[Kabine] Dr. Schienbein-Schützer und Kreuz-Chen

[dr. schienbein-schützer]

Zu unserer Runde im Vereinsheim gehört auch ein gewisser Siggi Kreuz-Chen. Womit er seinen Lebensunterhalt bestreitet, sofern er dafür Zeit hat, weiß keiner von uns so richtig. Was dagegen weit über die Theke Pecls hinaus bekannt ist, ist Kreuz-Chens Wettleidenschaft.

Alle im Vereinsheim haben ihr einiges an Geld zu verdanken. Bereitwillig gibt er jedem der ihn fragt Auskunft über Tendenzen, Trainingsleistungen, Favoriten und Verletzungen. Ihm selbst geht es beim Wetten anscheinend nicht ums Geld. Im Monat kommt er auf einen Einsatz von vielleicht 100 €. Ihm geht es mehr um das Erfolgserlebnis einer gewonnenen Wette. Um möglichst oft in den Genuss dieses Gefühls zu kommen, hat er sich sein eigenes Universum geschaffen, bestehend aus Tabellen, Pokalwettbewerben, Quoten und Wettkombinationen. Jeden Tag durchstreift er die letzten Winkel dieser Parallelwelt auf der Suche nach der ultimativen Außenseiterwette, die ihm neuen Ruhm einbringt. Allerdings sehe ich Kreuz-Chen seit seiner Heirat vor gut einem halben Jahr mit etwas anderen Augen. Es liegt keineswegs daran, dass er eine Chinesin namens Chen geheiratet hat. Eher war es seine Begründung für diesen Schritt. Er verstünde den Nachnamen als ein Zeichen, hatte uns Siggi zehn Minuten vor der Trauung versichert. Chen passe einfach zu Kreuz, und eine Chinesin wäre für einen Spieler ohnehin die beste Wahl.

„Was hältst Du von Kreuzchen?“ fragte ich Pecl während ich in Richtung Ehrentafel blickte, wo Kreuz-Chen an seinem Tisch saß.„Was soll ich von ihm halten?“ kam es gewohnt trocken. „Manchmal wirkt auf mich schon ein wenig sonderlich.“ „Was meinst?“ „Ich war letztens bei ihm in der Wohnung. Da saß er in seinem Arbeitszimmer. Die Wände waren übersät mit Statistiken aus den Ligen dieser Welt, hinab bis in die fünfte Liga. Am Boden standen Kisten, in denen, fein säuberlich geordnet, Bundesliga-Stadionzeitungen lagerten. In jedem Heft fanden sich handschriftliche Notizen, die er nach eigener Auskunft während des Spiels gemacht hatte.“ „Er will sich halt auskennen. Was wären unsere Abenden ohne sein enzyklopädisches Fachwissen?“ „Ja, ja, aber als er mir die Datei zeigen wollte, in die er seine Notizen nach dem Spiel akribisch einträgt, hat er sich verklickt. Zum Vorschein kamen Dossiers zu allen Spielern und Trainern der Bundesliga und 1. Division. Darin sind nicht nur die sportlichen Eckdaten der betroffenen aufgeführt. Sondern auch private Ereignisse und scheinbar ebensolche Fotos. Kreuzchen muss ihnen gefolgt sein!“ „Meinst?“ „Das ist noch nicht alles. Im Nachbarzimmer stehen drei Wutzler: einer für das Wunderteam, einen für die ´54er und schließlich einen für die ´78er Mannschaft. Siggi hat die Spieler und Stangen herausgenommen und stattdessen die taktischen Aufstellungen der drei Mannschaften nachempfunden. Bei noch lebenden Spieler hat er kleine Figürchen gebastelt, die in ihrer Genauigkeit beängstigend sind. Bei bereits verstorbenen hat er kleine Grabsteine aus Marmorsplittern aufgestellt. Ich sage Dir Radenko, irgendwann wird Siggi morgens aufstehen, sich im Spiegel ansehen, die Wohnung auf Vordermann bringen und in aller Ruhe die Sense auspacken…!“ sagte ich während Siggi aufstand, versonnen auf sein Spiegelbild im Fenster schaute und seinen Platz zusammenräumte…

bearbeitet 14. Februar 2006 von Dannyo

[Fogi]

nachdem ich jetzt schon drei der vier texte gelesen habe, werde ich jetzt wohl öfters in diesen channel schaun, recht amüsant

aber auch etwas zum nachdenken

aber man sagt ja immer: die mischung machts

*edit*

und die edith merkt noch an, dass ich mir dieses buch wohl beschaffen werde *gg*

bearbeitet 14. Februar 2006 von Fogi