Steffo . Beitrag melden Geschrieben 7. Januar 2004 (bearbeitet) Nandor Hidegkuti Geboren: 1.März 1922 Gestorben: 14. Februar 2002 Nationalität: Ungarn Stammverein: Vörös Lobogo Hidegkuti (Mitte, weißes Dress) England, 1953 Wir schreiben das Jahr 1953. Die englischen Fans waren schockiert, denn nie zuvor hatten sie ein Spiel auf der Insel gegen eine andere Nationalmannschaft verloren, aber nun bekamen sie vom ungarischen Team eine Tracht Prügel und verloren 3:6. Eine Katastrophe für den englischen Fußball, eine Sensation für die internationale Presse. Ein Mann namens Hidegkuti schoss allein in diesem Spiel 3 Tore. Diesen Hattrick begriffen die Engländer noch weniger, als die Tatsache, das sie gerade ein Heimspiel verloren haben. Wie kann ein Mann, der nach den Vorstellungen der Engländer nur selten dort war wo ein Mittelstürmer zu stehen hat, nämlich im Angriffszentrum, drei Tore schießen. Bei jedem seiner Tore hat sich Hidegkuti auf leisen Sohlen vom Mittelfeld in den Strafraum geschlichen und stand zur Überraschung der englischen Abwehr jedes Mal vollkommen frei. Die Engländer waren es gewohnt, dass der gegnerische Mittelstürmer ein „Tank“ war, der sich zwar unaufhaltsam nach vorwärts bewegte, jedoch ständig sichtbar war. Hidegkuti stellte diese guten, alten Vorstellungen jedoch völlig auf den Kopf. Er zog sich weit ins Mittelfeld zurück und entzog sich damit der direkten Bewachung eines Gegenspielers. Die englische Presse nannte Hidegkuti den wandelnden Mittelstürmer und sie mussten zugeben, dass das alte WM-System des englischen Fussballs wohl nicht mehr zeitgerecht war. Oft wurde Ferenc Puskas als wichtigster Mann jener großartigen ungarischen Nationalmannschaft bezeichnet die zwischen den Jahren 1951 bis 1955 nur ein Spiel verloren hat, nämlich das im Weltmeisterschaftfinale 1954 gegen Deutschland. Sepp Herberger ist aber heute noch so wie viele andere der Meinung, dass der eigentlich Spielmacher , der Dreh- und Angelpunkt in der Mannschaft Hidegkuti gewesen ist und dass dieser Hidegkuti, der in seiner gesamten Laufbahn nur für den Budapester Club Vörös Lobogo gespielt hat, aus der damaligen ungarischen Nationalmannschaft am wenigsten wegzudenken war. Seine Stärken Hidegkuti hatte ein Gespür für die Möglichkeiten, wie ein Spiel weiterzugehen hatte. Er sah immer schon die nächste Station, bevor er den Ball an einen Mitspieler adressierte. Er besaß ein ungewöhnliches Organisationstalent, wobei er die eigene Abwehr so einzubeziehen verstand, wie den eigenen Angriff. Gustav Sebes, Trainer der damaligen Nationalmannschaft erkannte Hidegkutis Talente und es war ihm egal, dass er die Nummer 9 trug. Er verlangte von ihm nicht, dass er den klassischen Mittelstürmer spielen sollte, sondern ließ ihn weit ins Mittelfeld zurückfallen, damit er sich seinem Gegenspieler entziehen konnte. Den anderen Mannschaften blieb es nicht verborgen, dass er die Schaltstation im ungarischen Team war, aber wenn sie mit all ihren Kräften Hidegkuti neutralisieren wollten, nahm Hidegkuti auch diese Rolle auf sich und mit dem Verzicht selbst entscheidend in Erscheinung treten zu können, machte er den Weg für seine Mitspieler frei. Seinen Durchbruch im Team schaffte er beim olympischen Turnier in Helsinki 1952 gegen Italien. Da war Nandor schon 28 Jahre alt und zuvor gab es bereits ein paar Versuche ihn links im Mittelfeld spielen zu lassen, die aber misslungen sind. Auf seiner neuen Position überzeugt Hidegkuti alle und so spielte er noch mit 36 Jahren im Team und ließ kein Match mehr aus. Insgesamt brachte es Hidegkuti auf 68 Einsätze. wie ging es weiter Ein Jahr nach dem Sieg im Wembley Stadion traf die Mannschaft in Glasgow auf Schottland. Die Schotten hatten das Spiel gegen England gesehen und waren vorgewarnt, aber auch sie konnten nichts gegen die Nationalmannschaft ausrichten. Tommy Docherty, Trainer der schottischen Nationalmannschaft bezeichnete das ungarische Team als die beste Mannschaft der Welt, die anscheinend immer treffen kann, wenn sie Lust hat. 1954 verlor man aber das wichtigste Spiel, das WM Finale in Bern gegen Deutschland mit 3:2. Diese Niederlage wird heute noch als eine der größten Sensationen in der Geschichte des Fußballs bezeichnet, aber der deutsche Trainer Sepp Herberger hatte damals eine Mannschaft formen können, in der sich gestützt auf spielerische Individualität, eine taktische Ordnung manifestierte, die der der Ungarn gleichwertig war. Fritz Walter, der die Mannschaft im Mittelfeld zu organisieren verstand, ohne auf den Vorstoß in den gegnerischen Strafraum zu verzichten, war Hidegkuti in seiner Spielweise sehr ähnlich. 1958 nahm Hidegkuti noch an der WM in Schweden teil, aber die ungarische Nationalmannschaft konnte nicht mehr an die Leistungen der vergangenen Jahre anschließen. 1960 wurde er Trainer bei MTK Budapest, 1961 ging er für 2 Jahre nach Italien und betreute FC Florenz und den AC Mantua, aber er fasste keinen Fuß im italienischen Profifussball. Im Sommer 1953 wurde er Trainer von Vasas Györ, die dann ein Jahr später überraschend Meister wurden. Er hatte seinen Spielern die gleichen Freiheiten zugestanden die ihm in der ungarischen Nationalmannschaft selbst gewährt worden sind. Hidegkuti:“ Man soll sich nie auf ein System versteifen,das die Fähigkeiten und Auffassungsgabe der Spieler übersteigt. Desgleichen darf ein eingelerntes System dem Einzelnen nie die Möglichkeit nehmen, selbständig zu handeln und zu denken.“ Im Februar 2002 starb Hidegkuti als 80 jähriger an Herzversagen bearbeitet 8. Januar 2004 von Steffo 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Dannyo Schefoasch Beitrag melden Geschrieben 7. Januar 2004 Tommy Docherty, Trainer der schottischen Nationalmannschaft bezeichnete das ungarische Team als die beste Mannschaft der Welt, die anscheinend immre treffen kann, wenn sie Lust hat. Ungarisch für "immer" ? Sehr gute Spielerinfo über einen der leisen Stars der Fussballgeschichte ! 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Schapu C'mon you Irons! Beitrag melden Geschrieben 7. Januar 2004 Gracias SteffBeffBoff, sehr sehr interessant zu lesen! Danke! 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Steffo . Beitrag melden Geschrieben 8. Januar 2004 freut mich, dass euch die Info gefallen hat Ungarisch für "immer" ? fast, da waren meine Finger schneller als mein Hirn, was aber keine Kunst ist 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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