[WM-Reverse] Keine Aussenseiter, bitte !


Dannyo

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Schefoasch

Mein heutiges Fallbeispiel Angola sollte rein namentlich eine vielversprechende Fußballnation sein. Pickt man drei Buchstaben aus dem Wort "Angola" erhält man das Wort "Gol". Und ist dieses "Gol" erstmal weg, bleibt noch das Wort "Ana", wie "Ana geht no" - und das dachte sich der angolanische Stürmer Flavio, der in der 60.Minute des Spiels seines Heimatlandes gegen den Iran, kurz bevor er das 1:0, Angolas erstes WM-Tor überhaupt, erzielte. Und plötzlich kam leise Hoffnung auf, dass Angola die als "eh schon im Voraus geritzte" Gruppe D aufmischen könnte, da Mexiko gegen Portugal mit 1:2 hinten lag und zeitweise inferior spielte, was hauptsächlich der Verdienst von Banderas-Double Marquez und Omar Bravo, der an diesem Tag eher wie eine Oma Bravo spielte, lag.

Aber Angola kassierte den Ausgleich, Mexiko unterlag knapp und stieg sogar trotz eines verschossenen Elfmeters und totaler Untätigkeit Portugals ab der 25.Minute ins Achtelfinale der WM auf. Schade irgendwie, dass gerade die schillernden Außenseiter heuer keineswegs so gut zur Geltung kommen, wie 2002 die Spieler aus Senegal, Südkorea oder der Türkei. Bisher stiegen nur Favoriten in die Finalrunde auf und auch in den verbleibenden vier Gruppen gibt es nur wenig Hoffnung auf kunterbunte Aufstiegskonstellationen und Favoritensterben. Wobei ich es nicht unbedingt verschreien sollte, da Clint Dempsey soeben das 1:1 für die USA gegen Ghana erzielte und Italien gegen Tschechien führt - 43 Minuten gespielt.

Um als Außenseiter bei einem Großereignis zu überzeugen, muss einfach alles passen. Man braucht Leithammel auf dem Platz, charismatische Coaches, eine eingeschworene Mannschaft, vielleicht sogar einen Fußballer von Welt- oder zumindest internationaler Klasse, versteckt in einem Haufen internationaler No-Names, die sich von diesem führen lassen. Eben das waren Ahn und Park vor vier Jahren im südkoreanischen Team waren. Oh, Polak hat gerade Gelb-Rot gekriegt. Tschechien ist nur mehr zu zehnt. Oder Senegal damals: Diouf und Diop. Oder die Türkei mit Mansiz in der Form seines Lebens. Diese Spieler - woah, Elfer in Nürnberg - WAREN bei diesen Turnier ihre Länder. Europameister Griechenland WAR Zagorakis, oder Charisteas, oder, wie ich meine, Kapsis.

Und Angola ist heuer einfach Angola. Nicht Akwa, Ze Kalanga oder Mantorras, wie man es sich erhoffte, sondern Angola. Und Togo ist Togo und nicht Abebayor und die Elfenbeinküste ist die Elfenbeinküste und nicht Drogba und Trinidad und Tobago ist Trinidad und dings und nicht Latapy, Yorke oder John. Wie gesagt, es sind einfach herausragende Leistungen nötig um ein Team zum durchstartenden Außenseiter einer WM zu machen - heuer gab's das leider nicht, auch wenn Ghana, das gerade durch den vorher eingeworfenen Elfmeter mit 2:1 in Führung ging, gute Chancen hat zur Squadra Muntari, Essien, Gyan oder Appiah zu werden. Versteht ihr was ich damit sagen will ? Wenn nicht, kein Wunder, man kann so etwas einfach schwer niederschreiben, auch wenn wohl jeder weiß, wie es in natura aussieht.

Selbst wenn es heuer nur wenige oder gar keine Außenseiter ins Achtelfinale der WM schaffen, ist das kein fußballerischer Weltuntergang. Dann müssen die Sensationen halt auf höherer Ebene geschehen. Die zweite Halbzeit der Spiele Italien gegen Tschechien und Ghana gegen die USA beginnt in etwa elf Minuten. Jeder kann noch auf der Strecke bleiben, jeder kann noch aufsteigen. Werden die Italiener nach dem Abpfiff zufrieden Pizza und Moretti konsumieren ? Werden die Tschechen sich betrinken, Knödel essen und sich mit triumphal-patriotischem Blick traditionelle Märchen im kleinen Kreis der Familie ansehen ? Werden sich die Amis nach dem Spiel sechsundzwanzig Siegesburger reinstellen ? Oder bereitet sich doch WM-Neuling Ghana zur Feier des Tages um 17:45 Uhr mitteleuropäischer Zeit landesweit Salate aus Sumpfkammwurzeln zu ? Ich bin auf die zweite Halbzeit gespannt...

=)

bearbeitet von Dannyo

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Ergänzungsspieler

In ein paar Stunden beginnt die K.O.-Phase der Weltmeisterschaft. Zeit für einen kurzen Rückblick auf die Vorrunde. Alles in allem waren die Spiele der Gruppenphase eine Enttäuschung. Müdes Ballgetrete, bizarre Schiedsrichterleistungen, brutale Fouls infolge schlichten Nichtkönnens.

Woran mag das liegen?

Danny hat Recht, wenn er schreibt, dass ein einzelner, oftmals gealterter Superstar noch keine Mannschaft zu einem Geheimfavoriten macht. Diese – von Tschechien bis zur Elfenbeinküste – demontierten sich in der Vorrunde selbst, gingen sang- und klanglos unter, spielten lust- und kraftlos. Die Gruppe der Mannschaften mit Überraschungspotential, die keine Geheimfavoriten waren bestand schließlich aus Teams wie Saudi-Arabien, Persien oder Togo. Die Türkei, Senegal oder auch Südkorea vor heimischen Publikum sind da wirklich ein anderes Kaliber.

In dieser Vorrunde gab es einfach viel zu viele schlechte Spiele in denen sich Unvermögen in vorsätzliche Körperverletzung verwandelte! Was mich auf die Härte bringt. Da wird gnadenlos von hinten gegrätscht, da werden Kung-Fu-Tritte angesetzt und derart offensichtlich mit den Stollen das Sprunggelenk anvisiert, dass es zumeist noch nicht einmal der allgegenwärtigen und inquisitorischen Super-Zeitlupe bedarf, um den Vorsatz seinen Gegenspieler verletzen zu wollen zu erkennen. Wie gut, dass es für bloßes Leiberzupfen im Mittelfeld Gelb gibt!

Bezeichnenderweise setzte dem Ganzen ein Schiedsrichter die Krone auf. Graham Poll ist für mich der bisherige Star dieser Weltmeisterschaft. Er und vor allem seine Realsatire stehen synonym für den Gegensatz von professionellem Anspruch einer perfekten Organisation und den teilweise überforderten Teilnehmern.

Umso erstaunlicher ist die weiterhin ungetrübte Freude der Fans. Allerdings kann man sich dabei nicht des Eindrucks erwehren, dass das Publikum vor allem sich selbst zelebriert. Dies ist schön und erfreulich, aber bedauerlich, denn irgendwann bedarf es eines breiteren Fundaments in Form von endlich mitreißenden Spielen.....

Dr. Artur Schienbein-Schützer

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