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Meine alte (fast vergessene) Liebe ist endlich wieder Meister!

Benfica vom Strand des Königs zum Titel

Frenetisch hat der Sport Lisboa e Benfica am Sonntagabend das Ende eines Albtraums gefeiert. Vom Bessa-Stadion in Porto, wo die «Adler» vor elf Jahren auch ihre letzte Landesmeisterschaft zelebriert hatten, verbreitete sich Feststimmung über das ganze Land; Höhepunkt war eine Hommage im randvollen Estádio da Luz in Lissabon. Hätte der FC Porto vor eigenem Publikum Académica de Coimbra geschlagen, wäre Benfica nur mit einem Remis gegen Boavista ans Ziel gelangt. Bis zur 89. Minute stand das Kräftemessen auf Messers Schneide. Dann glichen die «Studenten» aus, und Benfica war der Titel nicht mehr zu nehmen. Auch die Partie im Westen der Nordmetropole endete 1:1. Boavistas Captain Eder egalisierte per Kopfball ein Elfmetertor Simãos.

Das Fernduell zwischen den Erzrivalen liess schon unter der Woche die Fussballnation vibrieren. Beispielsweise in Vila Nova de Cerveira, einer romantischen Ortschaft im Minho, deren Kunstbiennale über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden ist. Für einmal standen nicht Museen und verblüffende Skulpturen im Blickpunkt, sondern ein Fussball-Tisch auf der Terrasse des Klubheims: Rot-Weiss gegen Blau- Weiss, Benfica gegen Porto, jedes Tor wurde laut zelebriert, mit den Namen ihrer Idole schmückten sich die Schützen. Das Geschäft florierte und rief eine Prognose von Präsident Luis Filipe Vieira in Erinnerung: «Wenn Benfica den Titel holt, kommt die Wirtschaft endlich in Fahrt.»

Statistisch gesehen war Vorsicht geboten. Der letzte Erfolg des Rekordmeisters (31 Titel) im «Bessa» datierte aus der Saison 1995/96. Diesmal unterstützten allerdings zwei Drittel des Publikums den Gastklub, und auch die mentalen Voraussetzungen schienen günstig. «Praia d'el Rey» (zu Deutsch: Strand des Königs), ein Luxushotel über den Klippen des Atlantiks, in dem schon die Schweizer EM-Delegation untergebracht war, gilt als Talisman. Nach fünf sieglosen Spielen hatte sich Benfica wieder an diesen Ruhepol begeben und aus dem Mythos der nahe gelegenen Stadt Obidos Kraft geschöpft. Staatsgründer Don Afonso Henriques befreite im Jahr 1148 das Kastell von den Mauren. Durch das «Tor des Verrats» sollen Waffenbrüder eingedrungen sein, während der Feldherr selber die Feinde am Haupteingang ablenkte. Ein Akt der List, mit dem sich Benfica identifizierte. Anders als Sporting und Porto konnten sie nicht aus einem breiten und hochwertigen Kader schöpfen. Als Miguel, Petit und Manuel Fernandes verletzt waren, schmolz der einst komfortable Vorsprung wie Schnee an der Sonne. - Um dem lusitanischen Pessimismus Gegensteuer zu geben, verwies Giovanni Trapattoni auf persönliche Erfahrungen. Seine Landestitel, sieben Scudetti und eine Bundesliga, habe er fast immer im letzten Moment gewonnen. Zum Palmarès gehört auch ein Europacup der Cup-Sieger - 1984 mit Juventus im Basler Final gegen Porto (2:1). Der alte Fuchs zog alle Register. Er brachte den 19-jährigen Aufbauer Manuel Fernandes, obwohl noch leicht angeschlagen, im vorletzten Match gegen Sporting (1:0) und gab dem Ensemble so einen entscheidenden Kick. Von Kritik an der defensiven Spielweise liess er sich nicht beirren, Tore nach ruhenden Bällen und eine Prise «all'italiana» waren Schlüssel zum Erfolg. Begrenztes Format der Kreativ-Abteilung sowie das Fehlen eines Goalgetters verlangten mehr Absicherung. Mit nassen Augen erwähnte der 66-Jährige auch das Wettkampfglück, das ihn als Trainer der italienischen EM-Auswahl in Portugal verlassen hatte. Nächsten Sonntag das Double im Cup- Final gegen Setúbal - und der Minimalist Trapattoni wird definitiv zum Conquistador. Aus familiären Gründen kehrt er wahrscheinlich in die Heimat zurück.

War dieses verrückte Campeonato nach unten oder nach oben nivelliert? Es kommt auf den Blickwinkel an. Tatsache ist, dass die Unterschiede zwischen Spitze und Masse geringer, fast unsichtbar geworden sind, dass in den letzten 70 Jahren kein Champion mehr Federn gelassen hat als der frisch gekürte. Benfica erreichte 67 Prozent der möglichen Punktzahl und schnitt im direkten Vergleich mit den Rivalen Porto, Sporting und Braga am schlechtesten ab. Juristische Ermittlungen sowie Repressalien (U-Haft) gegen hochrangige Klub- und Verbandsfunktionäre dürften das Wettbewerbsklima entspannt haben. Der wegen Schiedsrichter-Korruption ausgelöste Fall «Vergoldete Pfeife» ist gut ein Jahr später noch akut, und in seinem Windschatten hat die Arbitrage neutrale Flügel bekommen.

nzz

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  • 3 weeks later...
gegen bierquälerei und religionen jeglicher art

einfach unglaublich was sich in portogal rund um benfica abspielt! wir haben das lissaboner derby in der vorletzten runde im ausverkauften "da luz" gesehen, in dem benfica gewonnen und die tabellenführung zurückerobert hatte.vor dem anpfiff fliegt ein adler durchs stadion, die stimmung war einfach unglaublich- nach dem siegestor in der 83min glich das stadion einem einzigen tollhaus- der reine wahnsinn! echter kult der verein! wir waren zwei wochen in portugal und es verging kein tag an dem wir nicht mindestens einen mit benficadress rumlaufen sahen, kein tag ohne benfica im fernsehen. wir sahen auch zwei zweitligaspiele, eines in einer vorstadt von lissabon und ein anderes in der algarve, und bei beiden spielen war ein grosser teil der zuschauer als benficafans auszumachen. nach der entgültigen entscheidung um die meisterschaft fuhren hupende autokonvois durch unseren ferienort- 280 km von lissabon entfernt! ich möchte gar nicht wissen was sich in lissabon abgespielt hat! dort war sicher die hölle los!

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