm unterstützen? Ja, ich muss ein bisschen auf meine Arbeiter hören. Was wäre Ihnen wichtiger? Österreich als Fußball-Weltmeister oder Austria als Sieger der Champions League? Österreich hat Vorrang. Wie groß ist die Gefahr, dass Sie ungeduldig werden und die Fußballbühne verlassen? Diese Gefahr besteht nicht. Ich gebe ja nicht meine Lebensersparnisse da rein. Ich muss nicht warten, dass was zurückkommt. Für mich war das immer reines Sponsoring. Wir haben unsere Wirtschaftsverfassung. Wir müssen zwei Prozent vom Profit hergeben. Letztes Jahr haben wir eine Milliarde Dollar gemacht. Bleiben 20 Millionen Dollar, die wir verschenken. Würde es den Fußball ohne Sie in Österreich noch geben in dieser Form? Ich glaube, der Fußball würde noch auf einer viel tieferen Stufe stehen. Sind Sie glücklich mit der Trennung zwischen ÖFB und Bundesliga? Streben Sie an, ÖFB-Präsident zu werden? Nein, ich bin zufrieden mit Stickler. Es gibt korrekte, konstruktive Zusammenarbeit. Das war früher mit Mauhart fast unmöglich. Mit Friedrich kann man arbeiten. Wie schneidet Österreich bei der Heim-EM 2008 ab? Wir haben Zeit. Wir haben gute 17-, 18-, 22-Jährige. Jetzt müssen diese Jungen spielen. Mit jedem Jahr, das vergeht, sieht es schlechter aus. Wie zufrieden sind Sie mit Hans Krankl? Hans ist fürs Nationalteam sehr gut. Aber das Wichtigste ist: Ein Österreicher muss das Team trainieren. Interview: Rainer Fleckl Martin Sörös Kurier | 26.02.2004 | Seite 22 Quelle:Kurier P.S. "Unmensch" Michi Wagner bekehrt Stronach. Wenn das keine Ironie des Schicksals ist. bearbeitet 25. Februar 2004 von Südveilchen 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
XSCHLAMEAL KRISCH RAUS! Beitrag melden Geschrieben 25. Februar 2004 (bearbeitet) Was mir überhaupt nicht gefällt an diesem Artikel ist der Absatz über Sturm und "Österreich oder die Austria" -> "Österreich" Aber die als Austria Champ. L. Sieger zu sehen, ich freue mich jedenfalls darauf bearbeitet 25. Februar 2004 von HUJILU 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
FAK forever Superkicker Beitrag melden Geschrieben 25. Februar 2004 Aber die als Austria Champ. L. Sieger zu sehen, ich freue mich jedenfalls darauf ob wir das noch miterleben dürfen ist eine andere frage 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Joint Danke für alles und viel Erfolg! Beitrag melden Geschrieben 25. Februar 2004 Eine erheblicher Teil des Geldes, das Sie anfänglich investiert haben, war beim Fenster hinausgeschmissen. Sehen Sie das auch so? Jeder macht sich Sorgen um mein Geld. Ich brauche mir keine Sorgen zu machen, dass ich hungern werde. Das wird Balsam auf den Seelen vieler "Nichtaustrianer" sein. Ein Großteil der User macht sich ja immer wieder Gedanken um das viele Geld das der Onkel Frank verschwendet. Wie viel Geld sind Sie bereit, noch zu investieren? Ich habe Ziele. Die will ich erreichen. Wie groß ist die Gefahr, dass Sie ungeduldig werden und die Fußballbühne verlassen? Diese Gefahr besteht nicht. Ich gebe ja nicht meine Lebensersparnisse da rein. Ich muss nicht warten, dass was zurückkommt. Für mich war das immer reines Sponsoring. Wir haben unsere Wirtschaftsverfassung. Wir müssen zwei Prozent vom Profit hergeben. Letztes Jahr haben wir eine Milliarde Dollar gemacht. Bleiben 20 Millionen Dollar, die wir verschenken. Hört sich ja ganz nach Ausstieg an 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Relii legende Beitrag melden Geschrieben 25. Februar 2004 Klingt wirklich alles recht gut... wobei der gute Frankie schon des öfteren A gesagt und B gemacht hat. 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
VioletSoul Schneck Forever! Beitrag melden Geschrieben 25. Februar 2004 Na wer weiss, wie die Kurier-Redaktion das Interview "zusammengebastelt" hat... Wir kennen ja den guten Frank, er macht manchmal recht "chinesische" Aussagen - Da hab ich schon eher die Kurier Redaktion im Verdacht, dass die dann (frei nach Gutdünken) ein JA bzw NEIN davor setzt... 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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