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Top-Schriftsteller

Sein Hobby zum Beruf machen. Das ist für alle Nachwuchsfußballer über Jahre hinweg der große Anreiz. Erweist sich in einem gewissen Alter, dass das vorhandene Talent dazu ausreicht, für seine ballesterischen Künste auch Geld zu verlangen, dann nähert sich mit großen Schritten der Tag, an dem der Ernst des Lebens beginnt.

Doch ist er einmal da, schlägt er gleich ein wie eine Bombe. Plötzlich müssen Verträge unterschrieben, Kontonummer bekannt gegeben und Spieler- und Vereinsmanagern vertraut werden. Der junge Fußballer kommt mit vielen Faktoren in Berührung, die bei ihm meist Verunsicherung hervorrufen. Das Einzige, was ihm da Rückhalt geben kann, ist eine sichere und klare Rechtslage, die festlegt, dass er – wenn er einen Vertrag mit einem Verein unterschreibt – finanziell aber vor allem rechtlich abgesichert ist. Doch ist es in Österreich wirklich so?

Mitnichten. Zwar gibt es Bundesliga-Richtlinien, Lizenzierungsverfahren, Spielervermittler-Lizenzen und Senatsbeschlüsse, doch der Alltag zeigt uns ein anderes, verworrenes und zum größten Teil auch nicht-legales Bild der Vertragssituation. Zudem fundiert das Rechtsgebäude im heimischen Fußball zu sehr auf der Freunderlwirtschaft…

„Vielgestaltig!“ tönt es aus dem Mund von VdF-Anwalt Dr. Friedrich Gatscha, wenn er bezüglich der Art des Vertragswesens im heimischen Profifußball befragt wird. Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Der Status Quo im organisierten Fußball ist aus juristischer Sicht ein Minenfeld. Egal wo man hintritt, geht etwas hoch und wirbelt viel Luft auf. Doch zum Besseren wendet sich kaum etwas.

„Die Bundesliga will zwar Ordnung schaffen, indem sie ein Vertragsmuster vorlegt, das jedoch die Spieler benachteiligt und von den Vereinen oft gar nicht so verwendet wird“, meint Dr. Gatscha, der die Problematik auch gleich vertieft. In seiner Funktion als VdF-Anwalt sind schon unzählige Verträge auf seinen Schreibtisch geflattert, die zwar vom Schriftbild her mit dem Muster der Bundesliga ident sind, inhaltlich aber doch sehr stark abweichen. „Das große Problem im heimischen Fußball ist das Side-Letter-Wesen, das sehr viel Schaden anrichtet.“ Ein Verein lässt einem neuen Spieler mehrere Verträge unterzeichnen; einen offiziellen und mehrere inoffizielle. Der Sinn der Sache? So wird das Lizenzierungsverfahren umgangen.

Was eigentlich alle wissen, sich aber keiner zu sagen traut, hat der Anwalt schon seit Jahren in seinen Akten geordnet. Dem Bundesliga-Senat 5 (Lizenzausschuss) liegen Budgets vor, in denen Teamspieler, ehemalige Champions-League-Gewinner usw. etwa 2.000 Euro im Monat verdienen(!?).

Wie viele Augen werden da zugedrückt, oder anders gefragt: Wie blind kann man sein?

Dabei kann man nicht einmal davon sprechen, dass die Abmachungen hinter verschlossenen Türen stattfinden bzw. das Unterschriebene hinter selbigen verborgen bleibt. Denn immer öfter kommt es vor, dass sich Spieler und Verein über den Weg des Schiedsgerichts trennen, und dann wird über das liebe Geld gestritten: „Plötzlich sitzt der Vereinsmanager mit einem ganzen Pokerblatt an Verträgen im Gerichtssaal und es zeigt sich, was sich Spieler und Verein tatsächlich ausgemacht haben.“ Ein Vielfaches des im offiziellen Vertrag ausgewiesenen Betrages. „Der Senat 2 (Kontrollausschuss) geht aber immer vom kleinsten Betrag aus, obwohl er es schriftlich vor sich liegen hat, dass es nicht so ist. Daher wird den Spielern nicht geglaubt“, erklärt Gatscha das interne Prozedere.

Wen wundert’s auch, ist doch die Bundesliga ein von den Vereinen gebildeter Verband. „Das Vertragsmuster der Liga sieht eine obligatorische Schlichtungsstellenklausel vor, die den Spieler schwer benachteiligt.“ Im Schiedsgericht sitzen 4 (von 5) Personen der Liga, die als Vereinsnah gelten. Dementsprechend ist die Spruchpraxis. Dem Spieler wird nicht geglaubt, dass er – obwohl er es schriftlich hat – mehr verdient als am offiziellen Vertrag, damit die Lizenzierung nicht gefährdet wird. So lügt man sich weiter ins eigene Hemd.

Drei Vereine arbeiten nach Einschätzung von Dr. Gatscha mit ordentlichen Spielerverträgen (Rapid, Austria, Salzburg). „Beim Rest wird es schon eng.“

Wie kann man aber diese Misswirtschaft verbessern, wenn nicht sogar beenden? Es gibt 3 Hauptakteure, die für eine Verbesserung der Vertragslage und

–einhaltung sorgen können: Verein-Liga-Spieler!

Erstens müssen die österreichischen Fußballvereine endlich einmal lernen, dass sie nur das Geld ausgeben können, dass sie auch einnehmen. „Was mir unverständlich ist: Die Vereinsfunktionäre sammeln mühsam das Geld von Sponsoren und den wenigen Kartenverkäufen zusammen und schmeißen es dann leichtfertig hinaus“, wundert sich Gatscha zu Recht. Um aber nicht zu viel Geld hinauszuwerfen, sparen sie dort, wo es dann rechtlich brisant wird. Vieles wird eben auf nicht-offiziellen Papieren vereinbart. Eine Praxis, die über kurz oder lang den heimischen Fußball ruinieren wird.

Daher muss zweitens die die Liga für Transparenz sorgen: „Wenn man schon eine Lizenzierung durchführt, dann muss es plausibel sein. Aber wenn ich mir anschaue, dass ein Verein für seinen Kader 9. Mio Euro Budget benötigt, ein zweiter Verein für einen ebenbürtigen, wenn nicht sogar besseren Kader nur 3.Mio angibt, dann ist das nicht plausibel.“

Darüber hinaus muss die Liga endlich ein Problem in den Griff bekommen, das wesentlich zu den dunklen Geldflüssen im heimischen Fußball beiträgt.

Die Spielervermittler. Sie dürften, zumindest was die rot-weiß-rote Arbeitsvermittlung der Ballkünstler betrifft, längst nicht so genannt werden. „Über normale Geschäftswege rennt in Österreich nichts. Damit ein Vermittler seinen Spieler bei einem Verein unterbringt, braucht es eines gewissen Entrees“, weiß Gatscha aus eigener Erfahrung. Erst wenn man das hat, dann macht man gemeinsame Geschäfte. Nicht immer zum Vorteil des eigentlichen Klienten des Vermittlers, dem Spieler. Auch ein Spielervermittler muss um sein Leiberl kämpfen. Es gilt das Prinzip: Hilfst Du mir, so helfe ich Dir. Hochsaison für die Freunderlwirtschaft. „Es gibt Spielermanager, die genauso viel Geld verdienen wie der Spieler selbst. Dabei müsste jeder Fußballer wissen, dass jeder Euro, den der Vermittler vom Verein erhält, seinem Gehalt abgezogen wird“, so Gatscha, der es durchaus verstehen kann, dass deswegen die Spielervermittler eher zum Verein hin tendieren als zum Spieler, denn die haben das Geld. Da können sich aus Geschäftsbeziehungen schon Freundschaften entwickeln. Wahre Freunde eben, die miteinander Geschäfte machen, während der Spieler oft ausgeschlossen bleibt.

Und was macht die Bundesliga? Sie vergibt Spielervermittler-Lizenzen nach dem Gießkannen-Prinzip. Ein Multiple-Choice-Test und die Vorlage eines Leumundszeugnisses sind die einzigen Anforderungen dafür. Lächerlich. „Es gibt nur einen Spielermanager, der sich informiert hat, wie es rechtlich mit der Arbeitsvermittlung in diesem Land aussieht. Danach braucht man für das reglementierte Gewerbe der Arbeitskräftevermittlung einen Gewerbeschein. Und dafür muss man eine Prüfung ablegen, die gar nicht einmal so einfach ist“, erklärt der Jurist. Dieser Spielervermittler, der als einziger so einen Gewerbeschein besitzt, ist Dr. Hubert Peterschelka. Und justament der wurde von der Liga aufgefordert, seine Klientenliste offen zu legen. Aufgrund seiner Bedenken bezüglich Verschwiegenheitspflicht gegenüber Klienten und Datenschutz hat er es unterlassen. Die Folge: Die spricht ein Urteil aus, dass Peterschelka in Österreich sowie im Ausland nicht als Spielervermittler tätig sein darf.

Wahnwitzig! Können doch ÖFB und Liga als Verbände Bestimmung nur über Mitglieder aussprechen, nicht über eine außen stehende Person, die noch dazu als einzige mit einem Gewerbeschein legitimiert ist. Scheinbar nützt die Liga jede Möglichkeit, sich ein Eigentor zu schießen, während eine Unzahl anderer, oft dubioser Vermittler im Lande herumstreift und Vereinen wie Spielern das Geld aus der Tasche zieht.

Somit sind wir auch beim 3. Punkt. Die Spieler. Auch sie haben Mitschuld an dieser Situation. Wirft man nämlich den Vereinen vor, Side-Letters zu erstellen, muss man den Fußballern vorwerfen, dass sie diese unterschreiben. „Es ist scheinbar eine gelebte Tradititon, die endlich gebrochen gehört“, meint Dr. Gatscha, der sich erhofft, dass sich bei der neuen Generation an Fußballern auch das Finanzverhalten ändert. Man muss endlich den Markt und sich selbst einschätzen können. Wie viel kann ein Verein wirklich für mich ausgeben, wie viel Steuern muss er zahlen, wie viel mich ich meinem Manager weitergeben? Ein jeder Fußballer müsste sich generell fragen, ob er das viele Geld, dass ihm nach den Verträgen Nummer 2 und 3 zusteht, auch bekommt, wenn es dem Verein schlecht geht oder er ihn schon im März hinauswirft.

„Derzeit folgen die Spieler dem Ruf des Geldes, unterschreiben alles und hoffen, dass es gut geht. Wenn nicht sitzen sie mit der VdF im Gerichtssaal." Und dann beginnt das Mischen des Pokerblattes von neuem. „Da unterschreibe ich lieber nur einen Vertrag, wo ich zwar eine Spur weniger verdiene, dass aber dafür sicher“, so Gatscha. Was es dafür braucht, um auch umgesetzt zu werden? „Solidarität. Wenn alle danach handeln, kann man die Situation verbessern. Sobald nur einer ausreißt und das Illegale fördert, um mehr zu verdienen, unterläuft er alle anderen."

Daher gibt der eingesessene Juristen-Profi vor allem den jungen Profifußballern, oder allen, die es werden wollen folgende Tipps: Man sollte auf alle Fälle hellhörig werden, wenn es…

zu intensiven Bindungen bei Vertragsluafzeit kommt,

einem klar gemacht wird, dass man sehr guten Zugang zum Verein hat (Achtung: Freunderlwirtschaft!),

wenn Gagen des Vermittlers zu hoch werden,

nicht klar ist, wofür der Spielermanager Geld verlangt,

Vertragslaufzeit und –gestaltung unklar definiert sind (vor allem bei Optionen!)

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Bei den Spielervermittlern/Managern habe ich mir generell schon öfter gedacht, dass die meisten von ihnen eigentlich für die geringste Leistung den im Verhältnis dazu größten Cash einstreifen und dabei mitunter noch fleißig Vereine und vor allem Spieler über's Ohr hauen.

Ist generell so ein Problem mit diesen künstlichen Dienstleistungsberufen (also z.B. vieles, was auf -manager und -berater endet ;)), die rein grundsätzlich entbehrlich wären, wenn die Betroffenen sich mehr damit auseinandersetzen würden, ihre logistischen Hausaufgaben, die i.d.R. den diversen Beratern, Managern usw. übergeben werden, eben selbst in die Hand zu nehmen (soweit dies die vorhandene Zeit zulässt, was durchaus oft der Fall wäre).

Interessanter Artikel auf jeden Fall. Wo gefunden?

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  • 2 weeks later...
Top-Schriftsteller

Spielergewerkschaft klagt über "Patient" Bundesliga

WIEN. Erstligist SV Kapfenberg veranlasste mit der Kündigung eines Spielers die Spielergewerkschaft (VdF) dazu, unter dem Motto "Patient Bundesliga" Kritik am heimischen Profifußball zu üben.

Velibor Kopunovic, seit 2003 bei den Steirern unter Vertrag, wurde in Kapfenberg vorzeitig entlassen. Am 19. April wurde ihm schriftlich mitgeteilt, dass sein Vertrag, der noch bis 2005 Gültigkeit hatte, aufgelöst wird. Die Begründung der Steirer hielt sich an die Statuten des ÖFB. In diesen heißt es unter § 8, Punkt vier, dass ein Vertrag aufgelöst werden kann, wenn "sich die finanzielle Situation des Vereines im Laufe einer Spielsaison so verschlechtert, dass die termingerechte Erfüllung der vertraglichen Verpflichtungen des Vereines gefährdet wäre."

Was offensichtlich zum 19. April der Fall war. Zuvor erhielten die Steirer aber ohne Auflagen die Lizenz für das kommende Bundesligaspieljahr. Das wiederum steht in einem krassen Widerspruch zu der Kündigung. Darüber hinaus habe, laut VdF, Kopunovic zwei verschiedene Vertäge in Kapfenberg. Der, den die Bundesliga zur Einsicht bekam, wies einen deutlich geringen Verdienst aus, als jener, den der Spieler nun erfüllt sehen will.

Rudolf Novotny, Geschäftsführer der VdF: "Unsere Kritik an der Liga wird weitergehen. Wenn sie nicht darauf reagieren, dann in Form einer unendlichen Geschichte."

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