AFC Asienmeisterschaft 2015


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Katar ist überraschend neuer Asien-Cup-Sieger und das mit nur einem Gegentor.

Wie es einige Medien schreiben, kann man das als Sensation werten. Anders als im Handball besteht die Mannschaft hauptsächlich aus in Katar geborenen Spielern. Alle Spieler des Kaders spielen in Katar. Der spanische Teamchef setzt auf Blockbildung. Der Großteil des Kaders spielt entweder für den Al Duhail Sports Club, den Al Sadd Sports Club oder für den Al Gharafa Sports Club.

Ein Artikel dazu:

Zitat

 

Die Generation Golf

Katar steht im Finale des Asiencups. Ohne Niederlage, ohne Gegentor. Die Mannschaft spielt schon seit Jahren zusammen. Und soll bei der Heim-WM 2022 für Furore sorgen.

Von Christian Spiller

Es flogen sogar Schuhe. Nachdem die Kataris ihr zweites und drittes Tor gegen die Vereinigten Arabischen Emirate gemacht hatten, musste sie nicht nur Wasserflaschen ausweichen, die die Fans des Gastgebers aufs Spielfeld warfen, sondern auch Flipflops und Latschen. Im Nahen Osten ist es mit die größtmögliche Beleidigung, einen Schuh abzubekommen. Du bist noch weniger wert als der Dreck darunter, soll das heißen.

So erzürnt waren die Fans der Emirate, den Gastgebern des Asiencups. 0:4 hatte ihre Mannschaft im Halbfinale gegen Katar verloren. Und das obwohl alles versucht wurde. Fast 40.000 Zuschauer waren da, weil der Sportverband der Emirate alle verfügbaren Tickets aufkaufte und sie gratis verteilte. Die Schulen schlossen zwei Stunden früher, Beamte bekamen frei, um das Spiel zu sehen. Die Hymne der Kataris wurde heftigst ausgebuht. 

Beide Länder mögen sich nicht, das ist vielleicht noch untertrieben formuliert. Zusammen mit Saudi-Arabien, Ägypten und Bahrain haben die Emirate eine Blockade gegenüber Katar verhängt und die diplomatischen Beziehungen nach Doha abgebrochen. So musste die katarische Nationalelf auf einem Umweg über Kuwait einreisen, anstatt den direkten Weg zu nehmen.

Die Spieler aber schien das nicht zu stören. Die Bilanz der Kataris ist beeindruckend: sechs Spiele, sechs Siege, 16:0 Tore. Im Viertelfinale gewannen sie gegen Südkorea, an das sich die deutsche Mannschaft auch noch erinnert. Im Finale am Freitag wartet Japan und es gibt nicht wenige, die Katar den ersten großen Titel zutrauen. In Doha gab es nach dem Halbfinalsieg Autokorsos und Hupkonzerte, das Emirat rastet aus. Und vielleicht wäre das nur der Anfang. 

Das wohl ambitionierteste Sportprogramm der Welt

In Katar ist alles auf die Fußball-WM 2022 ausgerichtet. Auf jene WM, die europäischen Fußballfans schon jetzt zuwider ist, weil sie im Winter stattfinden wird und in einer Region, die nicht gerade durch ihre große Fußballtradition berühmt wurde. Menschenrechtlerinnen dagegen verweisen immer wieder auf die Situation der Arbeiter, die für die WM unter schlimmsten Bedingungen Stadien und Infrastruktur aus dem Wüstensand stampfen.

So skeptisch der Westen die WM 2022 steht, so akribisch wird in Katar daran gearbeitet, das Turnier zu einem großen Erfolg zu machen. Auch sportlich. Auch für sich selbst. Deshalb hat das Land schon vor vielen Jahren das wohl ambitionierteste Sportprogramm der Welt auf die Beine gestellt. Aus einem Land, in dem von den 2,6 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern gerade einmal 300.000 Kataris sind, sollte eine erfolgreiche Sportnation gemacht werden. Das ist in etwa mit der Aufgabe zu vergleichen, allein mit gebürtigen Augsburgern ein Fußballteam zu kreieren, dass sich bei einer WM zumindest nicht blamiert.

Ein ambitionierter Plan, der aber gerade aufzugehen scheint. Dafür bauten die Kataris die sogenannte Aspire-Zone mit 15 Fußballfeldern, einem Stadion mit 50.000 Plätzen, einer 14 Kilometer langen Laufstrecke, einer Schwimmhalle und der größten Multifunktionssporthalle der Welt mit 13 Feldern für Handball, Basketball, Turnen, Tischtennis, Fechten, einer Leichtathletikanlage und einem Fußballplatz in Originalgröße. 2,5 Quadratkilometer, der Traum jedes Sportlers. Im Winter kommt regelmäßig der FC Bayern zum Trainingslager vorbei.

2022 im besten Fußballalter

Für die heimische Stars League wurden Berühmtheiten aus aller Welt verpflichtet. Momentan lassen dort Wesley Sneijder und Barcelonas Xavi ihre Karrieren ausklingen. Die jungen Kataris sollen von den Großen lernen, so der Plan. Einer, der besonders gut hingeschaut hat, ist Almoez Ali. Der 22-Jährige ist der Toptorschütze des Asiencups. Achtmal traf er bislang, genauso oft wie der bisherige Rekordhalter Ali Daei aus dem Iran.

Wie fast alle anderen Nationalspieler hat auch Almoez Ali die Aspire Academy durchlaufen. Die Mannschaft spielt schon seit Jahren zusammen, sie sind alle etwa gleich alt, 21 oder 22 Jahre, egal ob der leichtfüßige Verteidiger Bassam al-Rawi oder der schnelle, trickreiche Stürmer Akram Afif. In knapp vier Jahren, zur WM im eigenen Land, ist die Generation Golf im besten Fußballalter.

Keine Legionärstruppe

Wichtig ist auch das Know-how von außen. Trainiert wird die Mannschaft vom Spanier Félix Sánchez Bas, der seine Trainerlaufbahn an der Jugendakademie des FC Barcelona begann. 2006 wechselte er an die Aspire Academy und wurde 2014 mit Katars U19 bereits Asienmeister. Unter ihm gewann Katar Ende letzten Jahres 1:0 gegen die Schweiz und spielte 2:2 gegen Island. 

Dennoch gibt es nun Wirbel um ein weit verbreitetes Vorurteil Katar gegenüber. Es geht um ausländische Spieler. Die Vereinigten Arabischen Emirate versuchen es mit einem Protest, weil sie angeblich Dokumente besitzen, die belegen, dass zwei der Spieler wegen des falsch angegeben Geburtsorts der Eltern nicht für Katar spielen dürften. Die Regeln sind klar: Wer für ein Land spielen will, in dem er nicht geboren wurde, muss Mutter, Vater, Großmutter oder Großvater aus dem Land haben. Oder nach Vollendung des 18. Lebensjahrs mindestens fünf Jahre in dem Land gelebt haben. 

Dabei widerlegt die aktuelle Mannschaft dieses Vorurteil mehr denn je zuvor. 17 von 22 Spielern des aktuellen Kaders sind in Katar geboren. Von den fünf im Ausland geborenen Spielern wiederum sind zum Beispiel Almoez Ali (aus dem Sudan) oder Ró-Ró (aus Portugal) schon als Kinder nach Katar gekommen. Das Land hat sich also nicht, wie es etwa die Handballer versucht hatten, eine Weltauswahl aus fertigen Spielern zusammenzgelauft, die nur die Ölmillionen einen. Das verbieten nicht nur die Fifa-Statuten, auch in Katar selbst dachte man vor kurzem um. 

Im Jahr 2016 standen wesentlich mehr naturalisierte Spieler im Kader, erfolgreich aber waren sie nicht. Weshalb der katarische Verband durchsickern ließ, er wollte die Zahl der Fremdspieler zurückfahren. Die sind auch im Inland nur schwer zu vermitteln, steckt man doch so viel Geld und Aufwand in den eigenen Nachwuchs. Der Uruguayer Jorge Fossati, der Vorgänger von Sánchez Bas als Coach der Kataris, drohte damals deshalb sogar zurückzutreten, was er ein halbes Jahr später auch tat. 

Das Ergebnis: In der Qualifikation für die WM 2018 in Russland scheiterte Katar noch an Syrien. Damit war Katar dann auch ganz offiziell der einzige künftige WM-Gastgeber, der sich noch nie für eine WM qualifiziert hat. Vielleicht ja nicht das einzige Novum, für das Katar 2022 sorgen wird.

ZEIT Online

 

bearbeitet von PAT87

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