dr. schienbein-schützer Ergänzungsspieler Beitrag melden Geschrieben 2. August 2006 Viktor Schmidt-Riese, der Deutsche bei uns am Stammtisch, heimlicher Werder-Fan und Erbauer einer Hansekogge, hatte zum Sommerfest geladen. Zu unserem Erstaunen waren auch jene Bewohner des Wohnparks eingeladen, die noch im Winter damit spekulierten mit unserer Kampfmannschaft und einem ordentlichen Marketingkonzept den Durchmarsch durch die Ligen anzutreten. Von ihnen jedoch erschien nur Hartmut Ohnseel, ihr Wortführer – wie immer tadellos gekleidet mit Donald-Duck-Krawatte und der Uhr über seiner Manschette. Schon als Radenko Pecl und ich den Garten betraten und ehrfürchtig den Rumpf der Kogge besichtigten, waren Ohnseels Witze aus dem Schiffsinnern zu hören. Sein dröhnendes Lachen übertönte für ein paar Augenblicke jedes andere Geräusch in Schmidt-Rieses Garten und ließ Schlimmes befürchten. Ich beschloß mich fern des Wohnpark-Bewohners zu amüsieren, einen so lauen Sonnenabend sollte man sich nicht von dessen entbehrlichen Ausführungen verderben lassen. Gerade noch rechtzeitig sah Radenko den flehentlichen Blick von Frau Kreuz-Chen und befreite sie aus den Klauen des Wohnpark-Bewohners, der ihr gerade irgendwelche Marketing-Tools erklärte und alles entweder easy oder strange fand. Zu dritt zogen wir uns in das Schiffsinnere zurück, wo sich bereits die anderen Stammtisch-Mitglieder in altvertrauter Sitzordnung zusammengefunden hatten und über den Beginn der neuen Saison und die ersten Qualifikationsrunden für die Champions League diskutierten. Bei reichlich Bier und Diskussionsstoff verging die Zeit wie im Fluge. Selbst Frau Kreuz-Chen, die spätestens seitdem Viktor nackt und auf einem Felsen stehend nach einem Adler anzulocken versuchte, ein gespaltenes Verhältnis zu diesem unterhält, vergaß ihre Zurückhaltung und ging die eine oder andere Wette in Vertretung ihres Mannes ein. Irgendwann – die Urteile im italienischen Fußballskandal samt der anhängigen Berufungen und einer eventuellen italienischen Lösung waren gerade durchdekliniert – polterte dann doch Ohnseel an unseren Tisch und erklärte, als Dank für die Einladung zu dieser prächtigen Feier, eine Überraschung dabei zu haben. Wir und überhaupt alle anderen Gäste sollten im Bauch der Kogge verbleiben, in zwei Minuten würden wir uns amüsieren, wie schon lange nicht mehr. Der neue Trainer witterte hinter dieser Ankündigung eine Drohung und ermunterte uns nach Notausgängen zu suchen, falls Ohnseel auf die Idee käme, das Holzschiff anzuzünden. Auch wenn wir darüber lachten, blickte sich doch jeder still und leise nach einer geeigneten Fluchtmöglichkeit um. Wie nicht anders zu erwarten, waren die Befürchtungen unbegründet. Statt das Schiff in Brand zu stecken, erschien Ohnseel nach ein paar Augenblicken an der Spitze eines Defilees. Hinter ihm zog eine Reihe von offensichtlich osteuropäischen Frauen in knappen Badesachen und mit einem Fußball unter dem Arm ein, gefolgt von asiatischen und afrikanischen Kindern, die nicht ganz so leicht bekleidet, ebenfalls einen Fußball unter dem Arm trugen. Insgesamt gut ein Dutzend Frauen und Kinder. Die Gäste waren sprachlos. Keiner wusste so recht, was das sollte. Lediglich Ohnseel klatschte begeistert in die Hände und steckte mal hier, mal da einen Fünf-Euro-Schein in den einen oder anderen Bikini, animierte sie zum Tanzen und veranlasste eine etwas verängstigt aussehende Frau sich zu drehen und ihre Schokoladenseite – die Rückansicht – zu präsentieren. Den Kindern warf er Münzen zu und motivierte sie nach diesen zu springen und sich zu bücken. Als die anderen Gäste seinem Beispiel nur zaghaft folgten – und wenn dann nur, weil er sich direkt vor sie stellte und ultimativ aufforderte es ihm gleichzutun – erklärte er, dass er die Frauen und Kinder in der Nähe des Neusiedlersees aufgegabelt habe. Sie wären ihm direkt in die Arme gelaufen und hätten ihn um Hilfe angefleht. Es wäre ganz easy, er hätte das Geld, also bestimmt auch er – ganz easy business! Und jeder verdient daran: den Menschen in der Region wird der beliebteste Ballsport auf eine sympathisch und easy nähergebracht, Ohseels Schützlinge von fahren von Dorf zu Dorf, treten bei Kirtagen und Schützenfesten auf, tanzen, jonglieren Bälle, kurz: sie machen den Fußball attraktiv! Das beste wäre aber, berichtete Ohnseel fast atemlos, das beste also wäre die Tatsache, dass sich das Projekt ganz von alleine finanziert. Den Frauen würden die Geldscheine nur so zufliegen – anfassen ist natürlich nicht erlaubt, den Preis hat er noch nicht festgelegt – und die Kinder ziehen traditionell das Geld aus den Brieftaschen der Erwachsenen. Damit könnten sie sich eine Existenz aufbauen, wenn sie erst einmal legal hier sind, er ihnen ihren Pass wiedergegeben hat und natürlich abzüglich 60% Spritgeld für Ohnseel, der seine Kolonne von Dorf zu Dorf chauffiert. Als noch immer keiner der Besucher so richtig mitmachen wollte, verteilte der Wohnpark-Bewohner die Mädchen und die Kinder auf die Kogge und den restlichen Garten. Er ermahnte sie recht freundlich zu den Gästen zu sein und ihnen jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Schließlich, als auch dies erledigt war und überall in und auf der Kogge, sowie im Garten illegale, tanzende und sich räkelnde Osteuropäerinnen und afrikanische Kinder verteilt waren, kam er dann wieder an unseren Tisch. Schweißperlen standen auf Ohnseels Oberlippe. Seine Pferdchen, er nannte sie die Blue Mares, wären nur schwer zu bändigen, am besten wären immer noch Behinderte, die gingen wirklich wie eine Eins. Wenn einer von uns Kontakt hätte, der Wohnpark ist immer interessiert an human Ressources.... Dr. Artur Schienbein Schützer 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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