Robert Schörgenhofer - Schiri

Die Spiele werden immer von den jeweiligen Besetzern eingeteilt, sei es im Landesverband, für BL Spiele oder internationale Spiele. Kulturschock ist es keiner. Jede Spielklasse hat ihren eigenen Reiz. Ich pfeife genauso gerne ein Spiel in der Landesliga. Umso weniger ich Unterbrechen muss, umso interessanter ist ein Spiel. Daher achte ich schon drauf, wenn möglich einen Vorteil zu suchen, auch wenn das im Nachhinein betrachtet nicht immer gelingt. Nein. Ich schaue auch nicht die Englische oder Spanische Liga. Anregungen bzw. Verbesserungsvorschläge bekomme ich bei internationalen Spielen von den Beobachtern. Das sind alles ehemalige spitzen FIFA Schiedsrichter. Nein. Hin und wieder bekommt man kleine Gastgeschenke. Trikot, Schal, Wimpel, Kugelschreiber, Anstecknadel, usw. So was wird dann schon gesammelt, wobei vieles in eine große Kiste kommt. Fehlentscheidungen hat es schon immer gegeben und wird es auch in Zukunft geben, auch in Deutschland. Das lässt sich nicht vermeiden. Nur stimmt es, dass es vergangene Saison eklatante Abseitsfehler gegeben hat. Fast in jeder Meisterschaft gibt es eine Phase in der sich die Fehler häufen. Den Grund dafür kennt wohl niemand, sonst hätte man das schon lange beseitigt. Die Nachspielzeit liegt immer im Ermessen des Schiedsrichters, wobei für eine Auswechslung ca. 30 Sekunden und eine Verletzung 1 Minute eingerechnet wird. Wenn der Austausch oder die Verletzung nicht so lange dauert, dann wird weniger eingerechnet. Klar spricht man über Fehlentscheidungen und was man daraus lernen kann. Treffen tut man sich ja zweimal die Woche beim Training im Bundesland. Bei den Schulungen wird dann anhand von Videobeispielen mit allen anderen SR diskutiert. Mein Bruder war 2 Jahre zuvor Schiedsrichter und ich habe ihn 2 – 3 Mal begleitet. Bei einem Spiel habe ich unberechtigt von einem völlig überforderten SR meine einzige Rote Karte bekommen (keine Sperre dafür erhalten!) und mir gedacht, dass kann ich sicher besser. Zudem hat mir nach jedem Wochenende der Fuß weh getan, da man in unteren Klassen immer was auf die Hacken bekommen hat. Zwei Jahre habe ich gespielt und gepfiffen, bis es hieß, wenn man weiterkommen will, dann muss man das Spielen sein lassen. So war das damals. Denke nur, dass es für den Zuschauer uninteressant wird, wenn an der Seitenlinie länger diskutiert wird. Und ich bin mir sicher, dass dann gleich wegen jedem Freistoß einer Video schauen will. Fußball ist mit American Football nicht vergleichbar. Da sind Pausen ja die Regel und die Spielzüge dauern ein paar Sekunden. Würde da schon auch die Vereine in die Pflicht nehmen. Die Bundesliga oder der ÖFB können nur unterstützen. Die gibt es nicht. Jeder Mitgliedsverband der FIFA (UEFA, CAF, usw) hat seine eigenen FIFA Schiedsrichter. Bei der UEFA gibt es mehrere Kategorien. In der Elite sind es 24 Schiedsrichter, dann kommt die Premier Development Kategorie. Da sind 13 Schiedsrichter, inklusive mir. Diese Prozedur gibt es nur in England und wird Europa weit gar nicht gerne gesehen. Ich persönlich halte auch nichts davon einem Spieler zu erklären, warum er für ein Foulspiel Gelb bekommt. Und ich bin mir sicher, dass es einen Spieler auch nicht interessiert und er selber weiß, wofür er Gelb bekommt. Unmöglich zu sagen, da ich gar nicht alle Schiedsrichter kenne. Z.B. südamerikanische SR sieht man ja nur bei Weltmeisterschaften. Vorbild habe ich keines. Highlight war sicher das CL Spiel in Chelsea und das Derby in Kairo vor 75000 Zuschauern. Das schlechteste Spiel war wohl mein erstes 2. Liga Spiel, Vienna – Untersiebenbrunn, nachdem ich 4 Runden pausieren musste. Klar wird in der Halbzeit über das Spiel geredet. Was man in der 2. Halbzeit besser oder anders machen kann, worauf man aufpassen muss. Den Film finde ich ganz gut, zeigt den Fußball von der Schiedsrichterseite, die ja bislang mehr oder weniger Unbekannt war. Ja klar. Finde das auch wichtig. Erst im Nachwuchs und mit 16 Jahren in der Kampfmannschaft. Habe es dann aber mit 19 Jahren sein lassen. Bisher nicht. Dachte beim ersten Mal, dass es sich um den Arbeiter Samariter Bund handelt Natürlich geht das nicht. Meist will sich damit nur jemand wichtig machen. Aber sollte etwas vorgefallen sein, dann wird schon darauf geachtet, dass der SR nicht gleich beim nächsten Spiel dieses Vereines besetzt wird. Damit täte mal wohl beiden keinen Gefallen. Der SR kann im Landesverband Vereine angeben, bei denen er nicht besetzt werden will. Sind dann meist Vereine, bei denen er früher gespielt hat. In der Bundesliga gibt es das nicht. Ob das irgendein SR macht, weiß ich nicht. Ich jedenfalls tue das nicht. Wenn ich das Rückspiel habe, dann schaue ich mir nur an, ob im ersten Spiel was vorgefallen ist, oder frage direkt bei diesem SR nach. Bei großen Turnieren (WM, EM) kann ich es mir vorstellen. Nur muss das System ausgereift sein. Längere Unterbrechungen schaden dem Fußball. Nicht nervöser als sonst. Aber die Anspannung ist sicher größer, weil man bei internationalen Spielen die Spieler nicht kennt und daher nicht weiß, was auf einen zukommt. Bei BL Spielen kann mich eigentlich nichts mehr überraschen. Ich jedenfalls nicht. Mir ist ein volles Stadion viel lieber als ein Spiel vor 2000 Zuschauern. Nicht immer. Denn einerseits hört man wegen des Headsets nur mit einem Ohr und dazu ist man so konzentriert, dass man oft von der Stimmung wenig mitbekommt. Sehe eigentlich keinen Handlungsbedarf. Von der Ausbildung können wir mit den Profis sicher mithalten. Reizvoll wäre die Aufgabe allemal, denn somit könnte man sich voll auf die Schiedsrichterei konzentrieren. Derzeit muss man Beruf und Hobby unter einen Hut bringen. Schwer zu sagen, aber ein Spiel in der Landesliga bleibt mir wohl ewig in Erinnerung. Damals musste ich in einem Derby 4 Spieler ausschließen. Ich war jung und am Anfang meiner Karriere, ließ mir von den alten Spielern nichts gefallen. Eigentlich per Du. Torrichter ist eigentlich nur ein deutscher Begriff. Richtig heißen sie Additional Assistant Referee. Also ein zusätzlicher Helfer für den Schiedsrichter. Und diese sollen, ja müssen sogar dem SR ein Elferfoul anzeigen und auch alles weitere, dass dem SR helfen kann. Die Anzeige erfolgt nicht augenscheinlich, sondern nur durch Kommunikation mit dem Headset. Daher bekommt von Außen auch niemand mit, ob nun der „Torrichter“ oder der SR entschieden hat. Ich selber habe schon einige Spiele mit diesem neuen System gemacht und ich finde es einen Vorteil, weil man ein Augenpaar mehr im Strafraum hat und es zudem die Spieler abschreckt vor Eckstößen und Freistößen zu Halten und zu Klammern. Nein. Wohl nicht machbar. Bräuchte wieder zusätzliche Personen, denn der SR muss ja das Spielgeschehen im Auge behalten und kann nicht immer auf seine Uhr drücken um die Zeit anzuhalten. Interessanter Vorschlag. Wäre sicher eine Überlegung wert. Könnte man durchaus dem IFAB vorschlagen. Chip im Ball, nur wenn es 100% funktioniert. Tests haben bisher gezeigt, dass es nicht so war. Videobeweis klingt zwar gut, aber die Umsetzung ist sicher alles andere als einfach. Bei großen Turnieren (WM, EM) wo ein 4. und 5. Mann draußen sitzt, warum nicht. Nur muss es dann schnell gehen und darf keine lange Diskussion nach sich ziehen. Der Versuch mit den „Torrichtern“ zeigt durchaus Erfolg. Warum also nicht. So nach dem Motto „Mehr Augen, mehr Sehen“! Lieber nicht. Wenn ein Spiel hektisch wird, und der SR in 10 Minuten 3 – 4 Gelbe Karten zu verteilen hat, dann wird die Handhabung der Zeitstrafen eine zusätzliche Belastung. Klar gibt es den. Der ist auch augenscheinlich. Es wird so gut wie gar nicht reklamiert, egal ob die Entscheidung richtig oder falsch ist. Auch wenn BL Vereine International spielen wird nicht kritisiert. Wenn doch, dann gibt’s gleich mal Gelb. Ja. Problematisch wird es nur, wenn Spieler übertriebene Gestiken anwenden, dann hat der SR keine andere Möglichkeit mehr und muss handeln. Hier erkennt man auch ob ein Spieler was im Kopf hat oder nicht. Natürlich gibt es auch bei uns Sanktionen. Nach einer negativen Leistung (ab Note 3,5) bekommt der SR eine Pause von 4 Runden. Es gibt genaue Bewertungskriterien, welcher Fehler welche Note nach sich zieht. Ein Abseitstor z.B. wird sehr selten dem SR sondern dem Assistenten angelastet. Der übrigens schon mit der Note 3 eine Pause verordnet bekommt. Gute Frage. Gegen Kritik habe ich ja nichts einzuwenden. Meistens gebe ich ja einen Kommentar dazu ab, oder schreibe dem Betreffenden ein Mail und zeige ihm meine Sicht der Dinge. Nur Beleidigungen werden sofort gelöscht. Wenn ich eine Entscheidung getroffen habe, dann ist sie für mich in dem Moment ja richtig. Der Fehler stellt sich ja erst nach dem Spiel im TV heraus. Von daher gibt es kein kompensieren. Hin und wieder denkt man sich, dass ein Einwurf verkehrt war, weil der Assistent zu früh in eine Richtung gezeigt hat, aber darüber denke ich keine Sekunde nach und wird auch nicht ausgeglichen. Es gibt klare Richtlinien, z.B. Trikot über den Kopf und auf Absperrungen klettern. Das sind eigentlich die zwei Hauptgründe, warum es Gelb gibt. Gelb für übertriebenen Torjubel liegt nur dann im Ermessen des SR, wenn der Spieler durch seinen Jubel wirklich Zeit vergeudet. Religiöse Gesten sind nicht verboten. Nur das Zeigen von Unterziehleibchen mit religiösen Botschaften ist nicht erlaubt. Dafür bekommt man aber auch nicht Gelb, sondern wird bei die der jeweiligen Instanz angezeigt. Ich würde mich nie als arrogant bezeichnen. Daher verwundert mich es immer wieder, wenn so was in der Öffentlichkeit gesagt wird. Vielleicht kommt es daher, dass ich mich auf dem Platz in keine Diskussionen mit den Spielern einlasse. Es würde auch nichts bringen, die Entscheidung wurde getroffen und nur weil der Spieler meint es wäre nicht gerecht, nehme ich sie nicht zurück. Daher wird wahrscheinlich vielen SR ein arrogantes Auftreten nachgesagt, was in Wirklichkeit nicht stimmt. Arroganz und Respekt passen für mich nicht zusammen. Ausstrahlung, Persönlichkeit und richtige Entscheidungen bringen den nötigen Respekt. Ändern kann ich es in der Tat nicht mehr. Aber so eine Fehlentscheidung wie ein falscher Strafstoß kann schon ein oder zwei schlaflose Nächte mit sich bringen. Besonders dann, wenn der Fehler spielentscheidend war. Da überlegt man sich dann immer, wie man es auf dem Feld gesehen hat und warum man dann so entschieden hat. Es gibt aber auch Fehler, die hakt man gleich ab, weil man nichts dafür konnte, wenn man z.B. es aus der eigenen Position nicht sehen konnte. In der Steiermark und OÖ ist es auch nicht anders. Da werden die Spiele auch von Einheimischen SR geleitet. Sollten Sympathien vorhanden sein, dann müssen diese 90 Minuten hintenan gestellt werden. Ist auch nicht anders, als wie, wenn man gegen den eigenen Bruder spielt, was auch hin und wieder vorkommt. Da zieht dann der Spieler über 90 Minuten auch nicht zurück. Klar gibt es Regeln wo man sich denkt, wer hat diese denn erfunden!? Aber so sind sie nun mal und ich als SR, sowie die Spieler müssen sich daran halten. Ich frage mich sowieso immer, warum muss sich ein Spieler nach dem Tor das Trikot ausziehen, wenn er dafür Gelb bekommt? Diese Regelung wurde von der UEFA im Zuge „gegen Rassismus“ in die Welt gesetzt und gilt europaweit. Ich selber habe bisher nie davon Gebrauch machen müssen. Italien hat ja bekanntlich ein großes Problem mit Rassismus. Die genaue Vorgehensweise schaut so aus, dass beim ersten Anzeichen von Rassismus der SR eine Stadiondurchsage veranlasst, zeigt das keine Wirkung und es wiederholt sich, dann wird das Spiel für 10 Minuten unterbrochen und im Wiederholungsfall abgebrochen. Für sinnvoll halte ich diese Regelung auf alle Fälle. Für die Weiterentwicklung eines SR kann es nur ein Vorteil sein. Damit auch die Verbände zustimmen, sollte es sich wohl um gleichwertige Ligen handeln. Denn für einen Austausch mit Deutschland wäre hier jeder begeistert, in Deutschland sieht das wohl anders aus. Zu beginn der Karriere sollte man so viele Erfahrungen wie möglich sammeln. Dazu ist es notwendig mit anderen SR Spiele zu leiten. In der BL bin ich für eingespielte Teams. Man kennt sich, denn oft sagt die Körpersprache mehr als alles andere. Und wenn man sich gut kennt, dann weiß der andere gleich was man meint und will. Kann nur Vorteile haben. Für seinen Ruf ist der Betreffende selber verantwortlich und der kommt meist auch nicht von ungefähr. Aber kein SR gibt wegen nichts eine Gelbe Karte, schließlich stehen wir ja auch unter Beobachtung. Bei mir fängt jeder Spieler mit Null an, egal was die Spiele davor war. Und wenn ich weiß, dass ein Spieler ein Problem machen könnte, dann macht man beim ersten Anzeichen im vorbei gehen eine Anmerkung. Wenn er es kapiert, dann ist es gut, wenn nicht, dann bleibt mir keine andere Wahl als von den Karten Gebrauch zu machen. Das Regelwerk ist weltweit das Selbe. Es gibt nur ein paar unterschiedliche Erläuterungen dazu. Das in England anders gespielt und gepfiffen wird (z.B. Kopfball Duelle) ist kein Geheimnis. Dies gilt jedoch nicht als Richtwert für andere Ligen. Wenn nur die Aktionen geahndet werden, bei denen der Ball im Spiel ist, dann wäre Abseits davon wahrscheinlich Mord und Totschlag angesagt. Das kann es natürlich nicht sein. Eigentlich nicht. Bei Spielen im Landesverband wird man dann ab und zu gefragt wie es im Ausland war. Meist ärgere ich mich dann, anstatt innerlich zu Lachen. Denn oft ist es so, dass Spieler das leere Tor nicht treffen und dann im nach hinein über eine Fehlentscheidung des SR diskutiert wird. Somit macht eine vergebene 100%ige Chance dem SR das Leben eher schwerer, denn meist redet man bei einem deutlichen Ergebnis nicht über SR Entscheidungen. Selten, da wenig Freizeit übrig bleibt und ich die gerne anders verbringe. Russland wird die WM sicher einen Aufschwung in der Infrastruktur bringen. Wird auch für den „normalen Fan“ erschwinglich sein. Katar selber wird wohl etwas exotisch werden. Wobei die Stadien ja gigantisch werden sollen. Und die Idee, diese nach der WM an Entwicklungsländer abzugeben, finde ich sehr gut. Um live dabei zu sein muss man wohl etwas tiefer in die Tasche greifen.