Güsch im Interview


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Frage:

Günther Neukirchner, du bist jetzt der Rekord-Spieler des SK Sturm. Die Fans ließen uns neulich im Stadion auf einem Transparent wissen: "Treue hat einen Namen - Danke Gü!". Was bedeutet das für dich? Was empfindest du?

Antwort:

Es ist für mich eine große Ehre, wenn die Fans das auf diese Weise zeigen und meine Leistungen respektieren. Das ist für mich schon was Besonderes. Es ist etwas sehr Schönes, auch wenn ich nicht gerne im Mittelpunkt stehen will. Ich war immer der Arbeiter und wenn aber dann soetwas ist, dann weißt du, dass das, was du in den letzten Jahren geleistet hast, anerkannt wird und einen entsprechenden Stellenwert hat.

F.:

Du bist Rekordspieler beim SK Sturm, gehst auf 500 BL-Einsätze zu und die alle für den selben Verein. Wie kam es dazu? Zufall?

A.:

Ja, es war eigentlich ein bisschen Zufall dabei. Ich hatte leistungsmäßig meine erfolgreichste Zeit im Verein, als wir gerade in der Champions-League so stark spielten. Dann ist es natürlich schon schwer, ein solches Team zu verlassen, auch wenn du dir sagst, es hätte ein paar Möglichkeiten im Ausland gegeben, aber im Grunde genommen ist es das größte für einen Fußballer, in der CL erfolgreich zu sein. Und da ich die Möglichkeit hatte, stellte sich für mich nie die Frage. Vor allem waren es Vereine, die international ganz vorne weniger große Rollen spielen. Auch wenn ich in Ligen hätte kommen können, die sehr attraktiv sind und ich viel mehr Geld hätte verdienen können. Das war mir nicht so wichtig.

F.: Und ein Wechsel innerhalb von Österreich, oder gar in Graz kam für dich nie in Frage?

A.: Nein, innerhalb von Graz nicht, diese Frage hat sich nie ernsthaft gestellt, obwohl ich mit dem GAK mal verhandelt habe, das muss ich ganz ehrlich zugeben. Aber damals, das war 1997 oder 1998 in unserer erfolgreichen Zeit also, war für mich immer Sturm der erste Ansprechpartner, hier bin ich groß geworden. Aber das ist ganz normal. Wenn du in Österreich Meister und Cup-Sieger wirst, wenn du die Liga eigentlich beherrschst, dann ist die Frage, wo du dann noch hingehen kannst. Für mich stellt sich die Frage dann nicht. Ich bin ja außerdem mit Leib und Seele Sturm und Fußballer, auch wenn ich anderswo mehr verdienen könnte. Aber es kommt ja dazu, dass ich hier das Umfeld habe, wo ich mich wirklich wohl fühle, wo ich meine Familie habe, wo ich meine Freunde habe. Das ist für mich auch immer entscheidend. Wenn das Rundherum passt, kannst du als Fußballer auch bessere Leistungen bringen. Deswegen habe ich mir einen solchen Schritt auch immer drei, vier mal überlegt. Aber es hat dann letztlich nie gepasst, deswegen bin auch immer hier geblieben. Und gerne hier geblieben.

F.: Hat es konkrete Angebote aus dem Ausland gegeben? Wann zuletzt?

A.: Ja, freilich. Das letzte war vor ca. 3 Jahren, als es anfing schlecht zu laufen. Da hatte ich ein konkretes Angebot aus Japan. Aber ich hatte hier noch einen Vertrag, es wäre Ablöse zu zahlen gewesen, das wollte aber der Verein nicht.

F.: Was sind die absoluten Höhepunkte deiner langen Karriere, was waren die Tiefpunkte und größten Enttäuschungen?

A.: Es ist eigentlich immer das Gleiche. Es war die Zeit, wo Osim gekommen ist. Von da an ging es stetig bergauf und auch im Verein und im Management ging es stetig bergauf. Der Höhepunkt war dann natürlich jeder Titel, das ist ganz klar. Vorher aber natürlich der Titel in der Halle, in der fußballlosen Zeit im Winter. Besonders schön noch dazu, dass wir den Hallentitel gegen den GAK holten. Das war eigentlich der einzige Titel, den wir zur damaligen Zeit erreichen konnten. Und dann sind wir national so stark geworden, es hat mannschaftsintern alles gepasst, von der Zusammenstellung her sind wir gereift und es wurden gute Verstärkungen geholt. Mit einem sehr guten Trainer dazu haben wir dann die einzelnen Titel geholt. Jeder Titel ist was Schönes und Besonderes, keine Frage. Trotzdem war für mich das Schönste und Größte der Gruppensieg in der Championsleague, wo wir dann auch noch aufgestiegen sind.

F.: Welcher der beiden österreichischen Meistertitel war denn für dich der Schönere?

A.: Der erste Titel ist immer was ganz Besonderes. Für uns vor Allem auch wegen dem neuen Stadion und mit der Euphorie, die damals da war. Wir hatten einen sensationellen Lauf und das was sich dann bei der Meisterfeier abgespielt hat war einzigartig. Wenn man gesehen hat, was da für eine Begeisterung dahinter war und wie der Präsident die Meisterfeier und alles drum herum aufgezogen hat, das war schon senstionell und für uns alle ein persönliches Highlight. Der zweite Meistertitel war aber fast noch wertvoller. Osim hat immer gesagt, einmal kann jeder Meister werden, aber den Titel verteidigen ist immer viel schwerer. Also im Prinzip ist das der Titel, der das bestätigt, was man vorher erreicht hat. Und das war auch viel schwieriger und viel spannender bis zum Schluss.

F.: Und der Gruppensieg in der CL war ja dann in einem Jahr, in dem ihr nicht mehr Meister geworden seid...

A.: So ist es. Im Prinzip war die Championsleague für uns das Ebenbild der Entwicklung in der österreichischen Liga. Im ersten Jahr waren wir mehr oder weniger "unter ferner liefen", wir sind zwar mit einer riesigen Euphorie dorthinein gegangen, mit dem ersten Meistertitel im Kopf, wir haben gedacht, es geht jetzt gleich weiter wie in der Bundesliga und schließlich mussten wir froh sein, wenigstens einen Punkt geholt zu haben. Aber wir haben uns dann auch hier sukzessive gesteigert, im zweiten Jahr dann der dritte Platz und dann der Gruppensieg mit dem Aufstieg. Und dann nochmal sechs Punkte in der zweiten Gruppenphase, das ist ja auch schon wieder ein Wahnsinn. Einfach unglaublich. Und da hat man nicht nur die Handschrift des Trainers gesehen, sondern auch die der einzelnen Spieler, die in dieser Zeit gereift sind und dann praktisch alle am Zenit ihrer Karriere standen.

F.: Und deine persönlichen Tiefpunkte?

A.: Tiefpunkt für mich eindeutig das 0:9 im Länderspiel in Spanien, wo ich dabei war. Etwas Schlimmeres kann dir als Fußballer nicht passieren. Denn so schlecht ist der österreichische Fußball nicht, dass man gegen Spanien 9:0 verlieren muss.

Für persönlich auf nationaler Ebene war es eigentlich das Jahr, in dem Osim weg gegangen ist, das Jahr 2002 glaube ich. Diese Saison war für mich persönlich der absolute Tiefpunkt. Der Herbst unter Osim war noch besser, da haben wir nicht so schlecht gespielt auch unter Foda war es keine schlechte Saison. Aber wir haben einen UEFA-CUP-Platz hergeschenkt in zwei entscheidenden Spielen gegen GAK und Salzburg. Dort und auch danach war ich mindestens eine halbe Saison mit meinen Leistungen nicht zufrieden. Dort kamen aber auch andere Probleme dazu. Ich war Kapitän, ich hatte mir einfach zuviel vorgenommen, nicht am Platz, sondern das Rundherum war es. Ich wollte die Situation für die Mannschaft verbessern, dabei habe ich mich mit gewissen Sachen zu sehr belastet und deshalb habe ich mich dann auch kurzfristig zum Rücktritt als Kapitän entschlossen. Und von dort an ist es mir dann auch persönlich und sportlich wieder besser gegangen.

F.: Kommen wir zu den Trainern und dem Training. Wie hast du die verschiedenen Trainerpersönlichkeiten erlebt?

A.: Ich möchte hier ganz am Anfang beginnen und von meinem ersten Training in der Kampfmannschaft erzählen. Das war für mich und uns alle was ganz Besonderes. Und das ist etwas, was ich heute des Öfteren am Verein kritisiere.

Ich war damals 17 Jahre und wir hatte eine Weihnachtsfeier vom BNZ. Dort wurde vier Spielern von uns mitgeteilt, dass wir im Frühjahr zweimal in der Woche mit der Kampfmannschaft mittrainieren dürfen. Damals war der Gustl Starek Trainer. Wir waren den ganzen Winter über alle sehr nervös und gespannt, bis zu dem Zeitpunkt, wo wir dann endlich das erste Mal mittrainieren durften. Es brauchte natürlich eine gewisse Gewöhnungsphase, bis wir locker und befreit mittrainieren konnten. Es war wirklich was ganz Besonderes und eine große Auszeichnung für uns. Heutzutage ist es so, dass jeder, der einen geraden Schuss zusammenbringt schon fast bei der ersten mittrainieren darf, um es mal ganz salopp zu formulieren. Das meine ich nicht negativ, denn ich bin immer für die Jugend und ich bin froh, dass wir gute Leute haben und gut gearbeitet wird bei uns. Aber: es ist heute für einen Jungen nichts Besonderes mehr, mit der Ersten mitzutrainieren, weil es ihm fast zu leicht gemacht wird. Das finde ich schade. Ich glaube nämlich, dass einige dadurch den Biss verlieren und sich mit dem, was sie dann hier schon erreichen, zufrieden geben, obwohl es fast nichts ist. Sie schwimmen ein bisschen mit, sind ein bisschen dabei und das reicht anscheinend manchen schon.

Dann fehlt aber der nötige Punch, den man eigentlich braucht, um wirklich gut zu werden. Das ist wirklich schade. Das sieht man derzeit meiner Meinung nach bei einigen Jungen bei uns. Das muss ich jetzt anbringen, aber das sage ich denen auch immer wieder zwischendurch. Einige könnten schon weiter sein, als sie jetzt sind. Namen brauchen ich nicht nennen, viele werden wissen, wer gemeint ist. Ich könnte über jeden einzelnen was sagen, aber das tue ich hier nicht. Es hilft nichts, zwei, drei Mal gut zu trainieren, dann wieder eine Woche locker lassen, dann wieder zwei, drei Mal gut trainieren. Das ist zuwenig. Du musst jeden Tag gut trainieren. Und ich bin überzeugt, dass von unseren Jungen im Kader keiner am Vormittag, wenn trainingsfrei ist, mal laufen geht. Davon bin ich überzeugt und das ist schade, denn wenn du was sein willst und wer werden willst, dann musst du einfach mehr tun. Und man sieht das bei anderen. Wenn ich einen Pogatetz hernehme, gut, der kommt vom GAK, aber der war ja früher auch bei uns, mit was für einem Biss der dahinter ist. Man kann zwar über seine fußballerischen Fähigkeiten diskutieren, aber der hat einen immensen Ehrgeiz und Biss. Wenn man sich mal in Russland durchsetzt und jetzt auch in England, dann muss man sagen, dass es wirklich schade ist, dass es bei uns mehrere gibt, die diese Einstellung leider nicht haben. Ein Paradebeispiel bei uns, das muss ich jetzt positiv hervorheben, ist der Herbert Rauter. Der spielt im Moment eigentlich schon auf jeder Position, überall gibt er sein Bestes, bringt überall gute Leistungen. Aber von ihm hörst du nie ein negatives Wort, dass er jetzt da spielen muss oder dort spielen muss. Und da können sich manche noch eine Scheibe abschneiden.

www.sksturm.net

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Baba und foi net

ein gutes interview wie ich finde..

mit seiner kritik an der einstellung der jungen hat er sicher recht, aber das trifft wohl auf alle vereine zu..

aber ich habe die vermutung das er da besonders den herrn salmutter meint...

als grüner kann ich mich aber auch täuschen..

gwg

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