Ein Hüne für Hamburg


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Eine Sorge ist Daniel van Buyten seit der Unterschrift in Hamburg los. Seine Mutter hat ihren Frieden. "Jedes Mal, wenn wir telefoniert haben, hat sie gefragt: "Warum spielst du nicht in Deutschland?" Verstärkt tat sie das vor drei Jahren, als der belgische Abwehrriese fast zum FC Bayern gewechselt wäre. Jetzt landete er über Olympique Marseille und Manchester City im Heimatland seiner Mutter.

Klaus Toppmöller wirkt darüber beinahe noch immer so ungläubig wie Renate van Buyten, sagt, er sei "stolz, diesen Spieler in meiner Mannschaft zu haben". Es war am 18. Mai dieses Jahres als der HSV-Trainer am Tag der Präsentation von Emile Mpenza erstmals über van Buyten sprach. Noch verschlüsselt zwar, aber voller Ungeduld, fast wie ein kleines Kind an Weihnachten in den letzten Stunden vor der Bescherung. "Und jetzt", strahlte Toppmöller damals, "hab ich noch einen in der Pipeline für die Abwehr, eine echte Granate, der eigentlich zu Klubs wie Manchester United gehört." Einen Monat später gehört er Hamburg. Und eine ganze Stadt fragt sich: Kann van Buyten halten, was der Coach verspricht?

Die vergangene Saison dient nicht als Maßstab. Nach seiner Ausleihe von Marseille nach England kam er aufgrund einer Roten Karte und eines Muskelfaserrisses auf nur fünf Einsätze in einer Halbserie. "Gut so", sagt Toppmöller, "sonst hätten wir ihn nämlich nicht gekriegt." Vor allem nicht für den Preis von 3,8 Millionen Euro. Eine geradezu läppische Summe im Vergleich zu den elf Millionen Euro, die Olympique 2001 an Standard Lüttich zahlte. "Eigentlich war ich damals drauf und dran, bei den Bayern zu unterschreiben", erinnert sich van Buyten. Doch ein zum Zeitpunkt der Verhandlungen angebrochener Mittelfußknochen schreckte den damaligen Münchner Trainer Ottmar Hitzfeld ab. "Und dann dauerte mir das zu lange. Ich wollte weg aus Lüttich, in eine bessere Liga. Ich wollte mich weiterentwickeln."

Van Buyten entwickelte sich weiter, erzielte in seiner zweiten Saison in Frankreich als Innenverteidiger acht Tore - "Ich war in der Jugend Stürmer und in meinem ersten Herrenjahr in Charleroi ebenfalls für den Angriff vorgesehen" -, wurde zum besten Abwehrspieler der ersten französischen Liga gewählt, hatte Kontakte zu Manchester United und verfolgte zwischenzeitlich nur noch ein konkretes Ziel: "Ich will in die Champions League." So formulierte er es vor eineinhalb Jahren. Einziger Makel: In Belgiens Nationalelf rief van Buyten nicht jene Topleistungen ab, die er im Klub lieferte, hat nach seiner Verletzung zudem den Stammplatz an den 18-jährigen Vincent Company verloren.

Für Toppmöller kein Grund, an seinem Wunschspieler zu zweifeln. "Ich beobachte Daniel seit Jahren. Er ist stark in der Luft, gut in der Spieleröffnung, ein echter Leader." Sogar als Kapitän kann sich der Trainer den Modellathleten mit Gardemaß (1,96 Meter) vorstellen, "zumal er perfekt Deutsch spricht". Eine tragende Rolle in der Bundesliga traut van Buyten auch der belgische kicker-Korrespondent Gerard Cremer zu, macht jedoch eine Einschränkung: "Seine beste Zeit hatte van Buyten, als er nicht Abwehrchef war, sondern neben einem Abwehrchef spielte. Und außerhalb des Platzes ist er eher etwas schüchtern und verschlossen." Van Buyten selbst sieht darin keinen Nachteil. "Ich bin nicht so erzogen worden, dass ich den Boden unter den Füßen verliere."

Fußball-Hamburg ist gespannt auf den Nachfolger von Abwehrchef Nico-Jan Hoogma. Die Affinität zum Norden und zur Hansestadt ist ihm in die Wiege gelegt worden. Mutter Renate stammt aus Hannover, Vater Francis war vor rund 20 Jahren Catcher auf der Hamburger Reeperbahn. "Es passt", sagt van Buyten, obwohl der Traum von der Champions League vorerst von der Realität eingeholt wurde. Und die heißt ab Mitte Juli UI-Cup. Ein Rückschritt? Der 26-jährige Abwehrhüne verneint. "Ich habe die Stadt gesehen, das Stadion, mein Freund Emile Mpenza wurde verpflichtet. Hier entsteht etwas ganz Tolles, unter Klaus Toppmöller wird etwas aufgebaut." Und Daniel van Buyten soll den Beton dafür anrühren.

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