[Fußballwelt] Spielvorbereitung


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Ergänzungsspieler

Heute platzte ich mitten in die Vorbereitungen unserer Kampfmannschaft für ihr Spiel gegen unseren direkten Tabellennachbarn. Es war ein wichtiges, vielleicht sogar entscheidendes Spiel. Nach zwei Niederlegen in Folge musste wieder einmal ein Erfolgserlebnis her. Sonst drohte eine Krise.

Beim Blick auf die Namensliste unseres Teams – Blutgrätsche, Sense, Kopfballungeheuer – kommt man vielleicht nicht gleich drauf. Aber tatsächlich ist unsere Mannschaft ein Haufen Schwermütiger, der vor einem Spiel nicht selten der einfühlsamen Worte des neuen Trainers bedarf. In kurzen Einzelgesprächen muss er dann für jeden Spieler eine individuelle Ansprache finden. Das reicht von einer beruhigenden Zusprache über abergläubische, wenn nicht sogar esoterische Zahlenspielereien bis hin zu dem Versprechen an unser Mittelfeld-Quartett auf ein gehöriges Bacchusopfer, sollten wir gewinnen.

Letzteres wird auch schon mal vor dem Spiel erbracht werden. Das kann außerordentlich spektakuläre Folgen haben. So haben wir vor unserem letzten Sieg, nicht weniger als drei Spieler vorzeitig verloren. Nur einen davon durch einen Ausschluss. Die anderen beiden sind mehrfach umgefallen und schließlich ganz liegengeblieben.

Für unseren Sturm hatte sich der neue Trainer heute etwas besonderes ausgedacht. Er führte ihn in einen Nebenraum des Vereinsheimes. Dort standen drei Sessel vor einem riesigen Plasmabildschirm. Kaum hatten die drei Platz genommen, begann auch schon der Film: „Starship Troopers“.

Ich war und bin eigentlich immer noch nicht davon überzeugt, ob es wirklich zielführend ist, wenn der neue Trainer Filme dieser Art zeigt und danach G. und den anderen beiden klar macht, dass sich da draußen lauter Bugs von Klendatu befänden, die von einem Brainbug, dem gegnerischen Trainer, gesteuert, nur darauf warteten uns allen die Köpfe auszulutschen...

Überhaupt scheint der neue Trainer seit heute auf andere Motivationshilfen zurückzugreifen als noch vor einer Woche. Nachdem die mitfühlenden Worte der beiden letzten Spieltage nichts gebracht hatten, erklärte er am Ende der Besprechung, heute keine Ersatzspieler aufgestellen zu wollen. Er wolle der Mannschaft jeden Rückweg abschneiden. Nein, nein, die Verlierer des vorherigen Spieltages sollen die Scharte selbst auswetzen.

Noch eine schnelle Kleidungskontrolle – keiner sollte auf den Gedanken kommen und sich zu übermäßig freuen oder gar ein Gummiband vergessen haben – dann ging es endgültig los.

Es kam, wie es kommen musste. Angeheizt durch die Troopers und im Angesicht der drohenden Gefahr, sein Hirn bald als Delikatesse für einen Brainbug hergeben zu müssen, stürzte sich vor allem G. ins Getümmel. Schon vor einigen Spieltagen hatte der neue Trainer unseren Sturmtank darauf aufmerksam gemacht, worin sein eigentliches Talent besteht: nämlich in seinem respekteinflößenden Auftreten. Heute schien er sich besonders an diese Worte zu erinnern. Für das schlichte Gemüt G.’s Anlass genug, die ganzen neunzig Minuten hinter dem ballführenden Spieler des Gegners - wohlgemerkt nicht dem Ball, sondern dem ballführenden Spieler – hinterher zu laufen. Dabei stieß er laute Verwünschungen aus und schüttelte aufgebracht seine Fäuste in der Luft, was aus einem ansehnlichen Dribbling schon mal eine Flucht quer über den Platz werden ließ. Übrigens fiel auch so das 1:0 für uns. Ein Stürmer des Gegners war, gejagt von G., bis in den eigenen Strafraum gerannt und hatte dabei unglücklicherweise das Abseits aufgehoben. Waren wir in Ballbesitz, baute er sich mit wildem Ausdruck im Mittelkreis auf und versetzte alle Anwesenden in Angst und Schrecken.

Am Ende gewannen wir 2:0. Ob es verdient war oder nicht, vermag ich nicht zu sagen. Fraglos waren wir kämpferisch überlegen, aber es war eine Überlegenheit, die sich auf die blanke Furcht des Gegners vor dem nächsten Amokläufer gründete.

Wie gesagt, ich war und bin mir bei den Trainings- und Motivationsmethoden unseres neuen Trainers nicht so ganz sicher…aber ein 2:0 ist ein 2:0…

Dr. Artur Schienbein-Schützer

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