Kaotic Europaklassespieler Beitrag melden Geschrieben 17. November 2004 Hooligans Sie schienen in der Versenkung verschwunden, nun vergeht kaum ein Wochenende ohne Meldungen von Ausschreitungen bei Fußballspielen. Droht die Renaissance der Fußball-Gewalt? Eine Bestandsaufnahme von Ronny Blaschke und Philipp Köster. Die Verabredung war generalstabsmäßig geplant. Am Feuersee in der nähe von Murr im Kreis Ludwigsburg sollte das Treffen westdeutscher und ostdeutscher Hooligans am Tag der deutschen Einheit Stattfinden. Und damit Freund und Feind nicht verwechselt werden, hatten die Kontaktleute verabredet, dass die Gruppe aus Stuttgart und Umgebung rote Trikots tragen sollte, die Gegner aus Sachsen hingegen weiße Shirts. Der Plan funktionierte, im Wald unweit des Sees trafen sich beide Gruppen und schlugen mit Fäusten aufeinander ein, Waffen wurden keine benutzt. Nach etwa fünfzehn Minuten brachen die Männer ihren Kampf ab, kehrten zu ihren Autos zurück und fuhren davon. Bei der Abfahrt wurden die Männer von herbeigerufenen Streifenwagen kontrolliert, es handelte sich überwiegend über bereits aktenkundige Hooligans aus Stuttgart, Zwickau, Chemnitz und Gera. Nur ein Tag zuvor hatten sich im Essener Georg-Melches-Stadion Anhänger von Rot-Weiß Essen und Eintracht Frankfurt nach dem Abpfiff der Zweitligapartie eine wüste Schlacht geliefert. Nach gegenseitigen Anfeindungen ging es hinter dem Gästeblock zur Sache. "Es flogen Stühle, Toilettenschüsseln und -brillen, Waschbecken, Rohre; Flaschen, Steine und Bierfässer", notierte die Frankfurter Rundschauakribisch und der langjährige Rotkreuz-Mitarbeiter Hans Jürgen Löhrmann kommentierte die Schlägereien: Dieses Mal war es ganz extrem." Nur zwei Nachrichten aus den letzten Wochen, die Liste der Vorfälle ließe sich beinahebeliebig fortsetzen. In Dresden attackierten Hooligan -Horden die angereisten Anhänger des Karls- roher SC, Bayern-Fans randalierten in Düsseldorf, in Münster bewarfen Preußen-Anhänger den Mannschaftsbus der Kölner Amateure mit Steinen, beim A-Jugend-Kick zwischen Schalke und Dortmund droschen Anhänger beider Seiten ebenfalls mit Fäusten aufeinander ein. Dennoch markieren die Ereignisse in Murr und in Essen besonders eindrücklich den Status Quo der deutschen Krawall-Szene, sie zeigen die ganzunterschiedlichen Strategien der Hooligans, sich der Bewachung durch die Polizei zu entziehen: die Flucht auf abgelegene Kampfplätze einerseits, spontane Krawalle ohne strategische Planung andererseits, Etwa ein Prozent aller Fans sucht beim Fußball die Gewalt Ein Rückblick: Ohne Zweifel sind die Hooligans in den letzten zehn Jahren sehr wirksam aus den Fußballstadien vertrieben worden. Eine perfektionierte Überwachung der Stadien durch Kameras, eine strikte Trennung von Heim- und Gästefans, der verstärkte Einsatz szenekundiger Beamter und der freizügige Einsatz langjähriger Stadionverbote auch schon bei kleinen Delikten haben zumindest in den modernen Arenen der 1, Bundesliga dazu geführt, dass Bilder von Blockstürmungen und Massenschlägereien auf den Rängen sehr selten geworden sind. Die offiziellen Statistiken sprechen daher auch eine deutliche Sprache: „Der Hooliganismus ist ein Auslaufmodell, er hat sich überholt" , sagt der renommierte Fanforscher Gunter A. Pilz von der Universität Hannover; Die Faktenstützen Pilz: Zumindest in den Bundesligastadien werden die gewaltsuchenden Fans der Kategorie C nur noch sehr selten auffällig. Pilz schätzt die Anzahl der Hooligans in Deutschland inzwischen auf unter 3000, in den neunziger Jahren bezifferte er sie noch auf 4000 bis 6000. Etwa ein Prozent aller deutschen Fans sucht beim Fußball die Gewalt. Neun Prozent, die Fans der Kategorie B, nehmen sie in Kauf. Der Groß- teil, die A-Fans, konzentriert sich ausschließlich auf den Fuß'- ball. Größere Probleme gibt es derzeit noch in den neuen Bundesländern. Hierbei handelt sich allerdings nicht um typische Hooligans! sondern um eine Mischung von Rechtsradikalen und Verlierern der Nachwendezeit, die in gewaltsamen Auftritten nach Selbstbewusstsein fahnden. II Wir haben das Problem in den Griff bekommen, weil wir effektiver arbeiten", sagt Andreas Morbach, stellvertretender Leiter der Zentralen Informationsstelle für Sporteinsätze. Die ZIS, dem Landeskriminalamt Düsseldorf angegliedert, gegründet 1992, hat mit ihren zehn Mitarbeitern in der Polizeiarbeit hierzulande die Kommunikation verbessert und bürokratische Umwege verkürzt. So sind die bundesweit 1,1 Millionen Einsatzstunden der Polizei von 1991/92 gegenüber der vergangenen Saison um etwa ein Drittel gesunken. Das Problem In den Griff bekommen? Die Meldungen aus Murr, aus Dortmund, aus Dresden und aus Essen stehen in merkwürdigem Kontrast Zu den Statistiken. Denn offenbar sind die Hooligan -Gruppen keineswegs in Auflösung begriffen. Kein Verein zeigt das Wiedererstarken so deutlich wie Dynamo Dresden, Viele Wortführer aus der Regionalliga Nord freuten sich am Ende der letzten Saison über den Aufstieg des 1. FC Dynamo in die Zweite Liga, wussten sie doch, dass sie in dieser Saison ein gefährliches Heimspiel weniger zu erleiden haben. 150 Gewaltbereite suchen in Dresden regelmäßig nach Konfrontation, der wohl höchste Wert in Deutschland. Warum? Nach einem jahrzehnt der sportlichen Tristesse, einem Lizenzentzug und wirtschaftlichen Turbulensen hat sich bei den Anhängern ein " Bewusstsein der Benachteiligung" entwickelt, erklärt Bernd Pätzol?, Einsatzleiter des Polizeipräsidiums Dresden, ohne das als Entschuldigung gelten zu lassen. Viele Fans haben das Gefühl, nicht gewollt zusein, ihren Frust äußern sie oft in Krawallen. Vor zwei Jahren lieferten sich 1500 Rowdys nach dem Derby gegen den Dresdner SC eine Straßenschlacht mit der Polizei, in der 40 Beamte verletzt wurden, In dieser Spielzeit, nach dem Pokalspiel gegen den Karlsruher SC, griffen Hooligans, die sich den gelb-schwarzen Schutzmantel überstülpen, die Gästefans an. Der Verein will dies nicht länger dulden. Vereinspräsident Jochen Rudi kündigt an: 11 Wir haben nach dem KSC-Spiel elf, zwölf Fotos veröffentlicht. Diese Leute werden gesucht und gefunden. Sie werden des Stadions verwiesen und bekommen entsprechende Anzeigen. Und wir wollen noch weitergehen und sagen: Sie dürfen sich am Spieltag im Umkreis von einer bestimmten Kilometerzahl nicht dem Rudolf-Harbig-Stadion nähern. Wir lassen uns unseren Ruf nicht von ein paar Chaoten kaputtmachen." Etwa 200 Stadionverbote wurden bereits verhängt, seit dem vergangenen Jahr leistet sich der Verein für 20000 Euro im Jahr ein Fanprojekt. Hinzu kommt laut Dynamo Geschäftsführer Volkmar Köster pro Heimspiel einen hoher sechsstelliger Betrag" für den Sicherheitsdienst. Aus Angst vor Ausschreitungen hatte er 80 professionelle Ordner vor einigen Wochen nach Cottbus geschickt. In der Lausitz wurde mit über 1000 Beamten der größte Polizeieinsatz organisiert, den Brandenburg je erlebt hat. Ein Superlativ, auf den Dynamo alles andere als stolz ist. Die Jugend der an den Dresdner Krawallen beteiligten Hooligans verdeutlicht zudem, dass nach Jahren der Stagnation, in denen die Ultra-Bewegung den Nachwuchs nahezu vollständig rekrutiert hat, eine neue Generation von Hooligans herangewachsen ist. Zwischen 15 und 30 Jahren ist die Mehrheit der Hooligans Hooligans wie Ralf Böttcher. Auf den ersten Blick sieht man Böttcher nicht an, was er in seiner Freizeit treibt. Seinen richtigen Namen möchte er nicht nennen, wie die meisten seiner Kollegen. Ralf Böttcher ist gerne Hooligan, er lebt in Berlin und ist Fan vom BFC Dynamo. Nur Dynamo Dresden und Hansa Rostock scharen in den neuen Bundesländern ähnlich berüchtigte Gruppierungen um sich. Ralf Böttcher ist 24 Jahre alt, ein redseliger, freundlicher Typ, kein von Muskeln aufgeblähter Haudrauf. Sein Gesicht wird nicht permanent von finsteren Blicken gefangen genommen. Zwischen 15 und 30 Jahren sei die Mehrheit der Hooligans alt, das besagen Statistiken der Polizei. Neben Jugendlichen im Alter von 13 bis 18 Jahren, die oft aus sozial benachteiligten Schichten stammen, haben sich die "Alt-Hools" herausgebildet. Sie sind zwischen 18 und teilweise über 40 Jahre alt, kommen auch aus Mittel- und Oberschichten, haben Beruf Und Familie. Ralf Böttcher ist ein erfolgreicher Kickboxer, er hat schon viele Meisterschaften gewonnen. Ein Trainer aus Berlin hat ihn vor einigen Jahren zu einem Hooligan Treffen begleitet. Er sollte abgehärtet werden für die Kämpfe zwischen den Seilen, eine Feuertaufe der besonderen Art. Dass der Großteil der C-Fans aus zerrütteten Familien stammt, rechtsradikal ist und sich von der Gesellschaft benachteiligt fühlt, sei ein Klischee. "Ich wurde nie geschlagen von meinen Eltern, ich hatte eine schöne Kindheit" , sagt Ralf Böttcher. Er hat einen gutbezahlten Beruf. Natürlich seien einige ohne Job und artikulieren ihren Frust über die Gewalt. Etwa zehn Prozent aller Hooligans seien arbeitslos, so schätzen Polizei und Wissenschaftler, gerade in den neuen, strukturschwachen Ländern, doch es gibt auch Ärzte, Anwälte und Ingenieure, die dem "Sport der geballten Fäuste" nach- gehen, sogar Polizisten und Bundeswehr Soldaten beteiligen sich an den Schlägereien. Zehn Prozent der C" Fans haben Abitur, 45 verfügen über die mittlere Reife, 35 über einen Haupt- Schulabschluss, die restlichen zehn Prozent haben die Schule vorzeitig verlassen. 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Kaotic Europaklassespieler Beitrag melden Geschrieben 17. November 2004 Es sei der Adrenalin-Stoß, der Hooligans reizt, die Gewalt als Droge. Die Schlägereien der neuen Generation finden im Wald statt Ralf Böttcher beschreibt es so: "Das ist wie eine neue Liebe. Wenn man im Bauch ein Kribbeln verspürt und die innere Stim - me sagt: Es ist unmöglich, diese Frau anziehend zu finden. Doch das Kribbeln setzt sich durch. Immer. Man braucht es, auch wenn man sich dagegen sträubt." Der amerikanische Journalist Bill Buford, der über mehrere Jahre Hooligans begleitete, stellte bei den Gewalttätern sogar die" Erfahrung absoluten Erfüllt seins" fest. Die Suche nachdem ultimativen Kick, nach dem Adrenalin- Stoß ist dann auch die Klammer zwischen den alten und jungen Hooligans. Und doch haben sich die Akzente merklich verschoben. Denn was einst als heroischer Auftritt schlechthin galt, die gegnerischen Fans aus ihrer Kurve zu vertreiben, vor den Augen vieler Tausender Zuschauer Stärke, Entschlossenheit und Kampfkraft zu demonstrieren, ist heute längst nicht mehr das Maß aller Dinge. Ralf Böttcher sieht das ohnehin ganz nüchtern. Über Hooliganismus sei ein Sport, ein Mannschaftssport. In Stadien schlägt er sich nie, zu groß ist die Polizeipräsenz, zu intensiv werden die Tribünen von modernen Kameras ausgeleuchtet. Die Schlägereien, an denen er sich beteiligt, finden im Wald statt, auf Wiesen, auf Feldern, fern ab großer Menschen an Sammlungen. "Wir wollen keine Unschuldigen treffen" , sagt Ralf Böttcher. Er verurteilt Affekthandlungen. So wie es 1998 in Lens geschehen war; als der Polizist ****** Nivel während der WM in Frankreich von deutschen Fans zum Invaliden geschlagen wurde. "Das waren besoffene Idioten, Fans der Kategorie B, die stupide alles kaputtschlagen. Die schädigen unseren Ruf. Wahre Hooligan-Treffen haben Struktur, sie werden professionell organisiert, ohne Alkohol, Drogen und Waffen", erklärt Ralf Böttcher, "50 gegen 50 zum Beispiel. Wer unten liegt, wird in Ruhe gelassen." Dem Fußball wird dabei nur eine Neben- rolle zugebilligt, er dient als Plattform, die Vereine müssen als Unterscheidungsmerkmal für die rivalisierenden Gruppen her- halten. Manchmal werden sie von Polizisten beobachtet: " Die stehen auf einem Berg, schauen zu und lassen uns in Ruhe. Sie wissen, dass die Gewalt unter uns bleibt.!' Diese neue Variante der Gewalt wirft eine grundsätzliche Frage auf: Wieviel haben die Schlägereien der Jugendgangs noch mit dem Fußball zu tun? Sicherwaren auch früher viele Hooligans mehr am eigenen Faustkampf im Stadtpark interessiert als am Ausgang des Spiels im Stadion. Nicht zufällig verschwanden die Straßenkämpfer oftmals schon eine Viertelstunde vor dem Abpfiff oder warteten auch zwanzig Minuten nach dem Anpfiff des Spiels noch vor den Stadiontoren auf gegnerische Anhänger. Und natürlich war der Fußball schon damals oft nur noch eine windelweiche Begründung für die Lust an der Gewalt. Die Verlagerung der Städtekämpfe auf abgelegene Wiesen jedoch hat eine neue Qualität. Sie kappt endgültig die ohnehin weit hergeholte Verbindung zwischen Vereinstreue und Schlägerei, entlarvt die Gewalt noch deutlicher als Selbstzweck. Fußball war schon früher eine laue Begründung für die? Gewalt Den Funktionären ist diese Verlagerung nicht wirklich unlieb. Weit verbreitet ist in den Vereinen die Ansicht, dass Hooligans, die sich weitab der Stadien prügeln, zumindest keine Unbeteiligten gefährden. Dynamo Dresdens Präsident Jochen Rudi formuliert das so: "Ein Hooligan hat mal zu mir gesagt: ,Wenn wir am Samstaghingehen, wollen wir irgendeinem auf die Nase hauen. Und wir machen das ja nicht im Stadion. Wenn das Spiel fertig ist treffen, wir uns im Großen Garten, tragen das aus und wenn einer am Boden liegt, dann war es das. Der Stärkere hat gewonnen.' Das kann ich zwar nicht verstehen, aber wenn sie das drüben im Großen Garten machen und sich dort freiwillig treffen, kann man ja nicht mal was dagegen haben - so idiotisch das auch ist. "Und auch den normalen Stadionbesuchern könnten die Ausweichstrategien der Hooligans durchaus recht sein. Schließlich waren die Krawalle das beste Argument der Stadionbetreiber und Polizei, die Stadien in Hochsicherheitstrakte umzuwandeln und die Bewegungsfreiheit der Fans stark einzuschränken. Doch in letzter Zeit mehren sich auch im Stadionumfeld wieder die Ausschreitungen, in verschiedenen Städten ist der An- und Abmarsch zum Stadion wieder problematischer geworden. Die Krawalle in Essen zeigen in aller Deutlichkeit, dass auch im Westen der Republik die Fanszenen keineswegs befriedet worden sind, So weit, so ernüchternd. Die wirklichen Probleme könnten der Polizei und den Vereinen allerdings erst ins Haus stehen. Angesichts des vorhandenen Gewaltpotentials in den Fankurven erscheint nämlich die Renaissance der Hooligan-Kultur nicht so abwegig, wie sie gerne dargestellt wird. Denn wer den Aufstieg der Ultra-Gruppen als eine Art Endpunkt in der Entwicklung der Fanblöcke sieht, ignoriert die Tatsache, dass es die Kurven im Laufe der fahrzehnte immer wieder verstanden haben, sich gänzlich neu zu erfinden. Die entschiedene Frage der nächsten Jahre wird daher sein: Wie lange wird das ultra- Credo von der ausschließlich optischen und akustischen Anfeuerung die Bedürfnisse der nachwachsenden Generation nach Action und Selbstinszenierung noch befriedigen können ? Schon jetzt gibt es Anzeichen, dass sich die Grenzen zwischen Ultras und Hooligans demnächst noch stärker verwischen könnten. Nur ein Indiz für neue Formen der Auseinandersetzung ist die wiederentdeckte Mode des Fahnenklaus. Lange aus der Mode, werden seit kurzem wieder verstärkt die Fahnen gegnerischer Gruppen vom Zaun gerissen oder im Faustkampf erbeutet, um sie anschließend stolz im eigenen Block zu präsentieren. Akteure sind meist jüngere Fans mit dem Interesse, sich in der Szene einen Namen zu machen. Die Vermutung liegt nahe, dass künftig auch weitere Grenzen überschritten werden könnten. Das Paradoxe: Die in den Stadien installierte vollständige Überwachung der Fans, die Einschränkung der Bewegungsfreiheit, die zweifellos zur Verdrängung der Gewalt aus den Stadien beigetragen hat, könnte die Wiedergeburt der Gangkultur in den Stadien entscheidend fördern. So wird in den einschlägigen Ultra-Foren schon seit längerer Zeit darüber diskutiert, ob in Zukunft Widerstand gegen Polizisten geleistet wird, die versuchen, Anhänger im Block zu verhaften. Deutlich schimmert hier das ohnehin oft bemühte italienische Vorbild durch. Dort gelten nicht wenige Fankurven bis hinunter in die zweite und dritte Liga inzwischen als weitgehend rechtsfreier Raum, in denen Polizisten keine Autorität besitzen und die allein durch die Ultras kontrolliert werden. Solche und ähnliche Diskussionen werden auch im WM-Organisationskomitee 2006 und in den zuständigen Polizeibehörden genau beobachtet. Und natürlich existieren längst ausführliche Exposes und Sicherheitskonzepte. Denn zu den Albträumen von Politik und OK gehört die Vorstellung, das größte Sportereignis dieses Jahrzehnts in Deutschland könnte durch Ausschreitungen in deutschen Städten und Stadien überschattet werden. Mit aller Macht sollen Szenen wie in Mailand 1990, als deutsche Hooligans die Innenstadt verwüsteten oder 2000, als sich deutsche und englische Schläger auf dem Markt- platz von Charleroi Plastiksitze an die Köpfe warfen, verhindert werden. Ein "Nationales Sicherheitskonzept" soll deshalb alle Eventualitäten berücksichtigen. "Es wird die Sicherheit des Öffentlichen Personenverkehrs ebenso wie den Schutz vor anlassbezogener Kriminalität gewährleisten " , teilte Innenminister Otto Schily im September mit. Natürlich wolle man sich !,freundlich und weltoffen" präsentieren, "aber ,safety first' ist natürlich die oberste Maxime für alle Sicherheitsbehörden in Bund und Länder" .Äußerungen, die Fanvertreter skeptisch registriert haben, steht doch zu befürchten, dass die Abwehrmaßnahmen gegen Hooligans auch und vor allem die ganz normalen Fußballfans treffen werden. Angesichts der drohenden überbordenden Polizeipräsenz während der Weltmeisterschaft fragte das St. Pauli- Fanzine !1 Übersteiger" in Anspielung auf die baldige Präsentation des WM-Maskottchen bei Thomas Gottschalk: !1 Wetten, dass... das neue WM-Maskottchen , Bulli' heißt?", garniert mit der Zeichnung eines Knüppel schwingenden Polizisten. Und in der Tat lassen die Planungen vermuten, dass die W M 2006 trotz aller Kosmetik die Rechte der Anhänger stärker ein- schränken könnte als alle Turniere zuvor. So kursieren in mehreren Ländern, etwa in Hamburg, Gesetzesvorschläge, die es ermöglichen würden, Fußballfans schon beim bloßen Verdacht, er könne eine Straftat begehen, vorbeugend in Gewahrsam zu nehmen. Auch Aufenthalts verbote sollen künftig leichter ausgesprochen werden können als bislang. 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Kaotic Europaklassespieler Beitrag melden Geschrieben 17. November 2004 Treffen solche Maßnahmen ausnahmslos alle Fußballfans, so ist die Wirksamkeit anderer Aktivitäten umstritten. So ruhen viele Hoffnungen der Organisatoren auf dem gänzlich neuentwickelten Ticketsystem, das die herkömmliche Papierkarte durch eine personalisierte Chipkarte ersetzt, die beim Betreten des Stadions durch ein Lesegerät erkannt wird. Entwickler Klaus- Peter Schulenberg ist sich sicher: "Hooligans und andere einschlägige Rowdys werden keinen Zutritt haben.' Viel Optimismus, dem Erfahrungen bei den letzten großen Turnieren entgegen- stehen. Personalisiert waren die Karten schließlich schon bei der Weltmeisterschaft 1998, überprüft wurde an den Stadionkassen jedoch nur eine verschwindende Minderheit. Die Zuschauerzahl von mindestens 50000 Personen ließ eine Einzelprüfung nicht zu. "Die W M 2006 in Deutschland wird krass, sehr krass" Ralf Böttcher freut sich auf das Jahr 2006. Es ist nicht nur das Jahr der Fußball-WM in Deutschland, es sei auch das Jahr der Hooligan-WM. " Das wird krass, sehr krass“, sagt er. Er will keine Angstverbreiten. Sie wollen sich wieder abseits der Stadien treffen, Deutsche gegen Engländer, Deutsche gegen Holländer. "Nicht Verein gegen Verein, sondern Land gegen Land.“ Ralf Böttcher hat bewusst auf die EM in Portugal verzichtet. Er will nicht mehr auffallen, wie die meisten Hooligans, auch aus anderen Nationen. Die Polizeipräsenz hat stark zugenommen. Allein in Deutschland wurden seit 1994 über 2200 Stadionverbote verhängt. Der Ausnahme zustand ist schon lange kein Normalzustand mehr. In Portugal wurden hundert Hooligans fest- genommen, vier Jahre zuvor waren es noch 1000. Früher hat sich Ralf Böttcher im Zwei-Wochen-Rhythmus mit anderen Schlägern getroffen, inzwischen beschränkt er sich auf das Nötigste. Ob man gewaltsuchende Fans 2006 wirklich aufhalten kann? "Einschränken ja. Aufhalten nein. Dafür wird es zu viele Treffs geben. Hooliganismus hat in Deutschland Tradition. Aber in den Stadien wird es friedlich sein. Darauf wird die Polizei schon achten.“~ 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Skeletore der Bush kommt weg Beitrag melden Geschrieben 17. November 2004 sehr intressant, danke für den Post. Mir ist es jedenfalls egal ob sie sich nach dem Spiel im Wald die Schädel einschlagen, hauptsache im Stadion und rundherum bleibt es ruhig. 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Wokinger Weltklassecoach Beitrag melden Geschrieben 18. November 2004 @Kaotic: Quelle: 11Freunde, mit dem Titelthema "Hooligans" der aktuellen Ausgabe. Ziemlich schwach, bzw nix Neues und Aufregendes steht drin, find i. 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Kaotic Europaklassespieler Beitrag melden Geschrieben 18. November 2004 Ja, was willst "neues" schreiben? Bericht ist ganz ok, meiner Meinung nach. 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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