Host City Vertrag


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Naja, ob das wieder mal die übliche Panikmache ist...

Brisanter Vertrag zur Fußball-EM

Euro 2008: "Wiener Zeitung" veröffentlicht die Details des "Host-City-Vertrags" zwischen Stadt Wien und Uefa

Illustration - Die Maskottchen Trix & Flix haben gut Lachen – weniger die Stadt ob des „Host-City-Vertrags“. Foto: apa

*) Werbeflächen auf Route vom Flughafen sollen für Sponsoren reserviert sein.

*) Stadt zahlt alle Schäden an Fanmeile alleine.

*) Strengste Auflagen in Fanzone und für das Aufstellen von Leinwänden.

Wien. Groß war der Jubel, als im Jänner dieses Jahres der "Host-City-Vertrag" zwischen Stadt Wien und der Uefa (Europäischer Fußballverband) unterzeichnet wurde. Schließlich bildet dieser den rechtlichen Rahmen zur Austragung der Fußball-Euro 2008 in der Bundeshauptstadt. Ob bei den Rathaus-Vertretern auch innerlich ungetrübte Jubelstimmung herrschte, ist jedoch mehr als fraglich – denn der Vertrag enthält eine Reihe von extrem brisanten und nachteiligen Klauseln für die Stadt Wien.

Der "Wiener Zeitung" wurde nun die insgesamt 52 Seiten dicke "Host-City-Charta" zwischen Uefa und Stadt zugespielt – der Inhalt gilt als streng vertraulich. Die wichtigsten Punkte im Detail:

Sponsorenwerbung: Wien verpflichtet sich, der Uefa und ihren Sponsoren ein "Erstzugriffsrecht" über öffentliche Werbeflächen zu gewährleisten – "zu üblichen Preisen". Betroffen sind neuralgische Zonen, wie etwa rund um das Happel-Stadion und die Fanmeile, aber auch ganze Zufahrtsrouten wie vom Westbahnhof oder vom Flughafen zum Stadion. Demnach müsste die Stadt sicherstellen (bzw. auf die Plakatfirmen einwirken), dass während der EM auf allen Flächen entlang der Strecke Flughafen–Stadion nur die Sponsoren werben dürfen.

Fanmeile: Laut dem Vertrag hätte Wien gar keine Alternative zum Standort Ring gehabt (etwa die Donauinsel): "Die offizielle Fanzone soll auf eiEM-ner im Stadtzentrum liegenden ausreichend großen Fläche stattfinden, (. . .) die von Einwohnern und Fans verkehrstechnisch leicht erreichbar ist", heißt es. Weiter müsse sie "täglich von 14 Uhr bis Mitternacht" geöffnet bleiben – was der von Bürgermeister Michael Häupl angeregten Teilsperre zuwiderläuft. Klar geregelt ist, wer für Schäden entlang der Fanmeile aufkommt – nämlich einzig die Stadt. Das betrifft die tägliche Reinigung ebenso wie die "Wiederherstellung der Oberfläche" (sprich: Schäden durch Wildpinkler).

Streng limitiert sind die geschäftlichen Aktivitäten der Stadt auf der Fanmeile: So darf Wien maximal vier "Förderer" bestimmen, für die allerdings als Bedingung gilt, das sie keine Konkurrenten der offiziellen EM-Sponsoren sind und ihren (Firmen)-Sitz in Wien haben. Zudem verlangt die Uefa, dass auf der Fanmeile nur Speisen und Getränke ihrer kommerziellen Partner angeboten werden dürfen.

Andere Großleinwände: Weiters will die Uefa zusätzliche Veranstaltungsorte mit Großleinwänden einschränken. "Die Parteien sind damit einverstanden, dass die offizielle Fanzone die einzige von der Host City oder in deren Auftrag organisierte Public-Viewing-Veranstaltung sein soll."

Will ein Privater öffentliches Fußballschauen anbieten, so hat er einen behördlichen Spießrutenlauf vor sich: Laut Uefa-Richtlinien (siehe: http://www.euro2008.com ) muss jeder Veranstalter, der einen Bildschirm mit mehr als drei Metern Diagonale aufstellt, um eine Lizenz ansuchen. Läuft das Ganze nur teilweise kommerziell ab, ist auch eine Gebühr an die Uefa zu entrichten. Ausgeschlossen sind jedoch wiederum Veranstalter, die in Konkurrenz zu Uefa-Partnern stehen. (Demnach hätte etwa "Ottakringer" wegen Sponsor "Carlsberg" keine Chance).

Weiters müssen Veranstaltungen mit mehr als 1000 Gästen strenge Sicherheitsauflagen erfüllen – so will es das Innenministerium: Ohne Sicherheits- und Rettungsdienste, Videoüberwachung sowie Zutrittkontrollen und eigene Umzäunungen geht gar nichts.

Finanzielle Entschädigung: Laut "Host-City-Vertrag" bekommt die Stadt Wien für ihre Aufwendungen 3,9 Millionen Euro. 800.000 Euro für die Fanmeile, 600.000 Euro für Rechte und Promotionsmöglichkeiten sowie 2,5 Millionen Euro an Abgaben. Allerdings: Falls Wien den Verpflichtungen nicht "vollumfänglich" nachkommt, kann die Uefa den Betrag kürzen.

Zugleich liegen die 3,9 Millionen weit unter den bisher von der Stadt kommunizierten Leistungen der Uefa, die mit 12,5 Millionen Euro angegeben wurden.

Turnier-Logos: Strenge lässt die Uefa auch bei den offiziellen Logos walten: Laut Vertrag ist Wien "nicht befugt, die Turnier-Marken im Zusammenhang mit anderen Veranstaltungen und Aktivitäten" zu verwenden.

VIP-Karten: Definiert ist auch, wie viele Karten dem Rathaus bei den insgesamt sieben Spielen (Finale am 29. Juni 2008) zustehen: So gibt es 10 VIP- und 30 Karten der 1. Kategorie für jedes Wien-Spiel – und zwar gratis. Wer in die Gunst der Karten kommt, ist offen – dies möge laut Vertrag ein "Eintrittskarten-Koordinator" entscheiden.

EM-Pokal kommt: Im Frühjahr 2008 soll der Siegerpokal in Wien präsentiert werden – die Uefa hat natürlich klare Vorstellungen, wo genau: Es soll sich "um einen zentralen Ort oder ein Wahrzeichen" handeln.

"Das ist ein Knebelvertrag"

Keine Freude mit dem Vertragswerk hat der Grüne Stadtrat David Ellensohn: "Über weite Strecken ist das ein Knebelvertrag – wobei sich der Geknebelte nicht wirklich wehren konnte." Schade findet er aber, dass das "Diktat der Uefa" andere Public-Viewing-Plätze ausschalten wolle: "Bis jetzt gibt es keinen Einzigen, der sich die Auflagen antun will."

Verschlossen äußert sich Sportamts-Leiterin Sandra Hofmann, die den Vertrag ausgehandelt hat: "Ich bin an die Verschwiegenheitspflicht gebunden. Faktum ist, dass wir gut verhandelt haben, denn noch beim ersten Entwurf hätte Wien alles gezahlt und die Uefa alles kassiert."

bearbeitet von jimmy1138

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