Steffo . Beitrag melden Geschrieben 14. Januar 2004 habe einen interessanten Artikel im Internet gefunden; Die Fans kommen Während Chelseas neuer Besitzer Abramovich seine ganz eigene Variante des Computerspiels Championship Manager spielt, sind die Fans in den kleineren englischen Vereinen dabei, sich Einfluss zu verschaffen. Das Projekt wird von der englischen Regierung unter dem Namen Supporters Direct unterstützt. Nach dem Boom der neunziger Jahre und den damit verbundenen extravaganten und oftmals unverantwortlichen ökonomischen Ausschweifungen sind die harten Realitäten in den englischen Fußball zurückgekehrt. Während der letzten Saisons wurde eine Reihe von Vereinen wie Luton, Wimbledon, Oldham, Leicester, Ipswich, Port Vale, Barnsley, York und Huddersfield vorübergehend unter Geschäftsaufsicht gestellt. Noch 1994 befand sich Oldham in der Premier League, aber jetzt ist der Verein in einem solchen Ausmaß in die Knie gezwungen, dass der langjährige Fan Paul Scholes (von Manchester United) unter die Arme greifen musste, ohne die Gefahr dadurch jedoch vollends abwenden zu können. Glücklicherweise gehört es zu den Seltenheiten, dass Vereine auf Grund wirtschaftlicher Schwierigkeiten den Schlüssel umdrehen müssen. Das letzte Mal geschah dies 1992, als Maidstone und Aldershot aus dem Spielbetrieb ausscheiden mussten. Der Kollaps des Fernsehsenders ITV Digital war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte und damit den englischen Fußball in eine ökonomische Krise warf. Der Traum vom vielen Geld ist geplatzt und hat der ernüchternden Einsicht Platz gemacht, dass das Fernsehen für die Vereine außerhalb der Premier League keine Goldgrube ist. Diese müssen sich vielmehr anderer Mittel bedienen, um in einer mittlerweile hyperkommerziellen Fußballwelt zu überleben. Die Initiative Supporters Direct Die wachsende Kommerzialisierung im englischen Fußball ist an der Politik nicht unbeachtet vorbeigegangen. Vor diesem Hintergrund hat die Regierung im Jahr 2000 die Etablierung von „Supporters Direct“ unterstützt. Zweck dieser Organisation ist es, jenen Fans die notwendige juristische und praktische Hilfe zur Verfügung zu stellen, die an der Leitung ihrer Vereine teilhaben möchten. Hier tritt die Initiative Supporters Direct auf den Plan, indem sie den Fans die Möglichkeit bietet, ihre Kräfte in einem sog. Supporter Trust (einer Art Treuhandschaft) zu vereinen und dadurch Einfluss zu erlangen. Mitbestimmung im Fußball verwirklichen Supporters Direct will drei Ziele umsetzen: ein Supporter Trust muss Einfluss haben, er muss Eigentum durch den Kauf von Aktien erlangen und er muss im Vorstand repräsentiert sein. Um Unterstützung von Supporters Direct erhalten zu können, muss ein Supporter Trust über demokratische Strukturen verfügen, allen zu einem erschwinglichen Preis zugänglich sein, und die Fans in ihrer Gesamtheit repräsentieren. Demokratie ist ein Schlüsselbegriff. Englische Fußballvereine sind traditionell das Eigentum reicher Einzelpersonen gewesen, die das Geschäft leiteten, ohne die Leute zu Rate zu ziehen, die dem Verein durch dick und dünn folgten. Nur in Krisenzeiten, in denen dringend Geld gefunden werden musste, waren die Fans für die Vereine wirklich interessant. Aber sobald diese den Geldbeutel geöffnet hatten und die Spenden geflossen waren, haben sich die Vereine bedankt und ihnen die Tür vor der Nase zugeschlagen. Es ist dieser Misstand, den Supporters Direct beheben will. Das demokratische Moment der Trusts liegt in dem Prinzip von einer Aktie (nomineller Wert: ein Pfund) und einer Stimme pro Mitglied begründet. Es ist folglich unmöglich, sich mehr Einfluss zu erkaufen. Die Fans werden dann an der Wahl der Vorstandsmitglieder beteiligt und müssen den Rechenschaftsbericht des Vorstandes auf den Generalversammlungen annehmen. Zugleich arbeitet man nach einem „not-for-profit“-Prinzip, das sichern soll, dass Einzelpersonen sich nicht durch eine Mitgliedschaft bereichern können. Die Aktivitäten der Trusts sollen ausschließlich der Allgemeinheit zugute kommen, es gibt keine Zinsen, Dividenden oder Bonus für Mitglieder. Sollte ein Trust Konkurs anmelden, wird ein nach Begleichung der Schuld übrig bleibender Betrag für wohltätige Zwecke oder andere Organisationen, die um die Gemeinde bemüht sind, gespendet. Gleichermaßen kommt ein erwirtschafteter Überschuss der Allgemeinheit zugute, d.h. dem Verein und der Gemeinde. Die Interessen der Allgemeinheit Supporters Direct sieht es als eine essentielle Aufgabe, insbesondere für kleinere Vereine, ein konstruktives Verhältnis zwischen Verein, Fans und Gemeinde aufzubauen. Gelingt es, diese drei Parteien zur Zusammenarbeit zu bewegen, sind damit gute Voraussetzungen für ein tragfähiges Fußballgeschäft geschaffen. Von der Theorie in die Praxis Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass es ein langer Weg ist von der Etablierung eines Trusts bis hin zu eigentlichem Einfluss, Eigentum und Repräsentation. Einigen haben sich die Möglichkeiten der Teilhabe bereits nach kurzer Zeit geboten, wohingegen es für andere ein langwieriger und erschöpfender Prozess ist. Es sind unzählige Berichte darüber geschrieben worden, als 1992 Northampton Town der erste Klub wurde, der einen Fan in den Vorstand aufnahm. Der Verein stand vor dem Aus, als ein Gruppe von Anhängern einen Trust etablierten und es in Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden gelang, den Verein zu retten und sich des früheren Besitzer zu entledigen. Anschließend erhielt der Northampton Town Supporters Trust zwei Sitze im Vorstand, in dem auch ein Gemeindevertreter sitzt. Eines der beiden Vorstandsmitglieder, Brian Lomax, ist heute Geschäftsführer von Supporters Direct. Einige Vereine sind dem Beispiel Northamptons gefolgt. In drei Klubs haben die Fans sämtliche Zielsetzungen erreicht und sind heute Besitzer ihres Vereins. Chesterfield aus der 2. Division wurde 2001 von einem Trust übernommen, der wirtschaftliche Probleme des Klubs zum Anlass nahm, 78% der Aktien für 6.240 £ zu erwerben. Der Kauf hat den Klub gerettet, aber es wird immer noch daran gearbeitet, die Schulden abzubauen, die den Zahlungsnotstand ursprünglich verursacht hatten. Doch heute sind die Mitglieder von Chesterfield Football Supporters Society Ltd. ein zentraler Teil des Entscheidungsprozesses geworden. Beispielsweise gab es eine Abstimmung inwiefern man im alten Stadion Saltergate, in dem der Verein über hundert Jahre lang seine Heimspiele ausgetragen hatte, bleiben oder in ein neues Stadion am Stadtrand ziehen sollte. Bei einer Stimmbeteiligung von 82% unter den 2234 Mitgliedern des Trusts stimmten 58% für ein neues Stadion. Es ist das erste Mal, dass Fans Einfluss auf eine Entscheidung von derartiger Bedeutung gehabt haben. Ein Modell macht Schule Erst im März dieses Jahres wurde die Leitung von York City von der York City Supporters‘ Trust übernommen, nachdem der Klub seit Dezember 2002 unter Geschäftsaufsicht gestellt worden war. Damit konnten „The Minstermen“ ihren Platz in der 3. Liga behalten und einen Ausschluss aus der Football League abwenden. Der vorerst letzte Klub, der von einem Trust übernommen wurde, ist Lincoln City in der 3. Liga. Andere Vereine sind auf dem selben Weg. Im Zweitligaklub Brentford sitzen die Fans von Bees United auf drei von sechs Plätzen im Vorstand und im Drittligaklub Carlisle gibt es eine Vereinbarung zwischen den Fans und dem jetzigen Besitzer John Courtenay über den Aufkauf von Aktien. Das Phänomen hat innerhalb des dreijährigen Bestehens von Supporters Direct um sich gegriffen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist bei 56 der 92 Vereine in den vier Profi-Ligen ein Trust etabliert und es werden laufend mehr. Die großen Vereine – Grenze des Erfolgs? Während das Supporters Direct-Modell sich in kleineren Vereinen in den unteren Ligen als nützlich erwiesen hat, ist die Frage immer noch, welche Rolle ein Trust in den großen Vereinen in der Premier League spielen kann? Typischerweise sind es Klubs mit finanziellen Problemen und aufgebrachten Gläubigern gewesen, die von der Einbeziehung der Fans profitiert haben. Dahingegen stehen große Vereine wie Arsenal und Liverpool ja nicht unmittelbar vor einer Krise, obwohl beide an kostspieligen Stadionprojekten arbeiten. Ihre Probleme bestehen in erster Linie darin, dass sie nicht ganz so astronomische Beträge ausgeben können wie Manchester United und Chelsea. Ist die ganze Philosophie von Supporters Direct somit in den großen Klubs unanwendbar? Nicht unbedingt. Das Argument für die eine oder andere Form der Miteinbeziehung der Fans in selbst den größten Vereinen ist ja, dass es sich bei dieser Gruppe um den größten Investor handelt. Ein demokratisch gewählter Fanvertreter im Vorstand würde dazu mitwirken können, viele Konflikte zwischen den Fans und dem Klub zu mildern. Dies wäre in aller Interesse. Schließlich kann kein Verein seine Fans entbehren, so einfach ist das! Von Mikkel Zeuner Englische Vereine mit einem Supporter Trust Premier League: Arsenal, Aston Villa, Fulham, Leeds United, Leicester C., Manchester U., Middlesbrough, Tottenham, Wolverhampton, 1. Division: Bradford, Crystal Palace, Derby, Gillingham, Ipswich, Millwall, Norwich, Reading, Rotherham, Wallsall, Watford, West Ham, West Bromwich 2. Division: Barnsley, Bournemouth, Brentford, Chesterfield, Grimsby, Luton, Notts County, Oldham, Oxford, Peterborough, Plymouth, Port Vale, Queens Park, Sheffield W., Stockport, Swindon, Tranmere, Wrexham 3. Division: Bristol Rovers, Bury, Cambridge, Carlisle, Darlington, Doncaster, Huddersfield, Hull, Kidderminster, Leyton Orient, Lincoln, Mansfield, Northampton, Southend, Swansea, York Quelle: kicker 0 Zitieren Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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