Internacional de Porto Alegre


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Alter, sehr alter ASB'ler

aus der NZZ:

Nach dem Exploit droht der Ausverkauf

Der Copa-Libertadores-Sieger Internacional de Porto Alegre endlich im erlauchten Kreis

Gross war die Enttäuschung in Porto Alegre vor einem Jahr gewesen. Fehlentscheide des Schiedsrichters hatten den Titelkampf 2005 zugunsten von Corinthians entschieden. Entschädigt wurde Internacional vergangene Woche mit dem Gewinn der Copa Libertadores, des ersten «Königstitels» in der Klubgeschichte. Defensive und taktische Qualitäten reichten den Südbrasilianern gegen São Paulo zum Remis (2:2); damit retteten sie den Vorsprung aus dem Hinspiel über die Runden. Noch vor dem 100-Jahre-Jubiläum des Vereins wurde die begehrte Trophäe erobert.

Vor Sonnenuntergang?

Danach hatte es keineswegs ausgesehen, als der Präsident Fernando Carvalho im Jahr 2001 sein Amt antrat. Inter war wirtschaftlich angeschlagen und durfte sich glücklich schätzen, überhaupt noch der Elite anzugehören. Die Zeiten haben sich geändert. Der Captain Fernandão bescheinigt der Direktion glänzende Arbeit. Sie habe das Siegerteam sukzessive aufgebaut und den richtigen Trainer gefunden. Zuletzt in Rio de Janeiro (Fluminense) beschäftigt, haftete dem Ausbildner Abel Braga das Image des «ewigen Zweiten» an, das nun ad acta gelegt ist. Grosser Überzeugungskraft bedurfte es, den Lockrufen europäischer Topklubs zu widerstehen und die Mannschaft zusammenzuhalten. Dies zeitigte den schönen Nebeneffekt, dass die Teamstützen ihren Marktwert deutlich steigern konnten; ihre Transfers spülen jetzt einen zweistelligen Millionenbetrag in die Kasse: 9 Millionen Reais (mehr als 5 Millionen Franken) zahlt Borussia Dortmund für Tinga, 8,2 Millionen die AS Monaco für Bolivar; noch gefeilscht wird um Jorge Wagners Ablösesumme, dem Bétis Sevilla über 2 Millionen Franken Handgeld überweisen will.

Höher kotiert als seine ehemaligen Mannschaftskollegen ist Rafael Sóbis. Dem blonden Goalgetter liegen Angebote aus Europa vor, er soll aber noch bis zur Klub-WM im Verein bleiben. Auch am Sonntag traf er in einem mässigen Spiel gegen Palmeiras (1:1) und hielt Internacional auf dem vierten Tabellenplatz. Nach dem grossen Triumph hat sich der Wind wieder gedreht. Die Spieler sind der Normalität des brasilianischen Fussballs ausgesetzt, müssen improvisierend die Not zur Tugend machen und die Kennzeichen eines populären «Klubs für alle» hervorkehren. Als der elitär verwurzelte Stadtrivale und zweifache Libertadores-Champion Grémio noch Scheuklappen trug, hatten sie ihrem Namen alle Ehre gemacht und nationale wie rassische Schranken durchbrochen.

Klassenlose Internationale

Kurioserweise hoben drei Geschäftsleute aus São Paulo 1909 den Klub aus der Taufe. Ihr egalitäres Denken war für damalige Verhältnisse ein Affront. Vereine aus dem metropolitanen Raum zeigten kein Interesse an den «revolutionären» Mäzenen, die weiter nach Süden ziehen mussten, um ihren Traum zu verwirklichen. Unter Leitung von Henrique Poppe Leão wählte die Gründungsversammlung den Namen Sport Club Internacional, eine Referenz an Internazionale Mailand und die Heimat der Eltern Poppes. Auch die Vereinsfarben haben einen Hintergrund all'italiana: Man liebte den Carnaval und die grün-weissen Kleider der Sociedade Esmeralda, doch eine Mehrheit bevorzugte die rot-weissen Venezianer. Poppes Anliegen, die schwarze Farbe der Flagge von São Paulo beizufügen, wurde nicht erhört.

Punkto Fassade konnten Poppe und sein Bruder Zugeständnisse machen, solange ihre Vorstellungen inhaltlich zum Zug kamen. Diesbezüglich lagen die Sócios auf der gleichen Welle: Nur schon die Tatsache, dass Brasilianer und Ausländer an der Gründung beteiligt waren, kontrastierte zur in anderen Klubs üblichen Diskriminierung. Studenten bildeten anfangs ein erfolgreiches Team, das von 1913 bis 1917 die Stadtmeisterschaft holte, die im folgenden Jahr durch das Auftreten der spanischen Pest unterbrochen werden musste. In den 1920er Jahren wurde nicht nur der Klubsitz eingeweiht, sondern auch das Kader für Spieler dunkler Hautfarbe geöffnet. Nach Berufsgruppen getrennt, hatten Farbige bis dato ihre eigenen Ligen.

Drei Legenden

Der Spitzname Colorados setzte sich dank medialen Supporten allmählich durch. Das Fachblatt «Folha Desportiva» und die Tageszeitung «A Hora» erfanden gemeinsam den Negrinho (Negerchen), eine Kultfigur mit Hang zu Ironie und Gaunereien. Später wurde das Maskottchen umbenannt; die Personalität erhielt noch schärfere Konturen: Saci liebt es, Fallen zu stellen - wie Internacional den Gegnern. Besonders in der Ära des genialen Spielgestalters Falcão, der die Equipe 1975, 1976 und 1979 zu Landestiteln führte und später als «König von Rom» hofiert wurde. Die goldene Epoche ist auch mit dem Namen Dadá Maravilha, Topskorer der Meisterschaft 1976, verbunden. Ein weiteres Aushängeschild ist der neue Nationaltrainer Carlos Dunga. Das Eigengewächs aus Porto Alegre fungierte 1994 als Captain der brasilianischen Weltmeister-Auswahl und liess Ende letzter Dekade seine Karriere im Stammklub ausklingen.

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