LaCoste84 Commando Suff '05 Beitrag melden Geschrieben 27. Januar 2006 Im Künstlerhaus K4 wurde die Rolle der Fifa diskutiert „Die Fifa, Weltkonzern oder die bessere Uno?“ Ein Thema, über das Uli Glaser vom Amt für Kultur und Freizeit und Thomas Kistner, Buchautor und Journalist der Süddeutschen Zeitung, im Künstlerhaus diskutierten. Es sollte ein Streitgespräch werden, geriet aber zur harten Anklage gegen den Welt-Fußballverband. Uli Glaser, der eigentlich die Position der Fifa hätte vertreten sollen, streicht schnell die Segel. Das stört aber niemanden. Zu interessant ist, was Kistner zu erzählen hat. Der wurde angekündigt als „einer, der dem Weltverband besonders kritisch auf die Finger schaut“ und er ermöglichte einen Blick in die Abgründe des Fußballs. Sofort zieht Kistner fröhlich vom Leder gegen das „System Fifa“. Glaser schlüpft in die Rolle des Stichwortgebers — und liegt damit richtig. Polemisch, aber interessant Hin und wieder hört es sich polemisch an, was Kistner erzählt, uninteressant ist es nie. Manchem Fußballfreund im Saal wäre es aber augenscheinlich lieber gewesen, nicht all die Informationen zu erhalten, die an der Reinheit des Sports zweifeln lassen. Zum Beispiel über die Rolle von Jack Warner aus Trinidad-Tobago: „Nummer drei im System Fifa“ und Stimmenbeschaffer für den Präsidenten des Weltverbandes mit Sitz in Zürich, Josef Blatter. Weltweit würden Fans noch über die Unmöglichkeit diskutieren, Eintrittskarten für die WM zu bekommen. Funktionäre wie Warner stopften sich hingegen bereits die Taschen mit Geld voll. Der habe die Aufgabe, als Präsident der „Concaf“, der Vereinigung der nord-, mittelamerikanischen und karibischen Fußballverbände, Blatter die Wählerstimmen aus diesem Mitgliedsverband der Fifa zu sichern. Aus seinen Diensten schlage Warner jetzt Profit. Eine einzige Firma sei in Trinidad und Tobago allein verantwortlich für den Vertrieb der WM-Tickets. „Die gehört zufällig den beiden Söhnen Warners, seiner Frau und natürlich ihm“, erzählte Kistner lächelnd. Die Tickets seien aber nicht einzeln, sondern nur im Paket mit einem mehrtägigen Deutschlandaufenthalt zu erwerben. Aus 100 Euro für eine Karte würden so mal eben 5000 Euro. „Selbst wenn man nur eine Gewinnmarge von 2000 Euro unterstellt“, meint Kistner, „liegt der Gewinn der Warners bei 10 000 Karten im Millionenbereich.“ Korrupte Machenschaften seien kein Fifa-Phänomen, sondern eines, das seit einiger Zeit den gesamten Weltsport betreffe. Der Kommerzialisierung seit den 80er Jahren sei Dank. In den großen Sportverbänden säßen seitdem „Profitmenschen“, deren Ziel der eigene Machterhalt sei, so Kistner. Fifa-Mitglied ohne Bolzplatz So komme es zu absurden Vorgängen. Da in der Fifa die Regel „ein Land, eine Stimme“ gelte, werde auch der kleinste Flecken noch als Verband aufgenommen. Die Turks and Caicos Islands zum Beispiel. Diese Inseln kennt niemand, sie wurden aber 1998 in die Fifa-Familie integriert. Wen kümmert es da, dass es dort damals nicht einmal einen Bolzplatz gab? Dafür gibt’s seitdem jährlich 250 000 Euro Büromittel von der Fifa und Stimmen der Dankbarkeit für Blatter. „Und das wird uns als die bessere Uno verkauft“, sagt Kistner — und schmunzelt nicht mehr. Aber tut die Fifa nicht auch Gutes? All die Entwicklungsprojekte, durch die auch in den hintersten Ecken der Welt Fußball unterstützt wird? An Kistner prallt das ab. Auch diese Projekte dienten nur dem Machterhalt der Provinzfürsten, die über die Verteilung der Gelder entschieden. Eine neutrale oder zumindest zentrale Verteilungsstelle bei der Fifa fehle. Freilich komme es manchmal vor, dass Normalsterblich profitierten. Auch für die derzeit ob der strengen Fifa-Vorschriften jammernden deutschen WM-Städte hat Kistner kein Mitleid übrig. Die hätten sich, um WM-Austragungsort zu werden, der Fifa ergeben und müssten jetzt erkennen, dass sie das Heft des Handelns aus der Hand gegeben haben. Also gibt es keine fränkischen Bratwürste und Biersorten. Die Fifa nehme während der WM — auch Dank der von der alten Bundesregierung gewährten Steuerbefreiung — zwei Milliarden Euro ein. In den Augen Kistners ist sie zumindest die reichere Uno. FADI KEBLAWI Quelle: http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=449799&kat=10&man=3 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
LaCoste84 Commando Suff '05 Beitrag melden Geschrieben 27. Januar 2006 Streitgespräch der Fußball-Akademie Die Fifa und ihre Männchen Kühl, sachlich und distanziert berichtet Thomas Kistner Ungeheuerliches: Er ist Journalist bei der Süddeutschen Zeitung (SZ) und schaut der Fifa, dem Weltfußballverband, seit Jahren auf die Finger. Jetzt diskutiert er im Künstlerhaus-Kulturzentrum K4 mit Kultur- und Freizeitamtschef Uli Glaser über die Rolle der Fifa im globalisierten Fußball: „Weltkonzern oder die bessere UNO?" Teufel oder Engel? Kistners Urteil ist eindeutig. Glaser fällt als Vertreter der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur die Rolle des Advocatus Diaboli zu. Doch die Beweislast ist erdrückend. Das Kartell um Präsident Sepp Blatter schlachtet den Fußball zu seinem Nutzen aus und schaufelt sich die Taschen voll, sagt Kistner. Die Fifa ist größer als die UNO, ein Wohlfahrtsverband ist sie trotzdem nicht. „Aber sie macht sich doch verdient, mit Fußballentwicklungsvorhaben wie den Goal-Projekten beispielsweise?", wirft Glaser ein. Die afrikanischen und asiatischen Fußballzwerge sind die Mehrheitsbeschaffer des Systems Blatter, sagt Kistner. Da wechselten in den Hotels zu nächtlicher Stunde vor Abstimmungen dicke Kuverts den Besitzer, um Unentschiedenen auf die Sprünge zu helfen. Eine transparente Finanzpolitik fehlt und so fragt auch niemand, wenn einem winzigen Verband wie Katar 250 000 Dollar für Bürokosten zufließen. „Es kann noch richtig würdelos werden“, schrieb Kistner Anfang der Woche im Sportteil der SZ. Schöne Aussichten, ist doch das was Kistner bisher aufgedeckt hat, schon unappetitlich genug. Zum Beispiel hat der Vizepräsident der Fifa, der für Nordamerika und die Karibik zuständige Jack Warner, seinem Familienunternehmen das Monopol für den Verkauf von 10 400 WM-Tickets zugeschanzt. Die Eintrittskarte (im Wert von etwa 100 Euro) gibt es nur als Paket mit einem Europaaufenthalt zum Gesamtpreis von 5000 Euro. Damit ist der Aufenthalt in einem Mittelklassehotel abgegolten, nicht aber Flüge und Bahnfahrten. Schon bei einem Gewinn von nur 2000 Euro pro Karte ein satter Profit für den wackeren Sportsmann Warner — steuerfrei. Die vorherige Bundesregierung hat der Fifa nämlich Steuerfreiheit zugesichert. Keiner habe so schön Männchen gemacht wie Fußballkanzler Gerhard „Acker“ Schröder, sagt Kistner. Zudem könne die Fifa mit den im Umgang mit Weltkonzernen unerfahrenen Städten Schlitten fahren, immer unter dem Vorwand, die Rechte der Sponsoren zu schützen. Ohne die 15 internationalen und sechs nationalen Financiers, sei die Weltmeisterschaft nicht möglich, behauptet sie und alle beten es nach. Eine Schimäre, sagt Kistner. „Die 700 Millionen sind ein Klacks gegen das was wir alle in die WM stecken.“ Je ferner die Beurteiler dem Veranstalter sind, umso realistischer schätzen sie die tatsächlichen Kosten ein. Allein die Sicherheitsvorkehrungen sind exorbitant teuer und eine Farce, denn der Verbleib zumindest eines Drittels der Karten, das Kontingent der Verbände und Sponsoren, ist ungesichert. Und was ist mit dem WM-Organisationskomitee in Deutschland mit Franz Beckenbauer an der Spitze? „Auch das ist Teil des Systems“, sagt Kistner. Uschi Aßfalg 26.1.2006 0:00 MEZ 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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