Radogoal im Interview

[Westside]

Langsam aber sicher zeichnet sich wieder ein kleines Lächeln über sein Gesicht. Radoslaw Gilewicz ist in den letzten Monaten durch alle fußballerischen Höllen marschiert. Der Verletzungsteufel schlug bei dem polnischen Sturmwirbel gnadenlos zu. Was ihn genau quälte, und was man von ihm zu erwarten hat, erzählt er im Interview.

Rado, wieder auf dem Dampfer?

Danke, es geht endlich wieder gut. Ich kann wieder völlig beschwerdefrei trainieren. Das ist schon ein großer Schritt nach den letzten Monaten.

Wie lange haben sich deine Probleme hingezogen?

Begonnen hat alles drei, vier Tage vor der Meisterschaft. Seit damals habe ich eigentlich nur Probleme gehabt. Die letzten vier Monate waren die Hölle. Ich war in meiner Karriere noch nie so langwierig verletzt. Jetzt muss ich positiv denken und im Winter mit einer guten Vorbereitung bei Null anfangen.

Was hast du eigentlich genau gehabt?

Meistens waren es Rückenprobleme. Dadurch, dass ich ein Sprintertyp bin, hat sich dann auch das Becken immer verschoben, manchmal hatte ich einen eingeklemmten Nerv, das ist wieder auf die Muskeln gegangen. Wie gesagt, so lange war ich noch nie verletzt, das nagt schon am Selbstvertrauen. Aber ich habe sehr hart mit unserem Physiotherapeuten Freddy Siemes und Konditionstrainer Werner Leuthard gearbeitet. Jetzt passt es.

In dieser Saison hast du es gerade auf 3 Tore gebracht. Wenig für einen Goalgetter deines Formats. Ärgert dich das und was kann man sich von dir in den letzten drei Herbstspielen noch erwarten?

Die Situation ist auch für mich neu. In den letzten Jahren war ich überall Stammspieler, habe zumindest 30 Spiele gemacht und eigentlich auch immer die meisten Tore in meinem Klub erzielt. Vor Selbstvertrauen strotze ich im Moment sicher nicht. Ich hoffe aber, dass es läuft, aber es wird für mich nicht leicht so schnell zu meiner Form zu finden. Ich weiß, dass ich es kann. Das macht mich zuversichtlich.

Dabei standen die Vorzeichen für eine tolle Saison für dich ja gut. Du bist der einzige Spieler, der schon zwei Mal mit Löw gearbeitet hat. Hast du ein besonderes Verhältnis zu ihm?

Ja, beim Vfb Stuttgart und beim FC Tirol. Das Verhältnis zu ihm ist natürlich ganz gut. Er war nicht nur zwei Mal mein Trainer, ich habe sogar einmal gegen ihn gespielt. Vor 10 Jahren, wie ich in die Schweiz zu St.Gallen gekommen bin, hat er noch seine letzte Saison als Spieler bei Winterthur gemacht. Man trifft sich als Fußballer halt zwei, drei Mal im Leben. Aber deswegen habe ich kein anderes Verhältnis zu ihm als ein anderer im Team.

Wie würdest du, fast als Außenstehender, die Entwicklung der Mannschaft beurteilen?

Naja, wenn so viele neue Spieler dazu kommen, dann ist das bei keinem Klub leicht. Das kann nicht sofort greifen. Wir müssen uns erst finden. Aber ich spüre, dass es laufend besser wird.

Gegen Salzburg hat es vor allem offensiv nicht gepasst.

Gut, gegen Salzburg haben wir uns auch unter Daum immer sehr schwer getan. Die liegen uns nicht. Aber wenn eine Mannschaft so defensiv auftritt wie Salzburg, dann darf man sich spielerisch nicht zuviel erwarten.

Wird es gegen Pasching auswärts anders?

Da bin ich mir sicher. Die haben einen Lauf und werden sicher auf Sieg spielen. Das wird eines der schwersten Spiele des Jahres, aber gerade bei solchen Partien haben wir uns in letzter Zeit wesentlich leichter getan als bei Pflichtsiegen. Dazu kommt, dass jetzt alle fit sind und es einen echten Kampf ums Leiberl im Training gibt. Das tut uns gut.

Wie siehst du Rapid, die Meisterschaft, im Moment?

Die sind gut, aber wir sind immer noch der Topfavorit. Wir werden uns durchsetzen. Jetzt kehrt Ruhe bei uns ein. Die letzte Zeit war nicht einfach. Die Medien haben sich auch auf uns gestürzt. Gewinnen allein ist für die Austria oft zu wenig. Aber jetzt ist diese Ruhe, die wir gebraucht haben da. Jetzt ist es an der Zeit, dass ich aufstehe und zum Frühstück positive Schlagzeilen in der Zeitung lese.