Georg Danzer


mazunte

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"Je älter man wird, umso mehr hat man sich mit dem Leben verklebt und löst sich nur schwer davon"

Danzers Tod berührt. Weil hier ein Mensch, der so unendlich kraftvoll, frei und voller Schöpfungsdrang und zugleich empfindsam, nachdenklich und leise erschien, nicht mehr seine Stimme erhebt. Nie wieder singt vom "Hawelka" und vom "Tschik", vom "Vorstadt-Casanova" und vom "Klanan Bua im Winter". Das war er selbst, der kleine Bub im viel zu dünnen Mantel, ein "schwarzer Fleck auf weißem Grund".

Danzer hat sich dieses Lied gewünscht, beim österreichischen Musikpreis "Amadeus" vor wenigen Wochen, bei dem er so gerne dabei gewesen wäre und wo seine Stimme letztendlich doch nur mehr vom Band kam. Die Lobrede auf ihn wurde zum vorgezogenen Nachruf, aber sie traf die richtigen Worte. In ihrer Zögerlichkeit, in ihrer respektvollen Zurückhaltung, in ihrer Suche nach dem richtigen Ton und, mehr noch, nach den Zwischentönen.

Georg Danzer war, und ein essentieller Song wie jener vom "Klanan Bua im Winter" belegt es, ein Meister der Zwischentöne. Gewiss, da finden sich auch derbe, grelle, pfiffig populistische Songs in seinem Ouevre, das die Beachtlichkeit von 46 Alben und mehr als 400 Liedern umfasst, und nicht alle waren sie Meisterwerke wie "Ruaf' mi net an" oder "Der legendäre Wixer-Blues vom 7.Oktober 1946". Danzer hat über Sex, Alkohol, Sucht, Ängste und Abgründe gesungen, über Träume und Utopien, über das Ende. In einem Interview bekannte er: "Ich habe schon in den 70ern Lieder über das Sterben geschrieben, hab mich immer mit dem Gedanken auseinandergesetzt, dass man ein Ablaufdatum hat. Je jünger man ist, umso leichter schreibt man über den Tod. Je älter man wird, umso mehr hat man sich mit dem Leben verklebt und löst sich nur schwer davon."

1968 erschien Danzers erste Single, "Vera", vor knapp einem Jahr sein letztes Album, "Träumer". Als hätte der Autor erahnt, was kommen würde, sind hier leise, ironisch leichte, niemals larmoyante Botschaften wie "Mei Aschen" oder "A letztes Lied" zu hören.

Ein Wiener tiefster Prägung

Danzer hat sich getraut zu träumen. Getraut, die Gitarre in die Hand zu nehmen. Getraut, Texte zu schreiben und anzubieten und schließlich selbst zu interpretieren. Getraut, populär zu sein und Unpopuläres zu wagen. Getraut, keinen geradlinigen Weg zu gehen im Leben und im Pop-Business und in der Öffentlichkeit. Der Schurl war, wiewohl lange Jahre in Deutschland daheim und in Spanien, ein Wiener tiefster Prägung. Vom Dreigestirn Ambros-Danzer-Fendrich, das lange Jahre und sehr erfolgreich unter dem Signet "Austria 3" auftrat, wird er als derjenige in Erinnerung bleiben, der am zurückhaltendsten war, am vielfältigsten und am glaubwürdigsten. Er selbst hätte derlei Einschätzungen sofort vom Tisch gewischt; die Loyalität zu seinen Freunden manifestierte sich jenseits der Regenbogenpresse. Und jenseits politischer oder auch nur imagetechnischer Korrektheit. Image, Karriere, Kontostände waren einfach keine Kategorien im Leben eines Singer-/Songwriters, der sich eher über den Werdegang junger Künstlerkollegen erkundigte als darüber, ob man seine neue Single denn gnädig spielen würde. Das blieb so bis zuletzt.

"Vergessen werden wir Dich nicht"

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