Ranko Popovic im Interview


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"Warum bindet Sturm nicht mehr ehemalige Fan-Ikonen ein?"

Ranko Popovic (l.) ist bei den Sturm-Fans nach wie vor eine Kultfigur

Graz - Popo-Popo-Popovic! Allgemein war die Stimmung auf den Tribünen beim Grazer Hallencup nur selten am Brodeln.

Erwischten die Sturm-Fans beim Legenden-Turnier jedoch Ranko Popovic bei einem technischen Schmankerl, war der Kult um die allseits beliebte Fanikone sofort wieder geboren.

"Ich hatte immer eine besondere Verbindung zu den Sturm-Fans. Es ist eine der schönsten Sachen im Leben, wenn man sieht, dass sie einen nicht vergessen haben", strahlen die Augen des Mitglieds der früheren Meistertruppe, wenn man ihn auf die Sprechchöre anspricht.

Weniger leuchtende Augen hat der bosnische Spaßvogel im Sport1-Interview über den Zustand des SK Sturm im Jahr 2005.

Der 37-Jährige, mittlerweile Spielertrainer mit Aufstiegsambitionen bei Unterligist Pachern, würde es begrüßen, wenn ehemalige Spielergrößen aus erfolgreicheren Zeiten mehr eingebunden werden würden.

Auch er selbst? "Sturm weiß: 'Popo' ist da, er lebt in Graz, fühlt sich wohl, meine Kinder gehen hier zu Schule. Ich bin schon ein echter 'Steirerbua'."

Sport1: Ranko, du hast ein großes Sturm-Herz. Was denkst du über die aktuelle Situation bei Sturm?

Ranko Popovic: Sturm ist mein Verein und bleibt immer mein Verein, egal ob ich direkt oder indirekt involviert bin. Ich werde mein Leben lang ein Sturm-Fan bleiben, also macht die aktuelle Situation jeden mit Sturm-Herz betroffen. Aber ich habe eine optimistische Einstellung: Ich hoffe, dass Sturm mit dieser jungen Mannschaft und diesem guten Trainer schnell in gesicherte Regionen kommt. Aber sie brauchen mehr Unterstützung von den Fans und der eigenen Führung, damit sie in Ruhe arbeiten können.

Sport1: Was lief deiner Meinung nach schief nach eurer großen Sturm-Ära?

Popovic: Das bedarf eigentlich einer längeren Analyse. Aber man muss kein Experte sein, um zu sehen, dass der Generationswechsel zu schnell herbeigeführt wurde. Es wurden zu schnell zu viele Spieler abgegeben und zu viele neu engagiert. Das geht nie gut! Das muss Schritt für Schritt gemacht werden. Wo gearbeitet wird, passieren Fehler. Daraus muss man lernen. Die Verantwortlichen meinen zu wissen, was sie falsch gemacht haben.

Sport1: Waren es nicht nur zu viele neue Spieler sondern auch zu viele qualitativ unterdurchschnittliche?

Popovic: Darum gäbe es ja Scouting, damit man nicht in letzter Minute entscheiden muss. Man weiß bei neuen Spielern nie, wie sie sich akklimatisieren. Spieler, die woanders gute Leistungen gebracht haben, fühlen sich bei einem anderen Klub vielleicht nicht wohl. Das schlägt sich in der Leistung nieder. Das gilt auch für Ronaldo. Deswegen gehört gescoutet. Das kostet ? aber immer noch weniger als ein Fehleinkauf.

Sport1: Der eine oder andere Milionen-Flop wäre also zu vermeiden gewesen...?

Popovic: Das war eine andere Zeit! Da war Sturm ganz oben, schwebte über den Wolken im siebten Himmel. Da war's schwer am Boden zu bleiben. Da kommen Manager, die profitieren wollen. Jeder angebotene Spieler ist plötzlich ein Maradona. Sturm hat nicht so viel Erfahrung mit Erfolg gehabt. Dafür wurde ein hoher Preis bezahlt. Aber okay, jetzt gibt es einen Neuanfang. Mit einigen routinierten Spielern muss der Druck von den Youngsters genommen werden. So viel Druck wie im Moment können die nämlich allein nicht standhalten. Die nötige Qualität haben die Jungen.

Sport1: Aber noch nicht genug Reife für den Abstiegskampf?

Popovic: Wenn man unten ist, ist es doppelt so schwer. Wenn sich diese Mannschaft im Mittelfeld etabliert, werden sie sich um 20 bis 30 Prozent steigern. Wenn der Kopf nicht frei ist, sind die Füße schwer und machen nicht, was das Hirn will. Ich hatte einmal einen Trainer, der gesagt hat: "Burschen, nach dem Spiel muss euch der Kopf weh tun, nicht die Füße!" Denken ist angesagt.

Sport1: Verstehst du, was gerade mannschafts-intern los ist, warum die Ablöse von Manager Schilcher gefordert wird?

Popovic: Ich habe meine Meinung, aber das ist eine interne Sache des Vereins. Das gehört nicht an die Öffentlichkeit. Aber die Spieler müssen für ihr Handeln einen Grund haben.

Sport1: Du bist bei Sturm immer wieder als Co-Trainer im Gespräch. Ein Thema für dich?

Popovic: Das steht immer im Raum. Wenn sich bei Sturm was tut, heißt es immer: "Popo" ist im Gespräch. Mit mir hat aber noch keiner gesprochen. Das ist Sache des Vereins. Sie müssen wissen: "Popo" ist da, er lebt in Graz, fühlt sich wohl, meine Kinder gehen hier zu Schule. Ich bin schon ein echter "Steirerbua".

Sport1: Der Gedanke, ehemalige Erfolgsspieler an den Verein zu binden, ist ja nicht uninteressant. Die Austria lebt das ja gerade vor. Das wäre auch fürs Image gut.

Popovic: Normalerweise ist es auf der ganzen Welt so, dass Leitfiguren an den Verein gebunden werden. Das müssen nicht die besten Spieler gewesen sein. Kultfiguren als Identifikationsfiguren für die Fans: Davon muss man profitieren. Warum Sturm es nicht macht, ist eine andere Frage.

Sport1: Sturm hat in der Jugendarbeit mit Foda, Posch oder früher Schupp Akteure aus den Erfolgszeiten eingebunden. Warum nicht auf höhere Ebene?

Popovic (lacht): Das wäre zu überlegen, aber für die Frage bin ich der falsche Ansprechpartner. Alles, was ich mache, mache ich mit ganzem Herz. Ich gebe immer alles. Meine Zeit kommt noch, ich bin ja noch jung...!

sport1.at

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