Hat Sturm Graz das Zeug dazu, ein dauerhafter Konkurrent für RB Salzburg zu werden?
Nach 10 Meistertiteln in Folge ging die Rekordserie von Red Bull Salzburg in der Saison 2023/24 zu Ende. Der SK Sturm Graz durfte den vierten Bundesliga-Erfolg in der Vereinsgeschichte feiern und konnte die Salzburger vom scheinbar ewigen Thron stoßen.
Mit Christian Ilzer an der Spitze hatte sich bereits vergangene Saison ein enges Titelrennen angekündigt, nun bleibt der Meistermacher weiterhin in Graz tätig. Damit blickt natürlich Fußball-Österreich in die Merkur-Arena und es stellt sich die große Frage, ob der SK Sturm tatsächlich eine dauerhafte Gefahr für die Bullen werden kann.
Das Erfolgsrezept in Graz – gekommen, um zu bleiben?
Dass man in Salzburg auch nur mit Wasser kocht, ist in der österreichischen Bundesliga längst bekannt. Zwar ist der mittlerweile geschlagene Serienmeister finanziell klar überlegen, Superstars sucht man im Kader aber dennoch vergebens.
In Salzburg sieht man sich inzwischen vermutlich eher als Ausbildungsverein für RB Leipzig in Deutschland, aber auch die englische Premier League und andere Teams der deutschen Bundesliga sind längst auf die Talentschmiede in Wals-Siezenheim aufmerksam geworden.
Ein ähnliches Konzept hat man die vergangenen Jahre auch versucht, in Graz zu etablieren. Mit Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker und Christian Ilzer als Trainer hat sich hier ein Duo gefunden, das grundsätzlich den gleichen Weg im Fußball gehen möchte. Der gesamte Verein hat sich aus sportlicher Sicht neu strukturiert und dabei begonnen, auf vielversprechende Talente aus dem Ausland zu setzen.
Allem voran steht hier natürlich nach wie vor Rasmus Højlund, der den Grazern eine Rekordablösesumme von 20 Millionen Euro eingebracht hat. Nach einem kurzen Zwischenstopp bei Atalanta Bergamo kickt Højlund inzwischen für Manchester United. Eine Entwicklung aus dem Bilderbuch, die man bisher nur von Spielern bei Red Bull Salzburg gewohnt war.
Auch Emanuel Emegha und Kelvin Yeboah haben den Grazern für österreichische Verhältnisse hohe Transfersummen eingebracht. Damit konnte sich der Verein natürlich auch international ein neues Standing erarbeiten. Sturm Graz gilt mittlerweile als heiße Adresse für junge Spieler, die den Weg in eine der Top-5-Ligen suchen und vielleicht bei einem Top-Team nur wenig Spielzeit bekommen würden.
Dass das Erfolgsrezept mit jungen Spielern voll aufgehen kann, hat Red Bull Salzburg ja bereits seit vielen Jahren bravourös bewiesen. Mit dem immer besser werdenden Scouting beim SK Sturm gibt es mittlerweile aber einen ernstzunehmenden Konkurrenten im Kampf um Spieler, die die Meisterschaft entscheiden könnten.
Eine Eintagsfliege wie im Jahr 2011?
Andere Stimmen hingegen sind sich sicher, dass der Erfolg von Sturm Graz nur von kurzer Dauer war und die Dominanz der Salzburger nicht zu brechen sein wird. Bereits in den Anfangsjahren von Red Bull Salzburg hat sich eine erste Machtdemonstration in der Bundesliga gezeigt, als Salzburg 2009 und 2010 zwei Titel in Folge feiern konnte.
Obwohl Sturm Graz sich 2011 den Meistertitel sichern konnte und auch die Wiener Austria 2013 noch einmal mit dem Titel aufhorchen ließ, war langfristig keine Konkurrenz für Salzburg gut genug. Jedoch herrschten vor über 10 Jahren auch noch andere Umstände und die jungen Talente aus der österreichischen Bundesliga wurden weitaus günstiger abgegeben.
Für Sturm und die Austria war es damals schlichtweg unmöglich, mit den finanziellen Mitteln der Salzburger mitzuhalten. Zudem hat der SK Sturm bereits seit zwei Jahren eine sehr positive Entwicklung genommen. Bereits 2022/23 scheiterte die Mannschaft nur knapp im Meisterrennen, konnte sich aber immerhin den Titel im ÖFB-Cup sichern.
In der vergangenen Saison reichte es dann sogar für das Double. Die Salzburger bezwang man dabei sowohl im direkten Duell um den Einzug ins Finale als auch im Kampf um den Titel in der Bundesliga. Da auch Christian Ilzer als Trainer in Salzburg bleibt und ein Großteil der Mannschaft zusammengehalten werden konnte, darf man in Graz durchaus positiv in die nächste Saison blicken.
Die Antwort aus Salzburg lässt nicht auf sich warten
Dass Red Bull Salzburg in der vergangenen Saison ein paar Federn lassen musste, ist unter anderem auch den Umständen geschuldet. Kurz vor Saisonbeginn verließ das Trainertalent Matthias Jaissle den Verein, um nach Saudi-Arabien zu wechseln. Der plötzliche Wechsel hinterließ ein großes Loch, immerhin galt Jaissle als dritterfolgreichster Trainer in Salzburg. Über die Saison hinweg standen dann gleich drei Neue an der Seitenlinie.
Weder Florens Koch noch Gerhard Struber und Onur Cinel konnten das Ruder dann herumreißen. Viele Fans sind sich einig, dass der Titel mit Gerhard Struber am Ende doch nach Salzburg gewandert wäre. Stattdessen setzten die Bullen in den letzten sechs Saisonspielen auf die Dienste von Onur Cinel, der bis dahin die Jugendabteilung trainierte.
Am Ende verlor der Interimstrainer aber das Duell gegen Austria Klagenfurt und auch jedes gegen Rapid Wien und der Meistertitel wanderte nach Graz. Mit Pepijn Lijnders soll nun aber wieder der Erfolg Einzug halten. Der Co-Trainer von Jürgen Klopp hat bei Liverpool natürlich bereits von einem ganz Großen gelernt und mit den besten Spielern der Welt trainiert.
Aus Sicht der Salzburger ist der neue Mann an der Seitenlinie also definitiv eine Kampfansage in Richtung Graz. Neue Top-Talente wurden hingegen noch nicht verpflichtet, da man hier voll und ganz auf die Dienste der etablierten Spieler im Team vertraut. Mit Karim Konaté hat man einen Top-Scorer in den eigenen Reihen, der in der vergangenen Saison 20 Tore in 29 Partien erzielte.
Auch auf vielen anderen Positionen ist man in Salzburg mit Spielern besetzt, die künftig zu Stars heranreifen könnten. Erwähnenswert sind dabei unter anderem Strahinja Pavlovic als Innenverteidiger, Oscar Gloukh im offensiven Mittelfeld und die 21-Jährigen Amer Dedic und Luka Sucic.
Es wartet ein enges Titelrennen auf die Fans!
Derzeit fehlt den Salzburgern ein Überflieger à la Erling Haaland im Kader, der die Meisterschaft im Alleingang nach Wals-Siezenheim tragen kann. Gleichzeitig hat der SK Sturm seinen konkurrenzfähigen Kader weitestgehend zusammenhalten können, was für die Fans auf eine unglaublich spannende Saison 204/25 hindeutet.
Durch die Punkteteilung vor den Play-offs dürfen sich beide Teams bis zur Winterpause auch noch einige Fehltritte erlauben. Klar ist nämlich, dass man bei Sturm aufgrund der Teilnahme an der Champions League im ein oder anderen Spiel rotieren muss. Salzburg hingegen könnte mit dem neuen Trainer noch einige Startschwierigkeiten an den Tag legen.
Bildquelle: https://unsplash.com/de/fotos/qWs_Wa1JrKM
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