Standard de Liege - KAA Gent, 1:2


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Bester Mann im Team

Dass man sich in meinem Alter noch mal so überrumpeln lässt…

Wenn ein Spiel nicht ausverkauft ist kauf ich ja prinzipiell keine Karten mehr von Privaten, seit ich mir einst vor dem Münchener Olympiastadion mal ein ermäßigtes Ticket habe andrehen lassen. War zum Glück kein Problem, da ich zufällig noch meinen alten Studentenausweis eingesteckt hatte. Zwar schon abgelaufen, aber darauf hat niemand geachtet. Trotzdem hat mich meine Unbedarftheit gestört und ich beschloss, dass mir so etwas nicht wieder passieren soll.

Warum hab ich dann in Sclessin doch wieder ein Ticket von einem Umstehenden gekauft, der es nicht brauchen würde weil er unerwarteter Weise heute Abend doch noch zur Arbeit müsse? Nicht, weil er versicherte dass es billiger wäre als an der Kassa. Auch nicht, weil er „zufällig“ meine Wunschkategorie Längstribüne-Seite hatte. Mit Blick auf beide Kurven, wie ich es bevorzuge. Vermutlich hab ich mit ihm aus falschem Selbstverständnis gedealt, weil ich mit diesem französischen Belgier mit Italienisch eine Verhandlungssprache fand. Unnötigen, selbstschädigenden Stolz, dass dieser Mensch mit meinen fünf Vokabeln das Auslangen fand.

Ich weiß nicht ob die Tickets in Lüttich grundsätzlich personalisiert verkauft werden oder ob auf meinem nur aus Vorverkaufsgründen ein Name draufstand. Jedenfalls war ich froh, dass niemand kontrollierte ob ich auch wirklich Bernard war. Und am Ende fand ich mich für 30 Euro im Stehblock hinter dem Tor wieder. Neben dem Gästeblock, von dem ich nichts sah und hörte, weil diese einen Rang höher untergebracht waren. Und neben einem Belgischen Kreischaffen, der bei jeder Ballberührung des japanischen Standard-Torhüters fernöstliches Kampfgeschrei von sich gab. Aber wenigstens gegenüber der Ultras, auf die ich einen guten Blick hatte.

Ebendiesen Ultras eilt ein guter Ruf voraus. Deshalb hätte ich mir mehr erwartet, obwohl ich nicht sagen will dass sie schlecht waren. Zum Intro hatten sie kleine Schwenkfahnen in zwei Farben vorbereitet, in deren Mitte eine Große mit dem Gruppenlogo eingesetzt wurde. Das ließe sich grundsätzlich gut ansehen wenn es großflächiger gewesen wäre. Aber nur im Zentrum der Kurve – das verlor sich auf dieser großen Tribüne etwas. Akustisch boten die Jungs an diesem Abend eine Durchschnittsleistung. Da auch auf meiner Tribüne fleißig gesungen wurde kam von der Ultrakurve natürlich nicht alles gut rüber. Und gegen den Lärmpegel des belgischen Kreischaffen kam sowieso niemand an.

Die Geräuschkulisse im Allgemeinen war im gut gefüllten Stadion ständig hoch, da auch auf den Längstribünen teilweise kräftig gebrüllt wurde. Freilich nicht in Form eines organisierten Supportes sondern rein anlassbezogen und nicht in Gesangsform. Der Begeisterungsgrad der Normalos war also überdurchschnittlich hoch. In einigen Sitzbereichen wurde auch durchgehend gestanden, was ich ebenfalls als Stimmungsfördernd betrachte.

Die Heimmannschaft konnte zur Freude des Kreischaffens von Beginn an etwas mehr Druck erzeugen als der Gegner. Dieser konnte aber die letzten fünfzehn Minuten vor der Halbzeitjause für sich verbuchen, womit es ein gerechtes 1:1 gab. Die Zweite Hälfte war noch keine Minute alt als das eintrat, was man im Nachhinein gerne Spielentscheidend nennt. Foul, Revanchefoul, Rudelbildung – das übliche Programm eben. Als Folge dessen durfte einer der Lüttichspieler nicht mehr länger mitmachen und die Gäste nützten die Konfusion nur wenige Spielzüge später zum Führungstreffer. Da nützte es auch nicht, dass der Kreischaffe seinem Torhüter die erforderliche Abwehrbewegung mit Hand und Fuß lautstark vormachte und folglich mehrmals nachspielte.

In der Schlussphase mühte sich Standard mächtig, konnte aber nichts Zwingendes zustande bringen. Somit hatte, wie ich fand, die intelligentere Mannschaft das Spiel gewonnen.

Das Stade Dufrasne, das auch gerne nach seinem Stadtteil Sclessin benannt wird, hat an drei Seiten jeweils dreirangige Tribünen. Unter- und Mittelrang sind an den Ecken getrennt, der Oberrang läuft dreiseitig durch. Die verbleibende Längstribüne ist komplett freistehend und hat nur zwei Ränge, sofern man die Logenleiste nicht als eigenen Rang betrachtet. Sehr Zuschauerfreundlich ist die Steilheit der Ränge. Gute Sicht ist von jedem Block aus garantiert, außer man ist Tifointeressiert und will beide Kurven im Auge haben.

Das Tickethäuschen steht für jeden Fußballreisenden gut sichtbar direkt vor dem Stadion. Doch Vorsicht vor einem Endvierziger namens Bernard!

Fotos:

https://picasaweb.google.com/101341654167437892390/BelgienLuttichStadeMauriceDufrasneSclessin#

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