m_fiala Dauer-ASB-Surfer Beitrag melden Geschrieben 19. Mai 2008 Quelle: http://www.90minuten.at/index.php?bid=1226 Im Interview mit 90minuten redet Herbert Prohaska Klartext: Über die Kommerzialisierung im Fußball, die negativen Entwicklungen und natürlich über die Euro 2008. Welche Chancen hat das österreichische Team und wie kann die Sensation gelingen - kann sie überhaupt gelingen? Als Trainer wird man Prohaska nach eigenen Aussagen in Zukunft nicht mehr sehen.90minuten: Sie haben als Spieler an zwei Weltmeisterschaften (1978 und 1982) mitgewirkt. Kann man diese Großveranstaltungen mit heutigen Weltmeisterschaften oder Europameisterschaften überhaupt noch vergleichen? Prohaska: Das ist schwer zu beurteilen. Was ich auf jeden Fall sagen kann ist, dass sich viel verändert hat. Man nehme beispielsweise den Ticketverkauf her. Oder auch das ganze Rundherum: Bei der WM 1978 gab es keine Events rund um die WM. Gerade wenn Argentinien seine Spiele gewonnen hat, gab es riesige Straßenfeste. Aber sonst nichts. 90minuten: Wie sehen Sie die zunehmende Kommerzialisierung im Fußball? Ist bereits eine Schmerzgrenze erreicht oder ist der Fußballsport am richtigen Weg? Prohaska: Für die wirtschaftliche Lage der Vereine hat die EU und das Bosman-Urteil keine positiven Auswirkungen gehabt. Vor allem für kleine Klubs ist es derzeit exrem schwierig, vor allem international aufzuzeigen. Die großen Klubs verschulden sich laufend und schaffen es immer wieder trotzdem die Lizenz zu bekommen. Diese Möglichkeiten haben kleine Klubs nicht. Abgesehen davon ist der Fußball aus meiner Sicht attraktiver geworden. 90minuten: Wo werden Sie die Euro größtenteils verfolgen? Prohaska: Natürlich jeden Tag gemeinsam im ORF im Studio. 90minuten: Welche Spieler werden Sie besonders beobachten bzw. von welchen Spielern erwarten Sie sich eine besonders tolle Leistung während der Euro? Prohaska: Es gibt hunderte gute Spieler, die bei der Euro aufzeigen werden und sicher auch einige Spieler, mit denen man nicht rechnet. Spezielle Spieler habe ich nicht im Kopf. Vielleicht aber den Quaresma oder den Nani von Portugal. Auf die freue ich mich schon besonders und bin schon gespannt, was die beiden Spieler zeigen werden. 90minuten: Und österreichische Spieler? Prohaska: Wie schon gesagt, meistens sind es Spieler mit denen man nicht wirklich rechnet. Wer hat beispielsweise vor der WM 1990 mit Totò Schillaci als Torschützenkönig gerechnet? Die "üblichen Verdächtigen" sind Andreas Ivanschitz, Martin Stranzl oder Sebastian Prödl. Aber warum auch nicht ein Jimmy Hoffer oder Stefan Maierhofer. Man weiß es nicht. 90minuten: Österreich geht als krasser Außenseiter in die UEFA Euro 2008™. Welche realistischen Chancen rechnen Sie der Mannschaft von Josef Hickersberger ein? Herbert Prohaska: Österreich muss die Rolle als Außenseiter annehmen, die richtige Einstellung finden und den Heimvorteil nützen – dann haben sie eine Chance. Natürlich haben wir realistisch gesehen in dieser Gruppe die geringsten Chancen, doch warum sollten wir davor Angst haben. Wir spielen gegen Kroatien und Polen, diese Mannschaften haben jetzt nicht die besonders außergewöhnlich guten Fußballer. Entscheidend wird natürlich das erste Spiel gegen Kroatien sein. Wenn Österreich hier gewinnt, entsteht eine Rieseneuphorie. Wenn dieses Spiel jedoch verloren geht, ist der Druck groß, weil dann heißt es "verlieren verboten ". Außerdem bin ich davon überzeugt, dass Österreich nicht untergeht, auch wenn die Dichte enorm ist. Und blamieren können sich aus meiner Sicht nur die Favoriten wie Italien, Deutschland oder Frankreich und nicht das kleine Österreich. 90minuten: Wie und mit welchen Eigenschaften kann das ÖFB-Team am ehesten überraschen? Prohaska: Österreich muss vor allem in der Defensive gut stehen. Das ist aus meiner Sicht der Schlüssel zum Erfolg. Dann können sich Räume für Konter ergeben. Außerdem wird die Taktik im Vergleich zu den Testspielen eine andere sein. Für die Gruppengegner Österreichs lautet die Devise, dass man gegen Österreich gewinnen muss, um ins Viertelfinale aufzusteigen. Dieser Umstand kommt Österreich sicherlich zu gute. 90minuten: Nehmen wir an, Österreich schafft den Aufstieg in das Viertelfinale. Mit welchen Ergebnissen könnte dies gelingen? Prohaska: (lacht) Sollten wir aufsteigen, ist es mir wirklich egal, mit welchen Ergebnissen dies gelingt. Es muss uns jedoch klar sein, dass dem ÖFB-Team zum Aufstieg in das Viertelfinale nicht nur eine, sondern zwei oder drei sensationelle Leistungen gelingen müssen – und das ist sehr schwer. 90minuten: Es hat viel Diskussionen um den Teamkader gegeben. Wäre ein Vastic oder ein Scharner bei Ihnen im Teamkader mit dabei? Prohaska: Eigentlich rede ich nicht gerne darüber, da ich selber lange genug Teamtrainer war. Aber aus meiner Sicht ist eine Einberufung von Vastic nachvollziehbar, da er Ivanschitz ersetzen kann und er ein Typ von einem Spieler ist, der jederzeit ein Tor machen kann. Bei Paul Scharner muss ich sagen, dass ich es verstehe, dass er nicht im Kader aufscheint. Man muss sich für so einen Blödsinn entschuldigen und zwar rechtzeitig und bei der gesamten Mannschaft. Das hat er nicht getan. Außerdem haben wir gerade auf der Position der Innenverteidiger genügend Personal. 90minuten: Letzte Frage. Wird man den Herrn Prohaska künftig wieder als Trainer sehen?? Prohaska: Nein, mit ziemlicher Sicherheit nicht. Man soll zwar niemals nie sagen, aber in meinen Planungen spielt dieser Gedanke derzeit keine Rolle. 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Recommended Posts
Join the conversation
You can post now and register later. If you have an account, sign in now to post with your account.